Читать книгу 9 ungewöhnliche Western April 2020: Western Sammelband 9006 - Alfred Bekker - Страница 14

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Die Banditen schlenderten so harmlos wie möglich zur Phoenix Street zurück, blieben hier und da stehen, schauten sich um, gingen weiter, drückten sich in Hausnischen, warteten, setzten sich wieder in Bewegung, bis sie schließlich das anvisierte Haus erreichten.

Ungesehen schoben sie sich in den Hof, wurden plötzlich eilig, liefen zum hinten angebauten Stall und tauchten darin unter.

Jellicos junger Hengst Star schnaubte und zerrte an der klirrenden Kette, die ihn an die Stallwand fesselte.

„Ganz still, Kleiner, dir tun wir nichts.“ Regan tätschelte dem erschrockenen Junghengst den Hals und brachte ihn damit sofort wieder zur Ruhe.

„Und jetzt?“ Curtis kratzte sich im Nacken. „Wollen wir hier warten, bis sich mal jemand sehen lässt?“

„Warum nicht? Irgendwann wird irgendwer den Gaul versorgen. Eine günstige Gelegenheit, sich seiner zu bemächtigen.“

„Richtig!“, stimmte Regan zu. „Und dann erfahren wir schon, ob er zurück ist oder noch nicht.“

„Wenn nicht, taucht er bestimmt bald auf“, meinte Older. „Wir wurden schon nicht einfach ins Blaue geschickt.“

Star bewegte den Kopf zur Seite und blickte aus einem großen Auge auf die fremden Eindringlinge.

Curtis fand ein Astloch, durch das er die Rück- und Seitenfront des Haupthauses übersehen konnte. Regan beobachtete durch die einen Spalt geöffnete Tür den Eingang von der Straße.

Zunächst wurde die Geduld der Halunken auf eine beträchtliche Probe gestellt. Nach einer Stunde jedoch tauchte Jellico auf. Beide Hände in die Hosentaschen vergraben, erschien er pfeifend am Eingang, die Schulmappe lässig unter den linken Arm geklemmt. Arglos näherte er sich dem Stall, um wie üblich zuerst einmal Star aufzusuchen, bevor er ins Haus ging.

„Passt auf, der will zu dem Gaul“, sagte Older.

Regan schob sich von der Tür zurück. Auf der anderen Seite wandte sich Curtis um. Older ging neben der Futterkiste in Deckung.

Jellico zog den Stall auf, trat ein und wollte auf den jungen Hengst zu.

Regan sprang vor, packte den Jungen, presste ihn mit der einen Hand an sich und hielt ihm mit der anderen den Mund zu. Older und Curtis halfen ihm. Jellico trat nach den Schurken und wollte Regan in den Handballen beißen, aber er wurde ziemlich brutal ins Stroh geworfen, festgehalten und gefesselt. In der nächsten Minute steckte ein Knebel in seinem Mund, den sie mit einem langen Tuch um seinen ganzen Kopf sicherten.

Das Pferd schnaubte und sprang zur Seite. Ein Huf knallte gegen die Wand.

Older richtete sich auf, ging zur Tür, zog sie heran und beobachtete das Haus und das Straßenstück vor dem Anwesen.

Der Zwischenfall schien kein Aufsehen erregt zu haben.

Er kehrte zu seinen Kumpanen zurück, nickte ihnen beruhigend zu, kniete, zog Jellico das Halstuch herunter und den Knebel aus dem Mund.

Der Junge wollte schreien, kassierte eine schallende Ohrfeige und verstummte nach dem ersten Ton, der kaum bis außerhalb des Stalles gedrungen war.

„Keine Mätzchen, Kleiner, das bekäme dir schlecht.“ Drohend rollte Older mit den Augen, was den verstörten Jungen entsprechend beeindruckte.

„Wer ist alles im Haus?“, fragte Regan barsch. Als Jellico nicht gleich antwortete, zerrte der Bandit ihn an den Haaren. „Los, los, heraus mit der Sprache!“

„Nur Manuela“, sagte Jellico schluckend. Tränen standen in seinen Augen.

„Und Carringo?“

„Mein Daddy ist nicht da. Aber er kehrt bald zurück und wird euch einsperren!“

Die Halunken grinsten.

„Na also.“ Older stopfte dem Jungen den Knebel wieder in den Mund und band ihm das Tuch um den Kopf. „Sehen wir uns diese Manuela doch mal an.“

Older richtete sich auf, trat wieder an die Tür und spähte hinaus ins Sonnenlicht.

Unverändert lag der schmale Hof vor ihm. Die Fenster im Haus, soweit zu sehen, waren geschlossen.

„Bringt ihn mit!“ Older verließ den Stall und wechselte zur Hauswand hinüber.

Regan zerrte Jellico auf die Füße und schleifte ihn hinter Older her. Curtis bildete den Schluss und schloss den Stall.

Older erreichte die Haustür und drückte dagegen. Sie gab nach. Leise quietschten die Angeln.

„Jellico, bist du es?“, tönte eine helle Stimme durch das Haus.

Older trat über die Schwelle, zog den Colt und spannte den Hammer.

„Jellico, warum sagst du nichts?“ Eine hochschwangere Mexikanerin trat aus der Küche, sah den Banditen und wich entsetzt aufschreiend zurück.

„Ganz ruhig!“, mahnte der Bandit. „Wir haben das Kind. Wenn du schreist, knallen wir es ab!“

Regan und Curtis folgten Older und nahmen den geknebelten Jellico zwischen sich.

„Mein Gott!“ Manuela verlor den Rest der Farbe aus dem Gesicht, schwankte und brach zusammen.

„Verdammt!“, stieß Regan hervor. „Eine schwangere Frau, und dazu empfindlich wie eine Mimose. Das hat uns noch gefehlt!“

Older zog die Frau an die Wand in der Wohnstube, setzte sich, holte Wasser und kippte es Manuela ins Gesicht.

Sie kam zu sich, während Curtis noch dabei war, ihre Hände zu fesseln. Der Schurke trat, sich aufrichtend, zurück.

Regan stieß den Jungen neben die Mexikanerin und schaute sich um. „Er ist also wirklich noch nicht hier.“

Jellico wurde der Knebel abgenommen.

„Wenn du nur einen Schrei von dir gibst, knebeln wir dich wieder!“, drohte Older. „Und dann bleibt es dabei, und du kriegst nichts mehr zu essen!“

Verschüchtert presste Jellico sich an Manuela, der Tränen über die Wangen liefen.

„Was wollen Sie denn von uns?“, fragte die Mexikanerin betroffen. „Wir sind doch keine reichen Leute!“

Regan und Curtis begannen das ganze Haus zu durchsuchen und trugen an Waffen zusammen, was ihnen in die Hände fiel.

„Wir warten auf Carringo“, erklärte Older kalt.

„Kehrt er denn jetzt zurück?“, fragte Manuela erstaunt.

„Da er noch nicht hier ist, muss er demnächst aufkreuzen. Vielleicht noch heute. Spätestens morgen.“

„Das wissen Sie? Was – was wollen Sie denn von ihm?“

Older grinste bösartig. „Das wirst du früh genug erfahren, Señorita.“

„Heilige Mutter Maria“, flüsterte Manuela.

Curtis setzte sich auf den Tisch, drehte sich eine Zigarette und rieb auf der polierten Mahagoniplatte ein Schwefelholz an.

Regan durchsuchte die Küche, weil er vom Steak im Silver Bell Saloon keineswegs satt geworden war.

„Heilige Mutter Maria, hilf uns“, flüsterte Manuela erneut. „Sie wollen ihn töten!“

Older grinste sie teuflisch an. „Du bist ein kluges Köpfchen, Señorita. Wer hätte so was in dem öden Nest vermutet!“

9 ungewöhnliche Western April 2020: Western Sammelband 9006

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