Читать книгу Treffpunkt mit dem Killer: Krimi Großband 7/2021 - Alfred Bekker - Страница 12
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ОглавлениеMona - die gute Mona! - hatte Lockenkopf vom Bett gezogen, nachdem sie seinen blutenden Schädel mit einem Strandtuch umwickelt hatte. Sonst verteilte er die Sauerei auch noch auf den Boden, und der war sowieso schon in Mitleidenschaft gezogen vom Blut seines Kumpanen. Außerdem hatte Mona das Bett abgezogen und alles auf einen Haufen geworfen,
"Die Matratze ist ebenfalls versaut!" berichtete sie mir.
"Egal: Überzieh das Bett neu und versuche, den Boden so zu säubern, daß man es wenigstens nicht mehr auf Anhieb sieht. Unterdessen bringe ich die Leichen nach unten."
"Was denn, ganz allein, Jay?"
"Siehst du hier noch jemanden, der mir helfen könnte?" fragte ich lapidar zurück, aber bevor ich meine Ankündigung in die Tat umsetzte, ging ich erst zum Telefon.
Die Geheimnummer von Maldini kannte ich natürlich - und natürlich auswendig. Ich tippte sie ein.
Maldini meldete sich - persönlich! Und das zu dieser Zeit?
"Scheiße, Sid!" keuchte ich gequält - so gequält, daß es kaum verständlich war. So brauchte ich mir keine Mühe zu machen, etwa die Stimme von Galinski nachahmen zu wollen.
"Bist du bescheuert, Galinski?" wetterte der Bigboss. "Mich persönlich anzurufen?"
"Scheiße, Boss, es ging schief. Die beiden Arschlöcher haben versagt, und dann kam Browning herunter und hat mich überwältigt. Hat es zumindest versucht. Aber ich habe ihm eine Kugel in den häßlichen Schädel gejagt."
"Und was ist mit dir?" fragte Maldini lauernd.
"Mich hat es böse erwischt. Ich - ich brauche dringend einen Arzt, sonst gehe ich hopps!"
"Und deshalb rufst du hier an? Wenn jetzt mein Telefon abgehört wird?" Anscheinend hatten die beiden einen Code vereinbart, den ich natürlich nicht wissen konnte. Deshalb tat ich ja auch so, als würde es für Galinski um Leben und Tod gehen und als könnte er sich an solche Absprachen angesichts seiner schlimmen Lage nicht mehr halten. "Und außerdem weißt du, daß ich nichts für Kriminelle übrig habe." Das war für etwaige Abhörexperten gedacht, obwohl er eigentlich mit Bestechung sein Telefon praktisch abhörsicher gemacht hatte. Sonst hätte man ihn längst drankriegen können...
"Herrschaft, Boss, dieser Browning ist eine Killermaschine gewesen. Wir wollten doch nur friedlich mit ihm reden, und da drehte der durch. Und jetzt ist er tot. - Was sollte ich denn machen? Entweder der oder ich!" Das war natürlich ebenfalls für die Ohren von etwaigen Abhörspezialisten gedacht. Ich mußte das Spielchen einfach mitmachen, um keinen Verdacht bei Maldini zu erregen, auch wenn ich solche übertriebenen Vorsichtsmaßnahmen für bescheuert hielt. Maldini litt schon immer ein wenig an Verfolgungswahn. Ein Wunder, daß er überhaupt noch weitertelefonierte. Aber dafür schien ihm das Thema nun doch zu brisant zu sein...
"Und seine Freundin?"
"Die habe ich leider nicht mehr erwischen können. Hat mich gesehen und ist abgehauen. Weiß nicht, wo sie jetzt steckt. Vielleicht bei den Bullen?" Ich hustete und tat, als würde ich Blut spucken. "Bitte, Sid, Boss, hilf mir. Ich - ich habe Browning im Wagen. Wir treffen uns..." Und ich nannte ihm den Treffpunkt, wie er mir vorschwebte.
Dabei rechnete ich mir meine Chancen aus: Galinski war sein Liebling. Sonst hätte er ihn nicht so gefördert. Aber jetzt, nachdem das anscheinend so unglücklich abgelaufen war, bildete Galinski eine Gefahr für den Boss. Wenn er jetzt andere Helfershelfer zum Treffpunkt schickte, war das in doppelter Hinsicht schlecht für ihn: Erstens gab es dann unliebsame Mitwisser, was man nicht unbedingt riskieren mußte, und zweitens würgte er sich selber eins rein, wenn er Galinski als Versager und nunmehr potentielle Gefahr umlegen ließ, denn wie sollte er das so begründen, daß er sich selber nicht zum Deppen machte, weil er ausgerechnet Galinski all die Jahre so stark gefördert hatte?
"Bitte!" flehte ich mit ersterbender Stimme.
"Schaffst Du es bis dorthin?"
"Klar, Sid - und... danke!"
Maldini legte einfach auf, und ich schnappte mir erst mal den toten Kerl, der mich zum Krüppel hatte schlagen sollen.
Verdammt, wenn wenigstens einer der Fahrstühle funktionieren würde...
Ich nahm den Kerl auf und legte ihn mir quer über die Schultern - so, wie ich es mal bei der Polizei gelernt hatte. Dann schleppte ich ihn nach unten zum Mercedes von Galinski, dabei hoffend, daß mir niemand bei meiner Tätigkeit zufällig zuschaute.
Egal, ich mußte es riskieren.
Genauso, als ich Lockenkopf nach unten schleppte.
Beide verstaute ich kurzerhand im Kofferraum des Wagens.
Inzwischen war Mona mit ihrer Arbeit fertig - wahrlich in Rekordzeit. Die versaute Wäsche brachten wir zu meinem eigenen Wagen.
"Fahr jetzt los, Mona!" befahl ich knapp, und dann sagte ich ihr, wo sie mich treffen sollte - nämlich ganz in der Nähe des Treffpunktes mit Maldini - eben nur zu einem späteren Zeitpunkt.
Sie fragte mich nicht weiter, machte nur eine verbissene Miene und steckte den Schlüssel ins Zündschloß.
Ich beugte mich zu ihr hinein und küßte sie auf den Mund. Soviel Zeit mußte jetzt doch noch sein.
Sie erwiderte meinen Kuß nur zögernd.
Kein Wunder, bei dem, was sie in der letzten Stunde durchgemacht hatte - und was vielleicht auch noch auf sie zukommen würde...