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BAMBUS

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Ich bin Sheriff und ich komme aus Kamerun.

Seit 2018 lebe ich in Bremen.

Ich bin sportlich und spiele gerne Trommel.

Ich bin gut als Handwerker und kann im Haus gut helfen.

Ich finde die Natur in Deutschland sehr schön,

auch den Respekt vor dem Gesetz.

Und, sehr wichtig, die Sicherheit.

Nicht besonders schön finde ich das Wetter;

in Bremen ist es sehr kalt.

Die Polizei hier mag ich auch nicht.

Na ja, ich mag die Polizei nirgendwo.

Und die Straßenbahn auch nicht,

weil man dort zu eng zusammen ist.

Als Kind wollte ich Automechaniker werden,

es war mein Wunschtraum.

Ich habe damals mit Bambusstäben

meine eigenen Autos gebastelt.

In meinem Dorf gab es damals viele Bambusbäume,

sie waren sehr gut dafür geeignet

weil man sie biegen kann, wie man will.

Bambus ist ein gutes Material, weil es sehr flexibel ist.

Flexibel, aber resistent.

So konnte ich die Form gut bearbeiten.

Ich erinnere mich,

dass ich damals schnell groß werden wollte,

um die Mechanismen eines Motors zu erlernen,

um zu erfahren, wie ein Auto wirklich funktioniert.

Ich bin ein Waisenkind.

Ich war 10 Jahre alt, als mein Vater in meiner Heimat starb.

Er hatte mit seinem LKW einen Unfall.

Mein Vater war sehr zärtlich zu mir, ich war sein Lieblingskind.

Ich durfte sogar manchmal mit ihm mitfahren,

dann waren wir von morgens bis abends zusammen.

Als er den Unfall hatte, war ich noch in der Schule;

der Chef meines Vaters rief meine Mutter an,

um sie zu benachrichtigen.

Als ich nach Hause kam, sagte mir meine Mutter,

dass mein Vater gestorben war.

Ich habe aber nichts verstanden;

ich wusste nicht genau, was sie meinte.

Ich fragte:

„Mama, was bedeutet tot zu sein?“

Sie antwortete:

„Du wirst deinen Vater nie wieder sehen.“

Ich fragte:

„Warum nicht?“

Aber sie antwortete nicht.

Jetzt ist auch sie nicht mehr bei mir,

sie starb vor einiger Zeit hier in Bremen.

Ich bin ein Mensch, der das Leiden

schon im Säuglingsalter erfahren hat.

Meine Mutter war sehr arm.

Mein Leben kann man beschreiben

wie in jenem Satz in der Bibel:

„Mit Schweiß im Gesicht wirst du dein Brot essen.“

Ich bin in einer mittellosen und bedürftigen Familie

geboren, und trotz dieser Armut

wurde ich von meiner Familie liebevoll und herzlich erzogen.

Heute befinde ich mich in Europa.

Hier habe ich keine Eltern, keinen Schutz,

keine Verwandten, hier habe ich nichts.

Ich bin nicht hier, weil ich unbedingt wollte,

ich musste mein Land verlassen, ich floh vor dem Bürgerkrieg.

In meinem Land stehen sich Separatisten

und Sicherheitskräfte der Regierung gegenüber,

Menschen werden dort entführt und getötet.

Mein Leben ist voller Hindernisse

und bitterer Erfahrungen gewesen.

Ich habe viele Schwierigkeiten überwinden müssen,

trotzdem habe ich es geschafft.

Ich habe Rechte wie jeder andere Mensch,

nicht mehr und nicht weniger.

Wenn ich jetzt in Bremen meine Stimme

für meine Rechte erhebe, dann tue ich es,

weil ich weiß, dass es Menschenrechte gibt,

die für alle gelten und wichtiger sind,

als die lokalen Grundrechte eines Landes.

Ich bin dafür, dass alle Migranten,

die sich in der deutschen Gesellschaft

integrieren wollen, akzeptiert werden;

sie sollen legal in Deutschland leben.

Viele sagen, dass wir kein Recht haben, hier zu bleiben.

Warum nicht? Wir sind keine Kriminelle.

Wir wollen nur arbeiten, Geld verdienen,

ein gutes Leben führen wie jeder andere.

Zumindest, dank eines vom Himmel gekommenen Engels,

kann ich mittlerweile in Deutschland die deutsche Sprache erlernen.

Ich besuche endlich eine Schule, etwas,

dass ich mein ganzes Leben machen wollte,

aber nie die Chance hatte, es zu tun.

Ich will die Sprache beherrschen, ich möchte weiterlernen,

ich will für mich eine Zukunft in Deutschland aufbauen.

Ich möchte weiter zu Schule gehen und danach eine Ausbildung

im Bereich der Elektromechanik absolvieren.

Jetzt wo ich erwachsen bin, möchte ich natürlich lernen,

wie die Mechanik funktioniert, die zur Bewegung eines Autos führt.

Wenn ich in die Zukunft schaue,

dann sehe ich mich als Automechaniker arbeiten.

Ich habe meine eigene Werkstatt und einige Mitarbeiter.

Ich wünsche mir für meine Zukunft ein schönes Haus,

eine gute Frau, vier Kinder,

und natürlich das schönste Auto der Stadt.

Ich bin sicher, ich werde es schaffen,

weil ich wie der Bambus meines Dorfes in Afrika bin:

stark und resistent, aber flexibel.


Grenzenlose Hoffnung

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