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III. Karte des Tals von Mexico oder des alten Tenochtitlan

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Es gibt wenige Länder, die ein so mannigfaltiges Interesse einflößen wie das Tal von Tenochtitlan, der Sitz einer alten Kultur mexicanischer Völker. An große Begebenheiten erinnert die Hauptstadt Mexico mit den uralten Monumenten, den der Sonne und dem Mond geheiligten Pyramiden von Teotihuacán, deren Beschreibung man im dritten Buch dieses Werks findet, S. 270ff. Wer die Geschichte der Eroberung liest, folgt gern auf einer Karte dem Marsch und den Positionen der Spanier und der tlaxcaltekischen Armee. Der Geognost [hier mehr der Geograph gemeint] erstaunt über die ungeheure Höhe des mexicanischen Bodens und die sonderbare Gestalt einer Kette von Porphyr- und Basalt-Gebirgen, welche das Tal wie eine zirkeiförmige Mauer einschließen. Er betrachtet dieses ganze Tal als den Boden eines ausgetrockneten Sees. Die fünf Seen Zumpango, San Cristóbal, Tezcoco, Xochimilco und Chalco, einige mit süßem, andere mit salzigem Wasser gefüllt, sind in seinen Augen nichts anderes als die Überreste einer ungeheueren Wassermasse, welche ehemals das ganze Tal von Tenochtitlan bedeckte. Der Hydrotechniker findet in den Arbeiten, welche unternommen worden sind, um die Hauptstadt vor den Gefahren einer Überschwemmung zu sichern, wenn nicht nachahmungswürdige Muster, so doch Gegenstände, die seiner ganzen Aufmerksamkeit wert sind45.

So wichtig auch diese Gegend für den Geschichtsforscher, den Geologen und den Hydrotechniker ist, so war doch bisher noch keine Karte vorhanden, deren Anblick einen richtigen Begriff von der Gestalt dieses merkwürdigen Tals gewährte. Der 1785 in Madrid von López herausgegebene Plan der Gegend von Mexico und ein anderer, der sich im ›Guía de Forasteros de México‹ befindet, sind Kopien eines alten Plans, den Sigüenza im 17. Jahrhundert aufnahm. Diese Skizzen verdienen nicht den Namen von topographischen Karten, denn sie geben weder die jetzige Lage der Hauptstadt noch die Gestalt an, welche die Seen zu Moctezumas Zeiten hatten.

Der Plan von Sigüenza ist nur 7 Zoll, 9,09 Linien lang, und 5 Zoll 10,93 Linien breit. Er führt folgenden Titel: Mapa de las aguas que per el circulo de noventa leguas virenen α la laguna de Tezcuco, delineado por Don Carlos de Sigüenza y Góngora, reimpreso en Mexico con algunas adiciones en 1786, por Don José Alzate. Der Maßstab der Längen und Breiten, welchen Alzate dem alten Plan beigefügt hat, ist um mehr als drei Bogenminuten fehlerhaft. In seiner Angabe der absoluten Lage von Mexico, welche seiner Versicherung nach das Resultat von 21 Beobachtungen von Jupitertrabanten ist und die, wie er glaubt, von der Pariser Akademie der Wissenschaften untersucht und gebilligt worden ist, liegt ein Irrtum von einem ganzen Grad. Und doch haben alle Geographen, welche Karten des mexicanischen Tals herausgaben, den Plan von Alzate kopiert, auf dem folgende Fehler sind:

a) Die Entfernung des feuerspeienden Bergs Popocatépetl vom Dorfe Tisayuca, am nördlichsten Ende des Tals, gibt er zu 1° 1′ in Äquatorialbogen an, statt 0° 53′.

b) Vom Mittelpunkt der Stadt Mexico bis Huehuetoca, wo der Kanal anfängt, 0° 32′, statt 0° 23′.

c) Von Mexico bis Chiconautla 0° 20′, statt 0° 15′.

d) Vom Felsen Peñol de los Baños bis Zumpango 0° 32′, statt 0° 21′.

e) Von Peñol de los Baños bis San Cristóbal 0° 13′, statt 0° 8′.

f) Vom Dorf Tehuiloyuca bis Tezcoco 0° 29′, statt 0° 21′.

Also fehlen 16.000 und 20.000 Meter (8 bis 10.000 Toisen) auf Entfernungen, welche Velázquez im Jahr 1773 durch eine geodätische Operation mit großer Genauigkeit gemessen hatte und die man, vielleicht auf 100 m (50 Toisen), mit völliger Gewißheit kennt. Warum hat Alzate die Dreiecke von Velázquez nicht benutzt, wie Don Luis Martin, Herr Oltmanns und ich es bei Verfertigung unsrer Karte getan haben? In Pachuca selbst habe ich keine astronomischen Beobachtungen angestellt, wohl aber im Real de Morán, dessen Breite größer ist als die von Pachuca. Ich fand Morán 20° 10′ 4″ Breite, da Alzate Pachuca unter 20° 14′ setzt. Die alte Stadt Tula ist auf seiner Karte um fast einen Viertelgrad zu nördlich.

Der Plan, der sich in der ›Guía de México‹ befindet (Mapa de las cercanias de Mexico), hat Herr Mascaró zum Verfasser, er ist nur 5 Zoll 2,06 Linien lang und 3 Zoll 3,33 Linien breit, also zwölfmal kleiner als der unsrige. Man kann ihn als eine Kopie der Pläne von Sigüenza und Alzate ansehen; doch ist auf demselben der nördliche Teil des Tals etwas verengt worden.

Der Gipfel des Popocatépetl ist von Huehuetoca nach Pater Alzate um 1° 14″, nach Mascaró aber um 1° 11′ entfernt: Die richtige Distanz ist 1° 1′. Diese fand ich, indem ich mittels der Dreiecke von Velázquez, Huehuetoca an Peñol de los Baños und dieser mittels meiner astronomischen Beobachtungen und Azimute an den Popocatépetl und an die Pyramide von Cholula knüpfte.

Es gibt Karten, auf welchen die Seen von Mexico ihren Ausfluß nicht nach Nordost in den mexicanischen Meerbusen, sondern, was vollkommen falsch ist, nach Nordwesten in die Südsee haben. Diesen Irrtum findet man unter andern auf der Karte von Nordamerika, welche der königlich großbritannische Geograph Bower in London herausgegeben hat.

Seit meiner Ankunft in Mexico 1803 dachte ich daran, eine Karte des Tals von Tenochtitlan zu entwerfen. Ich wollte durch astronomische Beobachtungen die Grenzen dieses länglich runden Tals bestimmen. Überdem hatte ich auf dem Turm des Doms von Mexico und den Porphyrhügeln Chapoltepec und Peñol de los Baños, in Venta de Chalca, auf der Spitze des Berges Chicle, in Huehuetoca und in Tissayuca eine große Menge Positionswinkel genommen. Durch eine besondere hypsometrische Methode, nämlich durch senkrechte Basen, Höhenwinkel und Azimute, hatte ich die Lage der beiden Vulkane zwischen Puebla und Mexico und des Pics von Ajusco bestimmt. Die Kürze der Zeit, die ich auf diese Arbeit wenden konnte, verstattete mir nicht, die vielen indianischen Dörfer aufzunehmen, welche am Ufer der Seen liegen. Mein Hauptzweck war, so genau wie möglich die Gestalt des Tals zu bestimmen, um eine physikalische Karte von einem Lande zustande zu bringen, in welchem ich mit dem Barometer eine große Menge Höhen gemessen hatte.

Ein günstiger Umstand setzte mich in den Stand, eine auf genaue Materialien sich gründende topographische Karte zu liefern. Don José María Fagoaga, ein Mexicaner, der, was in allen Ländern selten ist, mit einem großen Reichtum Eifer für die Wissenschaften verbindet, schenkte mir bei meiner Abreise als ein Andenken an sein Vaterland den Plan des Tals. Er ließ durch einen meiner Freunde, Don Louis Martin, einen gelehrten Mineralogen und geschickten Ingenieur, nach den geodätischen Operationen, welche in verschiedenen Zeiten bei Gelegenheit der Eröffnung der Kanäle von Tezcoco, von San Cristóbal und Zumpango vorgenommen worden waren, eine Karte zeichnen. Außer diesen Materialien benutzte Herr Martin einen Teil meiner Arbeit, nämlich die astronomischen Beobachtungen, welche ich an den äußersten Enden des Tals gemacht hatte. Aus Liebe zur Geognosie [= Geographie] hatte er das Land mehrmals selbst bereist, und so sah er sich imstande, mit vieler Wahrheit die Gestalt und relative Höhe der Berge anzugeben, welche das Tal von Mexico von den Tälern von Toluca, Gula, Puebla und Cuernavaca scheiden.

So erhielt ich durch die Gefälligkeit des Herrn Fagoaga eine interessante Karte, die jedoch von der in meinem Atlas auffallend verschieden ist. Nachdem ich nämlich jene genauer untersucht, nachdem ich sie teils mit den Dreiecken von Velázquez, deren Verzeichnis ich handschriftlich besitze, teils mit meinen eigenen astronomischen Beobachtungen verglichen, fand ich, daß die östliche Küste des Sees von Tezcoco und der ganze nördliche Teil des Tals große Änderungen erheischten. Herr Martín selbst hielt seinen Entwurf für mangelhaft, und ihm selbst wird es nicht unlieb sein, daß ich Herrn Oltmanns bewogen habe, nach allen von mir mitgebrachten Materialien unter seinen Augen eine neue Karte dieses Tals zeichnen zu lassen. Jeder einzelne Punkt derselben ist untersucht worden; wo die Angaben nicht stimmten, hat man aus denselben das Mittel genommen.

Folgende Tabelle enthält die Dreiecke, welche Velázquez 1773 zwischen dem Peñol de los Baños, nahe bei Mexico, und dem Berg Sincoque, nördlich von Huehuetoca, gemessen hat. Er bediente sich zu dieser Arbeit eines vortrefflichen englischen Theodolithen, der zehn Zoll im Durchmesser hatte und mit zwei 28zölligen Achromaten versehen war. […]

Velázquez hatte zwei Standlinien gemessen; die eine 3702½ mexicanische varas lang in dem oft überschwemmten Tal zwischen dem Dorf San Cristóbal und dem Hügel Chiconautla; die andere, von 4474 varas, auf der Chaussee, welche von der Hauptstadt nach der Kapelle von San Miguel del Guadalupe führt: Letztere Messung hat er sogar zweimal vorgenommen. Wenn man die Reihe der Dreiecke nach diesen Standlinien berechnet, so findet man die absolute Entfernung zwischen dem Kreuz auf dem Berg San Cristóbal und dem Kamm (Creston) der Loma de Chiconautla. Nach der einen Basis findet man 14.099, nach der andern 14.101 varas. Die Dreiecke III., XII., XIII. und XIV. haben jedes einen stumpfen Winkel, aber in diesen Dreiecken würde ein Irrtum von einer Minute im spitzesten Winkel nicht mehr als drei oder vier varas auf die Länge der Seiten betragen. Man kann daher die Wichtigkeit dieser Operation für die Topographie des Tals von Tenochtitlan unmöglich verkennen.

Die Positionen, welche sich auf die Triangulation von Velázquez gründen, sind auf meiner Karte durch andere Zeichen bemerkt als diejenigen, welche ich astronomisch bestimmt habe. Die Resultate meiner barometrischen Messungen sind nach dem Ramondschen Koeffizienten berechnet. Zur Bequemlichkeit der Leser, welche auf der Karte die Geschichte der Eroberung studieren wollen, habe ich überall die alten Namen beigesetzt und mich befleißigt, die aztekische Orthographie so genau wie möglich zu befolgen. Diese Namen sind daher bloß aus mexicanischen Schriftstellern genommen, nicht aber aus Solís, Robertson, Raynal und Pauw, welche alle Benennungen von Ländern und Städten, so wie die der Könige von Anáhuac, entstellen.

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