Читать книгу Die dreizehn Fenster - Andrea Lieder-Hein - Страница 13

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Kapitel 11 Das Interview

Entschuldigen Sie bitte, mögen Sie Hunde?

Ja, sehr sogar.

Und mögen Sie auch Rottweiler oder Bullterrier?

Ehrlich gesagt mag ich lieber Doggen. Aber Rottweiler mag ich auch.

Dann tun Sie auch nichts dagegen, dass Rottweiler oder Bullterrier kleine Kinder anfallen oder gar zerfleischen?

Aber ...

Sehen Sie, da bleibt Ihnen die Spucke weg. Wer gefährliche Hunde liebt und kauft, ist ein potentieller Mörder.

Das ist ja eine ganz miese Berichterstattung, die Sie da betreiben. Sind Sie von der Zeitung oder vom Fernsehen, um hier flotte und quotenstarke Abendunterhaltung zu produzieren?

Sie lenken ab. Besitzen Sie selbst etwa so einen gefährlich großen Hund, eine Dogge eventuell?

Ich will Ihnen mal was sagen, jetzt mache ICH ein Interview mit Ihnen.

Und was soll das bringen?

Ihnen zeigen, wie schnell man Scheiße an den Hacken hat. Also:

Sind Sie verheiratet?

Ja.

Kinder?

Ein Mädchen, einen Jungen.

Ah, Sie nennen das Mädchen zuerst, mögen Sie Ihre Tochter besonders gern?

Quatsch! Ich mag nur nicht das Gefasel von „endlich ein Stammhalter“, kennen Sie sicher.

Lenken Sie nicht ab. Distanzieren Sie sich von Ihrem Sohn, weil Sie heimlich eine Schwäche für „Kleine Jungs“ hegen?

Provozieren, eh? Nee, ich bin nicht schwul.

Das ahnte ich schon. Ihre Tochter liegt Ihnen augenscheinlich mehr am Herzen. Wie alt ist sie denn?

Neun.

Dann bringt Papi die Kleine sicher oft ins Bettchen und liest schöne Geschichten vor. Passiert es da auch mal, dass Ihre Hände die Geschichten dort verdeutlichen, wo man Vaterhände am wenigsten vermuten sollte?

Also, jetzt reicht’s! Sie perverses Ungeheuer. Ich liebe meine Tochter!

Das deutete ich gerade an. Von Ihrer Frau haben Sie noch gar nicht gesprochen. Lebt sie nicht mehr?

Sie drehen jedes Wort um, wie Sie es haben wollen. Schwul, Kinderschänder, pädophil, vielleicht auch Mörder?

Haben Sie Ihre Frau ermordet? Konnte sie den Inzest nicht länger für sich behalten? Ich glaube, ich habe jetzt den Artikel:

Inzest – und Mord als Ausweg?

Eine Traumfamilie. So sahen alle die Ehe von Reporter Robert G (38) und seiner hübschen Anja (33). Die beiden Kinder Dirk (6) und Anna-Marie (9) vollendeten ihr Glück. Rätselraten breitet sich über den gestrigen Selbstmord von Anja aus. Oder war es Mord? War es die Tat eines verzweifelten Vaters, der keine Ehe mehr vollziehen konnte, weil ihn nur kleine Mädchen reizten?

Über Jahre hinweg soll er seine minderjährige Tochter beim Märchen-Vorlesen in deren Bett missbraucht haben“, vermuteten einige Nachbarn hinter vorgehaltener Hand.

Wieder hat ein krankes Hirn eine Familie zerstört. Wir berichten weiter. Wir bleiben dran!!!

*****

Na, wie gefällt Ihnen mein Artikel? Tät sich doch gut machen in Ihrer Zeitung, oder? So schnell wird aus einem ehrenwerten, vielleicht sogar glücklich verheirateten Journalisten ein widerlicher Kinderschänder und mutmaßlicher Mörder.

Sagen Sie mal, haben Sie eigentlich einen Hund? Am Ende sogar einen Rottweiler oder einen Bullterrier?

Die dreizehn Fenster

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