Читать книгу Romantic Thriller Sommer 2020: 9 Romane um Liebe und Geheimnis - Alfred Bekker - Страница 31
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Feiner Nieselregen schlug gegen die Windschutzscheibe, und die altersschwachen Wischer gaben sich redlich Mühe, den feinen Wasserfilm beiseite zu schieben. Der Wind drückte von der Seite, und Maggie O'Connor hatte alle Mühe, den kleinen Wagen auf der Straße zu halten. Das Auto hatte schon bessere Tage gesehen, und Maggie wusste, dass sie vor dem Winter auf jeden Fall einen anderen Wagen finden musste. Immerhin besaß sie das Auto nun schon mehr als vier Jahre, und es hatte ihr während des Studiums zur Tierärztin gute Dienste geleistet.
Wie auch vor ungefähr einem halben Jahr, da sie ganz überraschend nach ihren Abschluss gleich eine Stelle in einer Praxis gefunden hatte. Kevin McBride, ihr Chef, hatte ihr schon mehrmals angeboten, ihr bei der Suche nach einem anderen Auto behilflich zu sein. Maggie hatte das bisher jedoch stets abgelehnt. Und das lag vielleicht ganz einfach an dem überlegenen Lächeln des Doktors.
Klar, er hatte diese Praxis seit vielen Jahren, war angesehen und verdiente gut. Was nicht hieß, dass er kein Herz hatte. Zu oft hatte Maggie schon bemerkt, dass McBride bei älteren oder armen Menschen die Rechnung einfach vergaß.
Aber jetzt dachte sie nur noch daran, möglichst schnell und heile nach Hause zu kommen. Sie hatte gerade eine Katze einschläfern müssen, und davor gab es zwei Schafe, die von wildernden Hunden gerissen worden waren. Alles in allem kein schöner Ausklang eines anstrengenden Tages.
Die Lichtfinger der Scheinwerfer stachen in die Dunkelheit, und erst im letzten Moment erkannte Maggie die Umrisse eines Mannes, der am Straßenrand saß und winkte. Mit quietschenden Reifen kam der Wagen zum Stehen, als Maggie voll in die Bremsen stieg. Hastig stieg sie aus.
In dieser verlassenen Gegend im hohen Norden Schottlands kamen abends nur wenige Autos die Straße entlang. Hatte ihn vielleicht jemand angefahren? Oder war es ein Vagabund, der betrunken von der abends schon recht kühlen Witterung überrascht worden war?
Maggie stellte schnell fest, dass der Mann nicht nach Alkohol roch, aber dennoch einen seltsamen Eindruck machte. Er war völlig durchnässt und scheinbar stark unterkühlt. Er brauchte dringend Wärme und ärztliche Hilfe. Natürlich hatte Maggie im Zuge ihrer Ausbildung auch gelernt, einem Menschen in Not zu helfen, aber im Augenblick fühlte sie sich noch unsicher und etwas hilflos. Sie überlegte. Von hier aus war das nächste Anwesen Clarion Manors, seit ein paar Monaten in Besitz von George Felton, der aus dem fast verfallenen Herrschaftshaus mit Nebengebäuden ein Gestüt aufgebaut hatte.
Maggie schlug den am Boden liegenden Mann leicht auf die Wange, er stöhnte und kam langsam wieder zu sich.
„Kommen Sie, helfen Sie mir ein bisschen, während ich Sie auf die Füße bringe, ich packe Sie in mein Auto", sagte die junge Frau. „Sind Sie verletzt? Können Sie sich bewegen? Wenn ja, dann kommen Sie doch hoch, allein schaffe ich es nicht. Was machen Sie überhaupt hier draußen? Wie kommen Sie hierher?" Sie erwartete nicht wirklich eine Antwort, er war noch gar nicht wieder bei sich, aber sie wollte mit den Worten auch sich selbst beruhigen.
Der Mann stöhnte erneut auf und regte sich. Es dauerte eine ganze Weile, bis Maggie es geschafft hatte, den Mann in ihr kleines Auto zu wuchten. Er schien noch immer nicht ganz bei sich zu sein, und die Tierärztin gab Gas. Sie hatte das Gefühl, sich beeilen zu müssen, um dem Mann helfen zu können.
Die Straße war in schlechtem Zustand, und bei jedem Schlagloch stöhnte der unbekannte Passagier auf. Von hinten tauchten plötzlich zwei Scheinwerfer auf und näherten sich schnell. Maggie hielt sich bewusst so weit links, wie es ihr möglich war, falls der andere überholen wollte. Doch der Wagen blieb beständig hinter ihr. Der Mann neben Maggie kam plötzlich zu sich. Er schaute etwas verwirrt umher, bis er die Sachlage begriff, dann bemerkte er den Wagen hinter ihnen.
„Suchen Sie einen Ausweg“, sagte er gepresst.
„Was?“, fragte Maggie verständnislos.
„Sie müssen den Wagen loswerden.“
„Unsinn, das wird einer der Gutsherren sein, die hier in der Nähe wohnen. Sie müssen sich keine Sorgen machen. Können Sie mir jetzt sagen was Ihnen passiert ist?“
„Bitte, versuchen Sie zu entkommen“, beharrte der Mann.
Maggie hatte ohnehin vor, den Weg nach Clarion Manors einzuschlagen, und so bog sie an der nächsten Abzweigung nach links ab. Die sie verfolgenden Scheinwerfer verschwanden, doch wenig später tauchten sie wieder auf und rückten näher.
Es waren wohl noch zwei Meilen bis Clarion Manors, und Maggie hatte plötzlich ein ungutes Gefühl. Sie gab Gas, soweit es der Wagen noch hergab. Doch es war auf jeden Fall zu wenig. Von hinten gab es plötzlich einen heftigen Ruck, und die Tierärztin verlor die Gewalt über den Wagen. Sie kam ins Schleudern und fuhr in den Graben, der Wagen überschlug sich.
Irgendwann kam er zum Stillstand. Maggie spürte jeden Knochen im Körper und wünschte sich in ihr Bett.
Eine Hand schob sich in die ihre und drückte etwas hinein.
Ihr Blick fiel auf den Verletzten, dann entfuhr ihr ein heftiger Fluch.