Читать книгу Romantic Thriller Sommer 2020: 9 Romane um Liebe und Geheimnis - Alfred Bekker - Страница 39
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Maggie wurde in einen geschmackvoll eingerichteten Salon geführt, wo bereits alles für eine gemütliche Teestunde vorbereitet war. Auf einem Tisch standen Tabletts mit Silbergeschirr und appetitlich angerichteten Toastscheiben und Keksen. Sie fühlte sich etwas beklommen und wäre viel lieber draußen im Stall bei Kevin geblieben. Das hier war nicht ihre Welt.
„Bitte, meine Liebe, nehmen Sie Platz, ich habe extra für Sie einen Lapsang Souchong aufgießen lassen. Den genießen wir am besten zu zweit.“
„Ich bin mir der Ehre wohl bewusst“, sagte die Tierärztin etwas gestelzt. Sie wusste einfach nicht recht, wie sie sich verhalten sollte. „Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie mir einen Wagen leihen wollen, Mister Felton, doch ich weiß nicht recht...“
„Nennen Sie mich doch George“, bat er weich. „Wir arbeiten schon eine Weile zusammen, und das wird sicher auch noch so bleiben.“
Maggie wurde regelrecht mulmig zumute. Was wollte dieser Mann von ihr? Sollte das etwa ein Annäherungsversuch sein? Sie war doch keine Frau für ein kurzes Abenteuer! Außerdem füllte ihre Arbeit sie so sehr aus, dass sie an einen Mann fürs Leben noch keinen Gedanken verschwendet hatte. Und Felton war schon gar nicht ihr Typ, wenn sie so etwas überhaupt hatte.
Der Gutsherr versuchte nun sie auszufragen, ihre Hobbys und Vorlieben, ihre Familie, und Maggie antwortete ausweichend. Als das Telefon plötzlich klingelte, atmete sie regelrecht auf. Diese Situation gefiel ihr nicht.
„Sehen Sie sich ruhig um, wenn Sie möchten. Da nebenan ist meine Bibliothek, die wird Ihnen gefallen“, meinte Felton und ging hinaus.
Maggie schaute sich um, dieser Salon gefiel ihr nicht besonders, zartrosa, Silber und weiß waren die vorherrschenden Farben, selbst bei den Tapeten. Neugier erfasste sie, und sie öffnete die Tür zum Nebenraum. Ja, das gefiel ihr wirklich. Ein achteckiger Raum tat sich vor ihr auf. Riesige Regale bis unter die Decke, vollgepackt mit Büchern, ein großer gemütlicher Kamin, dicke schwere Sessel, in denen man bequem schmökern konnte. Das traf ihren Geschmack voll und ganz.
Aber dann wurde ihre Aufmerksamkeit gefesselt. Auf einem kleinen Tisch stand ein Schachspiel. Aber drei Figuren fehlten. Und alle diese Figuren passten zu dem Turm, den sie in der Tasche trug. Warum sie ihn eingesteckt hatte, hätte sie nicht zu sagen gewusst, doch sie nahm den anderen Turm vom Brett und verglich ihn mit ihrem eigenen. Das war mehr als merkwürdig, und viele ungelöste Fragen drängten sich ihr auf.
Sie stellte rasch fest, dass die weiße Dame und der schwarze Turm ebenfalls fehlten.
Was hatte es damit auf sich?
Die schwarzen Figuren waren aus Ebenholz, und das Brett war ebenfalls aus Ebenholz und Elfenbein gearbeitet, mit kostbaren Intarsien aus Gold. Allein dieses Ensemble musste ein Vermögen wert sein, schoss es der jungen Frau durch den Kopf.
Aber warum hatte der Fremde die Figur besessen und sie ihr in die Hand gedrückt?
Was hatte George Feltons Freundlichkeit zu bedeuten? Hing das vielleicht mit der Figur zusammen, von der er eigentlich gar nicht wissen konnte, dass sie sich in ihrem Besitz befand?
Maggie wurde vorsichtig.
Sie würde Felton auch weiterhin nichts davon sagen, dass sie den weißen Turm besaß.
Rasch steckte sie ihn wieder ein, gerade rechtzeitig, denn der Gutsherr kam herein.
„Ich sehe, Sie bewundern ein Schmuckstück des Hauses. Dieses Schachspiel gehörte angeblich zur Mitgift Königin Isabellas, als sie die Gattin König Edwards I wurde. Ich weiß nicht, ob es stimmt, aber zumindest ist es eine schöne Geschichte. Und der Wert ist auf jeden Fall unschätzbar, oder wäre es, wenn nicht drei Figuren fehlten. Es ist sehr bedauerlich.“
„Ein wirklich schönes Stück“, stimmte Maggie etwas beklommen zu. Die Rätsel schienen immer mehr zu werden. Wie eine Erlösung schien es ihr, als der Butler jetzt Kevin McBride hereinführte.
„Ihre Stute wird in zwei bis drei Tagen wieder ganz in Ordnung sein“, erklärte er unterkühlt. „Maggie, sind Sie soweit? Ich denke, wir sollten nach Hause fahren, es war ein langer Tag.“
„Hier sind die Schlüssel für den Mini“, sagte Felton liebenswürdig zu ihr, ohne auf die Worte McBrides weiter einzugehen. „Benutzen Sie ihn, solange Sie wollen, Sie machen mir eine große Freude damit.“
Maggie war verlegen, und Kevin blickte ausgesprochen düster, doch er sprach kein Wort, auch nicht, als Felton galant die Hand der jungen Frau küsste. Später, zuhause, würde er sicher einiges dazu zu sagen haben, doch jetzt klemmte er sich wortlos hinter das Steuer seines Landrovers, Maggie folgte ihm mit dem kleinen, wendigen Flitzer.