Читать книгу Von den Pflichten der Kirchendiener - Ambrosius von Mailand - Страница 11
VII. Kapitel
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Die Betrachtung des 38. Psalmes [Hebr. Ps. 39] der Anlaß zur Schrift über die Pflichtenlehre (23). Mehr als Cicero drängte Ambrosius die Liebe zu seinen Söhnen zu deren Abfassung (24).
23. Nicht ohne Vorbedacht habe ich mich in meiner Schrift an euch, meine Söhne, dieses Psalmes als Einleitung bedient. Der Prophet David gab diesen Psalm dem heiligen Idithum zu singen36; ich rate euch, von seinem tiefen Sinn und seinen gewaltigen Gedanken entzückt: haltet ihn fest! Denn wir merkten schon aus dem Wenigen, was wir kurz gestreift haben, wie sowohl das Sichgedulden im Schweigen, als auch das Reden zur rechten Zeit, sowie in den folgenden Versen die Verachtung des Reichtums in diesem Psalme gelehrt werden: Dinge, welche die wichtigsten Grundlagen des Tugendlebens bilden. Bei der Betrachtung dieses Psalmes nun kam ich auf den Gedanken, eine Pflichtenlehre zu schreiben.
24. Wenn auch hierüber einige Philosophen geschrieben haben, wie bei den Griechen Panätius37 und sein Sohn, bei den Römern Tullius, so hielt ich es doch nicht für unangemessen für mein Amt, auch meinerseits darüber zu schreiben, und zwar, wie Tullius zur Belehrung seines Sohnes38, so auch ich zu eurer Unterweisung, meine Söhne. Denn nicht weniger bin ich euch, die ich im Evangelium erzeugt habe39, in Liebe zugetan, als wenn ich euch aus der Ehe bekommen hätte. Nicht heftiger drängt die Natur als die Gnade zum Lieben. Mehr Liebe schulden wir gewiß denen, die nach unserer Überzeugung ewig mit uns sein werden, als jenen, die es nur in dieser Welt sind. Diese sind häufig entartete Sprößlinge, die dem Vater Schande bereiten, euch habe ich erst zu meinen Lieblingen erkoren. Ihre Liebe beruht auf Verwandtschaft, die kein hinlänglich geeigneter und beständiger Lehrer dauernder Liebe ist; die Liebe zu euch auf getroffener Entscheidung, die zum natürlichen Hang ein schwerwiegendes Moment der Liebe fügte: die Prüfung der Lieblinge und die Liebe zu den Erkorenen.