Читать книгу Mörder im Sturm: 3 Top Krimis - Alfred Bekker - Страница 25
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Eine halbe Stunde später gab es auch eine Beschreibung des mutmaßlichen Killers. Eine der puertoricanischen Frauen hatte einen Mann gesehen, der vor dem Aufzug wartete. Vielleicht war er es, vielleicht auch nicht. Die Beschreibung war recht vage. Der Frau daraufhin ein Phantombild vorgehalten worden, dass auf Grund von Bounts Angaben entstanden war.
Sie glaubte, ihn zu wiederzuerkennen.
"Immerhin etwas", meinte Bount dazu.
Rogers blieb skeptisch. "Was glaubst du, wie oft ich schon erlebt habe, dass solche Zeugen sich plötzlich geirrt hatten, als sie den Mann, um den es ging, dann tatsächlich vor sich sahen..."
"Weiß eigentlich schon Malrones Familie Bescheid?"
"Nein. Ich fahre gleich zu ihr. Willst du mit?"
"Wir können meinen Wagen nehmen."
"Meinetwegen, Bount."
Ein paar Minuten später saßen sie zusammen in Reinigers Mercedes 500 SL und quälten sich durch den Stadtverkehr von Manhattan. "Wo geht die Reise hin, Toby?"
"Richtung Jersey City durch den Holland Tunnel." Rogers räusperte sich und fügte dann hinzu: "Du hast Soames nach Holding gefragt..."
"Ja, der hängt wahrscheinlich in dieser Sache mit drin. Ich weiß nur noch nicht wie. Was hat übrigens die Befragung von Frank Thompson ergeben?"
"Nichts. Er ist jetzt wieder auf freiem Fuß!"
"Das darf doch nicht wahr sein!"
Bount blickte zu seinem Freund hinüber, aber dieser zuckte nur hilflos mit den Schultern. "Was soll ich machen, Bount? Ich bin nicht der liebe Gott! Dieser Anwalt namens Holding tauchte auf und hat den Haftrichter bequatscht! Ich habe keinen Stich bekommen!"
Bount schlug mit der flachen Rechten gegen das Lenkrad.
"Dieser Kerl ist ein Entführer, der seine Revolvertrommel in meine Richtung leergeschossen hat! Den muss man doch festhalten können!"
Toby atmete tief durch. "Dem Haftrichter konnte Holding weismachen, dass es ganz anders war."
"Auf die Story bin ich aber gespannt!"
"Nach seiner Version hast du Thompson auf den Schrottplatz gebracht, um ihn ungestört unter Druck setzen und ihn zu einer Aussage zwingen zu können."
"Was ist mit der Waffe?"
"Es waren Fingerabdrücke drauf, aber nicht von Thompson. Ich schätze, sie stammen von dir, Bount."
"Natürlich, ich habe sie ihm ja abgenommen!"
"Die beiden Gorillas, von denen du berichtet hast, hat außer dir niemand gesehen und die Kratzer an deinem Wagen hast du selbst nachträglich angebracht. Du wirst dich vielleicht auf ein Verfahren wegen Freiheitsberaubung und Körperverletzung einstellen müssen. Jedenfalls hat Holding so etwas angekündigt..."
"Na, das kann ja heiter werden."
"Du hättest seinem Mandanten brutal das Nasenbein zertrümmert!"
"Von der Vorgeschichte will dieser Winkeladvokat natürlich nichts wissen!"
"Am Ende wird Aussage gegen Aussage stehen, Bount!" Bount schüttelte den Kopf und lachte matt. "Thompson ist nur ein kleiner Handlanger, das ist für mich ziemlich klar. Ich hatte gedacht, dass man über ihn vielleicht eine Etage höher gelangt!"
"Das Spiel ist noch nicht verloren, Bount. Ich lasse Thompson beschatten!"
Bount grinste. "Das ist eine gute Nachricht. Vielleicht kommt ja etwas dabei heraus."
Eine halbe Stunde später standen sie vor Malrones Haustür. Mrs. Malrone war einige Jahre jünger als ihr Mann. Rogers zeigte ihr seine Dienstmarke und machte es so kurz und schmerzlos wie möglich. Die Kinder waren um diese Tageszeit in der Schule - und das war gut so.
Der Schock stand Mrs. Malrone im Gesicht geschrieben. Sie schluckte, öffnete den Mund, konnte aber nichts herausbringen. Rogers hatte Erfahrung in solchen Dingen. Er gab ihr Zeit.
"Entschuldigen Sie", murmelte sie, als sie sich etwas gefasst hatte. Sie bat Rogers und Reiniger ins Wohnzimmer. "Wollen Sie etwas trinken?"
"Machen Sie sich keine Umstände", wehrte Rogers ab. Dann begann der dicke Captain mit der Fragerei, aber es drehte sich alles im Kreis. Mrs. Malrone wirkte fast apathisch und beantwortete alles mehr oder weniger automatenhaft. Sie blieb erstaunlich gefasst.
"Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht sehr helfen", meinte sie bedauernd.
"Kannte Ihr Mann jemanden, der Phil Holding heißt?", fragte Bount. "Ein Anwalt, dicke Brille, recht groß."
"Ich weiß nicht..."
Sie fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Dann hob sie die Arme.
"Überlegen Sie genau."
"Ja, einmal... Das ist schon ein paar Wochen her. Ich wollte eigentlich in die Stadt fahren, hatte aber mein Portemonnaie vergessen und musste noch einmal zurück. Mein Mann hatte Besuch von jemandem, auf den Ihre Beschreibung paßt."
"Hat er Ihnen den Besuch nicht vorgestellt?"
"Nein. Das hat mich auch gewundert. Im Gegenteil, er hat zugesehen, dass es zu keinem Kontakt kam. Bevor ich wegfuhr, habe ich aber durch die Tür gehört, dass er ihn Phil nannte."
"Haben Sie sonst noch irgendetwas verstanden?", hakte Bount nach.
"Glauben Sie vielleicht, dass ich lausche?"
"Das wäre in diesem Fall nicht schlecht gewesen." Sie zuckte mit den Schultern. "Es wird um Dinge gegangen sein, die mit Jupiter Electronics zusammenhängen. Dinge, die nicht sehr spannend sind. Warum sollte ich darauf achten? Mein Mann hatte des öfteren ähnliche Besuche."
"War dieser Mann auch des öfteren hier?"
Sie schüttelte energisch den Kopf. "Nein, nicht, dass ich wüsste. Ich habe ihn jedenfalls nur das eine Mal gesehen. Glauben Sie, dass dieser Phil - wie war doch noch der Name?"
"Holding."
"...dass dieser Holding der Mörder ist?"
"Nein", mischte sich Rogers jetzt wieder ein. "Aber er könnte damit zu tun haben."
"Ach da fällt mir noch ein, dass dieser Phil nicht allein gekommen war. Da war noch jemand anderes..." Bount hakte sofort nach. "Wie sah er aus."
"Er hatte einen ziemlich dunklen Teint. Und einen Oberlippenbart. Sie kennen sicher diesen Schauspieler... Omar Sharif! An den erinnerte mich der Mann. Ich dachte noch: Der sieht aber gut aus! Diesen Mann habe ich übrigens später noch einmal getroffen."
"Bei welcher Gelegenheit?", fragte Bount.
"Nun, ich glaube, es war der Geburtstag von Senator Jeffers..." Sie zögerte und rieb sich einen Augenblick lang das Kinn. Dann schüttelte sie den Kopf und fragte: "Oder war es der Empfang des Bürgermeisters? Wissen Sie, wir sind zu so vielen Partys und Empfängen eingeladen gewesen. Ich habe wirklich keine Ahnung mehr. Ich weiß nur noch, dass mir vom Aperitif schlecht geworden ist und dass..." Sie blickte auf und sah Bount direkt an.
"Ja?"
"Ich habe gehört, wie jemand ihn Georges nannte. Ich weiß nicht, ob ich das richtig ausspreche. Es klang französisch, wissen Sie?"
Rogers fragte: "Haben Sie etwas dagegen, wenn wir uns die persönlichen Sachen Ihres Mannes einmal ansehen?"
"Nein. Natürlich nicht. Wenn es Ihnen hilft..." Der Captain zuckte die massigen Schultern, wobei sein ganzer Körper vibrierte. "Das kann man vorher nie wissen. Kann ich mal telefonieren?"
"Bitte!"
Während Rogers noch personelle Verstärkung herbeirief, ließ Bount Reiniger sich von Mrs. Malrone in das Arbeitszimmer des Ermordeten führen. Der Schreibtisch war ein repräsentatives, klobig wirkendes Eichenteil. Die Oberfläche wirkte wie glattgeleckt. Eine makellose Schreibunterlage mit einer Weltkarte darauf. Davor ein Lederetui mit Schreibzeug. Es war kein Schreibtisch, an dem oft gearbeitet wurde, das war deutlich zu sehen.
Indessen kam Rogers zurück.
Mrs. Malrone wandte sich an den Captain. "Sie entschuldigen mich doch jetzt sicher."
"Natürlich."
"Ich möchte etwas allein sein, ich..." Sie stockte.
"Ist schon gut", meinte Rogers verständnisvoll. Mrs. Malrone blickte noch einmal kurz zu Bount und ließ die beiden Freunde dann allein. Bount machte die Schublade auf. Malrones Ordnungssinn schien schon fast an Pedanterie gegrenzt zu haben, aber das machte nun vieles leichter. Bount fand einen Schnellhefter mit Kontoauszügen. Den warf er Rogers hin.
"Hier!", meinte Bount. "Vielleicht eine interessante Lektüre!"