Читать книгу Die besten 8 Urlaubskrimis im Januar 2022: Krimi Paket - Alfred Bekker - Страница 37
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Bount lief die Treppen wieder hinunter. Zwischendurch horchte er, aber es waren keine Geräusche mehr zu hören. Bount versuchte es im 10. Stock, ging rasch von Raum zu Raum, ohne auf jemanden zu stoßen.
Währenddessen begann es draußen wieder zu regnen. Das Platschen mischte sich mit dem Wimmern des Windes.
Vielleicht habe ich mich auch getäuscht!, ging es Bount durch den Kopf.
Vielleicht hatte der Wind irgendetwas mehr oder minder regelmäßig hin und her bewegt, was sich dann fünf Stockwerke höher wie Schritte anhörte.
Er nahm sich die nächste Etage vor.
Ein solches Stockwerk war relativ schnell durchsucht. Die Räume waren sehr groß und leicht zu übersehen, da sie - abgesehen von etwas Baugerät - völlig leer waren.
Keine verwinkelten Apartments und Wohnungen, sondern zukünftige Großraumbüros.
Bount arbeitete sich systematisch voran. Im ersten Raum dieser Etage war nichts zu sehen. Im zweiten auch nicht. Aber im dritten erlebte er eine unangenehme Überraschung.
In letzter Sekunde hatte Bount mit den Augenwinkeln die Gefahr noch gesehen, aber da war es schon passiert. Eine Eisenstange schlug ihm schmerzhaft die Automatic aus der Hand und beförderte sie in hohem Bogen auf den Boden - drei, vier Meter in den Raum hinein.
Der Kerl hatte neben der Tür gelauert. Sein zweiter Hieb hätte Bount glatt den Schädel zertrümmert, aber diesmal passte der Privatdetektiv besser auf. Er duckte sich blitzschnell, so dass die Eisenstange dicht über ihn hinwegfuhr und mit einem metallischen Geräusch gegen die Mauer schlug.
Bount packte den Arm und drehte ihn herum, während ihn zwei blitzende Augen giftig anfunkelten. Die Eisenstange fiel zu Boden. Der Kerl ächzte und versuchte erfolglos, sich loszureißen.
Bount drehte ihn herum und packte ihn am Kragen seines abgerissenen Mantels.
Der Mann war unrasiert und trug eine Strickmütze. Seine Kleider waren allesamt starr vor Dreck und er roch nach einer Mischung aus Bier und ein paar anderen, undefinierbaren Zutaten.
Wie einer von Dominguez' geschniegelten Gorillas sah er jedenfalls nicht aus.
Er zitterte und schien Angst zu haben.
"Na, los, versuch mich fertig zu machen, du feiner Pinkel!", zischte er. Er hatte längst gemerkt, dass Bount ihm körperlich überlegen war.
"Nur, wenn du mich dazu zwingst!"
Der Kerl schielte nach der Pistole. Bount konnte förmlich von seinem Gesicht ablesen, was er dachte. "Vergiss es!", raunte Bount. "Mit dem Ding verletzt du dich doch höchstens selbst!"
Die Blicke der beiden Männer begegneten sich.
Zwei, vielleicht drei Sekunden lang geschah überhaupt nichts. Alles hing in der Schwebe. Dann sagte er: "Okay, ich gebe auf!"
Bount ließ den herumgedrehten Arm los, ging zu seiner Pistole, hob sie auf und steckte sie ein.
"Du willst mich hier 'rausschmeißen, was?", knurrte der Mann unwirsch. Bount ließ den Blick im Raum umherschweifen. In einer Ecke hatte der Kerl seine Habseligkeiten und auch eine kleine, niedergebrannte Feuerstelle.
"Kein Gedanke!", sagte Bount.
"Was willst du dann? Bist du Bulle oder wie kommt es, dass du eine Knarre hast?"
Bount lächelte und ging zum Fenster.
Er blickte hinab. Dort unten war niemand zu sehen. Es regnete unablässig und bei diesem Wetter ging nur nach draußen, wer keine andere Wahl hatte.
"Hör zu", sagte Bount. "Du hast sicher beobachtet, wie ich gekommen bin."
"Du bist mit zwei Frauen gekommen, aber ich habe gehofft, dass ihr mich nicht bemerken würdet. Es kommen manchmal Leute hierher, um sich das Haus anzusehen. Leute wie du in guten Sachen. Die meisten kommen aber nie bis hierher zu mir. Wenn doch, geht es mir meistens schlecht. Dann holen sie die Polizei. Ich bin schon viermal hier 'rausgeworfen worden."
"Wenn vor uns schon jemand gekommen wäre, dann hättest du das sicher bemerkt, oder?"
Er grinste.
"Also doch Bulle!"
"Nein, Private Eye."
Er zuckte mit den Schultern. "Wie auch immer. Wenn jemand vor Ihnen da gewesen wäre, hätte ich es bemerkt. Dafür habe ich fast so etwas wie einen sechsten Sinn bekommen, wissen Sie?"
Bount holte sein Portemonnaie heraus und nahm ein paar Scheine, die er dem Mann hinstreckte.
"Hier", sagte der Privatdetektiv. "Das ist für dich!"
Der Mann stierte auf das Geld.
"Das ist 'ne Menge Moos. Was muss ich dafür machen!"
"Mach dir einen schönen Abend und komm nicht vor neun zurück!"
"Das ist alles?"
"Das ist alles."
Ein Lächeln ging über das Gesicht des Mannes. Er ließ sich nicht zweimal bitten und streckte die Hand aus.