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EINLEITUNG Alex Raack

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Wir trafen uns das erste Mal im Frühjahr 2011. Für ein Interview in der 11FREUNDE-Reihe »Der Fußball, mein Leben und ich« hatte mein Kollege Dirk Gieselmann ein Treffen in einer Kneipe in Berlin-Friedrichshain vereinbart. In einer Kneipe. Mit Uli Borowka. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Die typischen Vorurteile und Unsicherheiten im Umgang mit Alkoholikern. Was ich von Uli Borowka hielt, das wusste ich. Als Fan von Werder Bremen war mir der »Eisenfuß« natürlich ein Begriff. Ein kantiger Verteidiger, der lieber die einfache Grätsche wählte als einen komplizierten Doppelpass. Der den Gegenspielern Angst machte und damit seinen Fans das sichere Gefühl gab, den Härtesten der Harten auf ihrer Seite zu haben. Der Fan in mir wollte genau das hören: Die Kloppergeschichten, die legendären Zweikämpfe mit den Urviechern der achtziger und neunziger Jahre, Heldengeschichten, die nach Schweiß und ein bisschen Blut schmecken. Der Journalist wollte das natürlich auch, aber vor allem den trockenen Alkoholiker kennenlernen, der davon berichtet, wie man sich in der Nacht dem Suff hingeben und am anderen Morgen ein Bundesligaspiel bestreiten kann. Normalerweise sprechen Fußballer nicht über solche Sachen.

Nach dem etwa 90-minütigen Interview waren mein Kollege und ich wie erschlagen. Uns war sofort klar: das eben war kein normales Interview. Keine Aneinanderreihung von nostalgischen Erinnerungen, sondern die Biografie eines Mannes, der so viel Dreck gefressen hat, dass andere wohl dran erstickt wären, und der heute trotzdem mit sich im Reinen ist. So etwas hatte ich noch nie bei einem Gesprächspartner erlebt. Ausgerechnet der brutal coole Haudegen der achtziger Jahre, der vielleicht größte »Bad Boy« der Bundesliga, hatte für uns die Hosen runtergelassen. Ohne sich dabei in Klagen über die Ungerechtigkeit des Lebens zu ergehen oder sich auf peinliche Art und Weise selbst zu geißeln. Auf eine beeindruckend eindringliche Art hatte es Uli Borowka geschafft, uns seine Geschichte nahezubringen.

Die Resonanz auf das Interview war überwältigend. Nicht nur für uns, sondern auch für Uli und seine Frau Claudia. Wildfremde Menschen bedankten sich für die offenen Worte. Viele von ihnen hatten selbst mit der Sucht zu kämpfen. Alkoholismus, das wurde durch dieses Interview mal wieder deutlich, ist das große gesellschaftliche Tabuthema unserer Zeit. Und die Menschen sind dankbar, wenn mal jemand den Mund aufmacht, von seinem eigenen Versagen, aber auch dem erfolgreichen Kampf gegen den Alkohol berichtet – und damit all denen Mut macht, die Mut brauchen.

Deshalb bin ich stolz darauf, dass Ulis Frau Claudia, die ihren Mann von diesem Buch schließlich überzeugte, mir im Spätsommer 2011 den Auftrag gab, Ulis Biografie zu schreiben. Viele Stunden sprachen wir über die Stationen seines Lebens, dass ich sie letztlich in der Ich-Form zu Papier gebracht habe, ist der stilistischen Auswahl geschuldet. Es ist die Geschichte von Uli Borowka, Fußballer und Alkoholiker, aber es ist auch eine Geschichte von Aufstieg, Erfolgen, Abstieg, Niederlagen – und letztlich Zuversicht. Denn das ist Uli: Fleischgewordene Zuversicht und Hoffnung darauf, dass das Leben nicht zwangsläufig beendet sein muss, selbst wenn man das eigene Leben mit Vollgas gegen die Wand gefahren hat.

Uli Borowka - Volle Pulle

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