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Kapitel 2

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Außer dem Vorfall am Morgen ließen mich die Anderen in Ruhe. Als es zum Ende der letzten Stunde klingelte, packte ich meine sieben Sachen zusammen und fuhr wieder nach Hause. Ich schloss die Tür auf und fand in der Küche einen Zettel von Mum:

Liebling, ich komme heute etwas später nach Hause.

Das machte mir gar nichts aus. Ich ging auf mein Zimmer. Es hatte ein großes Fenster, mit einer wundervollen Sicht auf unseren Vorgarten. Meinen Rucksack warf ich auf das Queensize Bett, auf dem eine pastellfarbene Tagesdecke lag. Der Eichelhäher saß auf meinem Schreibtisch. »Na, mein Kleiner. Jetzt fahren wir zum Tierarzt«, erklärte ich ihm. Schon im Geografie-Unterricht hatte ich eine Praxis in der Nähe gegoogelt. Die nächste Klinik war in Virginia Beach. Ich lief noch kurz in die Küche, schnappte mir eine Schüssel und eine Flasche Wasser, rannte wieder hoch und legte den Vogel samt T-Shirt in die Schüssel. Dann setzte ich mich gleich wieder in den Honda. Schon fünf Kilometer vor den Tunneln, die durch das Meer führten, war Stau. Das bedeutete es würde noch etwas dauern und ich spürte schon wie die Hitze sich im Auto breit machte. Deshalb hatte ich das Wasser für mich und den Vogel dabei. Ich öffnete die Flasche und tröpfelte etwas davon in meine Hand und führte sie zum Schnabel des Tieres heran. Dieser trank etwas davon. Auch ich selbst nahm einen großen Schluck.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, die mindestens zwei Stunden dauerte, und nachdem 20-mal derselbe Song im Radio gelaufen war, kam ich an der Tierarztpraxis an. Es war ein großes Backsteingebäude, auf dem die Aufschrift Danny´s Klinik prangte. Ich parkte auf einem kleinen Parkplatz, der sich vor der Praxis befand. Dann stieg ich aus und lief über den kleinen Grünstreifen, der mit Stachelpalmen bepflanzt war. Ich schnappte mir den Vogel und den Geldbeutel. Im Inneren des Hauses erwartete mich eine Rezeption. »Hallo. Wie kann ich ihnen helfen?«, fragte mich die Dame hinter dem Tresen. Sie war um die fünfzig Jahre alt, hatte goldenes hochgestecktes Haar und trug eine Brille auf ihrer spitzen Nase. »Ähhm … Ich habe diesen Vogel hier gefunden und wollte ihn mal durchchecken lassen«, erklärte ich ihr. Sie blickte mich misstrauisch mit ihren braunen Augen an und beugte sich leicht über die Theke, um den Eichelhäher besser betrachten zu können. »Name?«, fragte sie. »Jessica Flynn«, antwortete ich wie aus der Pistole geschossen. »Wohnort?«, kam sogleich die nächste Frage. »Hampton Virginia. Santa Clara Drive 118.« Sie schrieb alles auf und bedeutete mir im Wartezimmer Platz zu nehmen. Es war nicht sehr geräumig aber hatte einen gewissen Charme. Ich setzte mich auf einen der fünf schwarzen Lederstühle und wartete. In der Mitte des Raums war ein Tischchen, auf dem Zeitungen lagen. Kaum saß ich drei Minuten, wurden wir auch schon wieder aufgerufen. Die Empfangsdame zeigte auf eine Tür, die gegenüber des Pults lag und in die ich eintrat. Drinnen stand eine Doktorin, die mich anlächelte. Sie war mittelgroß und hatte einen roten Lockenkopf. »Mein Name ist Dr. Müller«, sie machte einen freundlichen Eindruck. »Ich bin Jess. Diesen Vogel hab ich beim Joggen gefunden und bin so schnell wie möglich hierhergekommen.« Die Frau begutachtete den Flügel und schmunzelte. »Wie ich sehe haben Sie Erste Hilfe geleistet. Haben sie das schon öfter gemacht?« Ich verneinte. Sie nahm die Verbände ab, röntge den Flügel und diagnostizierte einen Bruch. Wie ich vermutet hatte. »Ich gebe Ihnen ein Medikament mit, das er morgens und abends einnehmen muss«, erklärte sie mir. Da ich nicht wusste, was Vögel fressen, nutzte ich die Gelegenheit. »Entschuldigung, jetzt da ich mich um das Tier kümmern muss, wäre es gut zu wissen, was er frisst«, sagte ich unsicher. Dr. Müller antwortet: »Der Eichelhäher frisst Körner aber er braucht auch unbedingt Würmer, damit er Proteine bekommt. Außerdem benötigen seine Knochen Mineralien, um zusammenzuwachsen.« Sie begleitete mich noch bis zur Rezeption. Die Sprechstundenhilfe wartete bereits mit einer Packung auf mich. »Sie wissen, wie man es einnehmen muss?«, fragte sie mich mit strenger Stimme. »Ja«, bejahte ich. »Gut. Das macht dann 65 Dollar Arztkosten und 50 Dollar für die Medikamente«, sagte sie. Mir blieb der Atem weg. 115 Dollar insgesamt! »Entschuldigung, haben Sie gerade 115$ gesagt?«, fragte ich vorsichtshalber noch mal nach. »Ja«, erklärte sie mir nun mit einfühlsamerer Stimme. Also zahlte ich 115 Dollar für ein beknacktes Vieh, das mir nicht einmal gehörte.


Between the fronts

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