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Frank Thompson kauerte die ganze Fahrt über wie ein begossener Pudel auf dem Beifahrersitz. Bount behielt ihn im Auge, besonders dann, wenn er an einer Ampel kurz anhalten musste. Aber Thompson versuchte nichts. Er wusste, dass er Bount nur mit einer Waffe in der Hand gewachsen war. Außerdem war jetzt war Rushhour und da wäre ein solcher Fluchtversuch mitten im New Yorker Verkehrsgewühl sowieso eine ziemlich mörderische Sache gewesen. Zusätzlich machte Thompson die Nase zu schaffen, mit der wirklich etwas nicht in Ordnung zu sein schien. Sie hörte nicht auf zu bluten und schien ihrem Besitzer erhebliche Schmerzen zu verursachen.

"Sie sind ein gemeiner Hund, Reiniger!"

"Haben Sie im Ernst geglaubt, dass ich Sie abhauen lasse, wo Sie mir fast nichts geboten haben?"

"Nichts geboten? Sie wollten einen Namen hören und ich habe Ihnen einen Namen gesagt!"

"Dieser Anwalt wird vermutlich der erste sein, den Sie gleich anrufen werden, wenn wir auf dem Revier sind, was? Ich hätte ihn also sowieso kennengelernt."

"Wissen Sie, was ich gedacht habe, Reiniger?"

"Ich bin gespannt!"

"Ich dachte, Sie würden mir anbieten, dass wir halbe halbe machen. Verstehen Sie, was ich meine?"

"Sicher."

Toby Rogers staunte kurze Zeit später nicht schlecht, als Bount mit Thompson bei ihm auftauchte. "Was soll ich mit dem?", fragte der Dicke ziemlich unwirsch. "Der sieht aus, als müsste erst einmal zum Arzt und nicht zu mir!"

"Deine Leute können ihn hinbringen, wo immer sie wollen", meinte Bount. "Hauptsache, sie lassen ihn nicht laufen!" Rogers legte die Stirn in Falten und stemmte die massigen Arme dorthin, wo sich bei anderen Leuten die Taille befand.

"Bount, bei aller Freundschaft, was hat das zu bedeuten!" Reiniger erzählte seinem Freund in knappen Sätzen, was passiert war. "Versuchte Entführung dürfte ja wohl als Haftgrund ausreichen. Die beiden anderen Kerle sind mir leider entwischt. Wenn deine Spurensicherer noch hinaus zu dem Schrottplatz fahren wollen, um die Kugeln einzusammeln, die dieser Gentleman hier auf mich abgefeuert hat, beschreibe ich ihnen gerne den Weg." Bount reichte Toby die Waffe von Frank Thompson. "Am besten, du liest ihm seine Rechte vor!" Rogers fühlte sich unangenehm überrumpelt, das konnte man ihm wohl ansehen, aber der dicke Captain machte, was Bount ihm gesagt hatte. Als Thompson abgeführt worden war, fügte der Privatdetektiv noch hinzu:

"Ich wette mit dir, dass dieselben Drahtzieher, die hinter dieser Aktion stecken, auch den Killer geschickt haben, der Ted Hughes umgebracht hat! Du solltest ihm gründlich auf den Zahn fühlen."

"Bount, ich dachte, du wärst aus dem Fall 'raus!" Reiniger zuckte mit den Achseln und grinste.

"Jetzt bin ich im Auftrag der Schwester des Toten wieder drin. Und wie es scheint, auch in eigener Sache! Wer immer dahinter stecken mag, die denken, dass ich mir das Datenmaterial geschnappt habe, auf das sie so scharf sind. Sie haben meine Wohnung und das Office durchwühlt und mir dann diesen Thompson mit seinen Gorillas auf den Hals gehetzt."

"...und du denkst, dass sie nicht lockerlassen werden!"

"So ist es."

Bount rieb sich die Schulter. So ein Schlag mit einer Kette war nicht ohne. Wahrscheinlich würde er noch eine ganze Weile etwas davon merken.

"Was macht eigentlich unser Killer?", fragte Bount nach einer kurzen Pause. Er konnte es Rogers schon am Gesichtsausdruck ansehen, wie groß der bisherige Fahndungserfolg gewesen war. Null Komma Null.

"Der Kerl löst sich mehr oder weniger in Luft auf!", knurrte der Captain missmutig.

"Da standen doch vier Namen auf dem Bildschirm. Alles Leute, die auch schon mit Messern gearbeitet haben!"

"Ja. Einer ist zwei Tage vor Ted Hughes' Ermordung bei einer Schießerei ums Leben gekommen. Die Identifizierung hat etwas länger gedauert, deshalb stand er noch auf unserer Liste. Bei Nummer zwei hat sich herausgestellt, dass er schon seit zwei Jahren in einem thailändischen Knast sitzt, weil man ihm einen Prostituiertenmord vorwirft."

"Und die anderen beiden?" Toby Rogers machte eine hilflose Geste. "Nummer drei ist wahrscheinlich für einen Mord verantwortlich, der fast zur selben Zeit in L.A. passiert ist und genau seine Handschrift trägt. Er kann aber nicht gleichzeitig hier in New York City und in Los Angeles gewesen sein."

"Wie wahr!"

"Und von Nummer vier hat man seit Jahren nichts mehr gehört. Wahrscheinlich hat er sich zur Ruhe gesetzt."

"Aber sicher ist das nicht?"

"Was ist schon sicher, Bount? Aber aller Wahrscheinlichkeit ist der Kerl ebenfalls eine Niete und lebt irgendwo unter falschem Namen als braver Bürger von dem Geld, das er sich während seiner aktiven Zeit verdient hat!"

"Mit anderen Worten: Wir haben nicht eine einzige Spur, die etwas taugt!", fasste Bount zusammen. Er schlug mit der flachen Hand gegen einen der Aktenschränke.

"Ganz so schlimm ist es nun auch wieder nicht", erwiderte Toby Rogers mit einem Lächeln, bei dem seine Augen ganz klein wurden.

Bount machte ein erstauntes Gesicht.

"Sag bloß, du hast noch was in petto!"

"Ja, da ist noch der Mantel, der auf dem Dach lag. Wir haben ihn genauer untersucht."

"Und?"

"Keine Etiketten, nichts, was auf seine Herkunft hindeutet. Aber es handelt sich um eine Spezialanfertigung. Im Futter befinden sich einige Extra-Taschen, die wahrscheinlich dafür gemacht wurden, ein zerlegbares Präzisionsgewehr mitzuführen."

Bount pfiff durch die Zähne.

"Und jetzt sucht ihr den Schneider!"

"So ist es."

"Vielleicht kann der Killer selbst ganz gut nähen."

"Bount, der Mantel ist aus einem Schurwolle/Cashmere Gemisch. Da hätte ein Laie seine Schwierigkeiten bei der Verarbeitung. Außerdem steht es so gut wie fest, dass dies kein Stück von der Stange ist, das einfach umgeändert wurde. Wenn der Killer ihn genäht hätte, müsste er alles daran gemacht haben - und zwar mit einer Maschine, wie man an den Nähten sieht. Das halte ich für unwahrscheinlich."

Bount zuckte die Achseln.

"Wenn man von allen Schneidern in den Vereinigten Staaten diejenigen abzieht, die sich nur mit Damenmode befassen oder sich auf Anzüge spezialisiert haben, kommt man immer noch auf eine ziemlich große Zahl."

"Ja", bestätigte der Captain. "Und wenn der Mantel irgendwo anders in der Welt gemacht wurde, dann sehen wir ganz alt aus! Aber so ist das eben! Wenn man keine vernünftige Spur hat, muss man jedem Strohhalm nachjagen!"

Bount blickte sich um.

"Wo ist eigentlich Lieutenant Carey? Ich habe sie heute noch gar nicht gesehen?"

"Ich habe sie mit der Schneider-Suche beauftragt!"

"Die Arme!"

"Aber, Bount! Das weißt du doch: Die aussichtslosesten Jobs bringen die meisten Lorbeeren. Und sie ist sehr ehrgeizig!"

"Ach, ehe ich es vergesse, Toby..."

"Ja?"

"Ist dir der Name Phil Holding ein Begriff?"

"Warte mal... Ein Anwalt, habe ich recht?"

"Stimmt."

"Und was hat das mit dem Killer zu tun?"

"Es hat etwas mit dem Kerl zu tun, der mich entführt hat. Was weißt du über ihn?"

"Früher - aber das ist Jahre her, da hat er mal einige Mafiagrößen verteidigt. Es gab da einen Skandal. Er soll ein Gespräch mit einem Mandanten dazu genutzt haben, um ihm eine Giftpille ins Gefängnis zu schmuggeln. Der Mann hat dann Selbstmord begangen, aber man konnte Holding nie nachweisen, dass er damit zu tun hatte. Seitdem ist es etwas stiller um ihn geworden."

Bount grinste.

"Vielleicht wird er bald hier auftauchen, um diesen Thompson herauszupauken!"

Toby Rogers hob fast beschwörend die Arme. "Nur das nicht! Dieser Holding ist ein furchtbarer Querulant, der einem das Wort im Mund herumdreht und die Haftrichter reihenweise aufs Kreuz legt!"

"Sieh zu, dass erst mal Thompsons Nase gerichtet wird, bevor er mit Holding telefoniert."

Der dicke Captain verstand sofort, was sein Freund vorhatte.

"Du willst Holding auf den Zahn fühlen?"

"Ja, und zwar bevor man ihn kopfscheu gemacht hat!" Bount sah auf seine Armbanduhr. "Wenn ich mich beeile, klappt das gerade noch."


Mörder im Sturm: 3 Top Krimis

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