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Kapitel 12

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Nick war mit Harker über sein Satellitentelefon verbunden und erzählte ihr, was sie herausgefunden hatten.

»Kommen Sie nach Hause«, antwortete sie. »So etwas braucht genaue Planung.«

»Dann lassen Sie uns also der Sache nachgehen?«, fragte Nick.

»Ich werde darüber nachdenken. Kommen Sie erstmal nach Hause.« Sie beendete den Anruf.

»Pack deine Taschen«, sagte Nick zu Selena.

»Wir sollen in die Staaten zurück? Aber was ist mit der Bundeslade?«

»Wir brauchen einen Missionsplan. Ich rufe in der Lobby an und sage Bescheid, dass wir abreisen.«

Zehn Minuten später traten sie aus dem Hoteleingang. Ein Taxi fuhr heran. Sie kletterten auf dessen Rücksitz.

»Zur amerikanischen Botschaft«, sagte Nick. »Und danach zum Flughafen.« Sie mussten ihre Waffen abgeben, bevor sie das Flugzeug besteigen würden.

Das Taxi fuhr los. Nick und Selena saßen schweigend auf der Rückbank. Nick betrachtete die Straßen Ammans, die draußen an ihnen vorbeizogen. Nach ein paar Minuten sagte er: »Das ist aber nicht der Weg zur Botschaft.«

»Bist du dir sicher? Wir kennen die Stadt nicht gut genug.«

»Doch, ich bin mir sicher«, erwiderte Nick. »Fahrer, wo bringen Sie uns hin?«

Der Fahrer besaß das typische Aussehen eines Mannes aus dem Nahen Osten, was wenig verwunderlich war. Er trug eine Kappe auf dem Kopf, hatte schwarze Haare, dunkelbraune, wässrige Augen und einen Bart. Er sah Nick durch den Rückspiegel an. »Amerikanische Botschaft, keine Sorge. Ich nehmen Abkürzung, sparen Geld.«

Sie erreichten einen heruntergekommenen Stadtteil. Die Straßen hier waren schmal und die Häuser drängten sich dicht an die Fahrbahn heran. Die Hauswände waren mit Graffitis bekritzelt und mit primitiven Fahnen behangen. Westländer waren hier keine zu erspähen. Die Straßen waren mit Fußgängern verstopft, und das Taxi musste abbremsen. Gesichter drehten sich zu ihnen herum und musterten die Fremden. Ihre Blicke wirkten alles andere als freundlich. Nicks Ohr begann zu jucken.

Er beugte sich zu Selena hinüber und sagte mit leiser Stimme: »Wir kriegen Ärger. Mach dich bereit, aus dem Auto zu springen. Und nicht schießen, es sei denn, dir bleibt keine andere Wahl.«

Sie nickte und zog die Pistole aus ihrer Gürteltasche.

Die Straße mündete auf einem großen, von flachen Hügeln umgebenen Platz. Eine weiße Moschee mit einem hohen Minarett dominierte einen der Berghänge. Läden, Häuser und Marktbuden säumten den Platz. Gelbe Schilder und grüne Banner mit arabischen Schriftzeichen hingen von den Gebäuden.

Sie fuhren auf den Platz. Der Fahrer trat auf die Bremse, riss die Tür auf und rannte davon, noch bevor Nick reagieren konnte. Ein weißer Volkswagen schoss aus einer Straße auf Selenas Wagenseite auf den Platz. Ein blauer Toyota kam ihnen entgegen, und hinter ihnen versperrte ein Transporter den Weg.

Die Leute auf dem Platz begannen davonzueilen.

Das war kein gutes Zeichen.

»Raus!«, schrie Nick.

Er rollte sich aus dem Wagen. Der Volkswagen preschte auf sie zu. Jemand lehnte sich seitlich aus dem Auto und eröffnete mit einer Maschinenpistole das Feuer auf sie. Selena zog den Kopf ein. Die Kugeln ließen die Windschutzscheibe des Taxis zersplittern und Glasscherben auf das Pflaster regnen. Sie kroch über den Rücksitz, zwängte sich aus dem Wagen und ließ sich neben Nick auf den Boden fallen. Jemand hielt eine AK aus dem Beifahrerfenster des Toyotas, der auf sie zuhielt. Nick gab drei schnelle Schüsse ab. Die Windschutzscheibe splitterte und der Mann zuckte in seinem Sitz zurück. Das Gewehr segelte durch die Luft. Der Toyota kam näher.

Nick wechselte in die Zone.

Alles um ihn herum schien sich zu verlangsamen. Er konnte hören, wie Selena auf den Volkswagen schoss – ein rhythmisches, gleichmäßiges Geräusch, und gedämpft, als befände sie sich unter Wasser. Nick zielte auf die Windschutzscheibe des Toyotas, der auf sie zuraste, und begann einen Schuss nach dem anderen abzufeuern. Er sah, wie sich der Lauf seiner Pistole bei jedem Schuss ein wenig nach oben hob, der Schlitten zurückfuhr und die ausgeworfenen Patronenhülsen durch die Luft schwebten. Er hörte das dumpfe Geräusch, als jede der Kugeln die Windschutzscheibe traf. Dann war die Waffe leergeschossen.

Der Toyota scherte nach links aus, pflügte durch einen Obststand und krachte in eines der Häuser. Die Vorderseite wurde eingedrückt. Eine Flammenzunge schoss unter dem Wagen hervor. Dann explodierte der Benzintank in einer plötzlichen orangefarbenen Flammenwolke. Melonenstücke, Holz, Glas und Metall regneten auf den Platz.

Die Zeit verging nun wieder schneller. Selena schob ein neues Magazin nach. Automatische Gewehrsalven wurden aus dem Volkswagen auf sie abgegeben, der etwa fünfzehn Meter vor ihnen zum Stehen gekommen war. Die Einschläge hallten mit einem scharfen, metallischen Klang wider und ließen das Taxi erzittern. Zwei Reifen zerplatzten. Der Wagen sackte auf der rechten Seite ein. Hinter ihnen hielt der Transporter auf sie zu. Nick griff nach einem frischen Magazin. Ihnen blieb keine Zeit mehr, und auch kein Ort, um sich zu verstecken.

Eine Person lehnte sich aus dem Transporter und feuerte eine lange Salve in den Volkswagen. Dessen Scheiben explodierten. Roter Nebel bedeckte die Innenseite der Windschutzscheibe. Der Transporter legte neben ihnen eine Vollbremsung hin und die Schiebetür an der Seite öffnete sich. Ein Mann rief Nick bei seinem Namen.

»Carter. Steigen Sie ein. Schnell.« Ein anderer Mann im Inneren des Transporters feuerte weiter auf den Volkswagen.

»Was …?«

»Wir sind auf Ihrer Seite! Nun machen Sie schon!«

Ein weiterer Lastwagen mit schreienden Schützen fuhr auf den Platz. Nick sprang in den Transporter, Selena direkt hinter ihm. Der Fahrer wendete und verließ den Platz auf dem gleichen Weg, auf dem er gekommen war.

Der Mann, der ihn angesprochen hatte, rief dem Fahrer in einer fremden Sprache etwas zu. Dan wandte er sich an Nick. »Sie verfolgen uns. Ziehen Sie den Kopf ein, wir kümmern uns darum.«

Der zweite Mann hob ein Sturmgewehr, unter dessen Lauf ein Granatwerfer angebracht war. Nick zerrte Selena auf den Boden des Wagens. Die Hecktüren schlugen von außen gegen die Seite des Transporters. Die Granate schoss aus dem Transporter und direkt auf den herannahenden Lastwagen zu. Nick sah, wie der Fahrer vor Angst die Augen weit aufriss, als er sie direkt auf sich zufliegen sah. Dann explodierte sie und der Lastwagen ging in Flammen auf. Der Donner der Explosion hallte durch die enge Gasse.

Sie fuhren davon, während hinter ihnen eine dunkle Rauchsäule aufstieg. Einer der Männer lehnte sich aus dem Heck und zog die Türen zu. Nick setzte sich und lehnte sich gegen das Innere des Transporters.

»Jesus«, ächzte er.

»Oder auch nicht«, erwiderte Selena. »Das sind Israelis. Sie sprechen Hebräisch miteinander.«

»Sie haben recht, Doktor Connor.« Es war der Mann, der Nick etwas zugerufen hatte. Er trug ein gelbes Shirt.

»Sie waren auf dem Berg Nebo«, sagte Nick.

»Ja. Es gibt da jemanden, der sich sehr gern mit Ihnen unterhalten würde.«

DIE AKTE NOSTRADAMUS (Project 6)

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