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Schalow fuhr wie im Traum.

Monika hatte ihn belogen und betrogen.

Sie hatte ihm vorgemacht, dass sie Heikaus' Frau sei.

Warum?

War alles Lüge? Die Leidenschaft der kurzen Stunden am Mittag? Die zärtlichen Nächte, wenn Heikaus verreist war?

Hatte sie sich nur deshalb an ihn rangemacht, weil er zufällig einen schnellen BMW besaß, den ihr Mann - ihr Liebhaber! - für einen Überfall brauchte?

Er schüttelte den Kopf, schlug die Faust aufs Lenkrad.

War so etwas möglich?

Hatte er drei einsame Jahre von einem Betrug gezehrt?

Es war so.

Und jetzt reagierte Heikaus mit neuer Gewalt.

Zuerst hatte Beate bei ihm angerufen und nach Monika gefragt.

Dann war Gerd bei ihm aufgekreuzt. Als angeblicher Versicherungsvertreter, der etwas wegen eines Vertrages mit Frau Heikaus besprechen wollte. Heikaus musste sich einen Moment so gefühlt haben, als hätte ihm jemand den Teppich unter den Füßen weggezogen. Weil es keine Frau Heikaus gab, es nie eine gegeben hatte, musste Heikaus seinen Besucher sofort durchschaut haben.

Möglicherweise hatte er Gerd zunächst für Schalow gehalten. Denn Monika hatte sich bestimmt nicht vielen Leuten gegenüber als Frau Heikaus ausgegeben.

Erst später, nach Kucharz' Anruf, hatte Heikaus dann seinen Irrtum erkannt. Aber da hatte er trotzdem entschieden, Gerd umzubringen. Oder ihn umbringen zu lassen. Denn der Banküberfall von Leverkusen, bei dem ein Mensch getötet worden war, war immer noch nicht aufgeklärt. Hans Josef Heikaus stand also unter Hochspannung. Er würde jeden beseitigen, der ihm gefährlich werden konnte.

Dazu gehörte Monika.

Und er, Ernst Schalow.

Und vielleicht auch Beate.

Gerd war misstrauisch geworden und hatte sterben müssen. Gerd hatte irgendetwas herausgefunden. Gestern Mittag hatte er Beate angerufen und ihr gesagt, dass er eine Überraschung für ihn, Ernst, hätte. Die hatte er vielleicht im Einwohnermeldeamt oder bei der AOK entdeckt. Das waren Stellen, die am ehesten Daten über einen Menschen speicherten.

Hatte er herausgefunden, wo Monika sich jetzt aufhielt? Wie sie wirklich hieß?

Als er eine Telefonzelle sah, hielt er an und rief das Polizeipräsidium an. Oberkommissar Theo Retzmann war in seinem Büro.

*


»Nein, Herr Schalow, es gibt noch nichts Neues. Nichts Wesentliches«, schränkte er ein. »Sie müssen Geduld haben.«

»Ja, ja ... ich wollte ja auch nur ...«

»Ich habe Leute zu der Kiesgrube geschickt.«

»Auch Taucher?«

»Auch einen Taucher. Wenn die Tasche Ihres Freundes im Wasser liegt, werden wir sie finden. Ganz bestimmt.«

»Wie kommt es, dass Sie jetzt doch alle Hebel in Bewegung setzen?«, erkundigte sich Schalow.

»Das tun wir immer«, bemerkte der Beamte kühl. »Aber immerhin, ich kann es Ihnen ruhig sagen, am Wagen Ihres Freundes wurden Spuren entdeckt. Ein paar Kratzer, die sich nicht so ohne Weiteres mit dem Sturz in die Grube erklären lassen.«

Schalows Herz hämmerte hart, und er umklammerte den Hörer.

»Sehen Sie!«, stieß er hervor.

»Machen Sie sich keine verfrühten Hoffnungen, Herr Schalow«, warnte der Kommissar. »Ich bin dabei, herauszufinden, ob der Kratzer - ich will Ihnen bewusst nicht sagen, wo - gestern vor dem Unfall bereits vorhanden war oder nicht. Wann haben Sie den Wagen des Herrn Wissmeyer zuletzt gesehen?«

»Ich habe ihn überhaupt nicht gesehen, außer heute Morgen.«

»Wer könnte uns denn weiterhelfen?«

»Seine Verlobte, Fräulein Duven. Ach ja, der Mechaniker, der den Wagen gestern Nachmittag repariert hat. An der Veybacher Mühle, ganz in der Nähe der ... des Tatorts.«

Retzmann korrigierte Schalows Bezeichnung »Tatort« nicht.

»Ja?«, sagte er. »Kennen Sie den Namen des Mannes?«

»Er heißt Vollrath und wohnt in Mechernich. Er steht im Telefonbuch. Er hat den Wagen zuletzt gesehen.« Außer dem Mörder. »Was würde der Kratzer denn beweisen?«

»Allein überhaupt nichts. Wenn wir Farbpartikel eines fremden Fahrzeugs in der Kratzspur entdecken, und wenn wir dieses fremde Fahrzeug finden, können wir vielleicht beweisen, dass der Peugeot von der Straße gedrängt wurde. Ich sagte, vielleicht. Wir müssen die Untersuchungsergebnisse abwarten. Wissen Sie, welchen Wagen dieser Kucharz fährt?«

»Einen Simca. Aber Kucharz hat Gerd nicht ermordet.«

»Vorhin haben Sie es aber noch anders dargestellt«, sagte der Beamte.

»Jetzt weiß ich mehr. Es war ein Mann namens Ilja Petrovic. Oder Hans Josef Heikaus. Kennen Sie Heikaus?«

Retzmann wurde plötzlich ganz kühl. »Wie kommen Sie auf Heikaus?«, erkundigte er sich vorsichtig.

»Er hat auch die Deutsche Kreditbank in Leverkusen überfallen!«, platzte Schalow heraus. »Deshalb rufe ich nämlich an ...«

»Herr Schalow ...«

»Ich weiß, es kommt alles ziemlich plötzlich, und es klingt verdammt unwahrscheinlich ...«

»Das kann man wohl sagen, Herr Schalow.« Retzmann schwieg einen Moment, um dann behutsam fortzufahren: »Sie haben einiges mitgemacht, Herr Schalow. Drei Jahre JVA sind kein Pappenstiel für einen Mann wie Sie. Da verrennt man sich schon mal in eine Idee ...«

»Hören Sie doch ...«

»Lassen Sie mich ausreden! Ich will Ihnen sagen, wie ich es sehe. Da kommt jemand zu mir und tischt mir eine Mordgeschichte auf. Er nennt den Namen des Opfers und liefert den Namen des Mörders gleich dazu, obwohl er ihm selbst ein Alibi liefert. Wenige Stunden später ruft derselbe Mann an und nennt einen neuen Mörder. Von meiner Seite hört sich das nach einer fixen Idee an. Um es mal beschönigend darzustellen.«

»Ich weiß, aber ...«

»Wie kommen Sie auf Heikaus?«

»Kucharz hat es mir gesagt. Und Kucharz hat Heikaus auch draufgestoßen, dass Wissmeyer etwas herausgefunden hat.«

»Was?«

»Die Sache mit dem Leverkusener Bankraub. Gerd Wissmeyer ist dahintergekommen. Oder er wäre mit seinem nächsten Schritt draufgestoßen.«

Retzmann seufzte. »Herr Schalow, hat Kucharz Ihnen das freiwillig erzählt?«

»Nun, ja«, druckste Schalow, »ich weiß nicht ...«

»Sie haben also nachgeholfen.«

»Aber was er sagte, stimmte!«

»Darauf kommt es nicht an, Herr Schalow. Hat jemand nachgeholfen?«

»Ein ... Bekannter war dabei, ja ...«

»Kucharz wird seine Aussage mir gegenüber also nicht wiederholen?«

»Vermutlich nicht«, gab Schalow niedergeschlagen zu. »Aber wenn Sie Heikaus festnehmen und Kucharz wegen Beihilfe ...«

»Schlagen Sie sich das aus dem Kopf!«, fuhr ihn Retzmann energisch an. »An eine Festnahme ist nicht zu denken. Nicht im gegenwärtigen Stadium der Ermittlungen. Warten wir ab, was der Erkennungsdienst in der Kiesgrube findet. Der Wagen wird vielleicht morgen schon nach Köln überführt, dann machen sich die Laborleute darüber her. Und der Obduktionsbericht liegt dann auch schon vor. Danach können wir weitersehen.«

Schalow schwieg. Sein Atem pfiff in die Sprechmuschel. Er dachte an Kucharz, der jetzt noch länger in Freds Obhut bleiben musste. Schalow hatte kein Mitleid mit dem Verbrecher, der Gerd an seinen Mörder verraten hatte.

»Wenn Heikaus seine Finger in der Sache hat, bekommen wir ihn«, fuhr Retzmann unvermutet milde fort. »Das verspreche ich Ihnen. Inzwischen läuft er uns nicht davon.«

»Nein, da macht er allenfalls Jagd auf mich«, sagte Schalow.

Retzmann lachte sorglos. »Sie sehen Gespenster, Herr Schalow. Aber rufen Sie mich ruhig an, wenn Ihnen danach zumute ist.«

Schalow legte auf.

*


Er fuhr auf die Autobahn. Die Polizei tat nichts, bevor ihre albernen Erkenntnisse nicht fein säuberlich zwischen zwei Aktendeckeln lagen und der Oberkommissar und der Kriminaldirektor und der Staatsanwalt das Für und Wider von Heikaus' Festnahme abgewogen hatten.

Bei ihm damals waren sie nicht so zimperlich gewesen.

Vielleicht hatte Heikaus auch ein paar von diesen Leuten in der Hand. Vielleicht waren sie alle Stammkunden in seinen Massagesalons.

Er schüttelte den Kopf und wies sich selbst zurecht. Er wurde ungerecht. In seinem Fall damals war sein Wagen ja tatsächlich bei dem Überfall benutzt worden. Das stand außer Zweifel. Sie mussten ihn für einen Gewaltverbrecher halten. Hinzu kam der unsinnige Verdacht, er könne der Anarcho-Szene angehören. Dieser Gedanke hatte damals alle blind gemacht.

Jetzt musste erst einmal bewiesen werden, dass Gerd ermordet worden war. Oberkommissar Retzmann war dran. Er musste Steinchen um Steinchen zusammensetzen. Mit Gewalt war der Lösung des Rätsels nicht beizukommen.

Und was Heikaus' Beteiligung an dem Überfall auf die Deutsche Kreditbank anging, so kam es heute tatsächlich nicht mehr auf ein paar Tage an.

Schalow fuhr über die Eifelautobahn. Er wollte nach Mechernich. Zur Kiesgrube. Und vielleicht konnte er sich einmal in der Nähe des Jagdhauses umsehen, das Heikaus gehörte.

Er hatte Tanja ausgequetscht, und sie hatte ihm arglos beschrieben, wo das Jagd und Wochenendhaus ihres Freundes Hans Josef Heikaus lag. Im Naturschutzgebiet westlich der Bundesstraße 477.

Der Verkehr floss dünn. In regelmäßigen Abständen blickte Schalow in den Rückspiegel.

Seit wann folgte ihm der grüne Kombi?

Es war ein Opel Rekord, älteres Modell. Kölner Kennzeichen. Soviel konnte er im Rückspiegel ausmachen. Hartmann?

Normalerweise wäre ihm der Verfolger überhaupt nicht aufgefallen; er hatte es Hartmann und seinem Fahrer Mario zu verdanken, dass seine Sinne geschärft waren. Obwohl ihm in den letzten Stunden verwirrende Gedanken im Kopf herumgingen.

Der Kombi lag gut einen halben Kilometer zurück. Wo hatte er sich an seine Spur geheftet! Observierte Hartmann ihn jetzt verdeckt? Und arbeitete der Mann vom Verfassungsschutz bereits mit Kommissar Retzmann zusammen? Hatten sie, während er vorhin mit dem Oberkommissar telefonierte, den Anschluss feststellen können, von dem aus er sprach?

Er hatte vielleicht acht Minuten mit Retzmann gesprochen. In acht Minuten hätten die Techniker die Telefonzelle an der Aachener Straße vielleicht orten können, aber die Zeit hätte niemals gereicht, einen Wagen zu schicken.

Ein eisiges Gefühl kroch Schalows Rückgrat hinauf. Er holte alles aus dem alten Käfer heraus, aber die Tachonadel kam nicht über die Hundertzehn hinaus. Kein Problem für den Kombi.

Er würde Hartmann anrufen. Irgendwann später. Wenn er sicher war, dass der Fahrer des Opel es auf ihn abgesehen hatte.

Er nahm dieselbe Strecke wie in der vergangenen Nacht mit Beate an seiner Seite. Da hatte sie die Sorge um den gemeinsamen Freund verbunden. Was war jetzt? Wieder überfiel ihn die Trauer, und das bohrende Schuldgefühl lastete schwer auf seinen Schultern.

Bei Euskirchen-Wißkirchen fuhr er von der Autobahn herunter. Es dunkelte bereits, und er schaltete die Scheinwerfer ein.

Der grüne Kombi blieb zurück. Vielleicht befand er sich gerade in der Ausfahrt. Schalow erreichte die Landstraße und gab Gas. Seine Augen hingen im Rückspiegel.

Da kam der Opel. Ein dunkler Umriss unter den Bäumen am Straßenrand.

In der Stadt wäre es kein Problem gewesen, den anderen abzuhängen. Aber hier? Hier kannte er sich nicht aus. Die Dörfer, durch die sie kamen, waren zu klein, um irgendwelche Tricks zuzulassen. Und außerdem: Wer auch immer hinter ihm fuhr, er musste wissen oder ahnen, wohin er wollte.

Er kam an der Veybacher Mühle vorbei. Der große Parkplatz stand voller Wagen. Es war Freitag. Da gingen viele Leute zum Essen aus.

Schalow folgte ein Stück der Straße nach Zülpich. Kurz vor Schwerfen blinkte er links. Der Opel war aus seinem Gesichtsfeld verschwunden, doch dann kamen drei Wagen kurz hintereinander. Bei allen brannten die Scheinwerfer, und Schalow konnte nicht erkennen, ob der Opel dabei war.

Er bog ab. Die Lichter der Ortschaft rechts glitten vorbei. Unten im Tal funkelten helle Punkte. Irnich. Zusammen mit Beate war er erst heute Morgen hierhergefahren.

Ob die Kriminalbeamten aus Köln noch an der Kiesgrube waren? Bestimmt. Sie konnten unmöglich schon mit ihrer Arbeit fertig sein. Retzmann hatte sie frühestens nach Schalows Besuch im Präsidium losgeschickt. Und zu diesem Zeitpunkt besaß er noch nicht die Genehmigung seiner Vorgesetzten.

Hinter Schalow tanzten Lichter. Rechteckscheinwerfer wie beim Rekord. Schalow zog den Volkswagen in eine Kurve. Das Chassis ächzte. Schalow grinste angespannt. Er könnte den Fahrer des Opel das Fürchten lehren, falls es hier eine wirklich kurvenreiche Strecke gab.

Er schoss in eine enge Kurve, ohne das Gas wegzunehmen. Er sägte am Lenkrad. Das Heck blieb auf der Straße. Lenkrad herumwirbeln lassen, fest zupacken.

Da war das verwaschene Schild, das auf die Einfahrt zur Kiesgrube hinwies. Schalow fuhr scharf rechts ran und bremste. Der Opel kam aus der Kurve geschossen und wischte am Käfer vorbei. Schalow konnte das Kennzeichen für einen Moment sehen. Er prägte es sich ein.

Wenn jemand aus der Kurve kam und nicht rechtzeitig gegensteuerte, konnte es unter besonders günstigen Umständen geschehen, dass der Wagen ausgerechnet in die Zufahrt der Kiesgrube trudelte.

Aber Gerd war das nicht passiert. Und wenn schon, sein Wagen war ziemlich neu. Er hätte bremsen können. Und wenn der Wagen trotzdem ins Wasser gerutscht wäre, hätte er sich befreien können. Gerd war ein junger, sportlicher Mann gewesen und kein zimperlicher Kerl, der einen Schock erlitt, wenn er mit kaltem Wasser in Berührung kam.

Es war Mord. Und dabei blieb es.

Jemand hatte Gerd von der Straße gedrängt. Hatte ihn betäubt, bevor er ihn in das wassergefüllte Baggerloch rollen ließ.

Aber wenn der Tod erst um halb zehn eingetreten war, Gerd aber schon um Viertel nach sechs an der Veybacher Mühle abgefahren war - wo hatte er die fehlenden drei Stunden verbracht?

Schalow sah Lichter in der Zufahrt zur Kiesgrube, und er steuerte seinen Käfer hinein.

Mehrere Standscheinwerfer beleuchteten das sandige Ufer des Baggerlochs. Einige Männer standen im Licht. Ihre Schatten lagen schwarz auf dem hellen Grund. Schwarz und reglos. Ihre Wagen parkten in einer Bucht auf halber Höhe der Zufahrt.

Jemand schwenkte einen Handscheinwerfer. Der Lichtfinger tastete über Schalows Käfer. Schalow kniff die Lider zusammen. Idiot, dachte er. Langsam ließ er den Wagen weiterrollen und stellte dann die Vorderräder quer, sodass der Käfer unmittelbar vor der steil aufragenden Böschung zum Stehen kam.

»He, Sie da!«, schrie der Mann mit der Handlampe. Er kam auf Schalow zu, der gerade ausstieg. Schalow erkannte eine Polizeimütze. »He, hier können Sie nicht stehenbleiben! Hier ist alles gesperrt! Zutritt verboten!«

»Ich bin Ernst Schalow«, sagte er zu dem Uniformierten. Der Mann musste von der hiesigen Polizei sein. Retzmann hatte bestimmt keine Schutzpolizei nach Mechernich geschickt. »Ich habe mit Oberkommissar Retzmann gesprochen«, ergänzte er nur und ging einfach an dem Uniformierten vorbei zum Wasser.

Die Beamten in Zivil musterten ihn uninteressiert. Am Rand des Sees stand ein Froschmann. Sein Neoprenanzug glänzte noch nass. Das Atemgerät mit den gelben Pressluftflaschen und ein wasserdichter Scheinwerfer lagen neben ihm auf dem Kies. Die Tauchmaske hatte er über den Kopf geschoben. Zwischen den Lippen klemmte eine halb aufgerauchte Zigarette. Der Polizist war Schalow wie ein Hund gefolgt. Die Batterielampe hatte er ausgeschaltet. Jetzt stand er stumm und reglos wie die anderen im Licht der Standscheinwerfer. Die Szene wirkte auf eine beklemmende Weise unbelebt.

Einer der Zivilisten rieb die Hände. Schalow sah ihn an.

»Ich habe mit Oberkommissar Retzmann gesprochen«, wiederholte er. »Ich bin Ernst Schalow.«

»Ja?«

Das klang weder abweisend noch interessiert.

Diese Beamten kannten nicht die Namen der Personen, die in einen Fall verwickelt waren, selbst wenn sie selbst in diesem Fall arbeiteten. Sie waren Kriminaltechniker und keine Ermittlungsbeamten.

»Der Tote aus dem Peugeot war mein Freund«, fuhr Schalow fort. »Ich wollte fragen, haben Sie den Aktenkoffer gefunden?«

Der Mann schüttelte den Kopf. Sein Blick wanderte unwillkürlich nach links und heftete sich kurz auf eine Stelle außerhalb des Lichtscheins.

Schalow erkannte einen länglichen Umriss unter einer dunklen Plane. Er schluckte. Mit steifen Schritten verließ er den Lichtkreis.

Schritte knirschten hinter ihm im Kies. Der Kölner Kripomann kam auf ihn zu.

»Bleiben Sie da lieber weg«, sagte er. Seine Stimme zitterte ein wenig. »Wir warten auf den Arzt und den Staatsanwalt und auf die Kollegen.«

Schalow sah ihn an. Unschlüssig. Der Froschmann spähte zu ihnen herüber. Seine Zigarette glühte.

Schalow richtete den Blick auf den Umriss unter der Plane. Seine Augen gewöhnten sich an die dunklere Umgebung. Das Licht der Scheinwerfer wurde vom Wasser und dem hellbraunen Sand reflektiert.

Das Blut rauschte in Schalows Ohren. Er wusste, dass er am Ende einer Spur stand. Er spürte ein Würgen in der Kehle, und seine Augen wurden feucht.

»Ich will sie sehen«, sagte er leise.

Der Beamte schnappte nach Luft. »Sie wissen, wer ...?«

Schalow nickte. Der Mann bückte sich und packte einen Zipfel der Plane. Er sah zu Schalow hinauf.

»Machen Sie sich auf etwas gefasst.«

Schalow nickte.

Der Beamte hob die Plane ein Stück an.

Die Stimme der Rache: 4 besondere Krimis

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