Читать книгу 9 ungewöhnliche Western April 2020: Western Sammelband 9006 - Alfred Bekker - Страница 15
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ОглавлениеAllmählich kroch die Dämmerung durch die Räume und schien die Möbel aufzulösen.
Regan nahm den Zylinder von der Lampe im Wohnzimmer.
„Kein Licht!“, befahl Older, richtete sich aus dem Schaukelstuhl auf, nahm dem Kumpan den Zylinder aus der Hand und warf ihn an die Wand. Das dünne Glas splitterte und fiel zu Boden.
„Was hast du denn?“, fragte Regan.
„Man kann es sehen. Und uns mit, Idiot! Los, sie soll uns was zu essen kochen!“
Regan befreite Manuela von den Fesseln. „Wenn du schreist oder abzuhauen versuchst, wird es der Bengel ausbaden. Schreib dir das hinter die Löffel, Mexi. Und merke dir, dass wir nie bluffen. Und jetzt ab in die Küche!“
Manuela war es elend und wirr im Kopf, und ihre Füße schienen nicht mehr gehorchen zu wollen.
Der Bandit presste ihr die Revolvermündung in den Rücken, um seine Drohung zu untermauern. Sie glaubte jedoch auch so, dass diese Schurken für jede Schlechtigkeit gut waren, zumal sie nur hier warteten, um Carringo zu töten. Das war im Verlauf des Tages ganz klar geworden. Sie schienen ihn nicht überwältigen, in ihre Gewalt und vielleicht aus der Stadt bringen zu wollen. Ihre Absicht bestand darin, ihn durch einen gezielten Schuss zu töten.
Sie kniete am Herd, öffnete die Feuerklappe, steckte Papier hinein und legte Holz darauf.
Regan lehnte am Tisch im Dunkeln und beobachtete sie.
Manuela nahm den Feuerhaken, überzeugt, dass er es nicht sah. Aber der Gedanke an Jellico drüben im Wohnzimmer ließ sie den schon gefassten Entschluss wieder aufgeben. Sie legte den Haken aus der Hand, zündete das Papier an und schloss die Klappe.
„Lass sie offen!“, befahl Regan.
„Er zieht dann mehr.“
Manuela öffnete die Klappe. „Ich kann sowieso nichts tun ohne Licht. Und das genügt auch nicht.“
„He, Luck, sie braucht Licht, sonst verwechselt sie das Salz mit dem Rattengift!“
Older tauchte auf, zündete eine auf dem Spind stehende Sturmlaterne an und stellte sie auf die Anrichte. „Das genügt hoffentlich und verrät uns nicht.“
„Was soll ich denn zubereiten.“
„Am liebsten wäre mir die Hammelkeule aus der Vorratskammer“, erklärte Regan. „Schön mit Knoblauch gewürzt, dass man vier Tage lang gegen den Wind wie ein Skunk stinkt. Aber das würde wohl bis Mitternacht dauern, sie zu braten.“
Manuela wurde übel. Sie setzte sich auf einen Stuhl. Die Anspannung und Angst wurden ihr zu viel. Genau das, was sie strikt vermeiden sollte, hielt sie nun schon seit acht Stunden in Atem.
„Was ist denn, verdammt?“, sagte Regan mit jäh veränderter Stimme. „Keine Lust mehr, Schatz?“
Manuela fuhr sich mit den Fingerspitzen über die Stirn.
Regan riss sie brutal vom Stuhl und stieß sie gegen den Herd. Sie hielt sich an der Stange dort fest und konnte sich so vor einem Sturz bewahren.
„Los, weiter! Brate uns ein paar Steaks, das dauert ja nicht lange!“
„So etwas ist nicht im Hause“, murmelte die Mexikanerin schwach.
Fluchend ging Regan zur Vorratskammer, riss sie auf und warf alles auf den Tisch, was ihm in die Hände fiel. „Mais hätten wir, Roggen, Kartoffeln, Käse, Brot, Butter, Schinken. Lass das Feuer wieder ausgehen und setz dich drüben zu dem Kind. Na los, hau ab!“
Manuela schleppte sich ins Wohnzimmer hinüber und sank bei Jellico auf den Boden.
„Hoffentlich hält die durch“, sagte Older leise an der Küchentür. Er stellte die Sturmlaterne auf den Tisch und schob die Lebensmittel auseinander, die Regan aus der Vorratskammer befördert hatte.
„Carringo dürfte heute nicht mehr auftauchen, was?“
„Sieht nicht danach aus.“ Older nahm Brot, Butter, Käse und Schinken und trug es in den angrenzenden Raum. „Chap, gib den beiden auch was, damit sie uns nicht aus den Latschen kippen!“
Older kehrte in die Küche zurück. „Eine schwangere Frau ist eigentlich eine prächtige Geisel. Da zerfließen die Menschen vor Rücksichtnahme. Aber wenn man längere Zeit mit ihr zu tun hat, nervt es ganz schön.“
Regan grinste den Kumpan an. „Die wird in den nächsten Stunden fest schlafen und niemandem auf den Wecker gehen, Luck. Trotzdem dürfen wir nicht vergessen, sie wieder zu binden.“
„Dann erledige das am besten gleich.“ Older blies die Sturmlaterne aus, trat ans Fenster und schaute auf die Straße hinaus.
Noch schien in Prescott kein Mensch von der Veränderung im Hause Carringos etwas bemerkt zu haben.
„Wirst du ihn gleich abknallen, wenn er auftaucht?“
Older wandte sich um und schaute zu dem Komplicen am Tisch, von dem er nur noch das Gesicht wie einen hellen Fleck erkannte. „Ja.“
„Ohne Anruf? Ohne dass er weiß, woher und warum?“
„Ja. Einfach so. Vielleicht hört er den Knall noch. Vielleicht auch nicht.“
Die hartgesottenen Banditen grinsten sich durch das Dunkel in der Küche an, obwohl es einer vom anderen nicht sah.
Dann wurde Regan ernst. „Manchmal denke ich darüber nach, wie ich ins Jenseits gerate. Geht dir das auch so, Luck?“
„Nein. Aber wenn du vor mir ins Gras beißt, und ich habe Gelegenheit dazu, werde ich Blumen auf dein Grab legen. Das verspreche ich dir.“
„Das sollte eigentlich kein Witz sein“, sagte Regan verdrossen.
„Ich weiß. Es ist ja auch keiner.“
„Ich hatte letzte Nacht einen seltsamen Traum.“
Older kehrte an den Tisch zurück und starrte den Kumpan an. Wie die meisten Banditen war auch er nicht frei von Aberglauben. „Was hast du geträumt?“
„Ich wollte fliehen, brachte die Beine nicht vom Fleck und wurde erschossen.“
„Wo war das?“
„In einem Haus.“ Regan schaute sich um.
Auch Older blickte durch die Küche, dann jedoch wieder zu dem Kumpan. „Sicher nicht ernst zu nehmen, Gerry. Solchen Blödsinn träumt man öfter mal und dann passiert gar nichts.“ Older ging um den Tisch zu seinem anderen Kumpan hinüber, um auf andere Gedanken zu kommen.
„Es könnte hier gewesen sein“, murmelte Regan in der Küche. „Ja, vielleicht in dieser Küche.“
„He, Gerry, los, iss was!“, rief Older.
„Was hat er denn?“, fragte Chap.
„Nichts weiter. Hast du ihr wieder die Hände gefesselt?“
„Noch nicht.“
„Verdammt, keine Schlampereien! Los, binde sie ihr zusammen.“
„Ja doch.“ Curtis ging vor Manuela in die Hocke.
„Wenn sie will, kann sie sich auch aufs Sofa legen“, knurrte Older in einer Anwandlung von Menschlichkeit, der er sich nur halb bewusst wurde.
„Hast du gehört, Schatz?“
„Ich bleibe bei Jellico!“, stieß die Frau hervor.
„Wie du willst. Pfoten her!“ Curtis fesselte die Mexikanerin und richtete sich auf.