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Kapitel 2
ОглавлениеSamstag, 6. Mai
Der Lieneschweg gehörte zu den Top-Adressen Osnabrücks. In den goldenen 20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts hatten hier betuchte Osnabrücker Beamten- und Unternehmerfamilien ihre Villen errichtet – fernab vom Lärm, der Hektik und der Geruchsbelästigung der Innenstadt. Große, elegante Stadthäuser, im Laufe der Jahre aufwendig saniert, reihten sich wie Perlen entlang der begrünten Allee und prägten das Bild einer gehobenen Lebensart. Einige Villen waren zu Mehrfamilienhäusern umgebaut worden, weil die Familien kleiner geworden waren und kein Personal mehr mit im Haus untergebracht werden musste. Die Lage war ideal – nicht weit zu den Einkaufsmeilen Lotter Straße und Innenstadt und ebenfalls nicht weit entfernt vom Naherholungsgebiet Westerberg. Auch das weitläufige Waldgebiet Heger Holz mit dem idyllisch gelegenen Rubbenbruchsee war mit einem etwas längeren Spaziergang zu erreichen.
Das Villenviertel lag am Samstagmorgen noch verschlafen da, als Else Leinweber bereits ihren Hausputz erledigt hatte. Energisch zog die Mittsiebzigerin die Wohnungstür hinter sich zu. Sie ärgerte sich darüber, dass die Sängerin aus der Erdgeschosswohnung trotz mehrmaliger Aufforderung das Treppenhaus nicht geputzt hatte. Es war schon öfter vorgekommen, dass sich die Nachbarin über Regeln und mündliche Absprachen hinweggesetzt hatte. Else Leinweber war es leid, die Arbeit für die junge, verwöhnte Dame mit zu erledigen. Ihr Hals schwoll an, als sie im Vorbeigehen Wollmäuse in den Ecken und feinen grauen Staub auf dem Geländer bemerkte.
Sie ordnete ihre bläuliche Lockenfrisur und läutete im Erdgeschoss neben dem Namensschild mit der Aufschrift »Jessica Wagner«. Die Tür war nicht richtig ins Schloss gezogen worden. Else Leinweber klingelte ein zweites Mal und ging einfach hinein. Ein eigentümlicher Geruch strömte aus der Wohnung. Die Bewohnerin musste da sein, denn das Radio lief.
»Hallo? Frau Wagner?« Mit einem beklemmenden Gefühl blieb Else Leinweber im Flur stehen. Es roch nicht nur ungelüftet, sondern auch süßlich, metallisch. Sie kannte das aus dem Pflegeheim, wenn sie ihren dementen Bruder dort besuchte. Ein unangenehmes Geruchspotpourri aus Urin, Kot, Blut, Reinigungs- und Desinfektionsmittel und billigem Eau de Toilette, das aus Duftspendern aus den Ecken kam, im verzweifelten Versuch, für ein angenehmes Raumklima zu sorgen. Else Leinweber runzelte die Stirn. War die Nachbarin in der Nacht etwa volltrunken nach Hause gekommen? »Frau Wagner?« Langsam tastete sie sich vor, sie kannte sich ja aus. Die Wohnung hatte den gleichen Schnitt wie ihre eigene. Oft genug war sie hier gewesen, um der Nachbarin etwas zu bringen, was der Bote bei ihr abgegeben hatte. Die jungen Leute bestellten ja nur noch im Internet. Sogar Essen ließ sich die kaufsüchtige Person anliefern. Oft bekam sie Kartons einer bekannten Supermarktkette. Die Hälfte des Inhalts landete hinterher in den Mülleimern hinterm Haus. Und Kleidung, jede Menge Kleidung, fast jede Woche bestellte sie was im Internet! Alles wurde anprobiert und dann wieder zurückgeschickt. Else Leinweber beobachtete oft durchs Küchenfenster, wie ihre Nachbarin mit einem Paket unterm Arm das Haus verließ. Kein Wunder, dass die schönen alten Geschäfte in Osnabrück langsam ausstarben!
Die alte Dame steuerte auf die Küche zu. Links davon war das Schlafzimmer, daneben das Bad und das Gäste-WC, und rechts vom Eingang das Wohnzimmer.
In der Küche lief das Radio, ziemlich laut sogar, amerikanische Popmusik, doch es war niemand zu sehen. Auf dem Tisch standen Essensreste, ein Pappteller mit den Resten einer Currywurst, auf dem die bräunliche Soße bereits unappetitlich verdickt war, und labbrige, vollgesogene Pommes frites. Daneben lag eine eingedrückte Büchse Cola.
Die stechenden Ausdünstungen kamen aus dem Wohnzimmer. Bereits an der Türschwelle blieb Else Leinweber stehen und schlug sich entsetzt die Hand vor den Mund.
Da war sie! Jessica Wagner lag auf dem Bauch in einer Blutlache. Sie musste sich eingenässt und eingekotet haben.
Die alte Dame griff sich an die Brust. Ein plötzlich einsetzendes heftiges Schwindelgefühl erfasste sie und wollte sie zu Boden reißen. Gerade rechtzeitig konnte sie sich an einer Kommode abstützen. Der Schweiß trat ihr aus allen Poren und ihr Herz begann zu stechen und zu rasen. Um Hilfe schreiend schwankte sie aus der Wohnung ins Treppenhaus. Später hätte sie nicht sagen können, wie sie ihre arthritischen Gelenke plötzlich so schnell und schmerzlos hatte bewegen können. Sie spürte ihre Beine nicht mehr, als sie die Holztreppe hinaufpolterte, ihre Wohnungstür aufschloss und dann hastig hinter sich zuzog, um sie doppelt zu verriegeln. Erschöpft riss sie das Telefon an sich und wählte die 110.
*
»Osna 4,23, Meier«, knödelte das Funkgerät im Rettungswagen der Johanniter. »Ihr Standort?«
»Knappheide hier, Lotter Straße, Höhe Emma.«
»Osna 4,23, Meier, RTW zum Lieneschweg, leblose Person, Notarzt rückt nach.«
Der Fahrer des Rettungswagens vergewisserte sich, die Hausnummer richtig verstanden zu haben und brummelte dann: »Verstanden.« Sofort schaltete er das Martinshorn ein und gab Gas. Glücklicherweise verhielten sich die Autofahrer heute vorbildlich, rechts und links wichen die Fahrzeuge aus, es war ohnehin noch nicht viel los, sodass er in weniger als fünf Minuten das Ziel am Lieneschweg erreichte.
Er traf fast gleichzeitig mit dem Notarztwagen und zwei Streifenwagen am Unglücksort ein.
Aus dem Haus kam eine kleine, ältere Frau mit blauen Haaren, gräulicher Gesichtsfarbe und irrem Blick gelaufen. »Kommen Sie!«, schrie sie. »Kommen Sie schnell, die Frau Wagner ist tot. Die Frau Wagner von unten! Eine ganz junge Frau! Tot! Alles voller Blut! Sie wurde ermordet! Erstochen! Auf dem Teppich! Alles voller Blut, ganz viel Blut!«, schrie sie panisch.
Ein junger Polizeibeamter kümmerte sich um sie und forderte über Funk einen Notfallseelsorger an.
Der Sanitäter eilte im Laufschritt mit seinem Notfallkoffer an ihnen vorbei, gefolgt von zwei Kollegen und dem Notarzt. »Wo müssen wir hin?«
»Erdgeschoss, links, die Tür steht offen«, rief jemand. Dort angekommen, reichten wenige Sekunden, um festzustellen, dass es nichts mehr zu tun gab. Die Leiche wies mehrere Stichwunden am Rücken auf. Sie war schon kalt. Als der Sanitäter die Bluse der jungen Frau hochzog, waren erste Totenflecken sichtbar. Er nickte dem Notarzt zu, der trotzdem ordnungsgemäß den Puls nahm und sein Stethoskop herauszog. »Das ist was für K1«, sagte er mit hochrotem Kopf. Über Funk forderte er die Kriminalpolizei an.
*
Das rot-weiß gestreifte Flatterband der Polizei störte die Idylle am Lieneschweg unweit der Musikschule, die früher mal eine Frauenklinik gewesen war. Vor einem charmanten Zweifamilienhaus mit Erkern, Giebeln und Mansardendach standen drei Polizeiwagen. Autofahrer fuhren noch langsamer als die vorgeschriebenen 30 Kilometer pro Stunde und Fußgänger blieben stehen, um zu sehen, was da los war.
Ein uniformierter Polizeibeamter passte am Gartentor auf, dass kein Unbefugter ins Haus gelangte.
Birthe Schöndorf von der Osnabrücker Mordkommission erreichte den Tatort am Samstagvormittag, etwa eine halbe Stunde nach den Kollegen der Schutzpolizei.
»Ich übernehme jetzt die Ermittlungsleitung«, rief die junge, blonde Frau den Beamten im Eingangsbereich zu. »Gibt es Zeugen? Haben Sie bereits Bürger aus der Nachbarschaft befragt?«
»Von den Anwohnern der Nachbarhäuser hat offenbar niemand etwas mitbekommen. Kollegen sind unterwegs, um in den Häusern gegenüber nachzufragen. Am meisten kann uns wohl die ältere Dame sagen, die in der oberen Etage wohnt, aber die steht unter Schock, befindet sich gerade im RTW und ist zur Stunde nicht vernehmungsfähig.«
Die hochgewachsene Mittdreißigerin begrüßte ihre Kollegen von der Tatortgruppe. Einer war damit beschäftigt, mit Pinsel und Ruß an der Haustür Spuren zu nehmen. Ein anderer tütete gerade mithilfe einer Pinzette ein dunkles Haar in einen durchsichtigen Beutel ein.
»Gibt es Anzeichen für einen Einbruch?«
»Nein. Das Opfer muss dem Täter die Tür geöffnet haben.«
Birthe Schöndorf betrat die Wohnung und begrüßte ihren Kollegen Daniel Brunner, der gerade aus einem Zimmer rechts von ihr kam. Die Tür stand offen und gab den Blick frei auf einen sonnigen Raum mit heller Einrichtung, allem Anschein nach das Wohnzimmer. »Hey, du bist schon da!«, begrüßte sie ihn.
»Ich war noch beim Frühstück und bin direkt hergefahren. Bin aber auch erst vor ein paar Minuten eingetroffen. Eigentlich habe ich heute frei.«
»Ich weiß, ich auch. Ich hatte den Tag anders geplant. Nun ja, was soll’s. Wer ist die Tote?«
»Jessica Wagner, 25 Jahre alt. Sie wohnt hier.«
»Alleine?«
»Offensichtlich, ja. Ist ziemlich groß, die Wohnung, für eine Einzelperson, nicht wahr? Mindestens 100 Quadratmeter, schätze ich mal, und das am teuren Westerberg.«
»Dann muss sie einen guten Job haben.«
»Oder reiche Eltern. Nachbarn aus dem Nebenhaus haben erzählt, dass die Wohnung ihrem Vater gehört, Christian Wagner. Er wohnt nicht weit von hier, ein paar Straßen oberhalb, am Richard-Strauss-Weg.« Daniel ging zu der Toten, sicher, um sich ein genaues Bild zu machen. Seit Jahren arbeiteten sie zusammen im Team der Mordkommission K 1. Sie mochte ihn – als Kollegen. Nie hätte sie sich ihn als Partner vorstellen können, obwohl er ihr das Gefühl vermittelte, dass er auf sie stand. Er war ihr zu eitel und hatte zu viele Frauengeschichten. Keine seiner Beziehungen hatte bisher länger gehalten als ein paar Monate.
»Was ist passiert?« Birthe trat näher an die Leiche heran. Sie nahm den stechenden, metallischen Geruch von Blut wahr und musste eine aufkommende Übelkeit unterdrücken. Es war nicht die erste Leiche aus nächster Nähe, aber es kam eher selten vor, dass sie zu einem Tatort gerufen wurde, an dem das Opfer eine junge Frau war. Es kostete sie etwas Überwindung, genau hinzusehen. Wagners weiße, ärmellose Bluse war blutgetränkt, auch die langen blonden Haare und die helle Hose hatten Spritzer abbekommen. Zwischen den Schulterblättern waren drei Stichverletzungen zu erkennen, etwa vier Zentimeter breit. Die Kollegen der Tatortgruppe hatten bereits die Umrisse der Toten markiert. Eine dicke weiße Linie, die den menschlichen Körper nachzeichnete. Ein Stuhl war umgefallen, ansonsten machte der Raum einen ordentlichen, fast unbewohnten Eindruck.
Hansmann vom polizeilichen Erkennungsdienst gesellte sich zu ihnen und nickte Birthe freundlich-distanziert zu. Er trug wie die anderen Kollegen von der Spurensicherung einen Plastikoverall, Handschuhe, Überschuhe und Mundschutz. »Der Täter muss gezielt auf sie eingestochen haben, mit enormer Kraft und mit einem großen Messer.«
»Ist sie an Ort und Stelle gestorben?«, wollte Birthe wissen.
»Ja. Du siehst es an den Blutspuren, die sich lediglich unmittelbar um die Leiche herum befinden, und an den Totenflecken.« Er schob die Bluse hoch, sodass die Flecken sichtbar wurden.
»Wie lange ist sie schon tot?«
»Etwa zehn bis zwölf Stunden. Der Tod muss zwischen Mitternacht und 1 Uhr morgens eingetreten sein. Ihre Temperatur ist schon um zehn Grad gesunken. Die Totenstarre ist voll ausgebildet.«
Birthe wandte sich an Daniel. »Ist die Staatsanwältin informiert worden?«
»Ja. Frau Koswalla ist auf dem Weg. Sie bringt den Durchsuchungsbefehl und die Anordnung zur Obduktion mit.«
»Ist der Notarzt noch da?«
»Nein, er ist gerade gefahren. Hier ist der Totenschein.« Daniel überreichte ihr das Dokument. »Unnatürliche Todesursache« war angekreuzt, aber das war ja ohnehin eindeutig.
Birthe hatte ihre erste Hemmung überwunden und hockte sich zu der Frau. Eine schlanke, fast zierliche Statur, sommerlich gekleidet, große Kreolen in den Ohren, feiner, gerader Nasenrücken, das sah sie von der Seite, helle Augenbrauen, solariumgebräunte Haut, verschiedene Ringe an den sorgsam manikürten, feingliedrigen Händen. Aus dem Mund war eine bräunliche Flüssigkeit gequollen.
»Ist das Blut?«, fragte sie und deutete auf die Mundwinkel der Toten.
Hansmann verneinte. »In der Küche stehen Essensreste. Ich vermute, sie hat kurz vor ihrem Tod Currywurst gegessen.«
Birthe hatte erst vor einer halben Stunde ausgiebig gefrühstückt und verspürte erneut einen Anflug von Übelkeit. Sie stand auf. »Sie lebte alleine hier?«
Hansmann nickte. »Es gibt keinen Hinweis darauf, dass sie mit jemandem zusammenlebte. Aber das lässt sich ja schnell in Erfahrung bringen. Es ist ein Zweiparteienhaus. Die obere Wohnung wird ebenfalls von einer alleinstehenden Dame bewohnt.«
»Wenn sie dem Täter nachts selbst die Tür geöffnet hat, könnte es sich um eine Beziehungstat handeln.«
»Möglich«, sagte Hansmann. »Es ist definitiv kein Raubmord. Keine offenen Schränke und Schubladen, kein Chaos in der Wohnung. Ihre Handtasche lag auf der Kommode im Flur. Alles drin, Geld, Ausweispapiere, Handy.«
»Das Opfer weist keine Verletzung an Händen oder Armen auf«, sagte Birthe. »Anscheinend hat es keinen Kampf, keine Abwehrbewegung gegeben. Offenbar wurde sie überrascht. Der Täter muss sie von hinten angegriffen haben. Sie war vollkommen arg- und wehrlos.«
»Sie muss ihn gekannt haben, sonst hätte sie ihm wohl kaum den Rücken zugedreht«, fasste Daniel seine Beobachtungen zusammen.
Birthe nickte. »Davon gehe ich auch aus. Schau dir mal die Kleidung der Toten an. Sie trägt Ausgehklamotten und Schuhe, silberfarbene Riemchensandaletten mit hohem Absatz. Sie ist stark geschminkt. Sieht nicht nach einem gemütlichen Fernsehabend auf dem Sofa aus. Sie muss unterwegs gewesen sein. Vielleicht hat sich der Täter mit ihr zusammen in die Wohnung gedrängt.«
Nachdenklich zupfte sich Daniel am Ohr. »Sollte es eine Beziehungstat gewesen sein, wird ein Streit vorausgegangen sein. Die Nachbarn könnten etwas mitbekommen haben.«
Birthe sah sich in dem etwa 40 Quadratmeter großen, schlauchförmigen Raum um. Ein Wohnraum wie aus einem Hochglanzmagazin. Parkettboden, weiße Sprossenfenster mit goldenen Beschlägen, weiße Kassettentüren. Auf der Südseite, die zum gepflegten Garten zeigte, befand sich eine hellgraue Sitzlandschaft mit niedrigen Beistelltischen und einem flauschigen Teppich. An der Wand hing ein großer Flachbildschirm. Die Nordseite mit Erker wurde als Essbereich genutzt. Ins Auge fiel ihr ein moderner Kaminofen, davor ein großer Holztisch mit Metallbeinen und sechs verschiedenfarbigen Lederstühlen. Ein paar dezent platzierte antike Möbel verliehen dem Raum Wärme und Tiefe. Die Einrichtung wirkte repräsentativ und ungewöhnlich für eine junge Frau.
Die Kollegen von der Tatortgruppe hatten bereits an jenen Stellen, an denen Spuren gesichert worden waren, Karten aufgestellt.
»Reiches, armes Mädchen«, sagte Daniel, der Birthes Blick gefolgt war. »Nur womit ist sie reich geworden? Allein durch Mama und Papa?«
»Habt ihr die Tatwaffe?«, erkundigte sich Birthe.
»Nein, bisher nicht«, sagte Daniel. »Wir hoffen, dass wir sie bald finden.«
»Ich schaue mich mal um.« Birthe verließ das Wohnzimmer, gefolgt von Daniel.
Die Küche hatte einen quadratischen Zuschnitt und bot eine herrliche Aussicht auf den Garten. Sie war mit hochwertigen, weißen Einbaumöbeln ohne Griffe, viel Edelstahl und teuren Geräten ausgestattet.
»Okay«, sagte sie und deutete auf den hohen Tisch. »Hier hat sie also gesessen und ihre letzte Mahlzeit eingenommen. Currywurst, Pommes rot-weiß, Cola. Nur ein Barhocker ist zum Sitzen vorgezogen worden, der andere wurde nicht bewegt. Die Cola hat sie ausgetrunken. Die Wurst hat sie nur zur Hälfte gegessen. Es sieht so aus, als sei dabei gestört worden. Das würde bedeuten, sie war vor dem Täter in der Wohnung.«
»Vielleicht wollte sie vor dem Ausgehen noch was zu sich nehmen, hatte dann aber keinen Appetit mehr.«
Birthe ging zum Abfalleimer und nestelte mit langen Fingern ein Einpackpapier heraus, an dem Reste der braunen Soße pappten. »Nur eine Portion hat sie geholt. Schwierig herauszufinden, an welchem Stand sie die Currywurst gekauft hat, bei dem Überangebot an Imbissbuden.«
»Wir werden es herausfinden«, meinte Daniel.
»Was ist mit ihrem Handy? Brauchen wir die PIN?«
»Ja. Ich hoffe, die Kollegen kommen schnell dran. In der Regel ist das ja kein Problem.«
»Wir müssen wissen, mit wem sie kurz vor ihrem Tod Kontakt hatte, ob sie sich vielleicht mit jemandem für die Maiwoche verabredet hatte.«
»Klar«, meinte Daniel.
»Wer hat die Polizei gerufen?«
»Die Nachbarin von oben, Else Leinweber. Die Frau hat einen Schock erlitten und ist nicht vernehmungsfähig. Momentan wird sie im RTW versorgt.«
»Ach ja, von der älteren Dame habe ich schon gehört. Ich werde mal nach ihr sehen. Vielleicht ist sie inzwischen in der Lage zu reden.«