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TALIBAN

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Mein Name ist Mustafa.

Ich bin in Afghanistan zur Welt gekommen.

Als ich sechs Jahre alt war,

bin ich drei Jahren lang zur Schule gegangen.

Ich konnte damals sehr gut mit Stelzen laufen.

Mein Vater, zusammen mit meinem Bruder, hat sie gebaut.

Alle Kinder in meinem Dorf konnten mit Stelzen laufen.

Das war schön, man hat von oben eine bessere Sicht der Dinge.

Im Jahr 2015 bin ich in den Iran geflüchtet.

Um dorthin zu gelangen, musste ich erst mal nach Pakistan gehen.

Also in die entgegengesetzte Richtung.

Zwei Wochen war ich unterwegs,

über die Berge, zu Fuß und mit dem Auto,

in sehr gefährlichen Gebieten.

Wir waren eine Gruppe von ungefähr hundert Menschen.

Alles nur Männer, die Frauen mit den Kindern

waren auch unterwegs, aber über die Straßen.

Von meiner Familie waren Onkel und Cousins mit mir.

Auf den Bergen waren die Wege sehr eng,

man musste sehr genau schauen,

um nicht in den Abgrund zu fallen.

Ich habe gesehen, wie einige Menschen so gestorben sind.

Auch bewaffnete Kriminelle lauerten uns auf.

Wir wurden überfallen, sie nahmen uns alles weg,

Geld und Telefone.

Wir gingen Richtung Quetta.

Danach Richtung Panjgur.

Nachdem wir die Grenze zum Iran überquerten

sind wir Richtung Khash gegangen.

Dort waren wir zwei Tage,

dann ging es weiter nach Iranschahr, später nach Teheran.

Dort bin ich vier Monate geblieben und habe als Maurer gearbeitet.

Ich bekam 250,00 € im Monat.

Dann ging es weiter nach Tabris, später nach Van, in der Türkei.

In Istanbul war ich eine ganze Woche.

Mit dem Boot ging es weiter nach Griechenland.

1.000,00 € kostete die Überfahrt.

Das Geld hatte ich von meinen Brüdern und Cousins bekommen.

In Griechenland konnte man Tausende Menschen sehen,

die auf der Flucht waren.

Die Straßen waren voll; sie schliefen auf dem Boden,

am Straßenrand, einige liefen, andere waren völlig erschöpft.

Und dann ging es immer weiter, die Balkanroute entlang,

Mazedonien, Serbien, Ungarn, Österreich

und endlich Deutschland.

Ich habe zwei Brüder im Iran,

der Rest der Familie ist in Afghanistan.

Ich bin verheiratet, meine Frau ist aber noch bei ihrer Familie.

Sie ist 19 Jahre alt.

Ich kenne sie, seit wir kleine Kinder waren.

Wir sind entfernte Cousins.

Meine Familie hat diese Ehe organisiert,

aber ich bin sehr verliebt.

Im Jahr 2014 heirateten wir.

Sie sollte bei mir in Deutschland sein,

aber es gibt ein großes Problem:

Ihre Familie gehört zu den Talibans.

Ein Onkel von ihr ist sogar ein Mullah der Taliban.

Mein Schwager sagte mir,

dass ich auch ein Taliban werden sollte.

Wenn nicht, dann würden sie mich töten müssen.

Ein Onkel meiner Frau hat dann eine Pistole

an meine Schläfe gesetzt

und meinte, dass ich für sie arbeiten solle.

Meine Eltern sagten daraufhin,

dass ich so schnell wie möglich fliehen sollte,

sonst würden mich die Taliban umbringen.

Ich habe von meiner Frau kein Foto, keine Briefe.

Wir können miteinander nicht telefonieren.

Ich sehe sie seit zwei Jahren und sechs Monaten nicht mehr.

Aber mein Herz schlägt viel schneller,

wenn ich an sie denke.


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