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01 – 04. Bändchen
VII.
Spielerschwur

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Der Entführungsversuch, so bezweifelbar er auch gewesen war, weil er nicht einmal einen Anfang der Ausführung gehabt hatte, erregte doch auf das Lebhafteste den Zorn und das Interesse der Andern. Was übrigens diesem Ereigniß eine beinahe materielle Wahrscheinlichkeit verlieh, war der Umstand, daß der Sicherheitsausschuß in Erfahrung brachte, seit drei Wochen, oder seit einem Monat sein Emigranten in Menge aus verschiedenen Punkten der Grenze nach Frankreich zurückgekehrt. Es war klar, daß Menschen, welche ihren Kopf wagten, dies nicht ohne eine Absicht thaten, und diese Absicht war ohne allen Zweifel, zur Entführung der königlichen Familie beizutragen.

Aus den Vorschlag des Conventsmitgliedes Osselin war bereits das furchtbare Decret bekannt gemacht worden, das jeden Emigranten, der wieder einen Fuß nach Frankreich gesetzt zu haben überwiesen, jeden Franzosen, der Auswanderungspläne gehabt zu haben überwiesen, jeden Bürger, der bei seiner Flucht oder bei seiner Rückkehr eines Emigrirten oder einen Emigranten unterstützt zu haben, jeden Bürger endlich, der einem Emigrirten eine Zufluchtsstätte gewährt zu haben überwiesen würde, zum Tode verurtheilte.

Dieses furchtbare Gesetz war die Einweihung der Schreckensregierung. Es fehlte nichts mehr, als das Gesetz der Verdächtigen.

Der Chevalier von Maison-Rouge war ein zu thätiger und zu, verwegener Feind, als daß seine Rückkehr nach Paris und seine Erscheinung im Temple nicht die strengsten Maßregeln nach sich gezogen haben sollte. Schärfere Durchsuchungen, als man je vorgenommen, fanden in in einer Menge von verdächtigen Häusern statt. Doch außer der Entdeckung von einigen emigrirten Frauen, welche sich fangen ließen, und ein paar Greisen, die sich nicht die Mühe geben wollten, den Henkern die wenigen Tage, die ihnen blieben, streitig zu machen, hatten die Nachforschungen kein Resultat.

Die Sectionen waren, wie man sich leicht denken kann, einige Tage lang in Folge dieses Ereignisses sehr beschäftigt, und der Secretaire der Section Lepelletier, einer der einflußreichsten von Paris, hatte wenig Zeit, an seine Unbekannte zu denken.

Anfangs, als er die Rue Vieille-Saint-Jacques verließ, beschloß er zu vergessen; er versuchte es auch, dies zu thun, doch es ging, wie sein Freund Lorin gesagt hatte:

»Sobald man denkt, daß man vergessen soll,

Komm, die Erinnerung.«


Maurice hatte indessen nichts gesagt, nichts gestanden. Er hatte in seinem Innern die Einzelheiten dieses Abenteuers verschlossen, welche der Nachforschung seines Freund entgehen konnten. Doch dieser kannte Maurice als eine heitere, offenherzige Natur, er sah ihn jetzt unablässig träumerisch, die Einsamkeit suchend, und vermuthete, wie er sagte, der Schelm Cupido sei hier eingedrungen. Es ist zu bemerken, daß Frankreich unter seinen achtzehn Jahrhunderten der Monarchie wenige so mythologische Jahre gehabt hat, als das Jahr der Gnade 1793.

Der Chevalier war indessen nicht gefangen; Man hörte nicht mehr von ihm sprechen. Ihres Gemahls und ihre Kindes beraubt, begnügte sich die Königin zwischen ihre Tochter und ihrer Schwägerin zu weinen, wenn sie allein war.

Der junge Dauphin begann unter den Händen des Schusters Simon das Märtyrthum, das ihn in zwei Jahren mit seinem Vater und mit seiner Mutter vereinigen sollte Es trat ein Augenblick der Ruhe ein.

Der Vulkan der Montagnards ruhte, ehe er die Girondisten verschlang.

Maurice fühlte das Gewicht dieser Ruhe, wie mag die Schwere der Atmosphäre bei stürmischem Wetter fühlt; er wußte nicht, was er mit einer Muße machen sollte, die ihn ganz und gar der Gluth eines Gefühles preisgab, welches, wenn es auch nicht Liebe war, doch sehr der Liebe glich; er las den Brief wieder, küßte seinen schönen Saphir und beschloß, trotz des Schwures, den er geleistet, einen letzten Versuch zu wagen, der indessen, wie er sich gelobte, der letzte sein sollte.

Es war dem jungen Mann wohl eingefallen, er sollte sich nach der Section des Jardin des Plantes begeben und dort Erkundigungen bei dem Secretaire, seinem Kollegen, einziehen. Doch der erste Gedanke, und wir könnten wohl sagen, der einzige Gedanke, den er gehabt, seine schöne Unbekannte wäre in irgend ein politisches Komplott verwickelt, hielt ihn zurück: der Gedanke, eine Indiskretion von seiner Seite könnte diese reizende Frau auf den Revolutionsplatz führen und diesen Engelskopf auf dem Blutgerüste fallen machen, bewirkte, daß ein gräßlicher Schauer die Adern von Maurice durchlief. Er beschloß also, das Abenteuer allein und ohne irgend eine Kündigung zu versuchen. Sein Plan war übrigens sehr einfach. Die an jeder Thüre angebrachten Listen sollten ihm die ersten Anzeichen geben; Fragen bei den Concierges müssten sodann das Geheimnis vollends aufklären. In seiner Eigenschaft als Secretaire der Rue Lepelletier war er vollkommen befugt, zu fragen.

Uebrigens wußte Maurice den Namen seiner Unbekannten nicht; doch er sollte durch Analogien geführt werden. Ein so reizendes Geschöpf mußte notwendig einen mit ihrer Form im Einklang stehenden Namen haben, den Namen einer Sylphide, einer Fee, eines Engels. Denn bei ihrer Ankunft auf Erden hätte man ihre Erscheinung als die eines erhabenen, übernatürlichen Wesens begrüßen müssen.

Der Name würde ihn also unfehlbar führen.

Maurice zog eine Carmagnole von grobem, braunem Tuch an, setzte eine rothe Festtagsmütze auf und trat seine Forschungsreise an, ohne Jemand davon in Kenntniß zu setzen.

Er hielt in der Hand einen von jenen Knüppeln, die man eine Constitution nannte, eine Waffe, welche, von seiner Faust geführt, den Werth einer Herkuleskeule hatte. In seiner Tasche trug er seine Bestallung als Secretaire der Section Lepelletier mit sich. Dadurch warm also zu gleicher Zeit seine körperliche Sicherheit und seine moralische Gewährschaft gegeben. Er fing damit an, daß abermals die Rue Saint-Victor und die Rue Vieille-Saint-Jacques durchlief, und bei dem Scheine des abnehmenden Tages alle die Namen las, welche mit einer mehr oder minder geübten Hand auf die Füllung jeder Thüre geschrieben waren.

Maurice war bei seinem hundertsten Hause und schlich bei seiner hundertsten Liste, ohne daß ihn etwas hätte glauben machen können, er wäre entfernt auf der Spur seiner Unbekannten, die er nur unter der Bedingung erkennen wollte, daß sich seinen Augen ein Name, in der Art dessen, was er geträumt, bieten würde, als ein braver Schuhmacher, der die Ungeduld aus dem Gesichte des Lesers wahrnahm, seine Thüre öffnete, mit seinem ledernen Riem und seiner Pfrieme heraustrat und Maurice über seine Brille anschaute.

»Willst Du Auskunft über die Miethsleute dies Hauses haben, Bürger?« sagte er; »in diesem Fall sprich ich bin bereit, Dir zu antworten.«

»Ich danke, Bürger,« stammelte Maurice, »ich such den Namen eines Freundes.«

»Nenne den Namen, Bürger, ich kenne Jedermann in diesem Quartier; wo wohnte Dein Freund?«

»Er wohnte, wie ich glaube, in der Rue Vieille-Saint-Jacques, doch ich befürchte, er ist ausgezogen.«

»Aber wie hieß er? Ich muß seinen Namen wissen.

Maurice zögerte einen Augenblick; dann sprach er de ersten den besten Namen aus, der sich seinem Gedächtniß bot.

»René,« sagte er.

»Und sein Stand?«

Maurice war umgeben von Lohgerbereien.

»Lohgerbergeselle.«,

»In diesem Fall,« sprach ein Bürger, der stehen geblieben war und Maurice mit einer gewissen Gutherzigkeit anschaute, in welche sich indessen etwas Mißtrauen mischte »in diesem Falle müßte man sich an den Meister wenden.

»Das ist richtig,« sagte der Portier, »das ist ganz richtig; die Meister wissen die Namen ihrer Arbeiter und hier kommt der Bürger Dirmer, der ist Vorsteher einer Gerberei und hat mehr als fünfzig Arbeiter in seinem Geschäft; er kann Dir Auskunft geben.«

Maurice wandte sich um und sah einen guten Handwerksmann von hohem Wuchse, von einem gefälligen Gesichte und einem Reichthum in der Kleidung, der den wohlhabenden Geschäftsmann ankündigte.

»Nur müßte man, wie der Bürger Portier gesagt hat, den Namen dieses Freundes wissen,« fuhr der Handwerksmann fort.

»Ich habe ihn genannt, René.«

»René ist nur ein Taufnamen, und ich frage nach dem Familiennamen.«

»Meiner Treue,« versetzte Maurice, den dieses Verhör ungeduldig zu machen anfing, »den Familiennamen weiß ich nicht.«

»Wie!« sprach der Bürger mit einem Lächeln, worin Maurice mehr Ironie, als jener durchscheinen lassen wollte, zu entdecken glaubte, »wie, Bürger, Du weißt den Familiennamen Deines Freundes nicht!«

»Nein!«

»Dann wirst Du ihn wahrscheinlich nicht finden.«

Und der Bürger grüßte höflich, machte ein paar Schritte und trat in ein Haus der Rue Vieille-Saint-Jacques.

«Allerdings, wenn Du seinen Familiennamen nicht weißt . . .« sagte der Portier.

»Nein, ich weiß ihn nicht!« versetzte Maurice, dem es um eine Gelegenheit zu haben, seine schlimme Laune überströmen zu lassen, nicht unangenehm gewesen wäre, wenn man Händel mit ihm gesucht hätte, und der, es ist nicht zu leugnen, nicht weit davon entfernt war, selbst Streit zu suchen, «und was hernach?«

»Nichts, Bürger, gar nichts; nur da Du den Namen Deines Freundes nicht weißt, ist es, wie Dir der Bürger Dirmer gesagt hat, wahrscheinlich, daß Du ihn nicht finden wirst.«

Und der Bürger Portier kehrte, die Achseln zuckend in seine Loge zurück.

Maurice hatte gute Lust, den Bürger Portier durchzuprügeln, doch dieser war alt und seine Schwäche rettete ihn. Zwanzig Jahre weniger und Maurice hätte das schmähliche Schauspiel der Gleichheit vor dem Gesetze, aber die Ungleichheit vor der Kraft gegeben.

Der Tag neigte sich überdies und Maurice hatte nur noch einige Minuten Licht.

Er benutzte es, um in das erste Gäßchen und da, in das zweite einzudringen; er prüfte jede Thüre, untersuchte jeden Winkel, er schaute über jeden Zaun, er hob sich über jede Mauer, warf einen Blick in das Innere jedes Gitters, durch jedes Schlüsselloch, klopfte endlich, einige verlassene Magazine, ohne Antwort zu erhalte und verbrauchte beinahe zwei Stunden in dieser fruchtlosen Nachforschung.

Es schlug neun Uhr Abends. Es war völlig Nacht geworden; man hörte kein Geräusch, man bemerkte keine Bewegung mehr in diesem öden Quartier, aus dem das Leben sich mit dem Tag zurückgezogen zu haben schien.

Voll Verzweiflung war Maurice im Begriff, ebenfalls auf seinen Rückzug zu denken, als er plötzlich bei der Biegung eines schmalen Ganges Licht glänzen sah. Er wagte sich sogleich in diesen düsteren Gang, ohne zu bemerken, daß in demselben Augenblick, wo er eindrang, ein neugieriger Kopf, der seit einer Viertelstunde aus einer Baumgruppe, welche die Mauer überragte, allen seine Bewegungen folgte, hastig hinter eben dieser Mauer verschwand. Einige Secunden, nachdem der Kopf verschwunden war, warfen sich drei Männer, die aus einer kleinen in derselben Mauer angebrachten Thüre hervorkamen, in den Gang, in welchem sich Maurice verloren hatte, während zu größerer Vorsicht ein Vierter die Thüre diese Ganges schloß.

Maurice fand am Ende des Ganges einen Hof: auf der andern Seite dieses Hofes glänzte das Licht. Er klopfte an die Thüre eines armseligen, einsamen Hauses; doch bei dem ersten Schlag, den er that, erlosch das Licht.

Maurice verdoppelte sein Klopfen, doch Niemand antwortete; er sah, daß man entschlossen war, nicht zu antworten; er begriff, daß er hier seine Zeit unnütz verlieren würde, durchschritt den Hof und kehrte unter den Gang zurück.

Zu gleicher Zeit drehte sich die Thüre des Hauses sachte auf ihren Angeln, drei Männer traten hervor und ein Pfiff machte sich hörbar.

Maurice wandte sich um und sah drei Schatten in der Entfernung von zwei Längen seines Stockes.

In der Finsterniß, bei dem Scheine des Lichtes, das für für die Augen besteht, welche seit langer Zeit an die Dunkelheit gewöhnt sind, schimmerten drei Klingen mit selben Reflexen.

Maurice begriff, daß er abgeschnitten war. Er wollte mit seinem Stocke ein Rad schlagen, doch der Gang war so eng, daß sein Stock die beiden Mauern berührte. In demselben Augenblick betäubte ihn ein heftiger Schlag aus den Kopf. Es war ein unvorhergesehener Angriff, den die vier Männer machten, welche aus der kleinen Thüre der Mauer hervorkamen, Sieben Männer warfen sich zu gleicher Zeit auf Maurice, schlugen ihn trotz seines verzweifelten Widerstandes nieder, umwickeln seine Hände mit Stricken und verbanden ihm die Augen.

Maurice hatte keinen Schrei ausgestoßen, nicht um Hilfe gerufen. Die Kraft und der Muth wollen immer sich selbst genügen und scheinen sich einer fremden Hilfe zu schämen,

Hätte Maurice aber auch gerufen, so wäre doch in diesem öden Quartiere Niemand gekommen. . Maurice wurde also gebunden und geknebelt, ohne daß er eine Klage von sich gab.

Er hatte sich überlegt, daß wenn man ihm die Augen verband, dies nicht geschah, um ihn sogleich zu tödten. In dem Alter von Maurice ist jede Frist eine Hoffnung.

Er sammelte daher seine ganze Geistesgegenwart und harrte der Dinge, die da kommen sollten.

»Wer bist Du?« fragte eine noch von dem Kampf aufgeregte Stimme.

»Ich bin ein Mann, den man ermordet,« antwortete Maurice.

»Mehr noch, Du bist ein todter Mann, wenn Du laut sprichst, wenn Du rufst oder schreist.«

»Wenn ich hätte schreien wollen, so würde ich nicht bis jetzt gewartet haben.«

»Und Du bist bereit, meine Fragen zu beantworten?«

»Frage zuerst, und ich werde dann sehen, ob ich antworte.«

»Wer schickt Dich?«

»Niemand.«

»Du kommst also aus eigenem Antrieb?«

»Ja.«

»Du lügst.«

Maurice machte eine furchtbare Bewegung, um sei Hände zu befreien: die Sache war unmöglich.

»Ich lüge nicht,« sagte er.

»In jedem Fall, magst Du aus eigenem Antrieb kommen oder geschickt sein, bist Du ein Spion.«

»Und Ihr seid Feige!«

»Feige, wir!«

»Ja, Ihr seid sieben oder acht gegen einen geknebelten Mann, und Ihr beleidigt diesen Mann. Feige! Feig! Feige!«

Die Heftigkeit von Maurice schien seine Gegner statt sie zum Zorne zu reizen, vielmehr zu beschwichtigen. Gerade in seiner Heftigkeit lag der Beweis, daß dieser junge Mann nicht war, was man ihm zum Vorwurf machte; ein wahrer Spion hätte gezittert und um Gnade gebeten.

»Es ist dies keine Beleidigung,« sprach eine andere Stimme, die zwar sanfter, aber zugleich gebieterisch klang, als jede von denen, welche sich hörbar gemacht hatten.« »In diesen Zeitläuften kann man Spion sein, ohne unehrlich zu sein. Nur wagt man dabei sein Leben.«

»Seien Sie willkommen, Sie, der Sie dieses Wort gesprochen, ich werde redlich darauf antworten.«

»Was wollten Sie in diesem Quartier machen?«

»Ich suchte eine Frau.«

Ein Gemurmel der Ungläubigkeit empfing diese Entschuldigung. Dieses Gemurmel nahm immer mehr zu und wurde ein Sturm.

»Du lügst,« versetzte dieselbe Stimme. »Es gibt hier keine Frau, und wir wissen, was wir mit Frau sagen; es gibt keine Frau in diesem Quartier zu verfolgen. Gestehe Dein Vorhaben, oder Du wirst sterben.«

»Geht doch,« sprach Maurice, »Ihr werdet mich nicht tödten, wenn Ihr nicht wahre Räuber seid.«

Nach diesen Worten machte Maurice eine zweite, noch heftigere und unerwartetere Anstrengung, als das erste Mal, um seine Hände von dem Stricke zu befreien, mit dem sie umschlungen waren. Doch plötzlich zerriß ihm eine schmerzliche, scharfe Kälte die Brust.

Maurice fuhr unwillkürlich zurück.

»Ah! Du fühlst das,« sagte einer von den Männern. »Und, es gibt noch acht Zoll, ähnlich dem Zoll, mit dem Du Bekanntschaft gemacht hast,«

»So vollendet,« entgegnet Maurice voll Resignation. »Das wird doch wenigstens sogleich vorbei sein.«

»Wer bist Du, sprich?« sagte die sanfte und zugleich gebieterische Stimme.

»Meinen Namen wollt Ihr wissen?«

»Ja, Deinen Namen.«

»Ich bin Maurice Lindey.«

»Wie!« rief eine Stimme, »Maurice Lindey, der Revolutionär . . . . der Patriot! Maurice Lindey, der Secretaire der Section Lepelletier?«

Diese Worte wurden mit so viel Wärme ausgesprochen, daß Maurice einsah, sie seien entscheidend. Daraus antworten hieß auf die eine oder die andere Weise unabänderlich sein Schicksal feststellen.

Maurice war einer Lüge unfähig. Er richtete sich als wahrer Spartaner hoch auf und sprach mit fester Stimme:

»Ja, Maurice Lindey; ja, Maurice Lindey, der Secretaire der Section Lepelletier; ja, Maurice Lindey der Patriot, der Revolutionär, der Jacobiner; Maurice Lindey endlich, dessen schönster Tag der sein wird, wo er für die Freiheit stirbt.«

Eine Todesstille erfolgte aus diese Antwort.

Maurice Lindey bot seine Brust dar und erwartete von einem Augenblick zum andern, die Klinge, deren Spitze er nur gefühlt hatte, würde sich ganz und gar in seine Brust tauchen.

»Ist es wirklich wahr?« fragte nach einigen Secunden eine Stimme, welche eine gewisse Erschütterung verrieth. Höre, junger Mann, lügst Du nicht?«

»Durchsucht meine Taschen,« erwiderte Maurice, »und Ihr werdet meine Bestallung finden. Schaut auf meine Brust, und wenn sie mein Blut nicht verwischt hat, so findet Ihr meine Anfangsbuchstaben, ein M und ein L, auf mein Hemd gestickt,«

Sogleich fühlte sich Maurice durch kräftige Arme von der Erde aufgehoben. Er wurde während eines ziemlich kurzen Raumes getragen und hatte eine erste und dann eine zweite Thüre öffnen. Nur war die zweite schmaler, als die erste, denn die Männer die ihn trugen, konnten kaum durchkommen. Das Gemurmel und das Geflüster dauerte fort.

»Ich bin verloren,« sagte Maurice zu sich selbst, »sie werden mir einen Stein an den Hals hängen und mich in irgend ein Loch der Bièvre werfen.«

Doch nach einem Augenblick fühlte er, daß seine Träger ein paar Stufen hinaufstiegen. Eine lauere Luft traf an sein Gesicht und man legte ihn auf einen Stuhl. Er hörte eine Thüre doppelt schließen. Tritte entfernten sich. Er glaubte wahrzunehmen, daß man ihn allein ließ, horche mit so großer Aufmerksamkeit, als es nur immer ein Mensch thun kann, dessen Leben von einem Wort abhängt, und es kam ihm vor, als hörte er dieselbe Stimme, die sein Ohr bereits durch eine Mischung von Sanftheit und Entschiedenheit berührt hatte, zu den Andern sagen:

»Wir wollen uns berathen.«

Der Chevalier von Maison-Rouge

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