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Kapitel 6

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Agent X1 mietete sich ein Apartment im 6. Stock eines heruntergekommenen Hochhauses in Houston und benutzte dazu einen falschen Namen und einen falschen Führerschein. Er hatte am Morgen dieses Tages ein paar Stunden mit einem Maskenbildner verbracht, der ihn zwanzig Jahre älter gemacht hatte. Nun trug er eine Brille mit einem schwarzen Plastikgestell und alte Kleidung, Sportschuhe und eine abgetragene Mütze. Er hatte nur ein paar Dinge in seine Wohnung gebracht, als der Mietvertrag unterzeichnet worden war. Ein anderer Agent setzte ihn später am Tag ab. Bei sich trug X1 etwas, das aussah wie eine Schachtel langstieliger Rosen und einige Einkaufstüten mit Lebensmitteln. Er war weniger als eine halbe Meile entfernt vom Leichenschauhaus, in dem der Leichnam der First Lady aufgebahrt wurde. Von seinem Beobachtungspunkt im Wohnzimmer hatte X1 einen perfekten Blick um die gesamte Rückseite des Gebäudes. Er hatte eine Nachricht erhalten, dass der Präsident den Leichnam seiner Frau identifizieren und ihre sterblichen Überreste als nächster Verwandter verlangen würde. Dann würde er sie in einen wartenden Krankenwagen tragen lassen. Er würde zum Flughafen fahren und dort die Air Force One benutzen. X1 dachte, er würde einen Schuss anbringen können, wenn der Präsident das Gebäude betreten oder verlassen würde. Er stellte ein Steak, Salat und Drinks in den Kühlschrank. Dann öffnete er eine Halbliter-Flasche Bourbon, goss sich zwei Fingerbreit ein und nippte daran. Er saß auf einem dick gepolsterten Stuhl und nahm sein Fernglas heraus. Damit begann er das Leichenschauhaus abzusuchen. Er sah, wie Arbeiter kamen und gingen, der Müll hinausgebracht wurde und eine neue Leiche kam.

Als es gegen 18.00 Uhr dunkel wurde, nahm er sein Gewehr, um die Gegend zu beobachten. Das Nachtsicht-Zielfernrohr eignete sich Dunkeln besser als das Fernglas. Sein Gewehr war ein russisches ASVK/KSVK 12,7 mm Scharfschützengewehr mit einem Nachtsicht-Zielfernrohr. Die Patronen hatten die Maße 12,7 mal 108 mm. In das Magazin des Gewehrs passten fünf Patronen. Sein Gewehr hatte einen Kammerverschluss, deshalb sollte der erste Schuss tödlich sein. Während X1 wartete, schob er das Fenster hoch bereitete sich seine Mahlzeit zu und aß. Danach schraubte er den Schalldämpfer auf das Ende des Laufs seines Gewehrs. Er spülte das Geschirr und stellte es zum Trocknen in den Abtropfkorb. Dann goss er sich noch zwei Fingerbreit Bourbon in sein Glas und verstaute die Flasche in seinem Rucksack. Er würde an diesem Abend nichts mehr trinken, es sei denn, sein Auftrag war erfolgreich. Er verteilte ein paar radikale muslimische Broschüren im Zimmer und heftete eine schwarze IS-Flagge an die Wand seines Schlafzimmers. Dann steckte X1 auch sein Trinkglas in den Rucksack.

Um Punkt 19.00 Uhr fuhr ein schwarzer SUV auf den Parkplatz, und ein paar Polizisten auf Motorrädern stellten ihre Fahrzeuge so ab, dass sie jeden Zugang zum Gebäude versperrten. Ein Helikopter schwebte über dem Gebäude. Die beiden Vordertüren des SUV öffneten sich, und ein paar Sicherheitsbeamte suchten gründlich das Gelände ab. Dann öffneten sie die Hintertüren des Autos. Der Helikopter flog Kreise über dem Gebäude. Als der Präsident das Fahrzeug verließ, justierte X1 die Visierung. Dann holte er tief Luft und hielt den Atem an. Sein Ziel befand sich in einem erbsgrünen Kreis. In wenigen Sekunden würde er ein toter Mann sein. Während er langsam ausatmete, hielt er das Fadenkreuz auf die Brust des Präsidenten gerichtet. Sanft betätigte er den Abzug. Der Schuss war nicht laut, kaum mehr als ein lautes Plopp. Aber X1 stellte fest, dass er sein Ziel verfehlt und stattdessen einen Sicherheitsbeamten getroffen hatte. Einer der Männer von den Vordersitzen des SUV war im letzten Moment in die Schusslinie getreten. Er lag auf dem Rücken und schrie, während das Blut in die Luft spritzte. Ein anderer Beamter sprach in ein Funkgerät, während ein dritter mit seinem Körper den Präsidenten abschirmte. X1 gab zwei weitere Schüsse ab, in der Hoffnung, einer würde sein Ziel treffen. Er wusste, er hatte den Mann auf seiner Zielperson getroffen, denn dessen Körper zuckte jedes Mal, wenn ihn eine der großen Kugeln traf. Die großen Kugeln mussten den Beamten durchdrungen und dem Präsidenten eine Verwundung zugefügt haben. Aus Frustration heraus zielte X1 schließlich auf den Kopf des Präsidenten und betätigte den Abzug. Im Zielfernrohr sah er Knochensplitter, Gehirnmasse und einen langen Blutstrahl durch die Luft fliegen. Dann bewegten sich die beiden Körper nicht mehr.

Weil er die ganze Zeit in dem Raum seine dünnen Lederhandschuhe und seine Mütze über seinen kurzen Haaren getragen hatte, wusste er, er würde der Polizei keinerlei Spuren hinterlassen, außer einer IS-Flagge und ein bisschen Propaganda der Organisation. Er nahm sein Gewehr auseinander und legte die Einzelteile in eine lange Blumenschachtel. Dann wickelte er ein rotes Band mit einer Schleife darum. Er setzte seinen Rucksack auf und verließ das Zimmer. X1 trat aus dem Apartment und winkte ein Taxi heran. Sein nächster Halt war ein Apartment am anderen Ende der Stadt. Hier kam er her, wenn er sich nach einem Auftrag umziehen oder säubern musste. Hier waren Waffen in den Wänden versteckt, ein paar weitere Dokumente und verschiedene Kleidungsstücke in den Schränken. X1 nahm die rotbraune Perücke ab, duschte und rasierte sich. Dann zog er einen Anzug und eine Krawatte an. Schließlich wusch und trocknete er die Kleidung, die er zuvor getragen hatte und verstaute sie im Kleiderschrank.

»Hallo, Liebling! Ich bin in ein paar Minuten zuhause. Zünde doch ein paar Kerzen an und schalte ruhige Musik an! Toll! Ich bin gleich da.« Dann steckte er das Telefon zurück in seine Tasche.

*****


AGENT JODA MAY DES Geheimdienstes war in der Sekunde in Aktion getreten, als Agent Acker zu Boden fiel und ein Stück seines Schädels aus seinem Hinterkopf gesprengt wurde. Während er schreiend am Boden lag, hatte May mit dem Hubschrauber Kontakt aufgenommen und gemeldet, dass ein Mann mit einer Schusswunde ausfiel. Das Problem, dass er weder einen Schuss gehört noch ein Mündungsfeuer gesehen hatte. Einer der Polizisten rannte auf die Agenten zu, während ein anderer die Zentrale kontaktierte, ob es einen Anschlag auf das Leben des Präsidenten gegeben habe. Er forderte einen Krankenwagen mit einem Arzt an, die zur Leichenhalle kommen sollten. Eine Anzahl von Schüssen war abgegeben worden. May hatte nur herausfinden können, von wo sie abgefeuert worden waren, als er gesehen hatte, dass plötzlich große Löcher in Cox' Körper gerissen worden waren, der versucht hatte, den Präsidenten so gut wie möglich zu schützen. Cox hatte angefangen zu schreien, als sein Gehirn den Schmerz registriert hatte. Dann aber hatte eine Kugel den Präsidenten am Kopf erwischt. Vom rein praktischen Standpunkt aus betrachtet, war alles umsonst gewesen. Er hatte über Funk schnell den Helikopter kontaktiert, der sofort in die Richtung geflogen war, in der X1s Apartment lag. Aber nur wenige rechneten damit, dass ein Scharfschütze aus einer so großen Entfernung schießen würde. Daher konzentrierte sich die Suche auf die ungefähre Richtung, aus der die Schüsse gekommen waren.

May war zum Präsidenten gerannt, hatte Cox von ihm gezogen und ihn auf den Fahrersitz des SUV gesetzt. Als er Cox bewegt hatte, waren Blut, Schädelfragmente und Gehirnmasse auf den Beton des Parkplatzes gespritzt. Dann war er zu Cox und Acker gerannt und hatte sie ebenfalls ins Auto gezogen. Er hatte den Präsidenten sorgfältig untersucht. Die Kugel, die ihn getroffen hatte, musste eine vom Kaliber .50 gewesen sein, denn sein halber Kopf fehlte. Er hatte einen Erste-Hilfe-Koffer aus dem SUV genommen und den Kopf des Präsidenten fest bandagiert. Dann hatte er ihn auf weitere Verletzungen untersucht. Er hatte ein riesiges Loch in seinem Oberschenkel und ein weiteres in seiner Schulter. May hatte beide Wunden versorgt. Acker war tot. Seine blicklosen Augen standen offen, und sein Mund war vor Schmerz verzerrt. May sah, dass Acker noch am Leben war. Aber auch er hatte eine Schusswunde in der Schulter und eine im Oberschenkel. Er hatte ihn einfach bandagiert, bevor der Krankenwagen kam.

Die drei Männer wurden von einem Arzt untersucht, der sagte, um den Präsidenten stehe es schlecht, Cox werde es wohl überleben, und für Acker gebe es nichts mehr zu tun. Als der Präsident in den Krankenwagen gelegt wurde, holte May seine Pistole aus dem Heck des SUV, denn er war noch immer verantwortlich für die Sicherheit des Mannes. Die beiden Motorräder eskortierten den Krankenwagen. Eins fuhr voraus, das zweite hinterher. Die beiden anderen Krankenwagen fuhren direkt hinter dem mit dem Präsidenten. Als sie um eine Straßenecke bogen, stießen sie auf eine von illegalen Einwanderern errichtete Straßensperre. May blickte vom Fond aus durch die Frontscheibe des Krankenwagens und schrie:

»Fahrt einfach durch! Jetzt!«

Der Fahrer begann, langsamer zu fahren.

Der Arzt sagte: »Er stirbt uns unter den Händen, wenn wir nicht schneller fahren. Ich habe nicht, was ich brauche, wenn ich ihn hier am Leben erhalten soll.«

»Fahren Sie einfach durch diese Leute durch! Und zwar jetzt!« May schrie, damit man ihn verstand. Menschen schlugen mit Knüppeln auf den Krankenwagen ein, und plötzlich zersplitterte die Windschutzscheibe unter einem Stein. Der Fahrer trat das Gaspedal durch. Die Männer hörten Schreie, als der Krankenwagen mit zunehmender Geschwindigkeit die Demonstranten überfuhr. Ein Mann wurde getroffen, und sein Körper wurde auf die Motorhaube und die Windschutzscheibe geschleudert und kam auf dem Dach zu liegen. Sie fuhren einfach weiter. Als May sich umschaute, sah er durch die Scheiben der Hecktüren verletzte Demonstranten auf der Straße liegen. Der Arzt schickte mit seinem iPad eine Nachricht an das Personal des Krankenhauses, dass alles vorbereitet sei, wenn sie dort einträfen. Das vorausfahrende Motorrad stürzte plötzlich. Entweder war der Fahrer von einem Schuss getroffen worden, oder von einem Stein. Der Krankenwagen hielt nicht an, weil er den verwundeten Präsidenten an Bord hatte. Der Fahrer des zweiten Motorrades half dem gestürzten Kollegen auf sein Motorrad. Dann fuhren beide mit eingeschalteter Sirene in Schlangenlinien durch die Menschenmenge, um den Krankenwagen wieder einzuholen. Als sie das Krankenhaus erreichten, wurde der Präsident sofort in die Notaufnahme gebracht und die anderen Verwundeten ebenfalls versorgt. Ackers Leichnam wurde in die Leichenhalle gebracht. Ein Arzt kam auf May und unterhielt sich mit ihm. Als er sah, dass May noch immer äußerst angespannt war, gab er ihm ein Medikament und ein Schlafmittel für die kommenden Tage. Er notierte sich auch in eine Tabelle, dass er May in naher Zukunft auf posttraumatische Stresssymptome untersuchen wolle. Dann erschien auch Robert Holley, der Regionaldirektor des Geheimdienstes für den Südwesten, und fragte May:

»Was zum Teufel ist da draußen passiert? Im Radio klang es wie...«

»Ein Scharfschütze hat aus großer Entfernung auf uns geschossen. Er tötete Acker, traf Cox mindestens zweimal, und der Präsident war noch am Leben, als wir hier eintrafen. Er wird nie mehr derselbe sein. Für mich sah es aus, als hätte ihn eine Kugel Kaliber .50 aus einem Scharfschützengewehr in den Kopf getroffen, beinahe direkt in die Großhirnrinde, und hat ein großes Stück des linken Schläfenlappens herausgerissen. Da der Präsident Rechtshänder ist und, wie die meisten Rechtshänder auch, diese Gehirnhälfte am meisten benutzt, wird er verändert sein, wenn er überlebt. Wenn er stabil ist, finden wir den Einschusswinkel der Kugeln heraus und wissen, von wo sie kamen. Ich weiß nur, dass der Schütze von ziemlich hoch oben geschossen hat, wo er eine gute Sicht auf den Parkplatz hatte.«

»Joda, die nächsten hohen Gebäude sind beinahe eine halbe Meile entfernt. Das ist ein Distanzschuss, selbst für einen geübten Scharfschützen.«

»Nein, Boss, nicht unbedingt. Als wir mit einer Kampfeinheit im Irak waren, hat unser Scharfschütze ständig auf Ziele geschossen, die eine Meile entfernt waren. Und die meisten sind als tot bestätigt worden.«

»Woher wissen Sie, dass das stimmt?«

»Weil ich unser Scharfschütze war. Eine Meile ist nicht viel für die meisten Scharfschützen. Für akkurates Schießen ist es für mich die Grenze. In meinen zwölf Monaten habe ich 301 Männer erschossen, die meisten von innerhalb einer Meile. Bei Entfernungen darüber werden die Windrichtung, die Flugbewegung der Kugel und andere Variablen so komplex, dass man beinahe Mathematikprofessor sein muss, um das auszuknobeln. Wenn wir herausfinden, dass unser Schütze weniger als eine Meile entfernt war, wovon ich ausgehe, war es ein leichtes Spiel für einen ausgebildeten Killer.«

»Hmmm! Was mich jetzt beschäftigt, ist, dass eine Sicherheitslücke in der Agency geben muss. Wir sind die einzigen Menschen, die wussten, dass der Präsident um diese Tageszeit hierher kommen und in die Leichenhalle gehen würde, anstatt ins Krankenhaus. Die Agenten, die zu seiner Sicherheit abgestellt wurden, waren alle Kriegsveteranen.«

»Wir wissen auch, dass das benutzte Gewehr einen Mündungsfeuerdämpfer und und einen Schalldämpfer hatte. Ich habe mich umgeschaut, habe aber nicht einmal einen Schuss gehört oder gesehen.«

Ein müder Arzt mit Blutspritzern auf seinem Kittel näherte sich ihnen, lächelte schwach und sagte:

»Der Präsident der Vereinigten Staaten ist am Leben, aber seine Chancen auf vollständige Heilung sind gering. In seinem gegenwärtigen Zustand hat er Glück, wenn er sich wieder selbst ernähren kann. Aber er lebt. Ganz ehrlich, glaube ich, er wird sich erholen, aber nicht mehr in der Lage sein, richtig zu sprechen. Er wird sabbern und nicht in der Lage sein, sich im Griff zu haben, geschweige denn ein ganzes Land.«

»Ich denke, wir sind gut beraten, ihn für tot zu erklären, den Vizepräsidenten zu vereidigen und den Präsidenten in ein privates Sanatorium einzuliefern. Wie wir es auch mit JFK gemacht haben.«

Da klingelte Holleys Telefon. Er entfernte sich von der Gruppe, sprach eine Zeit und steckte es wieder in seine Tasche.

»Alles in Ordnung?«, fragte May.

»Das kommt auf unseren Blickwinkel an. Das war der Chef, und er möchte, dass der Präsident stirbt, wenn es keine Hoffnung gibt auf vollständige Genesung.«

Chef? Ich dachte, Sie wären der Chef, dachte May und fragte sich, wer denn der echte Chef war.

»Nein, er wird nie mehr derselbe sein, wenn er überlebt. Als Arzt jedoch weigere ich mich, ihm das Leben zu nehmen«, sagte der Arzt und schüttelte den Kopf.

»Geben Sie mir eine Spritze mit Morphium und, bei Gott, ich tue es«, sagte Holley.

Zehn Minuten später war der Präsident tot, und eine leere Morphiumspritze lag auf dem Beistelltisch neben der Bahre des Toten.

»Sir, die Presse wartet draußen auf eine Stellungnahme, was passiert ist und wie es dem Präsidenten geht«, erzählte eine attraktive Krankenschwester dem Arzt.

Holley sagte:

»Wir geben seinen Tod noch nicht bekannt. Sie, Doktor, werden sagen, dass er noch am Leben ist, aber eine schwere Kopfverletzung erlitten hat. Ich wiederum gebe ein paar Details bekannt über einen Attentatsversuch. Seinen Tod erklären wir im Verlauf dieses Abends. Im Moment braucht das amerikanische Volk Hoffnung, und wir sorgen dafür, dass es die bekommt.«

Sie entfernten sich vom Krankenhaus, und der Arzt berichtete von den Verletzungen des Präsidenten, dass er sich in einer kritischen, aber stabilen Verfassung befinde und seine Chancen gering seien.

Holley trat hinter das Podium und erklärte, was passiert war. Mehrere Minuten lang bauschte er Cox und seine Versuche auf, den Präsidenten zu beschützen. Er ließ es auch klingen, als habe Acker sich vor den Präsidenten gestellt und die Kugeln abgefangen, die für den Anführer bestimmt waren. Offensichtlich bemühte er sich, seine Agenten in den Status von Helden zu erheben. Ein Vertreter der Presse schrie eine Frage:

»Wer ist dafür verantwortlich?«

»Dies sind schwierige Zeiten. Deshalb wissen wir noch nichts. In den nächsten Tagen jedoch werden wir die Spuren verfolgen, die wir haben. Dass der Präsident kürzlich das Kriegsrecht verhängt und angedroht hat, alle Waffen von ihren Besitzern einzuziehen, ergibt eine ganze Reihe von Verdächtigen. In diesem Moment ist jeder Einzelne ein möglicher Verdächtiger. Keine weiteren Frage, bitte, wir haben zu arbeiten.«

Holley betrat das Gebäude und verließ die Presse, die sich aufgeregt Fragen stellte. Als er das Gebäude betrat, ging er auf May zu. Dann holte er sein Telefon hervor und wählte eine Nummer. Sein Gesprächspartner musste auf Deutsch geantwortet haben, denn Holley sagte in derselben Sprache: »Die Torte ist im Ofen, komm nicht zu spät zum Abendessen.« Dann klappte er sein Telefon zu. May hatte beobachtet, wie Holley die 011 gewählt hatte, die Vorwahl für die USA, und dann die 49, die Auslandsvorwahl für Deutschland, und dann eine Vorwahl. Er hatte keine der anderen Ziffern erkennen können. Der Chef sitzt also in Deutschland, dachte May, und der Code, den Holley benutzt hatte, überraschte ihn keineswegs. Sie benutzten oft Codes. May sprach fließend Deutsch, daher wusste er, was Holley gesagt hatte. Er nahm an, Holley hatte damit seinem Chef gesagt, dass der Präsident tot war.

»May, ich möchte, dass Sie in der Gegend von Houston bleiben, da Sie hier leben. Aber nehmen Sie sich ein paar Tage frei und erholen Sie sich! Alles, was Sie heute Abend hier gesehen und gehört haben, ist streng geheim. Sie dürfen darüber weder heute noch in der Zukunft mit jemandem reden.«

May fuhr nach Hause. Es war mitten in der Nacht. Deshalb wollte er seine Frau nicht wecken. Er wollte nur noch duschen und sofort ins Bett, nachdem er noch etwas gegessen hatte. Er betrat leise sein Haus, duschte im Gästebadezimmer und wärmte sich eine Mahlzeit auf. Dann aß er und nahm eine Schlaftablette, die ihm der Arzt gegeben hatte. Schließlich ging er zu Bett und kuschelte sich an seine Frau. Innerhalb weniger Minuten war er eingeschlafen.

Um neun klingelte sein Telefon, während er sich fertigmachte, um Laufen zu gehen. Als er auf die Nummer schaute, erkannte er, dass es sein Adoptivbruder Frank Wilson war. Als Kind war May von den Wilsons aufgezogen worden, aber er hatte seinen eigenen Nachnamen behalten. Dafür gab es viele Gründe. Der wichtigste aber war, dass er der Welt zeigen wollte, dass ein May ein produktives Mitglied der Gesellschaft sein konnte.

»Yo, großer Bruder, was ist los?«, fragte er.

»Wir müssen reden, und es geht nicht um die Familie. Wenn du ein bisschen Zeit hast, komm zu der Jagdhütte, die James gehört!«

»Geht es dir gut?«

»Mir geht es gut. Ich erzähle dir mehr, wenn du hier bist.«

»Soll ich alleine kommen?«

»Nein, das ist egal. Wirklich! Wenn Theresa mitkommen kann, bring sie mit. Wir werfen ein paar Steaks auf den Grill und kippen ein paar Biere.«

»Um wie viel Uhr?«

»Sagen wir 16.00 Uhr, okay?«

»Gut! Wir kommen beide. Ich liebe dich, Mann!«

Der merkwürdige Frank hat mir nicht einmal das Thema genannt, worüber er reden will. Er ist klug redet vielleicht über alles Mögliche. Gut, ich gehe laufen, entspanne ein bisschen und treffe ihn. Ich finde heraus, worüber er reden will, wenn ich dort bin.

*****


ALS MAY UND THERESA eintrafen, war Joda überrascht, dass so viele Leute da waren. Das Letzte, was er wollte oder erwartet hatte, waren eine Menge Leute um sich herum. Die Frauen saßen draußen, während die Männer im Wohnraum saßen und kaltes Bier tranken.

»Joda, was hältst du von all der Gewalt und all den Störungen, die im Land passieren?«, fragte James, als er dem Agenten ein Bier gab.

»Wir haben das alles schon gehabt, abgesehen von der schmutzigen Bombe. Wir sind sicher, dass dies ein Akt muslimischer Extremisten wie der IS war. Wir denken, dass der Präsident von der Bildfläche verschwinden sollte.«

»Niemals haben wir als Land zusehen müssen, wie unsere First Lady getötet wurde. Und das, zusammen mit der schmutzigen Bombe, macht dieses Jahr anders«, sagte Frank.

Donna steckte ihren Kopf durch die Tür und sagte: »Schaltet den Fernseher ein! Es sieht aus, als sei eben der Präsident getötet worden.«

»Das habe ich erwartet, weil das amerikanische Volk niemals seine Waffen abgeben würde«, sagte Frank.

Der Bildschirm zeigte plötzlich den Parkplatz hinter der Leichenhalle, und Direktor Holley sprach:

»Agent Acker war auf der Stelle tot, als er sich vor den Präsidenten warf, um ihn zu beschützen. Dann wurde Agent Cox zweimal getroffen, während er auf dem Präsidenten lag und ihm mit seinem eigenen Körper abschirmte. Die Waffe, mit der geschossen wurde, konnte nicht gefunden werden, auch nicht die leeren Patronenhülsen, aber es war eine Kugel beinahe von der Größe einer .50. Und das ist riesig. Wir fanden ein Projektil, die unser Labor als eine 12,7 mal 108 mm identifiziert hat, wie sie in Russland hergestellt wird.«

»Können Sie sagen, wie es Agent Cox geht?«

»Agent Cox starb nur wenige Minuten nach dem Präsidenten. Nach einer Pressekonferenz später am Tag wird Ihnen ein Arzt erklären, wie er starb.«

»Was ist mit dem vermissten Agenten, äh, Joda May?«

»Wir haben Videoaufzeichnungen von den Kameras aus dem hinteren Bereich der Leichenhalle, die zeigen, dass er rein gar nichts tat, als die Schüsse fielen. Im Augenblick suchen wir ihn, um ihn zu verhören. Die Aufzeichnungen zeigen sogar, wie er dem Präsidenten in den Kopf geschossen hat. Wir wissen, dass Agent May aktiv an der Ermordung des Präsidenten der Vereinigten Staaten beteiligt war. Aber wir wissen wenig über diese Verschwörung. Wenn die Autopsie durchgeführt wurde, wird vermutlich seine Dienstwaffe den letzten, tödlichen Schuss abgegeben haben. Im Augenblick ist eine Belohnung von 3 Millionen Dollar auf May ausgesetzt, tot oder lebendig. Denken Sie daran, wir haben tatsächliches Bildmaterial, dass May zeigt, wie er seine Waffe abfeuert. Dies werden wir im Lauf des Tages auf der Pressekonferenz veröffentlichen.«

Joda saß da und war völlig schockiert. Holley legte die Beine hoch und hatte Cox offensichtlich auch getötet, um die Sache zu vertuschen. Wenn alle Zeugen tot waren, konnte der Direktor sagen, was er wollte.

Im Zimmer war es still, als der Reporter sagte: »Die Bilder, die Sie jetzt sehen, sind aus dem Zimmer oder dem Apartment, aus dem der erste Schütze die Schüsse abgab, die die Agenten Acker und Cox getötet und den Präsidenten der Vereinigten Staaten schwer verwundet haben. Man nimmt an, dass die Schüsse aus dem Fenster abgegeben wurden, das Sie jetzt sehen. In dem Apartment fand man auch Flugblätter des IS und eine Flagge an der Wand. Das FBI und die CIA untersuchen den Tod des Präsidenten als Attentat. Agent Joda May ist der Hauptverdächtige. Wenn Sie diesen Mann kennen oder wissen, wo er sich aufhalten könnte, rufen Sie die Telefonnummer an, die Sie auf dem Bildschirm sehen und reden Sie mit einem Special Agent. Vergessen Sie nicht: Auf Agent Joda May ist eine Belohnung ausgesetzt von drei Millionen Dollar, tot oder lebendig. Das war Robert Wilkinson, live für WDBB aus Houston.«

»Ist das nicht eine Scheiße?«, sagte Frank und blickte seinen Bruder an.

»Aus meiner Waffe wurde nicht einmal geschossen. Ich verstehe all das nicht. Warum stellen sie mich als den Mörder hin? Zum Teufel, Holley hat den Präsidenten mit einer Überdosis Morphium getötet.«

»Vielleicht weißt du viel zu viel, kleiner Bruder.«

Apokalyptisch: 3 Zukunfts-Thriller in einem Sammelband

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