Читать книгу Von den Pflichten der Kirchendiener - Ambrosius von Mailand - Страница 23
XIX. Kapitel
Оглавление
Von der Sittsamkeit: Sie schickt sich für jedes Alter, am meisten für das jugendliche (81—82). Ihr Verhältnis zur leiblichen Schönheit (83). Sie muß in Stimme und Haltung etwas Männliches wahren, von Weichlichkeit und Derbheit sich gleich weit entfernt halten (84).
81. Es hat mir Vergnügen gemacht, etwas länger bei den Funktionen der Sittsamkeit zu verweilen, weil ich zu euch redete, die ihr entweder ihr Gutes aus eigener Erfahrung kennt, oder von ihrem Verluste nichts wißt. Sie ist jedem Alter, jeder Person, Zeit und Örtlichkeit angemessen, schickt sich aber am meisten für die Heranwachsenden und Jugendlichen.
82. Bei jedem Alter ist darauf zu achten, daß man tut, was sich ziemt, und daß die Lebensordnung im Einklang und in Übereinstimmung mit sich selbst bleibt. Daher hält Tullius dafür, es müsse auch im Schicklichen Ordnung gewahrt werden, und behauptet, es liege „in der Anmut, Anordnung und Zierlichkeit, die einer Handlung entsprechen“, Dingen, die sich mit Worten, wie er beifügt, schwerlich darlegen lassen; es genüge darum, daß man sie fühle130.
83. Warum er gerade die leibliche Schönheit anführte, verstehe ich nicht; übrigens gilt sein Lob auch den Kräften des Leibes131. Wir verlegen jedenfalls die Tugend nicht in die Körperschönheit. Wir schließen freilich deren Anmut nicht aus, weil die Sittsamkeit gerade auch das Antlitz mit Schamröte zu bedecken und reizender zu machen pflegt. Wie nämlich des Künstlers Schaffen in der Regel an einem geschmeidigeren Stoff besser hervortritt, so leuchtet auch die Sittsamkeit gerade aus der leiblichen Anmut mit erhöhtem Glanze hervor. Doch soll auch die leibliche Schönheit nichts Gekünsteltes, sondern etwas Natürliches sein: einfach, eher vernachlässigt denn gesucht, nicht in kostbare und glänzende Gewänder gehüllt, um ihr nachzuhelfen, sondern in gewöhnliche, so daß der Ehrbarkeit oder dem Bedürfnis kein Eintrag geschieht, die natürliche Anmut ohne künstliche Zutat bleibt.
84. Selbst die Stimme soll nicht weichlich, nicht gebrochen sein, nicht weibisch klingen, wie es sich viele unter dem Schein des Würdevollen angewöhnt haben; sie soll vielmehr in Ausdruck, Modulierung und Kraft etwas Männliches wahren. Das heißt eine schöne Lebensweise einhalten: sich so geben, wie es seinem Geschlecht und seiner Person ziemt. Das ist die beste Handlungsweise, das die rechte Zier für jedes Tun. Doch wie ich nichts Weichliches und Schwächliches im Ton der Stimme und in der Körperhaltung billigen kann, so auch nichts Rohes und Bäuerisches132. Ahmen wir die Natur nach! Ihr Bild spiegelt die Norm der Zucht, die Norm der Ehrbarkeit wider.