Читать книгу Grenzenlose Hoffnung - Alvaro Solar - Страница 19

DER SCHLÜSSEL

Оглавление

Mein Name ist Izzadin,

aber man nennt mich Django. Wie der Cowboy.

Ich komme aus Kurdistan und bin

seit anderthalb Jahren in Deutschland.

Ich bin 23 Jahre alt.

Ich möchte Schauspieler werden.

Ich denke, wenn ich Schauspieler bin,

dann kann ich den Menschen zeigen, wie meine Kultur ist,

unser Folklore.

Zum Beispiel wie wir das Neujahr feiern.

Das Fest ist schon 2.600 Jahre alt.

Ein Fest der Wiedergeburt.

Der Winter geht, der Frühling kommt.

Aber auch ein Fest gegen Unterdrückung und Despotismus.

Ein Fest für die Freiheit, für die Liebe.

Apropos Liebe:

Ich habe mich verliebt. Ich war sehr glücklich.

Das war, bevor ich eine kleine Wohnung bekommen habe.

Jetzt habe ich auch ein Fahrrad.

Das heißt, ich habe zwei Schlüssel:

einen für die Wohnungstür, den anderen fürs Fahrrad.

Ich habe hier Menschen gesehen, die viele Schlüssel haben,

zehn oder mehr.

In meiner Heimat hat man normalerweise

nur einen Schlüssel, mehr nicht.

Wie gesagt, ich habe mich verliebt.

Sie hat mich aber leider verlassen.

Sie ist zu einem anderen Mann gegangen.

Er hatte ein Auto. Also mehr Schlüssel als ich.

Ich war sehr traurig, deprimiert.

Ich wusste nicht, was ich tun soll.

Eines Tages habe ich viel getrunken, um zu vergessen.

Es war aber nur ein Tag, mehr nicht.

Es gibt welche, die trinken, um zu vergessen,

bis sie vergessen haben, warum sie trinken.

Das war bei mir nicht der Fall.

Nur an einem Tag.

Aber viel.

Ich war irgendwann endlich betrunken

und wollte mehr trinken.

Das gehört irgendwie zusammen:

betrunken sein und dann mehr trinken zu wollen.

Warum ist das so?

Keine Ahnung. Es ist halt so.

Ich ging auf die Straße und sah einen Laden mit viel Licht.

Da waren auch Flaschen in der Vitrine,

kleine und große Flaschen.

Ich ging hinein und sagte:

„Eine Flasche Whisky bitte, vom Besten!“

Ich dachte dabei:

„Wenn schon, denn schon.“

Der Mann hinter dem Tresen schaute mich komisch an und sagte:

„Wir verkaufen hier keinen Whisky!“

Ich wiederholte – typisch für einen Besoffenen –

„Eine Flasche Whisky, bitte!“

Und nach einer Pause:

„Vom Besten!“

Der Mann sagte:

„Das hier ist eine Apotheke!“

Ich sagte:

„Ach so. Brauchen Sie ein Rezept?“

Eine ziemlich seltsame Frage, weil

in einer Apotheke der Kunde derjenige ist,

der ein Rezept braucht,

und nicht der Apotheker.

Aber, wie schon gesagt,

ich war nicht besonders logisch,

ich war betrunken.

Dann musste ich die Apotheke verlassen.

Ich ging nach Hause zurück.

Die Treppe hoch. Es war sehr dunkel.

Ich holte meine Schlüssel heraus.

Die zwei, die ich habe.

Ich konnte aber die Tür nicht öffnen.

Immer wieder versuchte ich es.

Keine Chance.

Plötzlich ging die Tür auf.

Da stand ein großer Mann vor mir.

Er sagte:

„Was wollen Sie in meiner Wohnung?“

Ich fragte:

„Ihre Wohnung? Wie viele Schlüssel haben Sie?“

„Wie bitte?“, fragte er.

Dann habe ich gemerkt, dass ich eine Etage tiefer war.

Ich entschuldigte mich und ging nach Hause.


Grenzenlose Hoffnung

Подняться наверх