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XXII. Kapitel

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Vom Schicklichen im Reden: Die seelischen Funktionen des Denkens und Begehrens (98). Vom Schicklichen im gewöhnlichen Gespräch (99) und in der förmlichen Rede (100—101).

98. Die Regungen der Seele sind zweierlei, die des Denkens und des Begehrens149; die einen, die des Denkens, die anderen, die des Begehrens, beide nicht vermischt, sondern verschieden und ungleichartig. Das Denken hat zur Aufgabe, das Wahre zu erforschen und sozusagen herauszuschälen; das Begehren treibt und reizt zum Handeln. Nach der Art seiner Natur senkt sonach das Denken Ruhe und Gelassenheit in die Seele, das Begehren regt das Handeln an. Als Lehre nun mag sich uns ergeben, daß nur der Gedanke an gute Dinge die Schwelle des Geistes betreten darf; die Begierde, wenn wir in Wahrheit auf Wahrung jenes Schicklichen bedacht sein wollen, der Vernunft sich unterordnen muß150. Das Verlangen nach einer Sache darf die Vernunft nicht ausschließen, vielmehr soll die Vernunft erwägen, was sich für das sittliche Verhalten geziemt.

99. Wollen wir die Schicklichkeit wahren, so haben wir, wie gesagt, darauf zu sehen, daß wir im Handeln und Reden das rechte Maß kennen; in der Reihenfolge geht freilich das Reden dem Handeln voraus. Die Rede nun wird zweifach eingeteilt: in das gewöhnliche Gespräch und die (förmliche) Abhandlung und Untersuchung über den Glauben und die Gerechtigkeit151. In beiden ist darauf zu achten, daß man alles Aufregende meide, die Rede vielmehr sanft und gefällig, voll Wohlwollen und Liebenswürdigkeit und ohne jede beleidigende Äußerung geführt werde. Im gewöhnlichen Gespräche bleibe hartnäckiger Streit ausgeschlossen. Er pflegt mehr eitle Fragen aufzuwirbeln, als irgendeinen Nutzen zu stiften. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung sei ohne Leidenschaftlichkeit, ihre Anmut ohne Bitterkeit, ihr Mahnwort ohne Schroffheit, ihre Aufforderung ohne Beleidigung! Und wie wir uns bei jeder Lebensbetätigung davor in acht nehmen sollen, daß nicht eine zu große seelische Erregung uns die Vernunft raube; wie vielmehr die Besinnung das Feld behaupten muß, so geziemt sich auch in der Rede die Norm festzuhalten, keiner Regung des Zornes oder Hasses Raum zu geben, bezw. nichts erscheinen zu lassen, was Leidenschaftlichkeit oder Gleichgültigkeit unsererseits verriete.

100. So denn sei die Rede, namentlich wenn sie die Hl. Schrift zum Gegenstand hat. Wovon sollen wir denn mehr reden als von einem möglichst guten Wandel, von der Aufforderung zur Gesetzesbeobachtung, von der Einhaltung sittlicher Zucht? Gleich ihr Anfang trage den Stempel des Vernünftigen, ihr Ende halte Maß! Eine zum Ekel langweilige Rede erregt Unwillen. Wie unschicklich aber, wenn sie den widerlichen Eindruck des Abstoßenden macht, nachdem schon jedes gewöhnliche Gespräch in wachsendem Maße immer anziehender zu werden pflegt!

101. Auch soll die Behandlung der Glaubenslehre, der Unterweisung in der Enthaltsamkeit, der Einführung in die Gerechtigkeit und der Aufmunterung zur Gewissenhaftigkeit nicht immer die gleiche sein, sondern je nach der Schriftlesung von uns in Angriff genommen und nach Kräften durchgeführt werden. Sie soll weder zu lange fortgesetzt, noch zu rasch abgebrochen werden, daß sie einerseits nicht Überdruß zurücklasse, anderseits nicht Bequemlichkeit und Gleichgültigkeit verrate. Die Rede sei natürlich, einfach, klar und verständlich, voll Ernst und Nachdruck, nicht von gesuchter Ziererei, aber auch nicht ohne Anmut.

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