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Erstes bis viertes Bändchen
Achtes Kapitel.
Wie der Großmeister in den Alcazar von Sevilla einzog, wo ihn der König Don Pedro erwartete

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Der Großmeister rückte in der That, wie Mothril gesagt hatte, gegen Sevilla heran; er erreichte die Thore gegen Mittag, nämlich mitten in der stärksten Hitze des Tages.

Die Reiter, welche sein Gefolge bildeten, Mauren und Christen, waren mit Staub überzogen, und der Schweiß badete die Flanken der Maulthiere und Pferde. Der Großmeister warf einen Blick aus die Mauern der Stadt, die er mit Soldaten und Volk bedeckt zu sehen glaubte, wie dies an festlichen Tagen Gewohnheit ist; doch er sah nichts als Schildwachen, die man auch an anderen Tagen hier zu sehen pflegte.

»Soll ich den König benachrichtigen?« fragte einer der Officiere von Don Federigo, der, wenn es der Prinz befehlen würde, voran zu reiten sich anschickte.

»Beunruhigt Euch nicht,« erwiderte Don Federigo mit einem traurigen Lächeln, »der Maure ist voraus gereist und mein Bruder ist benachrichtigt. Wißt Ihr übrigens nicht,« fügte er mit einem bitteren Tone bei, »wißt Ihr nicht, daß Turniere und Feste bei Gelegenheit meiner Ankunft in Sevilla stattfinden?«

Die Spanier schauten erstaunt umher, denn nichts deutete die versprochenen Turniere und die befohlenen Feste an. Es war im Gegentheil Alles düster und traurig; sie befragten die Mauren, doch die Mauren antworteten nicht.

Sie zogen in die Stadt ein; Thüren und Fenster waren geschlossen, wie es in Spanien zur Zelt der großen Hitze Gewohnheit ist: man sah in den Straßen weder Volk, noch Vorbereitungen, und man hörte kein anderes Geräusch, als das der Thüren, welche sich öffneten, um irgend, einen säumigen Schläfer durchzulassen, der, ehe er seine Siesta machte, gern wissen wollte, wer diese Truppe von Reitern wäre, welche in die Stadt zu einer Stunde einzogen, wo in Spanien selbst die Mauren, die Kinder der Sonne, den Schatten der Wilder oder die Frische des Flusses suchen.

Die christlichen Reiter marschirten voran; um das Doppelte zahlreicher, denn mehrere Truppen hatten sich nach und nach der ersten angeschlossen, bildeten die Mauren die Nachhut. Don Federigo betrachtete mit forschendem Blick alle diese Manoeuvres; die Stadt, die er lebendig und freudig zu sehen erwartete und im Gegentheil düster und schweigsam wie ein Grab fand, hatte schon in seinem Herzen furchtbaren Argwohn erregt.

Ein Officier ritt nahe zu ihm heran, neigte sich an sein Ohr und sprach:

»Hoher Herr, habt Ihr bemerkt, daß man hinter uns das Thor geschlossen, durch welches wir eingeritten sind?«

Der Großmeister antwortete nicht, man ritt weiter und erblickte bald den Alcazar. Mothril wartete vor der Thüre mit einigen Officieren von Don Pedro. Sie hatten wohlwollende Gesichter.

Die so ungeduldig erwartete Truppe zog alsbald in die Höfe des Alcazar ein, dessen Thore sich, wie die der Stadt, sogleich hinter ihr schloßen.

Mothril folgte dem Prinzen mit allen Zeichen der tiefsten Ehrfurcht. In dem Augenblick, wo er abstieg, näherte er sich ihm und sagte: »Ihr wißt, Hoheit, daß es nicht gebräuchlich ist, mit Waffen in den Palast einzutreten. Soll ich Euer Schwert in Eure Wohnung tragen lassen?«

Der so lange zurückgehaltene Zorn von Don Federigo schien nur diese Gelegenheit abzuwarten, um loszubrechen,

»Sklave!« sprach er, »hat Dich die Knechtschaft so verdumpft, daß Du Deine Fürsten nicht mehr zu erkennen und Deine Herren nicht mehr zu achten weißt? Seit wann hat der Großmeister von San Jago von Calatrava, der das Recht hat, behelmt und bespornt in die Kirchen einzutreten und ganz bewaffnet mit Gott zu sprechen, nicht mehr das Recht, bewaffnet in den Palast einzutreten und den Degen in der Scheide mit seinem Bruder zu reden?«

Mothril hörte mit Ehrfurcht, beugte das Haupt in Demuth und erwiderte:

»Eure Hoheit hat die Wahrheit gesprochen, und Euer untertäniger Diener vergaß, nicht daß Ihr Prinz, sondern daß Ihr Großmeister des Ordens von Calatrava seid. Alle diese Vorrechte sind christliche Gewohnheiten und man darf sich nicht wundern, wenn ein armer Ungläubiger, wie ich, sie nicht kennt oder vergißt.«

In diesem Augenblick näherte sich ein anderer Officier Don Federigo.

»Ist es wahr, Hoheit,« fragte er, »habt Ihr befohlen, daß wir Euch verlassen sollen?«

»Wer hat das gesagt?« entgegnete der Großmeister.

»Eine von den Wachen am Thore.«

»Und was habt Ihr darauf geantwortet?«

»Wir hätten nur Befehle von unserem Herrn Don Federigo zu empfangen.«

Der Prinz zögerte einen Augenblick; er sah sich jung, er fühlte sich kräftig, er wußte sich muthig: er war endlich hinreichend umgeben, um eine lange Vertheidigung zu unternehmen.

»Hoheit,« fuhr der Officier fort, als er sah, daß sein Herr mit sich zu Rathe ging, »sprecht ein Wort, macht eine Geberde, und wir ziehen Euch aus dem Hinterhalt, in den Ihr gerathen seid; wir sind hier zu Dreißig, die die Lanze, den Dolch und das Schwert führen.«

Don Federigo schaute Mothril an; er gewahrte ein Lächeln aus seinen Lippen und folgte der Richtung seines Blickes. Auf den Terrassen, die den Hof um gaben, sah man Bogenschützen und Armbrustschützen, den Bogen oder die Armbrust in der Hand.

»Ich würde diese braven Leute erwürgen lassen,« sagte Don Federigo zu sich selbst; »nein, da es aus mich allein abgesehen ist, will ich auch allein eintreten.«

Der Großmeister wandte sich ruhig und fest gegen seine Gefährten um und sprach:

»Zieht Euch zurück, meine Freunde; ich bin in dem Palaste meines Bruders und meines Königs; der Verrath wohnt nicht an solcher Stätte, und wenn ich mich täusche, erinnert Euch, daß man mich vor einem Verrathe gewarnt hat, und daß ich es nicht habe glauben wollen.«

Die Soldaten von Don Federigo verbeugten sich und gingen einer nach dem andern ab. Don Federigo fand sich nun allein mit den Mauren und den Leibwachen des Königs Don Pedro.

»Und nun will ich meinen Bruder sehen,« sagte er, sich gegen Mothril umwendend.

»Hoher Herr, Euer Wunsch wird sogleich erfüllt werden, denn der König erwartet Euch voll Ungeduld,« antwortete der Maure.

Er trat aus die Seite, damit der Prinz die Treppe des Alcazar hinaussteigen konnte.

»Wo ist mein Bruder?« fragte der Großmeister.

»In dem Gemach der Terrasse.« Dies war ein Gemach in der Nähe desjenigen, welches Don Federigo in der Regel bewohnte. Als er vor der Thüre des seinigen vorüberkam, blieb der Großmeister einen Augenblick stehen, und fragte:

»Kann ich nicht in meine Wohnung eintreten und ein wenig ausruhen, ehe ich vor meinem Bruder erscheine?«

»Gnädigster Herr erwiderte Mothril, »wenn Eure Hoheit den König gesehen hat, mag sie ganz nach ihrem Belieben, und so lange es ihr gut dünkt, ausruhen.«

Es entstand nun eine Bewegung unter den Mauren, welche dem Prinzen folgten. Federigo wandte sich um.

»Der Hund . . .« murmelten die Mauren.

Der getreue Alan war in der That, statt den Pferden in den Stall zu folgen, seinem Herrn gefolgt, als hätte er die Gefahr ahnen können, die ihn bedrohte.

»Der Hund gehört mir,« sagte Don Federigo.

Die Mauren traten weniger aus Achtung, als aus Furcht bei Seite, und der Hund lief freudig herbei und stützte seine Pfoten auf die Brust seines Herrn.

»Ja,« sagte dieser, »ich verstehe Dich, und Du hast Recht. Fernando ist todt, Agenor ist fern von hier, und Tu bist der einzige Freund, der mir bleibt.«

»Hoheit,« fragte Mothril mit seinem spöttischen Lächeln, »gehört es auch zu den Privilegien des Großmeisters von San Jago, in die Gemächer des Königs, gefolgt von seinem Hund, einzutreten?«

Eine finstere Wolke zog über die Stirne von Don Federigo hin. Der Maure war nahe bei ihm; Don Federigo hatte die Hand an seinem Dolch; ein schneller Entschluß, eine rasche Bewegung und er war gerächt an diesem frechen, höhnischen Sklaven.

»Nein,« sagte er in seinem Innern, »die Majestät des Königs ist in allen denjenigen, welche ihn umgeben; wir wollen die Majestät des Königs nicht angreifen.«

Er öffnete kalt die Thüre seines Gemaches und hieß den Hund durch ein Zeichen hineingehen.

Der Hund gehorchte, »Erwarte mich hier, Alan,« sagte Don Federigo.

Der Hund legte sich aus eine Löwenhaut nieder, der Großmeister schloß die Thüre. In diesem Augenblick hörte man eine Stimme rufen:

»Mein Bruder, wo ist denn mein Bruder?« Don Federigo erkannte die Stimme des Königs und eilte nach dem Punkte, von dem diese Stimme kam.

Don Pedro verließ so eben das Bad; noch bleich von der schlaflos zugebrachten Nacht, in dumpfem Zorne brütend, heftete er einen strengen Blick auf den jungen Mann, der sich vor ihm niederwarf und sprach:

»Hier bin ich, mein König und Bruder; Ihr habt mich gerufen und hier bin ich. Ich bin in aller Eile gekommen um euch zu sehen und Euch jedes Glück zu wünschen.«

»Wie ist dies Möglich, Großmeister?« erwiderte Don Pedro, »und muß ich mich nicht wundern, daß Eure Worte so wenig mit Euren Handlungen im Einklange stehen? Ihr wünscht mir alles Glück, sagt Ihr, und conspirirt mit meinen Feinden!«

»Sire, ich begreife Euch nicht,« entgegnete Don Federigo ausstehend, denn sobald man ihn anschuldigte, wollte er nicht eine Secunde mehr aus den Knieen bleiben. »Sind diese Worte wirklich an mich gerichtet?«

»Ja, an Euch selbst, Don Federigo, Großmeister von San Jago.«

»Sire, Ihr nennt mich also einen Verräther?«

»Ja! denn Ihr seid ein Verräther,« antwortete Don Pedro.

Der junge Mann erbleichte, bemeisterte sich aber.

»Warum dies, mein König?« fragte er mit einem Ausdruck unendlicher Sanftmuth. »Ich habe Euch nie beleidigt, wenigstens nie mit Willen. Ganz im Gegentheil: bei mehreren Treffen und besonders im Kriege gegen die Mauren, weiche heute Eure Freunde sind, handhabte ich ein Schwert, das sehr schwer für meinen Arm, denn ich war noch so jung.«

»Ja, die Mauren sind meine Freunde!« rief Don Pedro, »und ich mußte meine Freunde wohl unter den Mauren wählen, da ich in meiner Familie nur Feinde fand.«

Don Federigo richtete sich immer stolzer, immer unerschrockener aus, je ungerechter und verletzender die Vorwürfe des Königs wurden.

»Wenn Ihr von meinem Bruder Enrique sprecht,« sagte er, »so habe ich nichts zu erwiedern, und das geht mich nichts an. Mein Bruder Enrique hat sich gegen Euch empört, er hat Unrecht gehabt, denn Ihr seid unser gesetzlicher Herr, sowohl durch das Alter, als durch die Geburt; doch mein Bruder Enrique will König von Castilien sein und man sagt, der Ehrgeiz lasse Alles vergessen; ich bin nicht ehrgeizig und nehme nichts in Anspruch. Ich bin Großmeister von San Jago; wenn Ihr Einen wißt, der würdiger ist, als ich, so bin ich bereit, mein Amt in seine Hände niederzulegen.«

Don Pedro antwortete nicht.

»Ich habe Coimbra von den Mauren erobert und mich darin wie in meinem Eigenthum eingeschlossen. Niemand hat ein Recht auf meine Stadt. Wollt Ihr Coimbra, mein Bruder? es ist ein guter Hafen.«

Don Pedro antwortete eben sowenig.

»Ich habe ein kleines Heer,« fuhr Don Federigo fort. »Doch ich sammelte es unter Eurem Gutheißen. Wollt Ihr meine Soldaten, um Eure Feinde zu bekämpfen?«

Don Pedro schwieg fortwährend.

»Ich besitze kein anderes Gut, als das meiner Mutter, Dona Eleonore von Guzman, und die Schätze, die ich von den Mauren erobert habe. Wollt Ihr mein Geld, mein Bruder?«

»Ich will weder Dein Amt, noch Deine Stadt, noch Deine Soldaten, noch Deinen Schatz,« rief Don Pedro, der bei dem Anblick des ruhigen jungen Mannes nicht mehr länger an sich halten konnte, »ich will Deinen Kopf.«

»Mein Leben gehört Euch, wie alles Uebrige, mein König; ich werde es ebenso wenig vertheidigen, als ich das Uebrige vertheidigt hätte.

Nur frage ich, warum wollt Ihr den Kopf nehmen, wenn das Herz unschuldig ist?«

»Unschuldig!« versetzte Don Pedro. »Kennst Du eine Französin, die sich Blanche von Bourbon nennt?«

»Ich kenne eine Französin, die sich Blanche von Bourbon nennt, und ich achte sie wie meine Königin und wie meine Schwester.«

»Ah! das ist es, was ich sagen wollte,« erwiderte Don Pedro: »Du nimmst Partei für Deine Königin und Deine Schwester, die Feindin Deines Bruders und Deines Königs.«

»Sire,« sprach der Großmeister, »wenn Ihr Feind denjenigen nennt, welchen Ihr beleidigt habt, und der das Andenken an diese Beleidigung in seinem Herzen bewahrt, so ist die Person, von der Ihr sprecht, vielleicht Eure Feindin. Doch bei meiner Seele, man könnte eben sowohl Eure Feindin die Gazelle nennen, die Ihr mit einem Pfeil verwundet, und die mit ihrer Wunde entflieht.«

»Ich nenne meinen Feind Jeden, der meine Städte, zum Aufstand anreizt, und diese Frau hat Teledo zum Aufruhr bewogen. Ich nenne meinen Feind Jeden, der meine Brüder gegen mich bewaffnet, und diese Frau hat gegen mich meinen Bruder, nicht meinen Bruder Enrique den Ehrgeizigen, wie Du ihn so eben nanntest, sondern meinen Bruder Don Federigo, den Heuchler und Blutschänder, bewaffnet.«

»Mein Bruder, ich schwöre Euch . . .«

»Schwöre nicht, Du würdest einen falschen Eid schwören.«

»Mein Bruder . . .«

»Kennst Du dies?« fragte Don Pedro, indem er aus der Waidtasche von Fernando den Brief des Großmeisters zog.

Bei diesem Anblick, der ihm bewies, daß Fernando ermordet worden, bei diesem Beweis, daß seine Liebe in die Hände des Königs gefallen war, fühlte Don Federigo, wie seine Stärke von ihm wich. Er beugte das Knie vor dem König und blieb einen Augenblick das Haupt unter der Last des Unglücks gesenkt, das er vorhersah. Ein Gemurmel des Erstaunens durchlief die Gruppe der Höflinge, welche am Ende der Gallerie standen: vor seinem Bruder aus den Knieen, flehte Federigo offenbar seinen König an; wenn er aber stehle, war er schuldig; sie dachten nicht, er könnte für einen Andern stehen.

»Sire,« sprach Don Federigo, »ich nehme Gott zum Zeugen, daß ich unschuldig an dem bin, was Ihr mir vorwerft.«

»Das wirst Du also Gott sagen,« entgegnete der König: »denn ich, ich glaube es Dir nicht.«

»Mein Tod würde eine Befleckung abwaschen,« erwiderte der Großmeister; »wie wird es aber sein, wenn ich rein von Verbrechen bin?«

»Rein von Verbrechen!« rief der König Don Pedro; »wie nennst Du denn dieses?«

Und vom Zorn fortgerissen, schlug der König seinem Bruder mit dem Brief ins Gesicht, den er an Blanche von Bourbon geschrieben hatte.

»Es ist gut,« sprach Don Federigo und that einen Schritt rückwärts; »tödtet mich, beschimpft mich aber nicht! Ich weiß seit langer Zeit, daß die Menschen feige werden, wenn sie beständig mit Buhlerinnen und Sklaven leben! . . . König, Du bist ein Feiger, denn Du hast einen Gefangenen beschimpft!«

Herbei!« rief Don Pedro, »herbei, meine Wachen! man führe ihn weg und tödte ihn!«

»Einen Augenblick . . .« unterbrach ihn Don Federigo, die Hand gegen seinen Bruder ausstreckend, »so wüthend Du bist, wirst Du doch vor dem, was ich Dir sage, einhalten. Du hast eine unschuldige Frau beargwohnt, Du hast den König von Frankreich beschimpft, indem Du sie beargwohntest, doch Du wirst Gott nicht nach Deinem Wohlgefallen beleidigen. Ich aber will zu Gott beten, ehe Du mich ermordest, ich will eine Stunde, um mich mit meinem höchsten Herrn zu besprechen. Ich bin kein Maure!«

Don Pedro war beinahe wahnsinnig vor Wuth. Doch er hielt an sich, denn er hatte Zuschauer.

»Es ist gut, Du sollst eine Stunde haben,« sagte er; gehe!«

Alle diejenigen, welche dieser Scene beiwohnten, waren vor Furcht in Eis verwandelt. Die Augen des Königs stammten; doch aus denen von Don Federigo sprangen auch Blitze hervor.

»Halte Dich in einer Stunde bereit!« rief Don Pedro in dem Augenblick, wo er das Zimmer verließ.

»Sei unbesorgt, ich werde stets zu früh für Dich sterben, da ich unschuldig bin,« erwiderte der junge Mann.

Er blieb eine Stunde in seinem Gemach eingeschlossen, ohne daß sich Jemand näherte, von Angesicht zu Angesicht mit dem Herrn; dann, als diese Stunde abgelaufen war und die Henker nicht erschienen, trat er in die Gallerie und rief:

»Du läßt mich warten, Senor Don Pedro; die Stunde ist vorbei.«

Die Henker traten ein.

»Welchen Todes soll ich sterben?« fragte der Prinz.

Einer von den Henkern zog sein Schwert.

Federigo untersuchte es, indem er mit dem Finger über die Schneide fuhr.

»Nehmt das meinige,« sagte er. sein Schwert aus der Scheide ziehend, »es schneidet besser.«

Der Soldat nahm das Schwert.

»Wann werdet Ihr bereit sein, Großmeister?« fragte er.

Federigo hieß den Soldaten durch ein Zeichen einen Augenblick warten; dann trat er an einen Tisch, schrieb ein paar Zeilen aus ein Pergament, rollte dieses Pergament zusammen und nahm es zwischen seine Zähne.

»Was bedeutet dieses Pergament?« fragte der Soldat.

»Es ist ein Talisman, der mich unverwundbar macht,« erwiderte Don Federigo; »schlage nun, ich trotze Dir.«

Und der junge Fürst entblößte seinen Hals, hob seine langen Haare oben aus den Kopf und kniete, die Hände gefaltet und ein Lächeln aus den Lippen, nieder.

»Glaubst Du an die Macht dieses Talismans?« fragte ganz leise ein Soldat denjenigen, welcher schlagen sollte.

»Wir werden bald sehen,« erwiderte dieser.

»Schlage!« sprach Don Federigo.

Das Schwert flammte in den Händen des Scharfrichters; ein Blitz sprang aus der Klinge hervor, und mit einem einzigen Streiche gelöst, rollte der Kopf des Großmeisters aus den Boden.

In diesem Augenblick durchdrang ein furchtbares Geheul die Gewölbe des Palastes.

Der König, der an seiner Thüre horchte, entfloh erschrocken. Die Henker stürzten aus dem Gemache fort.

Aus dem Platze blieb nichts mehr, als Blut, ein vom Rumpf getrenntes Haupt und ein Hund, der, nachdem er eine Thüre gesprengt, sich bei diesen traurigen Ueberresten niederlegte.

Der Bastard von Mauléon

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