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Zwei Tage später sah es in Bount Reinigers Residenz schon wieder ganz passabel aus. Die beschädigten Möbel waren erneuert worden und Bount und June hatten sich alle Mühe gegeben, Wohnung und Office wieder in ihren Urzustand zu versetzen.

Die Klientin, die Bount an diesem Morgen aufsuchte, war ohne Anmeldung gekommen und machte einen ziemlich verzweifelten Eindruck. Sie war nicht älter als fünfundzwanzig und hatte aschblondes, gelocktes Haar, das zu einem einfachen Pferdeschwanz zusammengefasst war. Ihre Kleidung war sportlich und praktisch, verriet aber doch Stil.

"Sie sind Mister Reiniger?", fragte sie, obwohl sie das längst erraten hatte. Bount bot ihr einen Platz an und nickte.

"Ja, der bin ich, Miss..."

"Hughes. Charlene Hughes"

Bount hob die Augenbrauen und sie musterte ihn mit ihren graugrünen Augen. Ihr feingeschnittenes Gesicht machte einen angestrengten, etwas traurigen Eindruck. Das Lächeln, das über ihre Lippen flog war kurz und flüchtig.

"Was möchten Sie von mir?"

"Mein Name kommt Ihnen bekannt vor, nicht wahr?"

"Nun..."

"Sie vermuten richtig. Ich bin die Schwester von Ted Hughes, dem Mann, den Sie im Auftrag von Jupiter Electronics im Visier hatten."

"Woher wissen Sie das?"

"Ich habe mit seinen Freunden aus der Hacker-Szene gesprochen. Und außerdem war ich bei Jupiter Electronics."

"Wissen Sie auch, was Ihr Bruder dort angerichtet hat?"

"Man hat es mir nicht gesagt. Aber worum soll es schon gehen? Er wird sich in die EDV hingehackt haben. Jupiter Electronics stellt das her, was eine Rakete intelligent macht, was ihr sagt, wo ihr Ziel ist und dafür sorgt, dass sie es auch über Tausende von Kilometern hinweg noch sicher findet! Also wird es um irgendetwas gegangen sein, das damit zusammenhängt. Da habe ich richtig kombiniert, oder?"

"Ja, ganz genau", bestätigte Bount. "Ich frage mich, was Sie von einem Detektiv wollen, wenn Sie doch selbst schlau genug sind, um Sinn in die Sache zu bringen und sich das Nötige zusammenzureimen?"

"Mein Bruder ist ermordet worden. Deshalb bin ich bei Ihnen, Mister Reiniger."

"Nennen Sie mich ruhig Bount."

"Meinetwegen."

"Leider bin ich zu spät gekommen, um Ihrem Bruder noch helfen zu können", sagte Bount mit Bedauern "Manchmal spielt das Leben so. Hätte ich auf meinem Weg ein bisschen öfter grün bei den Ampeln gehabt, so hätte ich ihn vielleicht noch retten können!"

"Ich mache Ihnen nicht den geringsten Vorwurf, Bount." Bount Reiniger lehnte sich etwas zurück, holte seine Zigaretten hervor und bot seinem Gast ebenfalls eine an. Aber Charlene Hughes lehnte ab.

Bount meinte: "Die Polizei ermittelt in der Sache. Ein Profi hat Ihren Bruder auf dem Gewissen."

"Ja, und man hat mir gesagt, wie toll die Chancen sind, dass die Polizei den Kerl erwischt."

Bount zuckte die Achseln. "Glauben Sie, meine sind größer?"

"Ich weiß nicht. Aber ich möchte auch nichts unversucht lassen. Außerdem interessiert mich dieser Killer gar nicht in erster Linie."

"Sondern?"

"Ich will, dass diejenigen zur Rechenschaft gezogen werden, die diesen Kerl geschickt haben!" Sie atmete tief durch. "Ich bin Geschäftsführerin einer gutgehenden Boutique in der Bronx und habe einige Rücklagen. Um Ihr Honorar brauchen Sie sich also keine Sorgen zu machen!"

Bount lächelte dünn. "Mache ich mir auch nicht. Haben Sie einen Verdacht, wer hinter dem Mord stecken könnte?"

"Ted war ein verschlossener Mensch. Er war nicht sehr gesprächig."

"Es ging um Produktdaten für Raketenbauteile - und die sind so wertvoll wie Rauschgift oder Gold. Er könnte versucht haben, diese Sachen zu verkaufen. Interessenten gibt es rund um den Globus! Es könnte sein, dass er dabei jemandem in die Quere gekommen ist!"

Aber Charlene schüttelte ganz energisch den Kopf. "Sehen Sie, Mister Reiniger, Sie kannten Ted nicht."

"Ich weiß nur wenig über Ihren Bruder, das ist richtig. Und alles nur zweiter Hand."

"Sein Leben war der Computer. Früher war es für ihn eine Art Sport in alle möglichen EDV-Anlagen einzudringen, Datenbanken anzuzapfen, sich bei Versandhäusern Sachen zu bestellen, ohne dafür bezahlen zu müssen..." Ja, dachte Bount. Aber am Ende hat er doch bezahlen müssen. Und zwar sehr teuer. "Wie reimen Sie sich die Sache zusammen, Charlene - nachdem Sie meine Version nicht akzeptieren können."

"Ted stand in letzter Zeit sehr unter Druck. Er wollte nicht darüber reden, obwohl ich es mehrmals versucht habe. Er war nicht wie sonst, Bount, da bin ich mir sicher!"

"Sie glauben, Ted handelte nicht aus eigenem Antrieb, als er in die EDV von Jupiter Electronics eindrang?"

"Ja."

"Wann haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen?"

"Vor einer Woche. Ich bin bei ihm vorbeigefahren, weil ich mir Sorgen um ihn gemacht habe. Unsere Unterhaltung war nicht sehr ausführlich. Ted hat mich gleich an der Tür wieder weggeschickt."

"Warum?"

"Er hatte jemanden zu Besuch und war sehr nervös. Das war schon merkwürdig. Wenn er sonst mal Freunde da hatte - was selten genug vorkam - hat er sie nie versteckt. Ich habe dann im Auto gesessen und gewartet. Eine Viertelstunde später kam ein gutgekleideter Mann."

"Wie sah er aus?"

"Dunkler Teint, Schnurrbart und nicht größer als eins siebzig."

Bount lächelte. "Sein Autokennzeichen haben Sie nicht zufällig auch aufgeschrieben?"

"Er hat ein Taxi benutzt. Ich bin dann noch einmal hinauf zu Ted gelaufen und habe ihn zur Rede gestellt. Er hat mich beschworen, ihn in nächster Zeit nicht mehr aufzusuchen. Zu meiner eigenen und seiner Sicherheit. Mehr hat er nicht gesagt." Sie seufzte. "Ich hätte früher zu Ihnen kommen sollen, nicht wahr? Ich mache mir Vorwürfe."

"Machen Sie sich nicht selbst verrückt, Charlene!"

"Übernehmen Sie den Fall?"

"Ich tue immer mein Bestes, aber ich kann niemandem Wunder versprechen."


Mörder im Sturm: 3 Top Krimis

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