Читать книгу Mörder im Sturm: 3 Top Krimis - Alfred Bekker - Страница 22
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Als Bount das Vorzimmer von Phil Holdings Büro in der Third Avenue betrat, sah er schon am Blick der dunkelhaarigen, energisch wirkenden Sekretärin, dass er hier im Augenblick unerwünscht war.
"Ich möchte zu Mister Holding."
"Haben Sie einen Termin?"
"Ist er da drin?" Bount deutete auf die Tür, die höchstwahrscheinlich zum eigentlichen Büro führte. Bount hatte schon einen Schritt dorthin gemacht, da war die Dunkelhaarige aufgesprungen und hatte sich ihm in den Weg gestellt. "So geht das hier nicht, Mister..."
"Reiniger."
"Wenn Sie zu Mister Holding wollen, müssen Sie einen Termin abmachen. Allerdings nicht vor übernächster Woche! Außerdem haben wir gleich Büroschluss!"
"Ich will Ihnen nicht den Feierabend stehlen, sondern nur zu Ihrem Boss..."
"Ich habe Ihnen doch gesagt, dass..."
"Bestellen Sie ihm schöne Grüße von Frank Thompson. Na, los! Gehen Sie schon hinein! Ich verwette meinen Schlips, dass er mich unbedingt sprechen will, wenn Sie ihm das sagen!" Die Dunkelhaarige sah Bount an, als wäre bei ihm eine Schraube locker. Dann warf sie ihren Haarschopf pikiert in den Nacken und ging. An der Tür drehte sie sich noch einmal kurz herum, fast so, als wollte sie sich davon überzeugen, dass Bount auch wirklich dort blieb, wo er jetzt war und sich nicht an ihr vorbei durch die Tür zu drängen versuchte.
Es dauerte kaum fünf Sekunden, dann war sie zurück.
"Und?", fragte Bount.
"Mister Holding erwartet Sie. Gehen Sie hinein!" Das Gesicht, das sie dabei machte war ziemlich sauertöpfisch. Und auch Phil Holding machte keineswegs einen froheren Eindruck. Holding war ein schlanker, hochgewachsener Mann mit blasser, unreiner Haut. Sein Gesicht versteckte er hinter einer auffälligen Hornbrille, an der er fortwährend herumfummelte. Wahrscheinlich zeigte das nur seine Nervosität. "Machen Sie die Tür zu, Miss Garrison!", wies der Anwalt die Dunkelhaarige an. "Ich möchte mit dem Mann unter vier Augen sprechen." Dann wandte er sich an Reiniger: "Was wollen Sie?"
"Schon sehr interessant, wie Sie auf den Namen Frank Thompson reagiert haben!"
"Ihr Name war wie, Mister..."
"Reiniger. Aber ich schätze, das wissen Sie bereits."
"Hören Sie, ich bin ein vielbeschäftigter Mann, wie wäre es, wenn Sie einfach sagen, was Sie wollen und dann wieder verschwinden! In Ordnung?" Er schien überaus gereizt zu sein. Bount ließ sich in einen der klobigen Sessel fallen, während Holding stehen blieb.
"Ihre Sekretärin sagte mir, dass Sie Ihren Terminkalender voll hätten. Schon erstaunlich, dass es noch Mandanten für jemanden wie Sie gibt. Ich meine, nach der Sache mit der Giftpille!"
"So, dass wissen Sie also auch..."
"Ein Geheimnis ist das nicht gerade. Aber sicherlich gibt es Klienten, die Anwälte bevorzugen, die keine Skrupel haben!"
"Die Sache ist im Sande verlaufen, der Kerl hat sich selbst umgebracht. Also, was soll's? Wollen Sie die Geschichte etwa noch einmal aufrollen?"
Bount schüttelte den Kopf. "Kein Gedanke. Wenn man Ihnen damals schon nichts nachweisen konnte, dann sind die Spuren in der Zwischenzeit sicher völlig erkaltet."
"Was wollen Sie dann?"
"Ich suche den Mörder von Ted Hughes."
"Und da kommen Sie zu mir?"
"Bin da etwa an der falschen Adresse?"
"Allerdings! Ich weiß nicht einmal, wer dieser Hughes ist!"
"Aber Sie kennen Frank Thompson."
Phil Holding zögerte. Dann fuhr er sich mit der Rechten durch das schon etwas lichter werdende Haar. "Ich kenne viele Leute, Mister Reiniger. Und Sie, wie mir scheint, auch."
"Thompson glaubt, dass sich etwas in meinem Besitz befindet, das er selbst gerne hätte - beziehungsweise seine Auftraggeber. Er ist wahrscheinlich in meine Wohnung eingebrochen, hat mich zwei Tage später auf einen Schrottplatz entführt und zusammen mit seinen Gorillas versucht, mich aufzumischen."
"Interessante Story, die Sie da erzählen, Reiniger. Und? Wie ist das Ende vom Lied?"
"Ich habe den Spieß umgedreht. Ich wollte wissen, wer hinter der Aktion steckt."
Holding wurde sichtlich unruhig. Sein Gesicht verlor jetzt den letzten Rest von Farbe. Er beugte sich etwas vor. "Und was hat Thompson gesagt?"
"Er hat Ihren Namen erwähnt, Mister Holding." Ein gezwungenes Lächeln erschien auf dem Gesicht des Anwalts. Dann schüttelte er den Kopf. "Das ist alles?"
"Für mich Grund genug, um hierher zu kommen!"
"Und Sie denken wirklich, dass ich nichts Besseres tun habe, als Entführungen zu organisieren?"
"Ich habe keine Ahnung, welche Rolle Sie in der Sache spielen, Holding! Aber Sie hängen da mit drin." Holding wedelte verzweifelt mit den Armen in der Luft und lief ein paar Schritte in seinem Büro auf und ab.
"Also gut", sagte er schließlich.
"Ich kenne Frank Thompson, weil ich ihn mal in einem Prozess vertreten habe. Das ist alles." Er zuckte mit den Achseln. "Sie müssen da irgendetwas missverstanden haben!"
"Das glaube ich kaum!"
"Was Sie glauben, ist mir ziemlich gleichgültig, Mister Reiniger! Im übrigen dürfte unser Gespräch hiermit beendet sein."
Bount erhob sich.
"Wir sehen uns bestimmt wieder."
"Ich hoffe nicht."
"Und wenn Sie das nächste Mal ein paar Leute engagieren, sollte Sie darauf achten, dass es nicht solche Hasenfüße sind wie beim letzten Mal!"
"Eine schwere Anschuldigung, Mister Reiniger. Falls Sie auf die Idee kommen sollten, dass öffentlich zu wiederholen, dann werde ich gerichtlich gegen Sie vorgehen!"
"Ich wiederhole nur, was Thompson gesagt hat."
"Ich bitte Sie! Sie glauben einem vorbestraften Kriminellen mehr als einem seriösen Anwalt?"
"In diesem Fall ja."
Das Telefon klingelte.
Holdings Hand ging instinktiv zum Hörer, aber er brach die Bewegung abrupt ab. Bount wandte sich zum Gehen. "Das wird Thompson sein", meinte er. "Wenn Sie sich heute Abend etwas vorgenommen haben, werden Sie es verschieben müssen!"