Читать книгу Mission in ferner Raumzeit: 1000 Seiten Science Fiction Abenteuer Sammelband - Alfred Bekker - Страница 24
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Leutnant Sly Baggar und Hal Cranston erreichten eine mächtige Schachtröhre, wandten sich nach links und schlüpften in einen schräg nach unten hin abfallenden Wartungsstollen, der die Kabinen der Besatzungsmitglieder untertunnelte und in einem großen Bogen die peripheren Lagerräume miteinander verband. Nach zwanzig Metern erreichten sie einen Verteilerknoten, eine ovale Ausbuchtung mit Kontrollmonitoren und Displays an den Wänden. Die beiden Männer ignorierten die Schaltwände und bogen in einen Seitenstollen ein.
Bald schlug ihnen gedämpftes Rauschen entgegen, das fast mit jedem Schritt lauter wurde. Demnach befanden sie sich in unmittelbarer Nähe des zentralen Klimaschachts, der hinauf zur Luftversorgungszentrale in der mittleren Ebene führte. Cranston blickte auf den Bildschirm seines Handcomputers. Bis jetzt befanden sie sich immer noch auf dem richtigen Weg. Das Lebenszeichen, das der Computer empfangen hatte, musste hier irgendwo in der Nähe sein. Aber es war so schwach, das es sich nicht genau orten ließ. Erstaunlicherweise funktionierten sowohl die künstliche Schwerkraft als auch die Luftversorgung in diesem Teil des Schiffes. Die Chancen, hier auf einen Überlebenden der Katastrophe zu treffen, waren demnach sehr hoch.
Cranston hatte es plötzlich sehr eilig. Gebückt eilte er durch den niedrigen Wartungsstollen. Baggar hatte Mühe, ihm zu folgen. Nach einigen Metern knickte der Stollen ab und verengte sich hinter der Biegung zu einem Schlauch, durch den sie sich nur noch kriechend fortbewegen konnten. Wahrscheinlich hatten in diesem Abschnitt Wartungsroboter die notwendigen Arbeiten ausgeführt. Der Stollen endete vor einer Luke. Prüfend rüttelte Cranston an der Verriegelung. Sie gab nicht nach. Mit einem resignierenden Seufzer zog er seinen Blaster aus dem Holster.
Der gleißende Energiestrahl fraß sich mühelos durch das Metall. Dann genügte ein Fußtritt, um die Luke aus ihrer Verankerung zu stoßen. Polternd fiel sie auf der anderen Seite zu Boden. Der Lärm ließ Cranston zusammenfahren. In der Stille wirkte das Scheppern wie eine Explosion. Er verstaute den Blaster im Holster und zwängte sich durch die entstandene Öffnung. Baggar folgte ihm. Sie sahen sich um und machten ein enttäuschtes Gesicht. Der kleine Raum war leer. An den Wänden gab es einige blinde Monitore und erloschene Displays. Ein trübes Notlicht brannte.
An der gegenüberliegenden Wand entdeckten sie das dunkle Rechteck einer offenen Tür. Ohne zu zögernd ging Cranston darauf zu. Immer wieder warf er einen Blick auf den Bildschirm des Handcomputers. Das Lebenszeichen war immer noch aktiv. Baggar folgte ihm wie ein Schatten. Das Gefühl des Unbehagens, das ihn bereits seit einiger Zeit plagte, wuchs mit jeder Sekunde. Es ist die Stille, dachte er nervös. Sie ist unheimlich. Während er über die Türschwelle trat, warf er mehrmals einen Blick zurück. Es kam ihm so vor, als würde jeder seiner Schritte von unsichtbaren Augen beobachtet werden.
Die beiden Männer gelangten in einen Korridor, der von einer einsamen Notleuchte trüb erhellt wurde. Weiter vorne gab es eine weitere Tür. Auch sie stand offen. Gerade als sie hindurchgehen wollten, trat eine Veränderung ein. Von einer Sekunde auf die andere verloren die beiden Männer den Boden unter den Füßen. Sofort aktivierten sich die automatischen Schwerkrafterzeuger ihrer Anzüge. Gleich darauf standen sie wieder mit den Füßen auf dem Boden.
„Was war das denn?“, fragte Baggar. Sein Atem ging schnell. Sein Herz klopfte so laut, dass er befürchtete, man würde es im ganzen Schiff hören. Er benötigte einige Sekunden, um sich von dem Schock zu erholen.
„Offenbar funktionieren die Umweltkontrollen nicht mehr richtig“, antwortete Cranston. „Kein Grund zur Sorge.“
Langsam gingen sie weiter. Eine steile Falte erschien auf Baggars Stirn. Er sah den Gang hinunter und erwartete, dass jeden Moment etwas Monströses aus den Schatten auftauchen würde. Doch nichts geschah. Der Korridor endete vor einem massiven Schott. Cranston warf einen kurzen Blick darauf. Wenn es sich nicht öffnen ließ, musste er wieder den Blaster benutzen. Seufzend ging er auf das Schott zu. Es ließ sich fast unwillig öffnen. Licht fiel in den Korridor. Vor ihnen lag ein hell erleuchteter großer Raum. Links neben dem Eingang stand eine wuchtige Schaltkonsole.
Zögernd traten die Männer ein. Cranston und Baggar marschierten an riesigen zylinderförmigen Aggregaten vorbei. Sie waren von einem Vakuum umgeben, das sie vor der Korrosion schützte. Aus den Augenwinkeln heraus nahm Baggar eine winzige Bewegung wahr. Als er genauer hinsah, entdeckte er einen blutigen Hautfetzen, an dem noch Haare hingen. Schrecklich, aber kein Grund zur Beunruhigung. Als Soldat war er an Blut und Fleischfetzen gewöhnt. In seinem Leben hatte er schon weitaus schlimmere Dinge gesehen.
Wieder nahm er eine Bewegung wahr. Obwohl er gegen das Bedürfnis ankämpfte, musste er doch hinsehen. Also gab er dem Impuls nach. Ein kopfloser Rumpf schwebte dort. Die Wundränder waren glatt. Immer wenn er wegsah, wurde Baggar nach wenigen Sekunden wieder unwiderstehlich von der seelenlosen Hülle angezogen. Der Körper sah aus, als habe er sich schon immer in einem kopflosen Zustand befunden. Cranston schien ihn nicht zu bemerkten. Vielleicht wollte er es auch gar nicht. Schließlich erreichten die beiden Männer ein verschlossenes Schott.
Cranston warf einen Blick auf den Handcomputer und runzelte die Stirn. „In den Konstruktionsplänen ist dieser Bereich gar nicht verzeichnet“, sagte er.
„Unmöglich, das kann doch gar nicht sein.“
„Ist es aber.“
„Vielleicht ein Fehler in der Datei.“
„Nein, kein Fehler. Das war Absicht.“
„Weshalb?“
„Ich habe keine Ahnung, aber von dort kommen die Lebenszeichen.“
Cranston betätigte den manuellen Öffnungsmechanismus, doch seine Versuche blieben erfolglos. Das Schott ließ sich nicht öffnen. Verwundert schüttelte Cranston den Kopf.
„Merkwürdig“, murmelte er. „So etwas habe ich ja noch nie erlebt. Wieso lässt sich das Schott nicht öffnen?“
„Vielleicht hat sich irgendetwas verklemmt“, meinte Baggar.
„Möglich.“
„Und nun?“
„Das Schott ist sicher nicht sehr stark.“
Er zog den Blaster aus seinem Holster, richtete ihn nach vorn und betätigte den Abzug. Ein scharlachroter Energiestrahl entfuhr der Waffe. Cranston lächelte zufrieden und zielte auf die Mitte des Schotts. Er würde einige Zeit daran arbeiten müssen, aber er hatte Geduld. Es qualmte, als der Energiestrahl auf Metall stieß.