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Pro und Contra Best-in-Class-Ansatz
ОглавлениеDen Best-in-Class-Ansatz gibt es schon seit den 1990er-Jahren – entsprechend bekannt und beliebt ist er. Er bietet eine gute Grundlage, um die Nachhaltigkeitsperformance von Unternehmen zu vergleichen. Zudem hat er dazu beigetragen, dass in den vergangenen Jahrzehnten innerhalb der unterschiedlichsten Branchen durchaus eine Wettbewerbssituation entstand: Wer das bessere Nachhaltigkeitsmanagement hatte, konnte damit rechnen, sich am Kapitalmarkt leichter und billiger mit frischem Geld einzudecken als die weniger nachhaltige Konkurrenz.
In Folge entstanden etliche Finanzprodukte, die sich damit rühmen, nur in »Best-in-Class« einer Branche zu investieren. (Fonds, Indizes und ETFs, die diesen Ansatz verfolgen, lernen Sie in Teil III näher kennen.)
Befürworter des Best-in-Class-Prinzips argumentieren zu Recht, dass ein großer Vorteil des Ansatzes darin besteht, dass man als Anleger keine Brancheneinschränkungen hat. Vielmehr bleibt das Portfolio gut diversifiziert und zwar unter Berücksichtigung – relativ – nachhaltiger Kriterien.
Genau dieses Argument werfen allerdings auch die Gegner des Best-in-Class-Ansatzes in die Waagschale: Es gibt eben keinen kompletten Ausschluss von Branchen. Auch kontroverse Geschäftsfelder wie Waffenhandel, um ein extremes Beispiel zu nennen, oder umstrittene Themen wie Atomkraft können sich in einem nach dem Best-in-Class-Prinzip gemanagten Portfolio befinden.
Zu beachten beim Best-in-Class-Ansatz ist, dass ohne weitere ESG-Maßnahmen grundsätzlich alle Branchen, inklusive Kohle, Öl und Waffen, investierbar sind.
Das Best-in-Class-Prinzip ist daher streng genommen nicht mehr als ein rein quantitatives Klassifizierungssystem und hat ohne weitere Maßnahmen mit Ethik oder Nachhaltigkeit recht wenig zu tun. Es eignet sich daher gut zum Greenwashing und etliche Fondsanbieter nutzen das auch aus.
Ein genauerer Blick ins Portfolio einiger als »nachhaltig« angepriesener und nach Best-in-Class-Ansatz gemanagter Fonds kann so manchen Anlegern sauer aufstoßen. In etlichen Produkten finden sich durchaus umstrittene Titel von zum Beispiel Atomstrom-Anbietern oder der Ölindustrie. Dafür aber eben die »Besten« der Branche.
Andererseits wird und wurde durch das Best-in-Class-Prinzip in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich Druck in Richtung Nachhaltigkeit erzeugt. Und es steht auch außer Streit, dass ein gut und fair geführtes Unternehmen selbst einer sehr umstrittenen Branche besser zu bewerten ist als ein Unternehmen der gleichen »bösen« Branche, das sich gar nicht um ESG-Themen bemüht.
Sie werden nicht umhinkommen, sich diesbezüglich selbst eine Meinung zu bilden und zu entscheiden, ob »Best-in-Class« ein Ansatz ist, der sich mit Ihrem Gewissen vereinbaren lässt. Hilfreich bei der Überlegung ist sicher der Hinweis, dass er in der Praxis oft mit anderen Nachhaltigkeitsstrategien kombiniert wird.
Am beliebtesten ist die Kombination mit Ausschlusskriterien. So können Länder, Branchen und/oder bestimmte Geschäftstätigkeiten, die aus ethischen Gründen als bedenklich angesehen werden, gänzlich ausgeschlossen werden. Der Rest des Anlageuniversums wird dann nach dem Best-in-Class-Prinzip gefiltert, um in die Klassenbesten zu investieren. Ein Kompromiss, den viele Fondsgesellschaften anwenden und der auch unter dem Namen »Best-of-Class« bekannt ist.