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Wir befragten noch systematisch die anderen Bewohner des Hauses. Die meisten waren um diese Zeit zur Arbeit und so würden wir wahrscheinlich noch einmal zurückkommen müssen.

Ein Siebzigjähriger, der seine Wohnung im fünften Stock hatte, beschwerte sich darüber, dass gegen vier Uhr dreißig morgens ein Transporter mit laufendem Motor vor der Galerie gestanden hatte.

„Ich habe einen leichten Schlaf und war deswegen ziemlich sauer“, meinte der Zeuge.

Er hieß Thomas Grünberg und war ein ehemaliger Börsenmakler, der sich zur Ruhe gesetzt hatte. Allerdings verfolgte er die aktuellen Kurse immer noch rund um die Uhr online und spekulierte wohl auch in gewissem Rahmen mit seinen Ersparnissen. Zumindest verfolgte er auf drei verschiedenen Monitoren die Kursstände der Börsen London, Frankfurt, New York und Tokio. „Ich kann es halt nicht lassen“, meinte er dazu schulterzuckend. „Viel Schlaf brauche ich glücklicherweise nicht.“

„Können Sie uns über diesen Transporter noch irgendwelche Einzelheiten sagen?“

„Es war ein Mercedes, da bin ich mir sicher. Ich bin auf den Balkon gegangen und habe heruntergeschaut. Wissen Sie, dass bei dieser Galerie des Öfteren mal etwas angeliefert wird, bin ich ja gewöhnt. Aber das geschieht dann tagsüber. Manchmal kommt es zu einem kleinen Stau bis zur Ausfahrt der Tiefgarage, was viele Hausbewohner sehr aufgebracht hat.“

„Sie nicht?“

Er zuckte mit den Schultern. „Ich benutze meinen Wagen kaum noch. Der Verkehr im Großraum Berlin ist mir einfach zu hektisch geworden.“

„Haben Sie gesehen, was aus- oder eingeladen wurde?“, mischte sich Rudi in das Gespräch ein.

Er nickte heftig.

„Ja. Es handelte sich um ein paar Kisten und einen Teppich. Es waren drei Mann, die das Zeug aus der Galerie holten, einluden und dann ab damit. Das ging sehr schnell und hektisch.“

„War dies einer der drei?“, fragte ich und zeigte ihm ein Bild von Kai-Uwe Thränhart.

„Nein. Das ist der Kerl, den Bykow für die Galerie angestellt hat, den kenne ich! Ich glaube, er heißt Thränhart. Sein Parkplatz liegt in der Tiefgarage neben meinem. Wissen Sie, ich benutze meinen Wagen zwar kaum noch, aber wenn jemand einen Kratzer dranmacht, möchte ich wissen, wer das war. Deswegen habe ich mich erkundigt. Ich finde es übrigens nicht in Ordnung, dass hier Leute Parkplätze bekommen, die gar nicht im Haus wohnen! Aber wenn Herr Bykow das will, gelten offenbar die Beschlüsse unserer Eigentümerversammlung nicht mehr! Ich habe keine Ahnung, wie er das dreht, aber in Ordnung ist das nicht!“

„Können Sie die Männer beschreiben?“, versuchte ich das Gespräch wieder auf den Punkt zu bringen.

„Die waren so um die dreißig Jahre alt. Einer hatte einen Vollbart, ein anderer war blond. Der dritte war etwas größer als die beiden anderen und hatte gelocktes Haar.“

Ich telefonierte kurz mit unserem Kollegen Prewitt, damit er nach seinem Besuch beim Café Kaputt auch noch bei Thomas Grünberg vorbeischaute.

Wir hatten Grünbergs Wohnung gerade verlassen, als uns ein Anruf aus dem Präsidium erreichte. Unser Kollege Max Herter meldete sich. Ich schaltete das Handy auf ‚laut’.

„Dieser Marenkov hat sich gemeldet. Er ist am Flughafen und hätte gerne, dass Herr Dommacher ihn abholt.“

„Okay“, nickte Meinhart Dommacher.

„In Ordnung“, meinte Max. „Marenkov sitzt im Café Number One. Das ist im...“

„Ich kenne es“, schnitt Dommacher ihm das Wort ab.

„Sie sollen sich dort einfach irgendwo hinsetzen. Marenkov wird Sie dort ansprechen.“

„Gut.“

Das Gespräch wurde unterbrochen.

„Dieser Marenkov kennt Sie?“, fragte ich etwas verwundert.

„Ja, wir sind uns vor zwei Jahren auf einer internationalen Tagung in Budapest über die Bekämpfung des illegalen Kunsthandels begegnet. Ein guter Mann.“

„Aber offenbar sehr misstrauisch.“

Dommacher lachte auf. „Was glauben Sie, was da zurzeit in St. Petersburg so los ist? Leute wie Marenkov sind doch ständig Zielscheiben der Kunstmafia. Den Mann, der vorher auf Marenkovs Posten war, fand man als Wasserleiche in der Newa. Er hat allen Grund, vorsichtig zu sein.“

Rudi und ich wechselten einen kurzen Blick. „Okay, dann trennen sich unsere Wege hier erst mal. Wir werden zu Kai-Uwe Thränhart fahren und ihm ein paar Fragen stellen.“

Meinhart Dommacher grinste.

„Viel Glück dabei.“

Sechs Krimis: Ferienkiller

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