Читать книгу Du darfst nicht sterben - Andrea Nagele - Страница 11
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ОглавлениеAnne lebt.
Eigentlich wollte Paul abwarten, sich verstecken, bis der erste Fahndungsdruck nachgelassen hätte, doch jetzt muss er handeln. Sofort. Denn wenn Anne überlebt hat, wird sie nach ihrem Kind verlangen. Immer wieder spielt er unterschiedliche Szenarien durch. Eine Gewissheit sticht klar hervor: Das Kind ist der Schlüssel zu Lili. Sie wird das Mädchen zu seiner Mutter ins Krankenhaus bringen.
Zuallererst muss er also Anne in ihrem Krankenbett finden. Alles andere wird sich danach von selbst ergeben.
Paul atmet durch und startet erneut den Motor. Er verlässt den Parkplatz, wendet und fährt zurück in die Stadt, aus der er vorhin gekommen ist.
Die Aprilsonne, ein früher Bote des kommenden Sommers, brennt viel zu heiß für die Jahreszeit durch die Windschutzscheibe. Wie sehr er diese Tage verabscheut, die zu sein vorgeben, was sie nicht sind. Nichts als Täuschung. Frühling bleibt Frühling.
Später, wenn seine Lili wieder bei ihm ist, verfällt Paul ins Träumen, werden sie viel Zeit in kühlen Räumen verbringen. Und sobald sie ein Kind haben, er wünscht sich ein kleines Mädchen, will er ihr vorlesen, Geschichten aus Büchern mit Bildern von Prinzessinnen und Tieren. So oft und so lange, bis sie alles auswendig kann. Sie wird ihn schon in jungen Jahren mit dieser Fähigkeit verzaubern. Er ist sich sicher, dass seine Tochter bereits mit zwei Jahren das Lesen beherrschen wird. Ungern nur schiebt er diese Bilder einer schönen Zukunft beiseite.
Nicht weit vom Zentrum der Stadt entfernt, stellt er das Auto in einer Nebenstraße ab. Trotz seines veränderten Aussehens muss er vorsichtig sein. Nichts, schon gar kein gestohlener Wagen, darf die Aufmerksamkeit der Polizei auf ihn lenken, aber um gewisse Besorgungen kommt er nicht umhin.
Mit weit ausholenden Schritten macht er sich auf den Weg in die Innenstadt.
Es klingelt, als er die Tür des Berufsbekleidungsgeschäfts aufstößt. Eine ältere, leicht gebeugte Frau, die nach Zwiebeln riecht, zeigt ihm unterschiedliche Hosen. Ärztekittel habe sie allerdings keine, erklärt sie, die würden nur im Versandhandel für den medizinischen Bedarf angeboten, aber die Ausstattung der Zuckerbäcker ähnele jener der Ärzte in erstaunlicher Weise.
Paul verlässt den Laden mit einer großen Einkaufstasche, in der sich eine weiße Hose sowie ein weißer Kittel mit großen Brusttaschen befinden. Der Verkäuferin hat er erzählt, er wolle sich für eine Mottoparty bei Freunden verkleiden.
»Bei uns hieß das damals Faschingsfete.«
Eher Walpurgisnacht, hätte er der Alten am liebsten geantwortet, jedoch wohlwollend genickt.
Im Supermarkt an der Ecke kauft er einen schwarzen Wäschestift, eine Brille aus Fensterglas mit dunkler Fassung, zwei Kugelschreiber, ein Lineal, einen Stadtplan, ein Wertkartenhandy, eine Packung Latex-Handschuhe und weiße Sandalen aus Hartgummi.
Verschwitzt setzt er sich danach auf einen Plastikstuhl in der angrenzenden Frittenbude. Sein Magen knurrt. Ihm wird bewusst, wie hungrig er ist. Seit gestern hat er nichts mehr gegessen.
Als die pickelige Bedienung mit Bestellblock und Stift in der Hand gemächlich auf ihn zuschlendert, lässt Paul seiner Ungeduld freien Lauf. »Etwas mehr Beeilung kann nicht schaden«, schimpft er und tippt auf ein Bild in der Speisekarte. »Das hier mit scharfer Tunke und eine Extraportion Senf.«
Gelangweilt streckt er kurz darauf seine Beine von sich und schaufelt Pommes und Burger in sich hinein, bis auf dem Pappteller nur noch Ketchup- und Senfspuren übrig bleiben. Durstig stürzt er ein Glas Wasser hinunter und ordert eine Tasse Kaffee.
In einer abseits gelegenen Gasse setzt er sich in ein Internetcafé und recherchiert die Krankenhäuser der Stadt. Er findet ein Unfallkrankenhaus, eine Privatklinik und das öffentliche Spital. Hastig kritzelt er Adressen und Telefonnummern auf ein Post-it. Nach kurzem Überlegen streicht er die Privatklinik von der Liste. Eine Zusatzversicherung hatte Anne nie.
Es dauert einige Zeit, bis er eine Telefonzelle findet.
»Allgemeines Krankenhaus, was kann ich für Sie tun?«
»Ich möchte eine Patientin besuchen, Anne Parker, in welchem Zimmer liegt sie?«
Die Stimme zögert. »Da kann ich Ihnen leider nicht weiterhelfen. Eine Patientin dieses Namens gibt es bei uns nicht.«
Ohne Gruß beendet Paul das Gespräch, nur um im nächsten Krankenhaus ebenfalls abgewiesen zu werden. Enttäuscht beißt er sich auf die Lippe. So kommt er nicht weiter, er muss sich etwas einfallen lassen. Automatisch will er an seinen Barthaaren zupfen, seine Finger treffen jedoch auf glatte Haut.
Verdammt, alles abgeschoren.
Schon lange kam er sich nicht mehr so nackt und schutzlos vor. Erst als er das dunkle Brillengestell aufsetzt, fühlt er sich etwas besser. Blicklos starrt er ins Leere, bis ihm endlich einfällt, wie er ans Ziel kommen könnte. Ungeduldig tippt er eine Nummer.
»Notrufzentrale?«
»Mein Name ist Meier«, beginnt er und räuspert sich, »ich bin Redakteur bei der ›Bild am Abend‹ und schreibe an einem Artikel über die junge Frau, die gestern das Messerattentat überlebt hat.«
Sofort wird er unterbrochen. »Schön, aber was hat das mit uns zu tun?«
Er spricht freundlich weiter, obwohl er der blöden Ziege am anderen Ende der Leitung liebend gern den Hals umgedreht hätte. »Ich wüsste gern, in welches Krankenhaus man das Opfer gebracht hat.«
»Es ist uns verboten, darüber Auskunft zu geben. Da müssen Sie sich schon an die Polizei wenden.«
Das könnte dir so passen, denkt er erbost.
So wird das nichts.
Kurz entschlossen ruft er nochmals im Unfallkrankenhaus an.
»Ich schreibe eine Masterarbeit über Rettungseinsätze und benötige eine kurze Information«, sagt er mit verstellter Stimme.
»Worum geht es konkret?«
»Ich möchte wissen, wohin die Ambulanz lebensgefährlich verletzte Patienten bringt. Gibt es da einen fixen Zuweisungsmodus?«
»Selbstverständlich gibt es den. Es wird prinzipiell das dem Unfallort nächstgelegene Krankenhaus angefahren.«
»Danke.« Zufrieden beendet Paul das Gespräch.
Im Wagen kramt er den Stadtplan hervor, markiert die Krankenhäuser und schätzt die Entfernung zwischen der Wohnung und den Spitälern. Dann misst er punktgenau mit dem Lineal nach.
Jetzt weiß er, wo sie liegt.
Wieder macht er sich auf den Weg.
Mit dem Seesack auf dem Rücken schlendert Paul, einen gemächlichen Schritt vortäuschend, den steril wirkenden Flur entlang. Vor der Tür zu den Besuchertoiletten bleibt er stehen und vergewissert sich sorgfältig, dass er von niemandem beobachtet wird.
Entschlossen stößt er die Tür auf und betritt den Waschraum. Er ist allein. Neben aneinandergereihten Pissoirs befindet sich die Toilette, eine kleine versperrbare Kabine. Genauso, wie er es erhofft hat. Niemand kann durch den Bodenspalt seine Füße sehen oder über den Rand schauen. Ein schlechter Ort für Klaustrophobiker, aber Platzangst ist jetzt sein geringstes Problem.
Rasch entledigt er sich der Jeans, seines T-Shirts und der Mokassins, stopft alles in den Seesack und schlüpft in seine weiße Arztverkleidung. Die Augen versteckt er hinter dem dunklen Brillengestell.
Jetzt gilt es, Annes Zimmer zu finden und auf Lilis Eintreffen zu warten.
Wieder geht er den Korridor entlang. Wie ein Arzt, der seinen Dienst antritt, oder einer, der am Ende der Nachtschicht heimgeht.
Vor der Kanzel bleibt er stehen. Mit einem Lächeln klopft er ans Glas. Eine Lernschwester bedient die Gegensprechanlage.
»Schwester Bernadette«, liest er laut von ihrem Namensschild ab, »ich besuche meine Patientin, Frau Parker.« Seine Stimme klingt selbstbewusst, als er Annes Geburtsdatum herunterrasselt.
Die Schwester tippt etwas in ihren PC. »Den Gang hinunter, aber den Weg zur Intensiv muss ich Ihnen ja nicht erklären.« Sie lächelt verlegen.
Mit einem Nicken verabschiedet er sich.
Schweiß hat sich auf seiner Stirn, über seiner Oberlippe, im Nacken und unter den Achseln gebildet. Unauffällig wischt er den feuchten Film mit dem Handrücken aus seinem Gesicht und wartet, bis sich die Schiebetür öffnet. Als wäre es für ihn Routine, drückt er auf den Knopf eines durchsichtigen Behälters, verreibt das Desinfektionsmittel zwischen seinen Händen und geht durch die geöffnete Tür den Flur entlang.
Er hat hektisches Treiben erwartet und ist von der Ruhe, die herrscht, überrascht. Die Station erinnert ihn eher an eine Kuranstalt als an eine Abteilung, in der der Tod allgegenwärtig ist.
Ein Pfleger schiebt einen Metallwagen an ihm vorbei, würdigt ihn keines Blickes. Eine Reinigungskraft im gestreiften Overall wischt weiter vorne mit müden Bewegungen über den Linoleumboden. Ansonsten ist der Gang leer.
Durch die entspiegelten Glasfenster kann Paul zu beiden Seiten Gestalten in ihren Betten erkennen. Wie Mumien liegen einige da, sie sind von Kopf bis Fuß bandagiert, andere, mit bläulichen Lippen in wächsernen Gesichtern, sind an Maschinen gekettet. In keinem der Zimmer hält sich ein Besucher auf, nur Ärzte und Pflegepersonal beugen sich über Patienten.
Wo aber liegt Anne?
Hier noch einmal nachfragen? Besser nicht.
Gerade als er endlich eine ihm vertraut scheinende Bahn goldig schimmernden Haares zu sehen vermeint, schrillt ein Alarm los. Paul erschrickt.
Unmittelbar verwandelt sich die geruhsame Stille in wilden Aktionismus. Türen fliegen auf, Apparate werden über den Bodenbelag gezerrt, Ärzte folgen einer kreischenden Stimme, die alles übertönt.
»Herzstillstand!«
Paul bekommt einen unsanften Stoß in den Rücken.
»Stehen Sie hier nicht herum. Ab mit Ihnen ins Zimmer acht.«
In Annes Krankenzimmer findet er sich wieder und starrt auf ihr fahles Gesicht. Zwischen ihren langen Wimpern kann er die nach oben gerollten Augäpfel erkennen. Ihre Lippen sind tiefviolett. Paul ist so auf das Geschehen fokussiert, dass er die Person, die in seinem Blickfeld auftaucht, nicht zuordnen kann.
»Sie da. Verschwinden Sie. Das ist nicht Ihre Station, Sie stehen uns nur im Weg.«
»Wir verlieren sie schon wieder«, hört er jemand anderen sagen.
Die furchteinflößenden Laute, die ein schlaffer Körper macht, wenn er zuerst hochschnellt und dann zurück auf das Laken fällt, begleiten seinen unfreiwilligen Rückzug.
Als er das Zimmer verlässt, vernimmt er ein Pfeifen, das ihn zu einem letzten Blick über die Schulter veranlasst.
Auf dem Monitor erscheint eine lang gezogene Linie, die nicht enden will, eine Trennlinie, die zwischen dem verblassenden Leben und dem Tod eine Grenze gezogen hat.
Anne ist soeben gestorben.
Wie ein geprügelter Hund schleicht Paul durch die Krankenhausgänge. Immer noch dröhnt der Ruf »Herzstillstand!« in seinen Ohren.
Mit einem einzigen Herzschlag war alles vorbei.
Selbstmitleid steigt in ihm auf, und er hasst sich dafür. Schau nach vorne, du hast ein Ziel!, schreit er sich innerlich an. Kurz lehnt er an der Wand, atmet durch.
Ein Schild weist in Richtung Kantine. Er holt den Seesack, den er zuvor in die Toilettenkabine gesperrt hatte, und macht sich auf den Weg. Äußerlich noch immer ganz Oberarzt, setzt er sich an einen der schmalen Tische. Die Resopalplatte fühlt sich schmierig an, der ganze Raum vermittelt den Eindruck liebloser Geschäftigkeit. Wie ferngesteuert steht er wieder auf und holt sich etwas aus der Glasvitrine. Verbissen kaut er an einem trockenen Stück Kuchen, spült die Krümel mit Wasser hinunter. So gut es ihm möglich ist, ignoriert er die überquellenden Mülleimer. Die momentane Hitzewelle trägt nicht unbedingt dazu bei, den Abfall besser riechen zu lassen. Von einer Krankenhauskantine hätte er mehr Sauberkeit erwartet.
Sinnlose Gedanken kreisen in seinem Kopf. Und immer wieder das Wesentliche: Anne ist tot.
Er hat ihr Sterben miterlebt und wollte doch nur Lili bei ihr finden.
Am Rand seines Blickfeldes betritt eine Frau den Raum. Paul starrt sie an. Das ist seine Lili, wie sie vor Jahren ausgesehen hat. Hellblonde Strähnen ringeln sich um ihre Schultern und fließen den Rücken hinab. Und natürlich erinnert ihn die Schöne auch an Anne, Lilis Zwillingsschwester.
Aber es ist eine Fremde. Achtlos geht sie an ihm vorbei.
Pauls Fingerknöchel treten weiß hervor, so heftig ballt er die Fäuste.
Als er die Kantine verlässt, sieht er, dass der Flur im Gegensatz zu vorhin belebt ist. Männer und Frauen in weißer Tracht schieben Rollwagen, auf denen Geschirr klirrt, vor sich her. Paul weiß, dass in Krankenhäusern früh das Essen serviert wird.
Heute Abend allerdings eine Portion weniger.
Traurig setzt er sich in einen Besuchersessel im Empfangsbereich, einen, der abseits von den anderen steht, hinter einer Begrünungsanlage, aber mit guter Sicht auf die Eingangstür.
Zum ersten Mal ist die Zeit zu seiner Verbündeten geworden, denn bald werden sie auftauchen. Sie, das sind die nächsten Angehörigen der Verstorbenen. Die trauernden Hinterbliebenen, verständigt von der Verwaltung des Krankenhauses. Sie, das ist Annes Tochter an der Hand ihrer Tante. Das letzte Abschiednehmen steht unmittelbar bevor. Und damit auch seine Chance.
Paul sitzt bewegungslos, wird innerlich langsam ruhiger. Die Minuten verstreichen, dehnen sich zu Ewigkeiten. Immer wieder schließt er die Augen, und die Farben zerfließen. »Warum laufen wir?« Eine Stimme reißt ihn hoch. Sie klingt so ängstlich.
Und dann hört er Lili. Sein Herz schlägt stürmisch. Freude ist da. Jubel und Angst.
»Hanna, mach schon.«
Hanna heißt die Kleine also. Hanna.
Lili hat es ihr noch nicht gesagt. Vielleicht besser so, überlegt er. Leise steht er auf und schiebt sich in Richtung der vertrauten Stimme.
Da ist sie. Seine Lili.
Verborgen hinter Zimmerpflanzen lässt er das Bild auf sich wirken. Das Mädchen hüpft im Schein der späten Nachmittagssonne durch den Eingangsbereich. Sie trägt ein hellrosa Kleid mit einem Muster aus durch die Luft wirbelnden Margeriten. Ihre kleinen Füße stecken in weißen Ballerinas mit lose gebundenen Schleifchen. Ihre Haut hat schon etwas Farbe angenommen, die nackten Arme und Beine sind von unzähligen Sommersprossen übersät. Ein hübsches Kind.
Dann fällt Pauls Blick auf Lili. Ihre Finger umklammern besitzergreifend die Hand des Mädchens. Ein Schmuckstein im Goldreif am Ringfinger glitzert hart, so als wolle er ihre Entschlossenheit bestätigen.
Fragend hebt das Kind sein kleines Gesicht. Die braunen Augen blicken furchtsam. »Was ist los? Ist sie tot? Sag doch was.« Ungeduldig zieht sie am Schal ihrer Tante.
Lili presst die Lippen aufeinander. Ihr langes Haar ist nachlässig, fast schlampig am Hinterkopf zusammengebunden, als habe sie sich in aller Eile ausgehfertig gemacht. Einige Strähnen fallen lose in ihren Kragen. »Hör auf. Gleich sind wir oben. Ich weiß noch nichts, aber es ist sicher alles in Ordnung. Komm, beeilen wir uns.«
Das Kind, durch den strengen Ton der Tante keineswegs beruhigt, verzieht weinerlich den Mund. Weshalb lügt Lili? Sie weiß doch, dass Anne tot ist.
Warum macht sie dem Kind Hoffnung?
Später, später wird er genug Zeit haben, sie alles zu fragen.
Einen Atemzug lang verschwimmen die beiden Gestalten vor seinen Augen, werden zu Schemen, die zu einer Einheit verschmelzen und ihn mit einem Lächeln näher winken. Lili. Auf ihrem Haar glänzen funkelnde Kristalle, Schneeflocken gleich.
Dann zerstiebt das Bild, und was eben noch heil schien, ist dunkel, zerbrochen.
Eine in Scherben gegangene Beziehung.
Ruckartig verlässt Paul seinen Posten hinter der Grünanlage. Seitlich tritt er an Lili heran, greift nach ihr und vergräbt seine Nase im Duft ihrer Haare. »Mein Engel«, murmelt er, umfängt sie und hält sie fest umschlungen.
Nie wieder wird er sie loslassen, sich von ihr trennen. Sie ist sein Ein und Alles, sie gehört ihm.
»Hilfe!«
Ihr Schrei gellt in seinen Ohren. Sie wirft sich gegen ihn, mit einer Wildheit, die ihn überrascht, zerrt an seinen Armen, verkrallt sich in seiner Montur.
»Hanna, lauf!«
Aufgeregte Stimmen nähern sich, zwingen ihn, sie loszulassen.
Wie konnte er nur so überstürzt handeln?
Fremde Hände fassen nach ihm, und Paul weiß, ihm bleibt nur noch die Flucht.
Im Hinauseilen hört er Lilis anklagendes Rufen.
»Haltet ihn auf!«
Und leiser, verzagt, das von Hanna: »Tante, wer war das?«
Nur eine Sekunde will er Lili noch anschauen, ihr Lächeln in sich aufnehmen, es konservieren, aber selbst dafür bleibt keine Zeit.
Wieder ist Paul auf der Flucht.