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Der Schlüssel, den Teresa Bount gegeben hatte, gehörte zu einem Schließfach am John F. Kennedy-Airport und genau dorthin machte er sich nun auf den Weg. Er musste sichergehen, dass die junge Frau ihn nicht schlicht und einfach anschmierte.

Er traute ihr mittlerweile alles zu. Je selbstmörderischer eine Dummheit war, desto größer schien die Chance, dass Teresa sie auch beging.

Bount blickte immer wieder in den Rückspiegel, aber es verfolgte ihn niemand. Die gut dreißig Kilometer zwischen Midtown Manhattan und dem John F. Kennedy-Airport schaffte Bount in etwas weniger als einer Dreiviertelstunde, was - gemessen am Verkehr - kein schlechtes Ergebnis war. Schließlich hatte er sogar noch Glück bei der Parkplatzsuche und stand bald darauf vor einer Wand mit Schließfächern.

Bount wartete einen Augenblick ab, in dem etwas weniger Betrieb war.

Er suchte sich die entsprechende Nummer heraus und öffnete es. Da war wirklich ein Päckchen. Bount riss es auf. Es war voll kleiner, durchsichtiger Plastikbriefchen, in denen sich ein weißes Pulver befand. Bount steckte eines der Briefchen in die Hosentasche, packte den Rest zusammen und steckte das Päckchen in ein anderes, noch freies Schließfach.

In seinem Rücken hörte er dann Stimmengewirr. Als er den Kopf ein paar Grad zur Seite drehte, sah er eine Gruppe japanischer Touristen, die sich in Anmarsch auf die Schließfächer befanden.

Gerade noch gutgegangen!, dachte Bount, während er die Schlüssel beider Fächer nacheinander abzog und einsteckte. Zur gleichen Zeit hatten die ersten Japaner bereits die Wand erreicht und holten Ihr Gepäck heraus.

Bount wandte sich ab und ging davon. Er ließ den Blick über die Menschenmassen gleiten, die die riesige Halle erfüllten und in unregelmäßigen Wellen in die eine oder andere Richtung strömten, je nachdem, welcher Flug grade aufgerufen wurde.

Es schien, als hätte ihn niemand beschattet.

Bount war schon fast an einem der Ausgänge, da sah er einen alten Bekannten. Es war niemand anderes als Jim Lacroix, wie üblich in Rollkragen-Pullover und Jackett. Den Mantel hatte er locker über den angewinkelten Arm geworfen.

Die Blicke der beiden Männer begegneten sich und Bount fragt sich, ob es wohl wirklich ein Zufall war, dass er den Dealer hier und jetzt traf.

Ein flüchtiges Grinsen ging über seine Lippen.

"Tag, Reiniger!", meinte er, nicht ohne einen unangenehmen, triumphierenden Unterton. Aber das war nur Oberfläche. Bount hatte es nie deutlicher gespürt, als in diesem Augenblick! Mit Lacroix war etwas geschehen. Seine selbstsichere Arroganz schien nur noch Maske zu sein; in Wahrheit hatte er Angst. "Nanu, wo geht die Reise denn hin, Lacroix?", erkundigte sich Bount und trat näher an den Dealer heran. Dabei ließ er den Blick kurz umherschweifen, um zu sehen, ob Lacroix in der Nähe vielleicht einen Gorilla lauern hatte.

Aber dem war nicht so. Er schien allein verreisen zu wollen.

Sein Grinsen wurde ziemlich breit.

"Das möchten Sie wohl gerne wissen, was?"

"Darf ich raten? Rio? Acapulco?"

"Sonnig und weit weg! Warum nicht, Reiniger?"

"Wird es Ihnen nicht schon in New York zu heiß?"

"Ach, hören Sie auf!"

"Glauben Sie vielleicht, dass die Zeugin, die Sie unter Druck gesetzt haben, vielleicht doch noch auspackt und man Sie wegen Mordes vor Gericht stellt!"

Bount lächelte dünn. "Vielleicht sollten Sie ihr mehr zahlen, dann könnten Sie ruhiger schlafen!"

"Die Sache ist vorbei, Reiniger."

"Nein, das ist sie nicht."

"Dieser Junge war kein Engel, Reiniger. Er hat selbst gedealt, er hat bei einem Überfall einen alten Mann zum Krüppel geschlagen und er hätte seine Eltern für einen Schuss verkauft. Wenn er in der richtigen Verfassung war, dann hätte er für hundert Dollar einen Menschen umgebracht, sofern ihn jemand gefragt hätte und seine Hände nicht so zittrig gewesen wären!"

"Ich weiß", erwiderte Bount.

"Haben Sie das seinen blitzsauberen Eltern auch erzählt?"

"Ja, habe ich."

Lacroix zuckte mit den Schultern.

"Der Junge hat die Regeln verletzt. Er hat versucht, mich zu bescheißen."

"Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Sie so etwas noch nie probiert haben, Lacroix!"

"Leben Sie wohl, Reiniger!"

Er zog davon und Bount schnürte es die Kehle zu. Aber es gab nichts, was er tun konnte. Er hatte den Mord ihm gegenüber praktisch zugegeben, aber es gab nichts Greifbares. Nichts, das sich vor einem Gericht verwerten ließ. Wenn er durch die Barrieren kam, würde niemand ihn aufhalten. Jim Lacroix konnte gehen, wohin er wollte. In ein paar Stunden schon konnte er auf der anderen Seite des Globus sein, um auf Nimmerwiedersehen unterzutauchen.


Die besten 8 Urlaubskrimis im Januar 2022: Krimi Paket

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