Читать книгу Die Tote von der Maiwoche - Alida Leimbach - Страница 13
Kapitel 8
ОглавлениеSonntag, 07. Mai
Am Sonntagmorgen frühstückten sie lange in Birthes großem Zimmer. Birthe fühlte sich sehr wohl in dem Raum mit dem glänzenden Parkettboden, dem Stuck an der hohen Zimmerdecke, dem spanischen Kronleuchter aus der Jugendstilepoche und dem interessanten Sammelsurium, das sich im Laufe der Jahre dort angesammelt hatte. Es war ein inspirierender Mix aus Alt und Neu, aus modernen Möbeln, zum Teil von Ikea, und Fundstücken vom Flohmarkt oder Trödler. Einige Teile kamen sogar vom Sperrmüll, wie zum Beispiel die Eckbank in der Küche, darauf war sie besonders stolz. Vor Kurzem hatte jemand ein dunkelrotes ostfriesisches Teesofa an die Straße gestellt. Birthe hatte sich keinen Meter davon fortbewegt, nachdem sie es entdeckt hatte. Sie hatte ein Großraumtaxi bestellt und das gute Stück zwei Straßen weiter zu sich nach Hause transportieren lassen. Erstaunlicherweise passte es sogar gut zu ihrem pinkfarbenen Ohrensessel.
Nach dem Frühstück liebten sie sich erneut. »Bitte mach, dass es für immer so bleibt«, sagte sie danach, während ihr Kopf an seiner Schulter ruhte. »Die Vertrautheit, das Gefühl, bei dir aufgehoben zu sein – bleib doch einfach. Bitte! …« Sie sah ihn flehentlich an. Ausgerechnet in diesem Moment klingelte ihr Handy, doch sie ignorierte es.
Er küsste ihr Haar und streichelte ihren Nacken. »Willst du nicht drangehen?«, murmelte er schlaftrunken. »Vielleicht ist es wichtig?«
»Was kann schon wichtiger sein als das hier? Ich mag nicht. Im Augenblick nicht. Ich will mich noch nicht von dir trennen«, sagte sie leise. »Es tut mir richtig körperlich weh, wenn einer von uns weg muss nach einem so schönen Wochenende, auch wenn das jetzt kitschig klingt. Aber es ist die Wahrheit. Ich fühle mich furchtbar. Wie zerrissen. Ohne dich ist alles wie abgeschnitten, leer und irgendwie kalt.«
Wieder küsste er ihr Haar. »Ach komm, geh dran, Schatz. Ich bleibe ja noch ein bisschen. Eigentlich sollten wir längst aus den Federn sein.« Er reckte sich und gähnte.
Seufzend angelte sie ihr Diensthandy vom Nachttisch und war schon nach wenigen Sekunden hellwach. Die Staatsanwältin Maria Koswalla war dran, um ihr mitzuteilen, was die Arbeit der Spurensicherung bislang ergeben hatte. Besonders auffällig seien frische Schuhabdrücke im Hausflur und in der Wohnung des Opfers gewesen, die nicht von Jessica Wagner stammten.
»Andere Schuhgröße, nehme ich an?«, mutmaßte Birthe.
»Nicht einmal das«, gab Koswalla zurück. »Jessica Wagner hatte für ihre geringe Körpergröße erstaunlich große Füße. Es ist die Breite des Schuhs und vor allem das Profil, was den Unterschied ausmacht. Schuhe dieser Art wurden nicht in Wagners Wohnung gefunden. Gerade im leicht staubigen Treppenhaus konnten die Leute von der KTU die Abdrücke des Profils gut sichern und von anderen, etwas älteren Abdrücken unterscheiden. Es handelt sich um breite Arbeitsschuhe Größe 41 oder Boots, vom Profil her möglicherweise Doc Martens. Jessica Wagner hat zwar Schuhe in gleicher Größe besessen – auch eine Nummer kleiner –, aber elegantere, femininere Modelle.«
»Okay«, sagte Birthe und erinnerte sich an Wagners Erscheinungsbild. Am Abend ihres letzten Auftritts hatte sie silberfarbene Riemchensandaletten getragen. »Was ist mit Genspuren?«
»Es ist schwierig. Da sind so viele. Das Opfer hat vermutlich in den Tagen vor seinem Tod Besuch von mehreren Personen gehabt. Keine der Spuren ist in unserer Datenbank erfasst. Ach, und da ist noch etwas.« Die Staatsanwältin machte eine kurze Pause. »Die dunklen Haare, die die Kollegen vom KTU in der Küche und im Wohnzimmer des Opfers sichergestellt haben, sind gefärbt. Es sind die Haare einer Frau.«
Birthe musste die Information kurz sacken lassen. »Können wir einen männlichen Täter ausschließen?«
»Leider nicht. Es wurden auch graue Haare mit einer männlichen DNA gefunden. Im Schlaf- und Wohnzimmer des Opfers fand sich weitere männliche DNA, die in der Täterkartei nicht erfasst ist. Was haben Sie inzwischen herausgefunden? Was haben die Zeugenaussagen ergeben?«
Birthe unterrichtete sie über die ersten Befragungen im Umfeld des Opfers.
Maria Koswalla schien sich damit zufriedenzugeben, denn sie hatte keine Fragen.
»Die kennt auch kein Wochenende, keinen Feierabend und keinen Feiertag«, sagte Birthe, nachdem sie aufgelegt hatte. »Ein Job wie der lässt sich nur machen, wenn man keine Familie hat, wenn man völlig ungebunden ist. Wann sehen wir uns wieder?«
Er lächelte schief. »Ich hoffe, in zwei Wochen. Versprechen kann ich leider nichts.«
»Ich hasse diese Ungewissheit.«
»Ich auch, Schatz. Es muss nicht so bleiben. Aber du willst es ja nicht anders.«
»Fang nicht wieder damit an.«
»Okay«, sagte er und reckte sich. »Dann lass uns jetzt zur Maiwoche fahren, wenn wir beide nicht mehr damit anfangen wollen.«
»Ich hoffe, du bist mir nicht böse, aber ich muss Privates mit Dienstlichem verbinden. Wir müssen zu Currywurstbuden.«
»Currywurst? Ich würde gerne mal Asiatisch essen.«
»Das Opfer, Jessica Wagner, hat als letzte Mahlzeit eine Currywurst gegessen. Wir müssen wissen, wo sie sie gekauft hat und ob sie dabei mit jemandem zusammen gesehen worden ist. Obwohl ich mir da ehrlich gesagt wenig Chancen ausrechne, bei dem Getümmel auf dem Markt.«
»Hast du ein Bild von ihr?«
»Ja, die Eltern haben mir ein paar Fotos zugemailt. Hübsch war sie, hellblonde Haare, blaue Augen, ein richtiges Puppengesicht.«
Schweigend zogen sie sich an. Das benutzte Geschirr stellten sie in die Spüle. Birthe fand es viel zu schade, die kostbare Zeit mit Henning für Alltagskram zu verschwenden.
Sie nahmen den Bus bis zum Neumarkt und gingen dann zu Fuß über die Große Straße bis zur Krahnstraße, ließen sich in der Menschenmenge treiben. An verschiedenen Ständen priesen Händler ihre Waren an: Schmuck, Souvenirs, Tücher, Selbstgemachtes aus Holz und Filz, Süßigkeiten. Die typischen Düfte eines Volksfestes nach Bier, gebratenen Mandeln, Zuckerwatte und Popcorn wehten ihnen entgegen. Aber auch nach stark gewürzten Speisen roch es. Birthe ging zu den Ständen, die Currywurst verkauften, zeigte zwei Fotos von Jessica Wagner auf ihrem Handy und fragte, ob jemand die junge Frau am späten Abend des 5. Mai allein oder in Begleitung gesehen habe. Mit dem Ergebnis der Befragung hatte sie gerechnet. Niemand konnte sich an die junge Sängerin erinnern.
Nach einer Stunde gab Birthe auf. »Wir gehen in den nächsten Tagen noch einmal los. Das Personal wechselt ja.«
Hand in Hand erreichten sie den Domhof und steuerten auf das Wahrzeichen des Volksfestes zu: das nostalgisch bemalte, bestimmt 100 Jahre alte Kettenkarussell.
»Bist du schwindelfrei?«, fragte er und starrte zu den fliegenden Sesseln empor.
»Nein«, lachte sie. »Es ist ewig her, dass ich damit gefahren bin. Mehr als 20 Jahre.«
»Dann wird es Zeit für eine Wiederholung. Pass auf, ich sitze außen, du innen, da geht es nicht ganz so hoch, und ich halte die ganze Zeit über deine Hand. Versprochen.«
Misstrauisch sah sie nach oben. Sie hasste es, keinen festen Boden unter den Füßen zu haben.
»He«, sagte er und legte beruhigend seinen Arm um sie. »Die kommen alle wieder runter. Der Blick über die Altstadt, den Dom und die Marienkirche ist die Sache bestimmt wert.«
Von keinem anderen Menschen hätte sie sich zu etwas überreden lassen, was sie eigentlich nicht wollte. Doch mit Henning war es anders. Mit ihm zusammen hatte sie Lust, über ihren Schatten zu springen. Vielleicht wollte sie dadurch gemeinsame Erlebnisse schaffen. Oder Erinnerungen?
»Na gut«, sagte sie zaghaft, und er ging los, um Fahrchips zu kaufen.
Sie suchten sich Sessel nebeneinander, schwangen sich hinein und schlossen die Ketten. Birthe wurde bereits flau im Magen, als sich das Karussell sachte in Bewegung setzte. Kurz darauf beschleunigte es und gewann an Höhe. Immer schneller und höher flogen sie über die Dächer der Altstadt. Die Musik und das Stimmengewirr drangen nur noch gedämpft zu ihnen hinauf. Auch die typischen Gerüche des Marktes waren kaum noch wahrzunehmen. Anfangs hatte sich Birthe verkrampft am Gestänge festgehalten, aber als Hennig ihr zulächelte, konnte sie sich ein wenig entspannen und die ungewohnte Perspektive genießen. Von oben betrachtet sah der Domhof wie eine Theaterkulisse aus. Hennings Nähe gab ihr Kraft, und irgendwann schaffte sie es sogar, die Aussicht zu genießen.
»Und?«, fragte er lachend, als sie mit den Füßen wieder den Boden berührten.
Birthe war ein bisschen blass um die Nase und atmete erst einmal tief durch. »Ganz okay.«
»Noch mal?«, grinste er.
»Nee. Einmal reicht. War aber wirklich schön.«
Sie beschlossen, die verbliebene Zeit bis zu Hennings Abfahrt in der Crêperie am Markt zu verbringen. Da draußen alle Stühle besetzt waren, gingen sie hinein und gesellten sich zu einem anderen Paar, das an einem längeren Tisch am Fenster saß. Sie bestellten Crêpes mit heißen Kirschen und Sahne, dazu Milchkaffee. Nach all dem Sehen und Laufen tat es gut, ein bisschen Ruhe zu genießen und das Treiben auf dem Platz zu beobachten.
»Nächstes Jahr muss ich dafür sorgen, dass ich zur Maiwoche ein paar Tage freibekomme. Dann sitzen wir wieder hier«, meinte er zuversichtlich und schlürfte seinen Milchkaffee.
Sie nickte, plötzlich von Zweifeln befallen, ob sie in einem Jahr überhaupt noch ein Paar sein würden. Wunderschön war es mit ihm – ein ewiges Pendeln zwischen Traum und Wirklichkeit, an das sie sich gewöhnt hatte und das sie nicht missen wollte, – doch der bevorstehende Abschied führte ihr wieder einmal vor Augen, wie zerbrechlich und problembelastet ihre Beziehung war und wie wenig aussichtsreich eine gemeinsame Zukunft.
Später, in Birthes Wohnung am Schnatgang, begann Henning sofort zu packen. Da war es um sie geschehen und sie brach in Tränen aus. Widerstrebend begleitete sie ihn in den Hof, wo sein Auto stand. Eine letzte innige Umarmung, ein letzter Kuss.
Sehnsüchtig blickte sie dem blauen Kangoo hinterher, bis er aus ihrem Gesichtsfeld verschwunden war. Dann war sie allein. Ihr Herz fühlte sich an wie ein bleischwerer, kalter Klumpen.
*
»Abschiedsschmerz?«, fragte Daniel knapp drei Stunden später. Wie Birthe war er mit dem Fahrrad gekommen, weil man wegen des Volksfestes keine Chance hatte, in der Innenstadt einen Parkplatz zu finden. Vom Stadtteil Wüste aus, wo er seit Neuestem wieder wohnte, war es aber auch nicht weit.
Sie fühlte sich ertappt. Wenn sie geweint hatte, sah man das noch lange an ihren trüben, rotgeränderten Augen. »Ein bisschen vielleicht. Damit muss ich klarkommen.«
»Arbeit ist die beste Medizin, sagt meine Oma immer.«
»Daher also deine Sprüche«, erwiderte sie mit einem schiefen Lächeln.
»Oma hat mich halt geprägt, mehr noch als Mama. So, wollen wir mal schauen, was wir da gleich für Hardrocker vor uns haben. Bin gespannt, ob die heute überhaupt in der Lage sind, ordentlich Mucke zu machen.«
»Tobecke meinte, sie könnten es sich nicht erlauben abzusagen. Die Ausfallkosten wären zu hoch.«
»Das wird sicher stimmen. Aber es macht keinen Spaß, abzurocken, wenn zwei Tage vorher noch jemand mit in der Band war, der nun tot ist, ne?«
Sie stellten ihre Räder in der Nähe des Auftrittsortes ab und bahnten sich einen Weg durch die Menschenmenge.
»Wirst du nachher mit ihnen sprechen?«, wollte Daniel wissen.
Birthe zuckte mit den Schultern. »Kurz vielleicht, wenn es sich ergibt. Mir reicht es eigentlich, mir zunächst ein Bild zu machen, mal schauen, wie sie untereinander agieren, ob sie authentisch sind. Übrigens hat mich Maria Koswalla angerufen und auf den aktuellen Stand gebracht.« Sie informierte Daniel über die neuesten Erkenntnisse. Gespannt, wie er reagieren würde, beobachtete sie ihn. Doc Martens gehörten seit Langem zu ihren Lieblingsschuhen, sie besaß sie in mehreren Farben und Modellen, und die Schuhgröße würde auch passen.
Daniel hob die Augenbrauen. »Da hat sich wohl jemand deine Schuhe ausgeliehen, was?«, neckte er sie. »Oder du warst es selbst!«
»Schlechter Scherz, Daniel«, fand Birthe.
»Wir suchen also nach einem Mann mit kleinen Füßen oder einer Frau mit großen Füßen.«
»Mit ganz normalen Füßen«, korrigierte Birthe.
»Okay, also eine Frau mit ganz normalen Füßen.«
»Und dunkel gefärbten Haaren. Oder nach einem Mann mit kleinen Füßen und grauen Haaren, hm.« Unwillkürlich musste sie an Carsten Tobecke denken.
Als sie sich dem Nikolaiort näherten – vorbei an den mobilen Betonklötzen, die wegen der Terrorgefahr aufgestellt worden waren –, sahen sie die fünf Bandmitglieder, die sich bereits zum Soundcheck auf der Bühne eingefunden hatten. Sie alle waren in Schwarz gekleidet. Vorn befanden sich zwei Frauen, eine mittelgroß, rothaarig und kräftig, die andere dunkelhaarig, klein und zierlich, dahinter drei Männer. Einer eher gesetzten Alters, sehr schlank, einer jung und gut gebaut, einer im mittleren Alter und kräftig. Sie redeten nicht miteinander, sondern standen unschlüssig da und schauten den Technikern bei der Arbeit zu. Kabel mussten verlegt und mit breiten Klebestreifen am Boden festgeklebt werden, damit niemand über sie stolperte. Die beiden Gitarristen begannen damit, ihre Instrumente zu stimmen.
Birthe zeigte ihrem Kollegen Handyfotos, die ihr Tobecke geschickt hatte. »Die zierliche Sängerin links müsste Katharina Jütting sein, die bisherige Frontsängerin der Band. Sie war vorgestern Abend wegen einer Erkältung nicht mit dabei. Für sie ist Jessica Wagner eingesprungen, unser Mordopfer. Neben Jütting steht Clarissa Will. Sie singt die tiefere Stimme, die Altstimme.«
»Und die Jungs?«
»Der Mann mit Hut, der gerade seine Gitarre stimmt, ist Carsten Tobecke, der Bandleader, 52 Jahre alt. Du erinnerst dich? Ich habe ihn vor Jessica Wagners Wohnung abgefangen und im Wagen vernommen. Er war kaum zu halten, aber ich bin mir nicht sicher, ob das echt oder nur gespielt war. Siehst du den schlanken, grauhaarigen Mann hinter der bisherigen Frontsängerin? Den mit der Westerngitarre? Das ist Jürgen Teepe. Er ist mit 59 Jahren das älteste Bandmitglied.«
»Und der bärtige Typ am Schlagzeug?«
»Er heißt Max Grewe, 26 Jahre alt.«
»Weißt du schon was über ihn?«
»Nicht viel. Er studiert Psychologie.«
»Wie alt sind die beiden Sängerinnen?«
»Katharina Jütting ist 53 Jahre alt und Clarissa Will 49.«
»Verstehe, also mehr eine Rentnerband. Dann sollte wohl Jessica Wagner mit ihren erst 25 Jahren für frischen Wind sorgen.«
»Der Schlagzeuger ist auch noch jung. Der sieht ganz süß aus, finde ich.«
»Seit wann stehst du auf Bärte?« Er kratzte sich am bärtigen Kinn.
»Es muss zum Typ passen. Und zu ihm passt es.«
»Hm, okay. Übrigens habe ich die Kleine irgendwo schon mal gesehen, komm gerade nicht drauf.«
»Jessica Wagner?«
»Nein, Katharina Jütting. Ich verbinde irgendwas Negatives mit ihr.«
Auf der Bühne wurden die letzten Vorbereitungen vor dem Auftritt getroffen. Techniker wuselten herum, um die Mikrofone auszurichten. Danach folgte der Soundcheck. Ein Tontechniker schien nicht zufrieden zu sein. Birthe, die ziemlich weit vorn stand, hörte ihn etwas von »Rückkoppelung« und »Frequenzen« rufen. Ein Kollege von ihm stimmte das Licht auf die Bühnenverhältnisse ab und richtete die Scheinwerfer aus.
Noch eine Viertelstunde bis zum Auftritt; der Nikolaiort füllte sich.
Birthe und Daniel wechselten noch einmal ihre Position, um einen besseren Blick zu haben. Die Atmosphäre war ruhig, fast andächtig. Eine gewisse Spannung lag in der Luft. Das Publikum sah angestrengt nach vorn, wohl um nichts zu verpassen. Anscheinend hatte es sich herumgesprochen, dass die junge Sängerin Jessi kurz nach ihrem Solo am Freitagabend getötet worden war. In den sozialen Netzwerken verbreitete sich eine solche Nachricht wie ein Lauffeuer.
»Sie können einem direkt leidtun, in dieser Situation auf dem Präsentierteller zu stehen, findest du nicht?«
»Es sind Profis, Birthe, die haben gelernt, sich nach außen hin abzuschotten. Die liefern jetzt ab und dann gehen sie nach Hause und sind für sich privat.«
»Wenn du mich fragst, ich möchte nicht mit ihnen tauschen.«
»Ich auch nicht. Ich brauche keine Bühne, um mich zu präsentieren.«
Kurz lachte sie auf. »Wirklich nicht?«
Er zwinkerte ihr zu und tauschte ein warmes Lächeln mit ihr.