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Positive Einstellung

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Das Leben als Familie hält viele wunderschöne Momente für uns bereit, die für die Ewigkeit bleiben. Kinder erinnern Erwachsene daran, wie man sich wieder an Kleinigkeiten erfreuen kann und einfach für den Moment lebt. Während wir den Kindern beim Wachsen zuschauen, schauen sie uns Erwachsenen zu, um groß und klug zu werden. Eine Familie kann danach streben eine Welt zu schaffen, in der es wundervoll ist, zu leben und die Kinder aufwachsen zu lassen. Eltern und ihre Kinder brauchen nicht viel, um ein ausgefülltes und abwechslungsreiches Familienleben zu gestalten. Das Wichtigste ist eine positive und natürliche Grundeinstellung sowie eine gute Portion Gelassenheit im Alltag.

Die größte Belastung für Familien, vor allem für die Kinder, ist täglicher Stress. Die Eltern sind dafür verantwortlich, immer wieder Inseln der Ruhe zu schaffen, in denen sich jeder erholen und frei entfalten kann. Für den bedürfnisorientierten Umgang mit unseren Kindern ist es wertvoll, sich immer wieder auf Augenhöhe des Kindes zu begeben und auch zu versuchen, die Welt aus Sicht des Kindes zu verstehen. Manche Bedürfnisse sind für Eltern nicht immer ganz nachvollziehbar, aber sie können sich sicher sein, dass es einen einleuchtenden Grund für das Verhalten oder die Wünsche eines Kindes gibt. Manchmal liegen diese nicht klar auf der Hand, sondern erklären sich erst dann, wenn die Erwachsenen auf die Evolution zurückblicken oder sich in das Kind hineinfühlen.

Obwohl sich viele junge Paare Kinder wünschen und ihr Kind oder ihre Kinder über alles lieben, werden die Kinder trotzdem als Belastung empfunden. Wenn ein Kind von Anfang an als anstrengend und einschränkend wahrgenommen wird und die Eltern zudem noch den Anspruch haben, das Kind nach ihren Vorstellungen zu erziehen, dann befindet man sich schnell in einer Situation, die für die Kinder und für die Eltern unangenehm ist. Mit einer guten Vorbereitung, Einfühlungsvermögen und dem Wissen, dass ein Kind eine geborgene und echte Kindheit braucht, sind schon wichtige Grundsteine für ein harmonisches und bedürfnisorientiertes Zusammenleben gelegt.

Bindung

Mit dem Begriff Bindung ist im Bezug auf den bindungsorientierten Umgang die enge, gegenseitige Verbundenheit von verwandten Personen gemeint. Die Bindungsbereitschaft von Mutter und Baby ist generell direkt nach der Geburt am stärksten. Doch die enge Bindung des Babys an die Mutter und umgekehrt entsteht nicht einfach nur durch instinktives Verhalten. Es müssen verschiedene Faktoren gegeben sein, damit eine tiefe Bindung entstehen kann. Für die ersten Bindungsmomente sollten Babys direkt nach der Geburt bei ihrer Mutter bleiben. Die Bindung entsteht und festigt sich durch Nähe, Schutz und Nahrung, dies geschieht durch direkten Körperkontakt und das Stillen. Das Erkennen der Eltern erfolgt zuerst durch Gerüche und die Stimme, welche das Baby wahrnimmt. Die Bindung an den Vater kann auch, ohne dass er die Möglichkeit des Stillens nutzen kann, sehr eng sein. Grundsätzlich binden sich die Säuglinge an die Personen, die vertraut und häufig anwesend sind und die Bedürfnisse des Babys zuverlässig befriedigen. Schon vor der Geburt nehmen die Babys im Mutterleib Stimmen und auch Berührungen, durch die Bauchdecke, wahr. So kann auch der Vater schon vor der Geburt eine vertraute Person sein.

Eine gute und sichere Bindung ist wichtig für das gesunde Gedeihen des Babys. Der liebevolle Umgang mit dem Baby, das Erfüllen der Bedürfnisse, Körperkontakt und das freundliche Ansprechen sind wichtig für das körperliche Wachstum und auch für das innerliche Wachstum, wie die Verknüpfungen im Gehirn. Lebewesen, um die sich nicht gekümmert wird, verkümmern innerlich und äußerlich. Damit der Start ins Leben erfolgen kann, muss das Baby die Möglichkeit zur Bindung haben. Reines abgekapseltes Versorgen ohne Bindung würde zum Überleben nicht ausreichen. Auch im Kleinkind- und Kindesalter ist eine sichere und gute Bindung an die Eltern notwendig, um in der sozialen Welt zurechtzukommen und um die Persönlichkeit zu entfalten. Damit sich Kinder sicher binden können, ist es bedeutsam, welche Bindungskonstellationen sie in ihrer Kindheit erleben. Wenn Mama und Papa eine gute Bindung vorleben, dann erfährt das Kind andere Werte, als wenn die Eltern getrennt und auch noch zerstritten leben. Sicher gebundene Babys und Kleinkinder sind im alltäglichen Umgang oft unkomplizierter und passen sich gut dem Leben der Eltern an, wenn diese zuverlässig auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen. Obwohl, oder sogar gerade, weil die Eltern das Kind nahe bei sich haben und liebevoll umsorgen, haben die Eltern mehr Freiheiten und können auch mit Kind noch weiterhin ihren eigenen Interessen nachgehen. Sie werden das Kind nicht als belastend, sondern bereichernd empfinden.

Bedürfnisse

Die Bedürfnisse eines Babys oder Kleinkindes sichern sein Überleben und müssen befriedigt werden. Das Erfüllen der Bedürfnisse ist vor allem bei Babys direkt von den Eltern abhängig, weil die kleinen Menschen noch nicht in der Lage sind, ein Bedürfnis selbst zu stillen. Zu den Bedürfnissen eines jeden Babys gehören Hunger, Durst, Ausscheidung, Schlafen, aber auch Nähe, Geborgenheit und Schutz. Bei Kleinkindern werden die Bedürfnisse etwas komplexer, und es kommen zu den Bedürfnissen auch Wünsche hinzu. Die Wünsche sind nicht lebensnotwendig, jedoch ein dringendes Anliegen des Kindes. Hier gilt es abzuwägen, welche Wünsche erfüllt werden können und welche nicht. Bedürfnisse müssen erfüllt werden; bei Wünschen haben die Eltern einen Handlungsspielraum, den ihr Kind kennenlernt.

In der Entwicklung vom Säugling zum Baby und vom Baby zum Kleinkind verändert sich das Einfordern der Bedürfnisse. Bei Säuglingen sind die Bedürfnisse auf den Bedarf eingestellt, denn der Säugling braucht viel Energie, um seine Bedürfnisse einzufordern. Je älter das Baby oder Kleinkind wird, umso einfacher wird es für das Kind, die Bedürfnisse auszudrücken. Kleinkinder fordern und wünschen sich auch gerne mal mehr, als sie brauchen. Dabei handelt es sich dann nicht mehr um die Erfüllung eines Bedürfnisses, sondern um die Erfüllung eines Wunsches.

Bedürfnisse von Kleinkindern sind nicht immer leicht zu befriedigen, und es kann auch sein, dass sich Bedürfnisse in die Quere kommen. Hier sind die Eltern dann gefordert, diese Bedürfnisse angemessen zu vereinen und dem Kind genügend Freiraum zu geben, sich für verschiedene Möglichkeiten zu entscheiden. Zum Beispiel hat das Kleinkind ein starkes Bedürfnis nach Schutz, gleichzeitig möchte es jedoch auch die Welt entdecken und selbstständig sein. Hier können Eltern einen gewissen Spielraum geben, in dem sie das Kind so selbstständig sein lassen wie möglich, jedoch Rückendeckung geben, wenn es mal nicht klappt. Die Eltern sind dann für die Kinder der Fels in der Brandung.

Leider sind die Bedürfnisse der Babys und Kleinkinder nicht unbedingt modern und alltagskonform. Es liegt heutzutage nicht klar auf der Hand, warum Babys nicht alleine im Bett schlafen wollen, obwohl es dort doch so sicher und kuschelig ist. Oder warum Kleinkinder nachts Angst vor wilden Tieren im Haus haben oder das Essen mit so großer Vorsicht genossen wird, als könne es giftig sein. All dies ist zwar heutzutage in der zivilisierten Welt nicht mehr ganz aktuell, es ist jedoch das entwicklungsbedingte evolutionäre Programm des Kindes. Denn die Evolution hat den Kindern alles mit auf den Weg gegeben, was es früher zum Überleben in einer unsicheren Umwelt brauchte. Nicht das, was es in einem beheizten Haus mit abgeschlossener Wohnungstür und dem Supermarkt um die Ecke benötigt, in dem man alles ohne Aufwand kaufen kann, ohne es erst selbst zu sammeln oder zu jagen.

Heutzutage können Eltern für ihr Kind deutlich mehr kaufen, als ein Kind braucht. Besonders in den letzten Jahren wurden zahlreiche Möglichkeiten auf den Markt gebracht, welche die Befriedigung der Bedürfnisse vereinfachen sollen. Dies in erster Linie, damit sich die Eltern auch noch anderen Aufgaben widmen können. Jedoch erstellt der Einsatz von Ersatzbefriedigungen eine Illusion. Wenn das Baby zum Beispiel das Bedürfnis nach Nähe hat, kann dies durch den Schnuller nicht befriedigt werden. Das Bedürfnis wird nur überdeckt oder verschoben, aber nicht vollumfänglich erfüllt.

Eltern müssen sich mit ihren Kindern im modernen Dschungel wieder zurechtfinden, um auf einen natürlichen Weg ohne Ersatzbefriedigungen zurückzukommen. Denn es braucht für das bedürfnisorientierte Aufwachsen des Kindes keine unzähligen Anschaffungen, sondern einfach liebevolle und starke Eltern, die für ihr Kind da sind und sehen, was es braucht und was es nicht braucht. Auf den ersten Blick mag es schwierig erscheinen, das Wirrwarr aus zu viel des Guten durch Konsum und übertriebener Liebe zurückzufahren und das Grundlegende wie Geborgenheit und Freiraum wieder hochzufahren. Doch wenn man für sich und seine Familie diesen Weg erstmal eingeschlagen hat, dann merkt man schnell, wie zufriedenstellend das natürliche Leben ist. Auch wenn es hier und da in der modernen Welt aneckt, sind alle Beteiligten in der Familie entspannter und fühlen sich wohler.

Natürliche Kindheit

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