Читать книгу 9 ungewöhnliche Western April 2020: Western Sammelband 9006 - Alfred Bekker - Страница 16
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ОглавлениеWir hatten während der Nacht nur drei Stunden in der Wildnis gerastet und brachen im ersten Grau des heraufdämmernden Tages wieder auf. Eine seltsame Unruhe trieb mich nach Prescott zurück. Ich wollte Jellico und Manuela sehen und hoffte, alles so vorzufinden, wie wir es vor Wochen verlassen hatten.
Als die Sonne im Osten emporstieg, konnten wir die Stadt bereits sehen. Ich dachte daran, dass Stumpy vor uns zurückgekehrt war und Henry Duncan, dem Leiter der Wells-Fargo-Station, längst berichtet haben musste, was in Mexiko alles passiert war. Für mich blieb nachzutragen, dass Chaco und ich in eine Pockenepidemie hineingeritten waren und sie mit viel Glück lebend wieder überstanden hatten.
Ich litt noch an der gerade erst hinter mich gebrachten leichten Pockenerkrankung, obwohl ich mir das am liebsten nicht eingestand. Das schien wohl auch der Grund zu sein, dass Chaco an meiner Seite seinen Morgan-Hengst nicht in Galopp fallen ließ und darauf setzte, ich würde Fox ebenfalls zu einer schnelleren Gangart antreiben.
„Reitest du gleich nach Hause?“, fragte ich.
„Du willst zu Duncan?“
„Ja.“
„Hat das nicht bis später Zeit?“
„Ich halte mich sicher nur wenige Minuten bei ihm auf“, versprach ich.
„Na gut.“
Die Sonne stieg höher, die Stadt rückte näher, und die Hitze nahm rasch zu.
Am Stadtrand trat ein Fahrer der Wells Fargo aus einer Hütte. „Hallo, da seid ihr ja!“
„Ist Mister Duncan im Büro?“, fragte ich zurück, ohne den Hengst zu zügeln.
„Der kramt sicher bereits in seinen Akten herum, Carringo. Ich hoffe, wir trinken bald wieder mal einen zusammen!“
„Klarer Fall.“
An der nächsten Straßenecke trennten wir uns. Chaco schlug die Richtung zu meinem Haus ein, ich ritt die Hauptstraße weiter zur Stadtmitte und sah Henry Duncan schon vor der Agentur auftauchen und mir entgegenschauen.
Ein paar Fahrer und Transportbegleiter traten aus dem Hof der Station, und vor seinem Office sah ich den Marshal, der bei meinem Anblick das Gesicht verzog, als habe er in etwas Saures gebissen.
Ein Kutscher hielt Fox am Zügel fest, als ich die Agentur erreichte.
„Na endlich“, sagte Duncan erfreut. „Wir haben Sie schon letzte Woche erwartet, Carringo.“
„Es kam mal wieder etwas dazwischen.“ Ich stieg ab und band das Pferd an die Holmstange.
„Sollen wir es versorgen?“, fragte der Kutscher neben mir.
„Nein, ich nehme es mit nach Hause. Danke.“ Ich bewegte mich schwerfälliger als sonst und spürte es auch.
Duncan schaute mich erstaunt an. „Stimmt etwas nicht?“
„Bin ein bisschen krank gewesen.“ Ich verharmloste die jüngste Vergangenheit, weil mir nicht daran lag, dass die Geschichte in der ganzen Stadt breitgetreten wurde.
Duncan ließ mich in die Agentur, folgte mir und schloss die Tür, so dass sonst niemand eintreten konnte.
Ich atmete auf.
Der Agenturleiter ging in seinen kleinen Waschraum, ließ jedoch die Tür offenstehen. „Berichten Sie, Carringo. Und entschuldigen Sie, dass ich mich dabei wasche. Bin eben erst aufgestanden!“