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Tagebuch Kaatje

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Liebes Tagebuch,

mir ist immer noch ganz schlecht. Ich kann es kaum fassen. Jahre lang habe ich versucht, Meeno und diese Emma zu vergessen, eher zu verdrängen, und dann finde ich heute von ihr in meinem Urlaub eine Freundschaftsanfrage bei FB vor. Unglaublich.

Meeno, mein geliebter Meeno, wie verliebt waren wir seit der Zehnten. Wir waren DAS Paar, das TRAUMPAAR der Schule. Meeno hat mir jeden Wunsch von den Augen abgelesen, mich überall als seine „Freundin for ever“ vorgestellt, ich war bei seinen Eltern fast schon die Schwiegertochter. Und dann kommt zu Beginn der Elften dieser Barbie-Verschnitt mit Supertaille und langem wallenden Haar in blond zu uns in den Jahrgang.

Hey, Leute, ich komme aus München und bin nun bei euch im Jahrgang. Ich bin Emma“.

DAS waren ihre Worte. Ich sah Meenos Gesicht und wusste sofort, ich hatte verloren. IHN verloren. Und sie hatte ihn gewonnen. Einfach so. Mit „Hey, Leute, ...“

Als ich heute die Anfrage fand, da fragte ich mich, ob ich deswegen vielleicht in München war. SIE kam aus München. Vielleicht wollte ich hier gar nicht relaxen, Berge und Natur sehen? Vielleicht wollte ich immer noch den Schmerz fühlen, auffrischen? München, da lebte sie.

Ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass ich Meeno noch vermisse, nach all’ den Jahren....

Als Dr. Schuster, unser Politik-Lehrer, mit uns die Bildungsfahrt nach Berlin plante, da wusste ich noch nichts von unserer Liebe, von Meeno. Meeno war in der Parallelklasse, in der 10F, und die Berlin-Fahrt war aus Kostengründen mit der 10F und der 10L zusammen geplant. Franzosen und Lateiner. Na toll.

In Berlin stand einiges auf dem Plan. Historische Gebäude und Orte wie Reichstag, Brandenburger Tor, die Straße unter den Linden, die Humboldt-Universität. Darüber hinaus waren Informationen über die Schattenseiten des SED-Staates und Funktion und Funktionieren des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) mit seinem Überwachungssystem eingeplant. Die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, die ehemalige Untersuchungshaftanstalt der Stasi der DDR, war ebenfalls eines unserer Ziele.

Und dann verteilte Dr. Schuster die Referate. Immer einer aus der 10F zusammen mit einem aus der 10L. Meeno und ICH. Ja, das war der Anfang.

Und dann? Das Ende? Schmerz? Nach Jahren jetzt eine Freundschaftsanfrage? Ausgerechnet von IHR?

Ich werde nachdenken. Vielleicht kann ich so auch meinen Schmerz vergessen? Ihn aufarbeiten? Mit Emma? Oder wenigstens Meeno wiedersehen? Vielleicht haben sich die Zwei auch schon satt? Wie lange sie wohl verheiratet sind? Ob sie Kinder haben? Kinder, die ich nie von Meeno kriegen durfte?

Werde ich diese Anfrage bestätigen? Ich weiß es nicht. Drei Tage bleibe ich noch in München. Die Zeit nehme ich mir. Dann will ich es wissen, für mich, ob ich es ertragen werde, sie wieder um mich zu haben. Sie zu sehen, von Meeno zu hören, zu wissen, er liebt jetzt SIE. Oder tut er das gar nicht? Hoffe ich DAS?

WEHE… WENN

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