Читать книгу Krimi Koffer September 2021 - 7 Krimis auf 1000 Seiten - Alfred Bekker - Страница 47

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Der darauffolgende Nachmittag sah mehrere Teams an der Arbeit. Sie führten, über das mächtige Ruinenareal verstreut, Ausgrabungen durch. Bis jetzt war nichts gefunden worden, was exakt Aufschluss über die Bewohner dieser Stadt hätte geben können. Es schien, als wäre jeder Gegenstand, der zum Verräter werden konnte, vorher aus der Stadt entfernt worden, als jemand daranging, sie zu zerstören. Oder aber dieser Planet war in der Vergangenheit von galaktischen Plünderern heimgesucht worden, die alles, was nicht niet- und nagelfest war, auf ihren Schiffen davonschleppten. Doch das waren äußerst fragwürdige Mutmaßungen.

Die merkwürdigste Entdeckung machte allerdings Maurice Delalander ...

Am Nachmittag dieses Tages saß John Dunbar in einem Einmann-Gleiter und bewegte sich in geringer Höhe und nordöstlicher Richtung an der Peripherie der Stadt entlang. Er besaß keine fest umrissene Aufgabe, sondern sollte nur seine Augen offen halten und dafür sorgen, dass sich keines der Teams zu weit in die Stadt hinein entfernte. Unter sich sah er gerade eine Gruppe von Männern in den charakteristischen grünen Anzügen der Techniker, als er einen leisen Ruf über den Kommunikator vernahm.

Seine Finger glitten über die Justierung. Aufmerksam geworden, verstärkte er die Intensität des Gerätes, und so betäubte ihn Maurice Delalanders Stimme fast, der fragte:

„Jemand in der Nähe von Planquadrat 2/7?“

John sah auf die Reliefkarte, die gestern noch von der kartographischen Abteilung der SINGA angefertigt worden war. Nein! Er war fast am äußersten Ende des eingezeichneten Areals und viel zu weit von Delalanders jetzigem Standpunkt entfernt. So schwieg John und zog den Gleiter etwas höher, während er den Worten des Chefmathematikers lauschte, der einen kurzen Bericht gab.

Seinen Worten zufolge war er weit nach Nordosten in die Stadt eingedrungen. Weiter, als ihm eigentlich erlaubt war. Dort war er auf etwas gestoßen, das ihn vor ein Rätsel stellte.

„Und was ist es?“ Die Stimme des Captains klang erregt.

„Wenn ich das selbst wüsste, wäre mir wohler“, erwiderte Delalander.

„Also gut“, drang wieder Corellis Stimme aus Johns Kommunikator. „Senden Sie einen Dauerpeilton aus, Maurice, damit die anderen Teams schneller hinfinden.“

John Dunbar brachte den Gleiter in eine andere Lage: auf dem kleinen Oval des Orterschirmes erschienen zwei leuchtende Kreuze, näherten sich einander und deckten sich schließlich. Der Kurs lag fest.

John zog den Beschleunigungshebel nach vorn, der Gleiter gewann an Schnelligkeit. Durch die transparente Kabinenverkleidung sah John Dunbar hinunter auf die zerfallene Stadt. Noch konnte er Delalander nicht erkennen. Dafür aber vernahm er die Unterhaltungen der Teams, die in der Zwischenzeit bei dem Chefmathematiker angelangt waren.

Während John zuhörte, glitt das einer Metallmuschel ähnelnde Fluggerät über leere Straßen, wich geschickt aufragenden Skeletten gigantischer Gebäude aus und setzte in wilden Schwüngen über Schuttberge hinweg.

„Was ist es Ihrer Meinung nach, Mister Delalander?“

Delalander antwortete:

„Tja, wenn Sie mich so direkt fragen, Tigwell: Es sieht wie ein aufgeschütteter Erdwall aus.“

Die Stimme des Archäologen, der zusammen mit einigen Leuten seiner Abteilung Ausgrabungen durchgeführt hatte, klang misstrauisch.

„Sagten Sie: Erdwall? Wer sollte Interesse haben, durch dieses Ruinenfeld einen Wall zu ziehen?“

„Einen!“, rief Delalander aus, während er sein typisches Lachen lachte. „Sie können es von dort unten nicht sehen, Tigwell. Aber wenn Sie Ihr langes Gestell einmal ernsthaft in Bewegung setzen und heraufkommen würden, so könnten Sie feststellen, dass sich hinter diesem Wall noch ein nächster befindet, hinter diesem noch einer — und so fort. Wenn ich richtig gezählt habe, sind es im ganzen etwa vierundvierzig Erdwälle.“

„Vielleicht ein Tier“, mutmaßte eine andere Stimme, „eine Art von riesigem Wühler, der dicht unter der Oberfläche seine Gänge gräbt und dabei diese Wälle aufwirft?“

„Unsinn!“ Das war eindeutig die Stimme des Captains. „Sehen Sie sich doch einmal diese Erdwälle genauer an! Welches Tier wäre imstande, einen Wall von fünf Meter Basisbreite und Höhe aufzuwerfen und dabei noch einen exakten Halbkreis einzuhalten?

Nein, nein! Dafür muss es eine andere Erklärung geben.“

John Dunbar verlor für einen Augenblick die Beherrschung über den Gleiter. Seine Hände umkrampften die Lenksäule des Flugkörpers und machten schnelle Ausgleichsbewegungen. Schließlich hatte er den Gleiter wieder unter Kontrolle. Dann entdeckte er die Gruppe am Rande eines großen Platzes. Und er entdeckte auch noch etwas anderes: eine ganze Reihe nebeneinanderliegender Erdwälle, die alle etwa fünfzig Meter voneinander getrennt waren. Von seiner Höhe aus gewann John den Eindruck, als hätte ein Riese mit einem gigantischen Pflug Furchen durch die Stadt gezogen. Innerhalb der Breite des „umgepflügten“ Gebietes stand kein einziges Gebäude mehr.

John dirigierte den Gleiter zu Boden und setzte ihn hart neben den anderen Flugkörpern der Teams auf. Als die Luke hinter ihm zufiel und er steifbeinig auf die Männer zuschritt, war es ihm, als hätte er weit innerhalb der Stadt eine Bewegung gesehen. Als er sich jedoch konzentrierte, war nichts mehr zu erkennen.

„Mister Dunbar?“ Das war der Captain. Er stand mit vier anderen Männern — unter ihnen Delalander und Tigwell — auf dem Kamm eines der Erdwälle.

„In Person“, bestätigte John und erreichte die Gruppe, die am Fuß des ersten Walls stand und heftig diskutierte.

„Kommen Sie herauf, John!“, rief Maurice Delalander. Seine Arme vollführten winkende Bewegungen.

John legte die Hände über die Kontrollen seines Gürtels. Leicht wie eine Feder trieb er mit Hilfe des Antigravfeldes nach oben.

„Sehen Sie sich das einmal an“, forderte ihn Delalander auf, „dann sagen Sie uns, was Sie davon halten!“ John bückte sich. Er griff mit den behandschuhten Fingern in den Wall. Krümelige, ausgetrocknete Erde rieselte durch seine Finger, ein großer Prozentsatz eines feinen, grauen Pulvers, das vom Wind davongeblasen wurde.

„Nun?“ Corellis Stimme klang fordernd.

Als John Dunbar schwieg, wiederholte der Captain seine Frage, ungeduldiger, wie es schien.

John erhob sich und zuckte mit den Schultern. „Ich bin mir noch nicht klar geworden“, antwortete er langsam, fast zögernd. „Es sind zu wenig Anhaltspunkte vorhanden.“

Tigwell drehte sich in Johns Richtung, musterte ihn eine Weile schweigend, dann sagte er heiser:

„Es gibt noch ein paar Hinweise, und wenn Sie durch diese Hinweise zu dem gleichen Ergebnis kommen wie ich — dann steht uns eine unangenehme Überraschung bevor.“

„Zeigen Sie sie mir“, bat John nur. Tigwell bedeutete John, ihm zu folgen. Zusammen traten sie an den Rand des Walls. John folgte Tigwells Beispiel und sah ebenfalls hinunter.

Zuerst wusste er nicht, ob er lachen oder schimpfen sollte — er sah nichts. Dann glitten seine Blicke weiter, und plötzlich zeigte sich in den scheinbar unregelmäßigen Bodenerhebungen eine Art von Regelmäßigkeit, dass John einen überraschten Ausruf nicht zurückhalten konnte.

Er lief zur anderen Seite: Auch da waren die Eindrücke und Erhebungen zu sehen.

„Nun?“ Tigwells Stimme klang rau vor unterdrückter Erregung.

„Ich würde sagen: ja!“ Seine eigene Stimme kam John fremd vor.

„Stopp, meine Herren!“, mischte sich der Captain ins Gespräch. „Würde mir einer der Anwesenden vielleicht erklären, was hier vor sich geht?“ Corelli blickte misstrauisch von einem zum anderen. Offenbar fürchtete er bei den beiden einen Ausbruch beginnenden Raumkollers.

„Sagen Sie es ihm“, bat Tigwell den Ersten Offizier.

John wandte sich an den Captain.

„Ich fürchte“, begann er, „dass Sie mir zwar nicht glauben werden. Aber stellen Sie sich einmal eine Maschine vor, Sir, die rund fünfzig Meter breit ist. Am vorderen Ende mit großen Schaufel oder Baggerarmen ausgestattet, die alles, was ihnen in den Weg kommt, in diese Maschine hineinwerfen, hineinstampfen, zerkleinern, zertrümmern. Diese Maschine entzieht dem Bauschutt dieser Stadt irgendetwas — den unbrauchbaren, unverwendbaren Rest stößt sie hinten aus. Wären wir auf der Erde, würde ich sagen, wir hätten es mit einer gigantischen Aufräumungsmaschine zu tun. Aber wir sind nicht auf der Erde. Infolgedessen kann alles, was ich eben gesagt habe, völlig falsch sein. Feststeht nur eines“, sagte John Dunbar abschließend. „Die Maschine bewegt sich auf Gleisketten vorwärts, und sie verarbeitet die Ruinen der Stadt.“

„Und Sie irren sich nicht?“ Captain Corellis Stimme klang beschwörend.

„Keineswegs, Sir“, erwiderte der Erste Offizier steif.

„Ich würde sagen“, meldete sich Tigwell zu Wort und sein Gesicht hatte sich kampflustig vorgereckt, „dass Mister Dunbar eher noch untertreibt, Sir. In Wirklichkeit dürfte uns eine noch viel größere Überraschung bevorstehen.“

„Jetzt übertreiben Sie aber, Tigwell.“ Corelli schüttelte missbilligend den Kopf, was man einwandfrei durch den transparenten Helm erkennen konnte, und fuhr fort: „Was ist nur in Sie gefahren? Ich kenne Sie doch als einen nüchternen Menschen. Diesmal scheint Ihre Fantasie mit Ihnen durchgegangen zu sein!“

Tigwell hörte nicht mehr zu. Er hatte den Männern den Rücken zugekehrt und blickte angestrengt in die zerfallene Stadt hinaus.

„Mister Tigwell!“ Nun schwang unverkennbar Ärger in Corellis Stimme mit. Er schien ungehalten, ja mehr noch, er war böse. Wenn er etwas nicht vertrug, so war es Nichtbeachtung.

Zögernd drehte sich Tigwell wieder um. Der Blick seiner Augen war seltsam triumphierend, als er fragte: „Ja, Captain?“

„Ich ...“, der Captain verstummte abrupt. Er hatte bemerkt, dass Tigwell nichts von dem verstanden hatte, was er zu ihm gesagt hatte. Mit leiser, jedoch scharfer Stimme begann Captain Corelli zu schimpfen. Geschlagene zehn Minuten machte er seinem Herzen Luft. Dann sagte er abschließend: „Gibt es in diesem Haufen keinen einzigen vernünftigen Menschen mehr? Wenn ich das schon höre: riesige Maschine, die Bauschutt verarbeitet! Nein, nein! Damit können Sie vielleicht die Eingeborenen von Citzij hereinlegen, aber doch nicht einen erfahrenen Mann wie mich ...“

„Dann würde ich vorschlagen“, sagte Tigwell mit einem maliziösen Lächeln, „dass Sie sich einmal umdrehen, Sir. Eben kommt nämlich diese Maschine auf uns zu!“

Die „Maschine“ übertraf hinsichtlich ihrer Größe jede Erwartung.

Sie glich einem gigantischen Fabelwesen, einer flachgedrückten Schildkröte prähistorischer Epochen, bestand jedoch aus hochvergütetem Stahl. Mit urweltlichem Getöse kam sie aus einer Staubwolke hervor. Sie bewegte sich mit erschreckender Schnelligkeit. Ihre ungeheuren Gleisketten wirbelten Staub und Sandfontänen weit empor. Die teleskopartigen, biegsamen Ausleger, die sich um eine Öffnung von der Größe eines Einfamilienhauses gruppierten, waren in ständiger Bewegung.

Von Zeit zu Zeit stieß die Maschine ein tiefes Röhren aus. Eine weiße Dampfwolke stieg von ihrem gewölbten Buckel auf und wurde vom Fahrtwind zerrissen.

Seit ihrem ersten Auftauchen waren keine zwei Minuten verstrichen, und noch immer sagte niemand ein Wort. Schließlich drang ein Räuspern aus den Helmlautsprechern. Tommaso Corelli sagte mit tonloser Stimme:

„Unglaublich ...“

„Nicht wahr?“, pflichtete ihm Tigwell bei und starrte gebannt auf die immer näher kommende Maschine. „Die perfekteste Raummaschine“, fuhr er fort, „die ich je in meinem an Ereignissen nicht armen Leben gesehen habe.“

Damit schien der Bann von den Männern der SINGA genommen zu sein. Ein Durcheinander von Stimmen drang aus den Kommunikatoren. Alle redeten gleichzeitig. Jeder versuchte den anderen von seinen Beobachtungen zu berichten, sodass niemand das Wort des anderen verstand.

„Ruhe!“ Die Stimme des Captains klang schneidend. „Niemand spricht, wenn er nichts Wesentliches zur Sache sagen kann!“

Was sollte man schon Wesentliches zur Sache sagen können, dachte John Dunbar. Wie Tigwell schon richtig vermutet hatte, war diese Maschine die perfekteste Räummaschine, die man je gesehen hatte. Die Tentakel waren nämlich nichts anderes als Sonden und Rammen, riesige Fräsen und Hämmer. Ihr Zweck: Sie hatten große und sperrige Trümmerstücke zu zerkleinern und passgerecht für das „Maul“ zu machen, dessen Unterseite über den Boden schürfte und wie ein gewaltiger Bagger alles in sich hineinschaufelte.

„Irgendjemand eine Idee, was diese Maschine hier auf diesem toten Planeten zu suchen hat?“, fragte Corelli.

„Ich bin der Meinung, sie ist ein Überbleibsel.“ Das war Jeremias Purcell. Mit aufgeregten Handbewegungen kam der Chefingenieur näher.

„Unsinn!“, kam die Erwiderung von Tigwell. „Wie stellen Sie sich das vor, Mister Purcell?“

John hörte nur mit mäßigem Interesse auf den heftigen Disput der beiden Männer. Sein Blick verfolgte die Maschine, die mit lautem Röhren und klirrenden Ketten in einer Entfernung von nur hundert Meter eben an der Gruppe vorüberzog, ohne sich darum zu kümmern, dass man sich ihretwegen die Köpfe heißredete. John fröstelte ein wenig, als ihm die Unwirklichkeit dieser Situation voll zu Bewusstsein kam. Er spürte die Stöße des Windes, der lange Staubfahnen aufwirbelte. Durch den transparenten Helm drang das Sonnenlicht, durch die Außenmikrophone das ferne Heulen des Windes, das Dröhnen der Maschine. Und John glaubte plötzlich die klagenden Stimmen einer längst vergangenen Zivilisation zu hören. Manchmal narrten ihn auch seine Sinne und er „sah“ winkende Gestalten hinter den Staubfahnen ...

Als John erkannte, wohin das führte, gab er sich innerlich einen Ruck. Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Streit der beiden Männer und hörte genauer hin. Eben sagte Tigwell, der Archäologe:

„Sie behaupten da völlig unmotivierte Dinge, die einer näheren Untersuchung kaum standhalten würden. Ich sage Ihnen zum letzten Mal, Mister Purcell, dass Sie zwar in der Lage sind, eine stillstehende Maschine wieder in Gang zu bringen. Aber wenn es darum geht, die Arbeitsdauer einer sich selbst überlassenen Maschine festzulegen, dann versagen Sie völlig. Was glauben Sie — nehmen wir Ihre Hypothese einmal als gegeben an —, würde mit einer dauernd arbeitenden Maschine geschehen, die man sich selbst überlässt? Sie zucken die Schultern, Mister Purcell! Sie weichen mir aus. Damit geben Sie gleichzeitig Ihre Niederlage zu. Aber ich werde Ihnen sagen, was mit einer derartig sich selbst überlassenen Maschine geschieht!“

Tigwell schwieg einen Augenblick. Er schien den Streit zu genießen. Dann fuhr er fort: „Eine solche Maschine würde spätestens dann liegen bleiben, wenn die nächste Überholung fällig wäre ...“

„Eine völlig wartungsfreie Maschine“, sagte Jeremias Purcell. Seine Stimme klang jedoch nicht sehr überzeugend.

„Ha“, machte Tigwell voll Verachtung.

„War ja nur ein Vorschlag“, murmelte Purcell.

„Wenn ich Sie richtig verstanden habe, sind Sie also der Überzeugung, dass irgendjemand dafür verantwortlich ist, dass sich diese Maschine hier befindet?“, richtete Captain Corelli das Wort an Tigwell.

„Genau“, bekräftigte der Archäologe.

„Eine Ahnung, wer?“

Tigwell zuckte mit den Schultern. „Ich möchte mich nicht festlegen“, wich er aus.

„Die Detektoren unseres Schiffes haben kein Anzeichen von Leben auf dieser Welt entdeckt“, warf John Dunbar ein.

„Sie müssen ja nicht von diesem Planeten kommen“, entgegnete Tigwell langsam und bedeutungsvoll.

„Sie meinen ...?“ Unglaube und Skepsis schwang in Corellis Stimme mit.

„Warum eigentlich nicht?“, ließ sich John wieder hören. „Es wäre eine der möglichen Lösungen.“

Der Boden unter ihren Füßen begann zu zittern, als in einer Entfernung von etwa achthundert Metern ein Gebäude donnernd in sich zusammenstürzte. Dichte Staubwolken verdunkelten für eine Weile den Himmel.

„Das würde bedeuten“, ließ sich der Captain wieder vernehmen, „dass einer den Planeten innerhalb dieses Systems bewohnt wäre. Ist es nicht so? Allerdings glaube ich nicht daran, wenn Sie meine Meinung hören möchten. Mister Dunbar.“

„Weshalb eigentlich nicht?“, bekam John Schützenhilfe von Tigwell. „Dass die Detektoren des Schiffes kein Anzeichen von organischem Leben entdecken konnten, besagt noch lange nicht, dass dieses Leben nicht vorhanden sein könnte. Detektoren sind leicht in die Irre zu führen — außerdem haben wir noch keinen der inneren Planeten untersucht, doch das nur nebenbei. Was ich damit sagen will, ist: Ein Volk, das solche Maschinen bauen kann“, die Hand des Archäologen wies auf die Räummaschine, die unverdrossen dabei war, den Schuttberg des niedergerissenen Gebäudes aufzuarbeiten, „ist ohne Weiteres auch in der Lage, seine Anwesenheit gegen eine zufällige Entdeckung zu schützen und ...“

In diesem Augenblick sagte eine Stimme laut und schnell:

„Achtung! Beobachter Manner an Bord der SINGA spricht. Ich rufe alle Teams. Vorsicht! Auf dem Tasterschirm der Radarortung haben sich eben zwei Objekte aus den Ruinen erhoben.“

„Wo?“, kam Corellis augenblickliche Gegenfrage. „Was sind es für Objekte? Schiffe?“

„Ich weiß es nicht, Sir. Die Detektoren haben keinerlei Energieemissionen gemessen. Trotzdem waren die Reflexionen von metallenen Körpern deutlich im Peilfeld zu erkennen.“

„Keine Schiffe?“ Die Stimme des Captains klang ungläubig. „Was dann, Manner?“

„Keine Ahnung, Sir.“

„Woher kamen die georteten Objekte?“

„Von der gegenüberliegenden Seite der Stadt, Sir“, beeilte sich Männer mit der Antwort.

„Können Sie verfolgen, wohin sie fliegen?“

„Nein, Sir. Die beiden Objekte verschwanden vor wenigen Sekunden mit geringer Fahrt hinter dem Horizont. Die Geräte können sie nicht mehr erfassen. Wenn ich mir allerdings eine Bemerkung erlauben dürfte, Sir?“

„Nur zu!“

„Es sah ganz danach aus, als würden diese Objekte in einen Orbit um diese Welt gehen.“

„Sind Sie sicher?“

„Der Bahnberechner, der mit der Ortung gekoppelt wurde, schloss diese Möglichkeit nicht aus.“

Captain Corelli schwieg einige Augenblicke.

Es waren Augenblicke, in denen John den Wind hörte, das entfernte Geräusch stürzender Trümmer und das Röhren der „Räummaschine“.

Schließlich sagte Captain Corelli, und seine Stimme klang laut aus den Kommunikatoren: „Leutnant Hallenbeck!“

„Sir?“

„Sie und noch drei Leute werden mit einem Beiboot versuchen, den Startplatz jener geheimnisvollen Objekte anzufliegen, die auf Manners Schirm erschienen sind. Verstanden?“

„Zu Befehl, Sir!“

John Dunbar konnte von seinem Platz aus erkennen, wie sich eine Gestalt aus der versammelten Gruppe am Fuße des Erdwalles löste und mit zielstrebigen Schritten durch den Sand auf eines der diskusförmigen Beiboote zuging, die etwas entfernt standen.

„Sir!“ John Dunbar wandte sich an den Captain.

„Was gibt es, Mister Dunbar?“

„Ich möchte darum bitten, Leutnant Hallenbeck begleiten zu dürfen.“

„Ich auch, Sir“, sagte Tigwell schnell und trat einen Schritt vor. „Im Interesse der Wissenschaft dürfte es nur von Vorteil sein, einen Spezialisten an Bord zu haben.“

„Also gut, meine Herren“, antwortete Corelli. „Obwohl Ihre Argumentation etwas fadenscheinig ist, mein lieber Mister Tigwell. Ich würde eher annehmen, dass Sie nur pure Neugier dazu treibt, an diesem Flug teilzunehmen.“

Corelli drehte sich mit einem ironischen Lächeln um, und während Dunbar und Tigwell mit Hilfe ihrer Flugaggregate schnell in Richtung auf das Beiboot davonglitten, sagte er laut und deutlich in sein Helmmikrofon:

„Alle anderen Teams kehren sofort in die SINGA zurück. Das ist ein Befehl!“

*

John Dunbar warf noch einen letzten Blick auf die entschwindenden Gleiter der Teams, die zur SINGA zurückkehrten, dann drehte er sich um und ging auf die kurze Leiter zu, die aus dem Zentralschacht des Diskus ragte. Schnell hatte er die Sprossen überwunden; die Schleuse klappte zu und verriegelte sich automatisch. Im Innern der sechssitzigen Kabine war das Geräusch der anlaufenden Aggregate als leises Winseln zu vernehmen.

Als John neben Leutnant Hallenbeck in den Schalensitz sank, startete der junge Mann. Steil zog er das Beiboot in den purpurfarbenen Himmel und brachte es dann in einer Höhe von sechshundert Meter in die Waagerechte. Mit einer Geschwindigkeit von nur einhundertzwanzig Stundenkilometer zog es über dem Ruinenfeld dahin. Ziel war jene Stelle, von der sich die beiden georteten Objekte, die keine Schiffe und doch einwandfrei metallenen Charakters waren, erhoben hatten.

John Dunbar drehte sich um. Hinter ihm saßen der Archäologe Tigwell sowie Dan Morris, einer der drei Männer, die Leutnant Hallenbeck ausgesucht hatte. Morris hielt eine schwere Strahlwaffe auf den Knien. Die beiden anderen Männer, Bill Brandon und Irving Jason, saßen ganz hinten.

Keiner der Männer sagte ein Wort. Mit scharfen Augen beobachteten sie die gewaltige, zerstörte Stadt. Auch Tigwell enthielt sich jeder Äußerung, was umso erstaunlicher war. Normalerweise konnte er es nicht unterlassen, zu allem einen Kommentar zu geben.

Die Rufglocke des Kommunikators schlug an, der das Beiboot mit der Brücke der SINGA verband. Corellis Gesicht blickte von dem Bildschirm, der in der abgeschrägten Pultfläche der Flugkontrollen eingelassen war.

„Sir?“, sagte Hallenbeck.

„Ihre Position, Hallenbeck?“

Der Leutnant warf einen schnellen Blick auf die mit roten Kunststoffklammern befestigte Reliefkarte oberhalb des Bildschirmes.

„Position 23 4/7“, antwortete er.

„Schon etwas zu sehen?“

„Nein, Sir.“

Die Verbindung wurde wieder gelöst.

Da sich die sechssitzige Kabine des Beibootes dort befand, wo sich die obere mit der unteren gewölbten Schale des Diskus traf, hatte man einen ausgezeichneten Rundblick. John beugte sich aus seinem Schalensitz etwas vor. Etwa zwei Grad steuerbord voraus konnte er eine Bewegung erkennen. Er machte den Leutnant darauf aufmerksam.

Sofort änderte das Beiboot seine bisherige Richtung und schwebte binnen Sekunden über der von John bezeichneten Stelle.

Bevor der Erste Offizier etwas sagen konnte, rief Tigwell neben ihm aus: Da! Eine zweite Räummaschine!“

„Scheint eine äußerst ordnungsliebende Rasse zu sein“, stellte John nachdenklich fest, während er hinabblickte.

Die zweite Maschine unterschied sich nicht von der ersten. Einem unsichtbaren Leitstrahl folgend, bewegte sie sich unbeirrbar durch die Trümmer. Die Geschwindigkeit war identisch mit der der ersten Maschine. Nur in der Ausstattung unterschied sie sich. Diese Maschine besaß zusätzlich zu der üblichen Ausrüstung noch eine Art Ausleger, dessen Zweck allerdings nicht zu erkennen war.

„Ich glaube, dass das mit Ordnung wenig zu tun hat“, sagte Tigwell, während sich das Beiboot wieder entfernte und seinen alten Kurs einschlug.

„Nein?“ John sah auf den Archäologen.

„Ich bin eher der Meinung, dass diese 'Aufräumungsarbeit' dort unten einen völlig anderen Zweck verfolgt“, setzte Tigwell seine begonnene Rede fort.

„Und der wäre?“

Tigwell zuckte mit den Schultern. Schließlich bequemte er sich doch zu der Feststellung: „Dazu müsste ich erst einmal wissen, was diesen Erdwällen fehlt.“

„Ich verstehe nicht ...“ John blickte verwundert auf den Archäologen.

„Ich meine: Hat man schon Bodenproben aus diesen Wällen untersucht?“

„Das lässt sich leicht feststellen“, antwortete John und betätigte einen Schalter auf dem Instrumentenpult.

Eine Bildfläche leuchtete auf. Corellis Gesicht erschien auf dem Schirm.

„Sir“, sagte John, „hat man inzwischen die Bodenproben untersucht, die vom geologischen Team an Bord gebracht wurden?“

„Weshalb fragen Sie?“, erkundigte sich Corelli.

„Mister Tigwell hat eine Vermutung, die er gerne bestätigt sehen möchte.“

„Warten Sie einen Moment!“ Das Gesicht des Captains verschwand von der Bildfläche, sodass John auf dem nun frei gewordenen Schirm einen Teil der Brücke erkennen konnte.

Als Corelli wieder erschien, trug sein Gesicht einen erstaunten Ausdruck.

„Wie mir eben die geologische Abteilung mitteilte, fehlt diesen Erdwällen jedes Metallmolekül. Können Sie damit etwas anfangen?“

„Ich denke schon“, antwortete Tigwell an Johns Stelle und nickte dem Captain zu. „Genau das, was ich vermutete.“

„Erklärung, bitte?“

„Es gibt nicht viel zu erklären“, erwiderte Tigwell. „Diese Aufräumungsarbeit innerhalb der Ruinen dient einem äußerst profanen Zweck. Irgendjemand benötigt Unmengen von Metall. Wozu, weiß ich nicht! Immerhin können wir annehmen, dass es sehr dringend benötigt wird, weil man schon darangeht, die Trümmerfelder ehemaliger Städte zu durchwühlen, um an das Metall zu kommen.“

„Sie sind also nach wie vor davon überzeugt, dass sich innerhalb dieses Systems ein Volk verbirgt?“

„Ich bin von nichts überzeugt“, erwiderte Tigwell heftig. „Aber irgendjemand muss dieses Metall benötigen, sonst würde es nicht aufbereitet werden.“

„Leutnant Hallenbeck!“ Die Stimme des Captains klang hart. Als sich der Leutnant meldete, fuhr Corelli fort: „Sie haben noch fünf Minuten Zeit. Falls Sie bis dahin nicht jene Stelle gefunden haben, die wir suchen, kehren Sie unverzüglich an Bord zurück. Verstanden?“

„In Ordnung, Sir.“

„Das können Sie doch nicht machen“, protestierte Tigwell. „Bedenken Sie doch, was für Entdeckungen uns bevorstehen könnten!“

„Was ich machen kann, bestimme ich allein, Mister Tigwell“, erwiderte Captain Corelli kurz angebunden. „Sie müssen es schon mir überlassen, dafür zu sorgen, dass niemand zu Schaden kommt. Schließlich bin ich für das Leben der Besatzung verantwortlich. Folglich auch für das Ihre.“ Corelli schloss mit den Worten: „Wie gesagt, Hallenbeck: in fünf Minuten!“

Der Schirm wurde dunkel.

Tigwell presste die Lippen zusammen und wandte sich ärgerlich ab.

Mittlerweile hatte das Beiboot fast die gesamte Ausdehnung der Ruinenstadt überbrückt und näherte sich der jenseitigen Peripherie.

„Da, sehen Sie!“, rief Leutnant Hallenbeck plötzlich aus. Seine Hand zeigte nach vorn.

Im ersten Augenblick war John ratlos, das Bild war zu ungewohnt.

Am Rande der Stadt konnte er drei der gewaltigen, schildkrötenförmigen 'Räummaschinen' erkennen, die ihre Heckpartien einer trichterförmigen Vertiefung zuwandten. Über jenen Öffnungen in den Maschinen, die ansonsten die Erdwälle aufschütteten, hatte sich ein mannsdickes, kurzes Rohr herausgeschoben, aus dem in unaufhörlichem Strom ein graues Material drang und im Trichter verschwand.

Neben diesem Trichter erstreckte sich ein Gebäudekomplex über eine mehrere Quadratkilometer große Fläche, die in John eine Erinnerung weckte. Er sah laufende Rollbänder, Kräne und Laufkatzen von immenser Größe, die über Berge von Materialien unterschiedlicher Färbung hin und her liefen und dabei mit mächtigen Greifern hier abtrugen, um an anderer Stelle wieder aufzuhäufen. Dazwischen sah John kurze Türme, die umgekehrten Trichtern glichen. Aus ihnen stiegen von Zeit zu Zeit weiße Dampfwolken.

Und überall erkannte John Scharen von eiförmigen Robotern, die geschäftig irgendwelchen Verrichtungen nachgingen.

John grübelte darüber nach, woran ihn diese Anlage erinnerte. Dann fiel es ihm plötzlich ein: Das dort unten konnte ein Verhüttungswerk sein.

Auch Tigwell musste zu einem ähnlichen Ergebnis gelangt sein.

„Genau wie ich vermutete“, erklang seine Stimme neben John. „Sehen Sie sich nur diese Anlage dort unten an! Eine völlig in sich geschlossene, vollautomatische Einheit. Um es einmal mit einfachen Worten auszudrücken: An dem einen Ende schüttet man den zerkleinerten, pulverisierten Schrott hinein. Dann durchläuft er verschiedene Phasen innerhalb dieser würfelförmigen Bauten, die man dort unten erkennen kann. Wird gereinigt. Noch einmal aufgearbeitet. Geschmolzen — offenbar in jenen Türmen, die ständig Dampf ausstoßen — und kommt dann irgendwo am anderen Ende in seiner Endform heraus. — Leutnant Hallenbeck!“

„Mister Tigwell?“ Nur zögernd löste der Leutnant den Blick von dem Bild, das sich ihnen bot, und sah den Archäologen an.

„Wäre es zu viel verlangt, Sie zu bitten, mit dem Boot an das andere Ende dieses Gebäudekomplexes zu fliegen? Ich wäre brennend daran interessiert, feststellen zu können, wie dieser Prozess abgeschlossen wird.“

Das in der Luft hängende Beiboot machte eine kaum merkliche Bewegung, und schon stand es zehn Kilometer von seinem ersten Standpunkt entfernt über den letzten Gebäuden dieser Anlage. Dahinter war nur noch Wüste.

„Tiefer, bitte!“

Auf der Leuchtskala des Höhenradars sank der dicke rote Balken und blieb bei einem Wert von tausend Metern stehen.

„Können Sie sich einen Reim darauf machen?“, erkundigte sich John Dunbar bei Tigwell, während er verblüfft auf die Vorgänge unter ihnen blickte.

Aus einem flachen, nahezu rechteckigen Gebäude schoben sich auf kleinen Loren lange, rot leuchtende Rohre und wurden dann in eine Mulde gekippt. Um diese Mulde herum standen beobachtend mehrere dieser eiförmigen Roboter.

„Wenn ich mich nicht allzu sehr irre, sind das dort unten die Endprodukte. Massive Rundstähle, noch glühend, deshalb die rote Farbe.“ Tigwells Augen funkelten vor wissenschaftlicher Neugier. „Was diese Mulde bedeutet, ist mir allerdings noch schleierhaft.“

Tigwell und die anderen brauchten nicht allzu lange zu warten, um hinter das Rätsel zu kommen. Plötzlich erhoben sich aus der Mulde sämtliche Rundstähle, zu einem einzigen Block verschweißt, der von kreisförmigem Durchmesser war und eine Länge von rund hundert Metern besaß. Glühende Hitze verströmend — was deutlich an der flimmernden Luft zu erkennen war —, schwebte der Block dicht über der Mulde. Bewegungslos. Von allen Seiten strömten noch mehr Roboter herbei und richteten jeweils einen ihrer vielen Arme auf den Block, der plötzlich von einem grünlichen Leuchten eingehüllt wurde und ruckartig mehrere Meter höher stieg.

„Traktorstrahlen“, murmelte John fassungslos.

„Ganz recht“, erwiderte Tigwell dicht neben dem Ersten Offizier. Er schwieg einen kurzen Augenblick, dann fuhr er fort: „Und ich glaube auch zu wissen, was nun geschieht!“

„Ja?“ Fragend wölbte John die Augenbrauen.

„Warten Sie ab, Mister Dunbar“, beschwichtigte ihn der Archäologe geheimnisvoll.

Während John wieder nach unten blickte, dachte er daran, dass keiner der Roboter Notiz von ihnen nahm. Offenbar waren es ausschließlich Arbeitsroboter — im Gegensatz zu jenen, die die SINGA draußen im Raum angegriffen hatten. Was nur von Vorteil sein konnte.

Die Geschehnisse unter ihnen nahmen ihren Lauf.

Aus einer in der Nähe stehenden Halle schwebten vier seltsame Gebilde herbei, die entfernt an Brummkreisel erinnerten. Waagerecht standen von den Seiten halbrund gebogene Arme ab, die wie riesige Zangen wirkten — was sie auch waren, wie sich herausstellte.

Mit der Basisfläche ließen sich die Brummkreisel in einer Reihe hintereinander auf dem Block nieder und schlossen die Zangen um ihn. Das grüne Leuchten aus den Armen der Roboter erlosch — trotzdem schwebte der Block bewegungslos in der Luft.

„Was geschieht Ihrer Meinung nach dort unten, Mister Dunbar?“ Der Archäologe sah lächelnd auf den Ersten Offizier der SINGA.

John zögerte nur einen kleinen Moment. Dann antwortete er: „Ich nehme an, diese Kreisel sind nichts anderes als Schlepper, die ihre Last zu einem bestimmten Ort bringen.“

„Schlepper dürfte richtig sein“, entgegnete Tigwell. „Aber womit schleppen sie?“

„Traktorstrahlen“, mutmaßte John. Der hagere Archäologe schüttelte nachdrücklich den Kopf.

„Traktorstrahlen bedingen eine ungewöhnlich starke Meileranlage, die die Energien für die Traktorfelder erzeugen muss.“

„Ja, und?“

„Sie vergessen“, wies ihn Tigwell sanft darauf hin, „dass Manners keinerlei Energieemissionen gemessen hat, als sich die beiden rätselhaften Objekte von genau dieser Stelle erhoben hatten.“

„Aber was dann?“ John war noch nicht ganz überzeugt.

„Ich vermute, dass wir es hier eher mit einer Art uns unbekannter Antischwerkraft zu tun haben. Bedenken Sie doch die geringe Fahrt“, fuhr Tigwell schnell fort, als er Johns ungläubigen Gesichtsausdruck sah, „mit der die beiden ersten Objekte gestartet sind! Ich vermute sogar, dass sie sich das Magnetfeld dieses Planeten zunutze machen, was auch den Orbit erklären würde, den Manners mittels des Bahnberechners glaubte festgestellt zu haben.“

„Aber das würde bedeuten, dass diese Eisenladungen da unter uns eine immense Zeit unterwegs wären!“ John schüttelte in offensichtlichem Erstaunen den Kopf. „Wenn Sie sich die komplizierten Magnetfeldlinien innerhalb unseres eigenen Sonnensystems vor Augen führen, müssten Sie darauf kommen, dass diese Ladungen unter Umständen Jahre unterwegs wären, ehe sie in die Nähe eines anderen Planeten kämen!“

Tigwell nickte bestätigend mit dem Kopf, war aber nicht mehr in der Lage, etwas zu sagen.

Ganz plötzlich heulte das Aggregat des Beibootes auf. Das murmelnde Rauschen des kleinen Meilers wurde zu einem tiefen, heulenden Ton, während das diskusförmige Boot mit hohen Beschleunigungswerten in den Himmel schoss.

Leutnant Hallenbeck sagte entschuldigend:

„Bedauere, meine Herren! Aber wenn ich nicht schnell reagiert hätte, wären wir kaum noch am Leben. Wir lagen genau im Kurs der Eisenladung unter uns. Musste schleunigst ausweichen.“

Deutlich konnten John und die anderen erkennen, wie die Masse aus Rundstählen an dem Beiboot vorüber zog, auf ihrem Rücken die „Schlepper“. Während das Beiboot verharrte, entfernte sich langsam die seltsame Fracht. Ihre Geschwindigkeit war nicht höher als achthundert Stundenkilometer.

„Zurück zum Schiff“, befahl John dem Leutnant.

Das Beiboot beschrieb eine Drehung um dreihundertsechzig Grad, beschleunigte und setzte in einem gewaltigen Bogen über die Stadt hinweg. Während der Fahrt gab John Dunbar Captain Corelli einen schnellen, gedrängten Bericht der Ereignisse.

Wenig später öffneten sich die Schleusentore des Bootshangars, und gleich darauf erhob sich die SINGA inmitten einer gleißenden Staubsäule und verschwand über den dünnen Wolken.

Die heranziehende Nacht begann die Stadt zu verhüllen. Heulend strich der Wind über Dünen und Gebäude. Kalt leuchteten die Sterne auf dem tiefschwarzen Grund des Alls. Ab und zu ächzte ein Gebäude, eine altersschwache Mauer fiel polternd in sich zusammen.

Dann kam Schweigen über die Welt.

Krimi Koffer September 2021 - 7 Krimis auf 1000 Seiten

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