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Als Bount wenig später in seinem champagnerfarbenen 500 SL saß, konnte er sich eines unguten Gefühls nicht erwehren. Und daran konnte auch der Scheck in seiner Innentasche kaum etwas ändern.

Bount fühlte sich wie einer, den man hinausexpediert und mit ein paar Extra-Dollars geschmiert hatte, um ihn möglichst schnell loszuwerden.

Er zuckte mit den Schultern, ließ den Motor an und fädelte sich in den Verkehr ein. Vielleicht wollten die Leute von Jupiter Electronics einfach kein Aufsehen. Das konnte ihnen nur schaden und würde die Kurse ihrer Aktien in den Keller treiben.

Für Bount war die Sache damit erledigt.

Jedenfalls fast, denn sein nächster Weg würde ihn zum Morddezernat Manhattan C/II führen.

Als Bount eine Viertelstunde später Toby Rogers’ Büro betrat, verzehrte der dicke Captain gerade sein zweites Frühstück.

Rogers hob die Kaffeetasse zur Begrüßung, konnte aber nichts weiter, als einen unterdrückten Laut von sich geben, da er den Mund voll hatte. Übervoll.

Bount grinste.

"Schon gut, Toby. Ich kann mir denken, was du sagen willst!"

Toby drückte den Bissen etwas schneller herunter, als er es eigentlich wohl vorgehabt hatte und ächzte dann: "Auch einen Kaffee?"

"Wenn er richtig stark ist!"

"Ist er. Zum Schlafen hatte ich kaum Gelegenheit."

"Ich auch nicht. Mein Schädel hat gebrummt!"

"Oh, tut mir Leid."

"Ist schon besser geworden."

Bount bekam eine Tasse mit rabenschwarzem Kaffee in die Hand gedrückt.

"Hier, Bount! Und setz dich gar nicht erst, wir gehen rüber zu Lieutenant Carey."

Lieutenant Carey war zierlich, brünett und eine sehr attraktive junge Frau. Sie schenkte Bount ein entzückendes Lächeln, aber ihr Blick verriet auch, dass sie jemand mit starkem Willen und viel Durchsetzungskraft war.

"Ah, Sie müssen Bount Reiniger sein!", meinte sie. "Der Captain hat mir gesagt, dass Sie heute vorbeikommen würden."

"Allerdings glaube ich, dass wir noch nicht das Vergnügen hatten."

"Ich habe von Ihnen gehört, Mister Reiniger."

"Ich hoffe nur Gutes!"

"Was dachten Sie denn!"

"Zur Sache!", forderte Rogers und deutete auf den Computerschirm, der vor Lieutenant Carey auf dem Tisch stand.

"Ich habe alles vorbereitet", sagte Carey und warf dabei ihre Haare in den Nacken. "Die Killer-Parade kann beginnen. Ich hoffe nur, dass es überhaupt ein Bild von ihm gibt!" Und dann drückte Carey auf die Tasten. Ein Bild nach dem anderen ließ Bount über sich ergehen. Manchmal waren es nicht einmal Fotografien, sondern nur Phantombilder.

Aber der Mörder von Ted Hughes war nicht darunter. Toby Rogers musterte angestrengt das Gesicht seines Freundes und schien jedesmal innerlich zu seufzen, wenn dieser wieder den Kopf schüttelte.

Als Bount seinen Kaffee geleert hatte, waren sie dem Killer noch immer nicht einen Millimeter mehr auf den Pelz gerückt. Die Zeit ging quälend langsam dahin, aber bei so einer Sache musste man Geduld haben. Eine zweite und eine dritte Tasse Kaffee schüttete Bount in sich hinein. Schließlich waren sie endlich durch.

"Das sind alle?", fragte Bount.

"Findest du nicht, dass es viel zu viele sind?", raunte Toby zurück.

Bount zuckte mit den Schultern. "So kann man es natürlich auch sehen!"

"Das waren nur die, von denen wir Bilder haben!" Das war Carey. Sie drehte sich auf ihrem Stuhl herum. "Die wirklich geschickten Profikiller sorgen dafür, dass sie nie fotografiert oder erkennungsdienstlich behandelt werden!" Toby Rogers ballte die Hände unwillkürlich zu Fäusten. "So ein verdammter Mist!", schimpfte er. "Außer dem Gesicht dieses Kerls haben wir kaum etwas in der Hand!"

"Was ist mit der Tatwaffe?", fragte Bount. "Deine Leute müssten sie auf dem Dach des Nachbarhauses gefunden haben!"

"Richtig."

"Und?"

"Das übliche, Bount. Die Seriennummer ist abgefeilt. Wahrscheinlich hat der Kerl sich das Eisen extra für seinen Auftrag besorgt und hätte sie anschließend in den East River geworfen oder anderswo verschwinden lassen. Wir sind mit der Überprüfung noch nicht durch, aber wenn der Mann clever war, dann kommen wir mit der Pistole nicht viel weiter! Einmal benutzt und dann weg damit, so machen die Brüder das!"

"Und das Messer?", fragte Bount. "Ich sage dir, der konnte damit umgehen wie nur wenige!" Er hob seine bandagierte Linke. "Es hätte nicht viel gefehlt, dann hätte er mich damit erledigt!"

Rogers atmete tief durch, blickte erst Bount an und dann den Bildschirm. "Gehen wir doch einmal die Killer durch, von denen wir kein Bild haben, Lieutenant!"

"Ist einer dabei, der mit dem Messer arbeitet?"

"Einen Moment, haben wir gleich." Lieutenant Careys flinke Finger flogen über die Tastatur. Vier Namen blieben auf dem Schirm stehen.

"Vielleicht ist unser Mann ja dabei!", meinte Bount.

"Wir werden sie überprüfen."

"Viel Erfolg!"

Toby Rogers runzelte die Stirn. "Ich dachte, du ermittelst in dieser Sache?"

"Meine Aufgabe war es, den Hacker aufzutreiben, der in die EDV von Jupiter Electronics hineingekommen ist. Das habe ich gemacht."

"Glaubst du, dass die beiden Sachen zusammenhängen?" Bount zuckte mit den Schultern. "Warum nicht? Es könnte aber auch etwas ganz anders dahinterstecken." Bount lachte und klopfte Toby Rogers mit der flachen Rechten auf die Schulter.

"Du wirst es schon heraus bekommen!" Er wandte sich an Carey. "Wiedersehen, Lieutenant!"

Reiniger wandte sich schon zum Gehen, aber Rogers war sofort bei ihm und packte ihn am Arm. "Hey, so einfach kommst du mir nicht davon?"

"Was ist denn noch? Überprüft doch erst einmal die vier Namen da auf dem Schirm!"

"Erzähl mir, was du über diesen Ted Hughes herausgefunden hast! Außerdem brauchen wir dich noch für das Phantombild."

"Ich weiß nur, dass er in einschlägigen Hacker-Kreisen als ganz besonders talentiert gilt."

"Wovon lebte er?"

"Er hat neue Computer-Spiele für ein halbes Dutzend Zeitschriften besprochen!"

Rogers kratzte sich am Hinterkopf. "Zahlen diese Blätter so miese Honorare oder weshalb lebte er in so einer Gegend?"

"Ich schätze, dass er möglichst preiswert wohnen wollte und sein ganzes Geld in das Equipment gesteckt hat. Ich kenne mich ja nun ein bisschen in dieser Szene aus. Das ist dort nichts Ungewöhnliches."

"Hatte er eine Freundin? Und Bekannte, Freunde?"

"Ich glaube nicht, dass es viele waren. Zumindest nicht außerhalb der Szene. Von einer Freundin weiß ich nichts. Habt ihr übrigens schon überprüft, was auf Hughes' Disketten war?"

"Ja. Spiele und selbstgeschriebene Programme."

"Nicht zufällig etwas, das mit Bauteilen für Raketen zu tun hat?"

"Nein, bis jetzt nicht. Aber du kannst dich darauf verlassen, dass wir alles noch einmal unter die Lupe nehmen werden!" Bount nickte.

Die beiden Freunde gingen ein Stück zusammen, und als sie weit genug von Lieutenant Carey entfernt waren, meinte Bount: "Für einen Lieutenant ist sie noch ziemlich jung, oder?"

"Stimmt. Aber sie ist verdammt gut. Sowohl am Computer, wie auch auf dem Schießplatz."

"Ich sehe sie hier zum ersten Mal."

"Sie ist auch erst seit letzter Woche hier - und ich fürchte, sie wird mir nicht allzu lang erhalten bleiben." Bount runzelte die Stirn. "Weshalb?"

"Weil sie Karriere machen wird. Überall, wo sie bis jetzt war, war sie ziemlich bald die Beste. Wenn nichts dazwischen kommt, wird sie die Leiter hinauffallen!"


Mörder im Sturm: 3 Top Krimis

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