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Bount ließ den 500 SL auf Hochtouren laufen, soweit dies der Stadtverkehr zuließ.

Und Rogers orderte per Funk einige Streifenwagen nach Spanish Harlem.

Die Adresse war leicht zu finden. Ein billiges Stundenhotel, an dessen Rezeption ein hohläugiger Latino saß, der behauptete, kein Englisch zu verstehen.

Bount hielt ihm das Bild der Toten aus Yonkers unter die Nase.

"No he visto esa mujer!", behauptete er mit reicher Gestik, ohne wirklich hinzusehen.

"Welche Nummer!", zischte Bount ungeduldig. "Que numero?"

Als Toby Rogers ihm seine Marke auf den Tisch legte, wurde er blass. Vielleicht war er illegal hier oder es gab noch irgendeinen anderen Grund, aus dem eine Polizei-Marke ihm Schrecken einjagte. Jedenfalls wurde er sofort auskunftsfreudiger. "Numero ocho", murmelte er und deutete die Treppe hinauf.

Nummer acht. Bount holte die Automatic heraus und spurtete die Treppe hinauf.

Dann ging es den Flur entlang.

Vor der Nummer acht stand ein Mann im hellen Regenmantel, der sich an der Tür zu schaffen machte. In der Rechten hielt der Kerl eine Pistole mit Schalldämpfer.

Bount stoppte, während der Killer herumwirbelte und sofort schoss. Es machte 'Plop!', ein Geräusch, das fast so klang, als würde jemand niesen. Bount ließ sich zur Seite fallen, während das Projektil über ihn hinwegschoss, um dann am Ende des Flurs die Tapete von der Wand zu kratzen. Noch im Fallen ballerte Bount zurück und erwischte den Killer an der Seite. Der Kerl wurde rückwärts gegen die Tür gerissen. Sein heller Mantel färbte sich rot, während er erneut den Arm hochriss und seine Waffe auf Bount richtete.

Bount rollte sich am Boden herum und wollte seine Automatic ebenfalls in Anschlag bringen. Aber er kam nicht mehr dazu. Ein Schuss krachte und traf den Killer mitten in der Brust, ließ ihn mit dem Rücken gegen die Tür des Hotelzimmers fallen und an dieser zu Boden rutschen. Seine Augen blickten starr und tot geradeaus.

Bount rappelte sich hoch und blickte zurück.

Es war Toby Rogers, der den letzten Schuss abgegeben hatte. Der dicke Captain war vom Treppensteigen noch ganz außer Atem.

"Danke", sagte Bount. "Das war knapp."

"Es hat eben doch seine Vorteile, dass wir unterschiedliche Sprintgeschwindigkeit haben, Bount!", erwiderte der Dicke, nachdem er wieder zu Atem gekommen war.

Bount behielt die Automatic in der Hand und stellte sich neben die Tür.

"Machen Sie auf!", rief er "Ich bin's! Reiniger!"

Ein paar Augenblicke lang geschah gar nichts. Nicht die geringste Bewegung war auf der anderen Seite der ramponierten Holztür zu hören, auf der kaum noch Lack war.

Dann wurde das Schloss herumgedreht.

Die Tür ging einen Spalt breit auf und zwei dunkle Augen blickten misstrauisch hervor. Dann öffnete sie die Tür ganz. Ihre Augen verrieten eine deutliche Spur von Entsetzen, als ihr die Leiche des Killers auf diese Weise ein Stück entgegenrutschte.

"Er wollte mich umbringen", flüsterte sie und Bount nickte.

"Ja. Haben Sie eine Ahnung, wer ihn geschickt haben könnte?"

"Nein."

"Wollen Sie mich zum Narren halten?"

"Ich weiß nichts! Ich weiß überhaupt nichts." Sie deutete auf Toby Rogers. "Wer ist das?"

"Ein Captain der Mordkommission."

Das schien für sie wie ein Schlag vor den Kopf zu sein und ihr absolut nicht zu gefallen. Rogers beugte sich indessen über den Toten und durchsuchte dessen Taschen. Aber er fand nichts, was etwas über seine Identität aussagen konnte. "Wir haben sein hübsches Gesicht sicherlich in unserer Fotosammlung", meinte er.

Von draußen waren Sirenen von Polizeiwagen zu hören und wenig später tauchten ein paar Uniformierte auf. Rogers zeigte ihnen seine Marke und wies sie an, jemanden von der Spurensicherung zu holen.

"Der Kerl hat mich schon den ganzen Tag verfolgt", berichtete die junge Frau. "Ich dachte schon, dass ich ihn abgehängt hätte. Aber das war ein Irrtum..."

Indessen legte Bount der jungen Frau einen Arm um die Schulter und führte sie von dem toten Killer weg in das schäbige Hotelzimmer hinein.

"Ich bin Ihnen schon wieder zu Dank verpflichtet, Bount!", meinte sie.

"Wie wär's, wenn Sie mir jetzt langsam Ihren Namen sagen würden."

Sie musterte Bount mit ihren ausdrucksstarken, dunklen Augen. Eine hübsche Frau, ging es Bount durch den Kopf. Aber eine, bei der man aufpassen musste, um nicht unversehens über den Tisch gezogen zu werden. "Ich heiße Teresa", sagte sie.

"Und weiter?"

"Marquez."

"Mexiko? Puertorico?"

"Spielt das eine Rolle?"

"Was weiß ich! Wenn Sie am Leben bleiben wollen, spielt alles eine Rolle!" Bount ahnte, was in ihrem hübschen Kopf vor sich ging. Sie dachte, jetzt, da der Killer tot war, könnte sie genau so weitermachen wie bisher. Aber das kam nicht in Frage.

Jetzt war es für sie an der Zeit, endlich auszupacken. "Wo ist das Päckchen?", fragte Bount und sie blickte ihn mit bleichem Gesicht an.

"Welches Päckchen?"

"Wenn Sie mir so dumm kommen, ist es vielleicht das Beste, ich überlassen Sie Harry Dominguez."

Sie wurde noch bleicher.

"Sie wissen also Bescheid...", murmelte sie schluckend. Bount gab dazu keinen Kommentar. Es war das Beste, sie erst einmal im Unklaren darüber zu belassen, wie viel er wirklich wusste.

Es war ja wenig genug.

Bount zog die Augenbrauen in die Höhe. "Also?" Er machte den Kleiderschrank auf. Es war nichts darin, außer ihrem Regenmantel. Ansonsten schien sie kein Gepäck zu haben. Nur eine Handtasche, die sie mit beiden Händen umklammerte.

Bount riss sie ihr aus der Hand.

"Was fällt Ihnen ein!"

Anstatt eine Antwort zu geben, öffnete Bount die Tasche und wühlte sie durch. Er fand einige tausend Dollar an Bargeld, ein paar Papiertaschentücher, etwas Parfum, eine Zahnbürste und noch einige weitere Kleinigkeiten...

Bount tastete noch das Innenfutter ab, aber ein Kilo Koks befand sich dort auf keinen Fall.

Teresa trat nahe an Bount heran "Halten Sie mich wirklich für so dumm, das Zeug hier in diesem Zimmer zu haben", flüsterte sie.

"Sie waren ja auch dumm genug, es zu stehlen!"

Sie warf den Kopf in den Nacken und strich sich eine Strähne ihrer dunklen Haare aus dem Gesicht. "Können wir uns nicht irgendwo anders über die Sache unterhalten?"

"Glauben Sie, Sie schaffen es, ohne die Polizei am Leben zu bleiben?"

Sie trat noch näher an Bount heran. Ihr Parfum war sehr dezent. Sie roch gut und sie wusste, wie man mit den Wimpern aufschlagen musste, um auf Männer Eindruck zu machen. "Wenn Sie mir helfen, Bount..."

"Ich habe mich inzwischen selbst ziemlich unbeliebt bei den Brüdern gemacht..."

"Aber doch nicht meinetwegen!"

"Ich wüsste keinen anderen Grund!"

"Das tut mir Leid."

"Das braucht es nicht. Mir reicht es schon, wenn Sie Ihre Karten auf den Tisch legen. Dann enden Sie und ich vielleicht nicht mit einer Kugel in der Schläfe - wie Dick Fowler." Bount gab ihr die Tasche zurück. "Vielleicht sollten wir wirklich an einem anderen Ort unterhalten", meinte er dann. "Geben Sie Rogers Ihre Personalien. Sind Sie immer noch eine Illegale?"

"Nein. Es ist alles in bester Ordnung. Die Leute, für die ich gearbeitet habe, hatten immer vorzügliche Beziehungen."

"Na, dann wird es ja keine Probleme geben."


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