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2Über die Nagelfluhkette

Gipfelsammeln zwischen Hochgrat und Mittag

Im Westen der Allgäuer Alpen liegt die »Mutter der Höhenwege«. Zumindest hat es den Anschein, denn ein derart gut gangbarer Höhenrücken wie zwischen Steibis und Immenstadt zieht sich selten durch die Landschaft. Wenn dann noch Lifte zu Anfang und Ende existieren und der Blick von der Nagelfluhkette ins Alpenvorland ebenso frei ist wie aufs Hochgebirge, dann ist eine Steigerung kaum mehr denkbar.

AusgangspunktTalstation der Hochgratbahn, 850 m. Lanzenbach 5, D-87534 Oberstaufen; 47.509860, 10.058924. Erreichbar von Oberstaufen über Steibis. Mit dem Bus 9795 von Oberstaufen zur Hochgratbahn.

EndpunktTalstation der Mittagbahn in Immenstadt. Von dort geht man ca. 10 Minuten zum Bahnhof Immenstadt; Rückfahrt nach Oberstaufen mit dem Zug und ggf. mit dem Bus zur Talstation.

InfoHochgratbahn, 9.00 bis 16.30 Uhr, Tel. +49 (0)8386 8222, www.hochgrat.de; Mittagbahn, 8.00 bis 17.00 Uhr, Tel. +49 (0)8323 6149, www.mittagbahn.de (Verbundkarte für beide Bergbahnen erhältlich)

AnforderungenMittel. Relativ einfache Wanderung auf überwiegend guten Wegen. Kurze Passagen mit Geländerseil. Die steile Leiter am Steineberg nach Osten lässt sich im Wiesengelände umgehen. Auf die Zeiteinteilung achten!

Gehzeit6 bis 8 Std.; 2 Tage ohne Seilbahn, mit Übernachtung im Staufner Haus

Höhenmeter1150 m im Aufstieg, 1450 m im Abstieg

Beste ZeitJuni bis Oktober

Einkehr/ÜbernachtungStaufner Haus, 1634 m, Anfang Mai bis Ende Oktober, Tel. +49 (0)8386 8255, www.staufner-haus.de; Gasthaus Gipfelwirt am Mittag, 1420 m, Tel. +49 (0)8323 3555

KarteAV-Karte BY1 »Allgäuer Voralpen West, Nagelfluhkette, Hörnergruppe«, 1:25 000

EtappenpunkteHochgratbahn-Bergstation – Hochgrat – Brunnenauscharte – Rindalphorn – Gündleskopf – Buralpkopf – Stuiben – Steineberg – Mittagberg

Varianten

Aufstieg zur Bergstation der Hochgratbahn, ca. 2 ¼ Std.

Abstieg vom Mittag nach Immenstadt, ca. 2 Std.




Noch einen Schritt weiter? Obwohl das Gelände lieblich ist, bildet der Nagelfluh immer wieder kleine Felsmauern heraus.

Über Segen und Fluch der Technik mag man denken wie man will, aber der Blick auf das große Livebild, das von der Kasse der Hochgratbahn zu sehen ist, erhöht an diesem Morgen die Bereitschaft, »Bergfahrt einfach« zu kaufen ganz wesentlich. Blauer Himmel erhebt sich da über dem Frühlingsgrün, kein Wölkchen ist zu sehen, nur am unteren Bildrand klebt eine zähe, graue Nebelmasse. Gut 800 Höhenmeter Aufstieg nimmt uns die Hochgratbahn ab. Wer nicht ohnehin am Vortag über die Almstraße aufs herrlich gelegene Staufner Haus aufgestiegen ist, um morgens gleich aus der »Poleposition« zur Überschreitung der Nagelfluhkette durchzustarten, der nimmt die Annehmlichkeiten der Kabinenbahn gerne in Anspruch. Es bleibt ja immer noch eine Sechs- bis Acht-Stunden-Tour, sodass auch der sportliche Bergwanderer auf seine Kosten kommt.


Der Anstieg zum Hochgrat, dem ersten Gipfel dieses empfehlenswerten Höhenwegs

Tür ins Paradies

Leise schnurrt die Gondel von Lanzenbach bergauf. Erst auf den letzten hundert Höhenmetern lichtet sich der Nebel, das Staufner Haus (1634 m) markiert die Sonne-Wolken-Grenze. Etwas oberhalb, an der Hochgratbahn-Bergstation (1704 m) beginnt die eigentliche Tour. Die erste knappe halbe Stunde auf den Hochgrat öffnet die Tür ins Paradies. Direkt am Kamm entlang hält sich die gewählte Wegvariante, links das endlose Nebelmeer, rechts die Bergspitzen vom Hochvogel über die Mädelegabel bis zum fernen Säntis in der Schweiz. Im Nahbereich sind es die Frühlingsblüher und der Nagelfluh, die für Farbe sorgen. Zu Recht gelten die Allgäuer Voralpen als Blumenberge. Vom pinkfarbenen Knabenkraut über prächtige gelbe Trollblumenfelder bis zum zarten weißen Narzissen-Windröschen und zu den lilafarbenen Bergastern ist alles geboten.


Übernachtet man am Staufner Haus, kann man sich für die Überschreitung mehr Zeit lassen.

Den Untergrund bildet der Nagelfluh, »Herrgottsbeton« nennt man ihn hier. Bunte Kiesel sind dabei zu einem harten Konglomerat verbacken, das immer wieder kleine, aber sehr fotogene Felswände bildet. Zwischengelagert sind auserodierte »Schläuche«, wie man die Kare und Rinnen nennt. Das Besondere an der Nagelfluhkette ist eben dieser Wechsel von buntem Felsuntergrund und lieblichem Blumengelände.

Acht Gipfel reihen sich auf

Am Hochgrat (1834 m), dem ersten Gipfel, lässt sich nur erahnen, wie schön und auch wie lang dieser wunderbare Höhenweg nach Osten zieht. Gemütlich schlendert man zur Brunnenauscharte hinab, wandert über einen Vorgipfel aufs Rindalphorn (1821 m), steigt in die Gündlesscharte ab und gelangt auf den Gündleskopf (1748 m).

»Ui – so spät schon!« Der Blick auf die Uhr wird spätestens hier oben mit einem erstaunten Ausruf quittiert. Leicht vergisst man an der Nagelfluhkette die Zeit. Wer die letzte Bahn vom Mittagberg nach Immenstadt erwischen möchte, sollte sich bewusst sein, dass am Gündleskopf (1748 m) zwar schon der dritte von acht Gipfeln geschafft ist, aber erst ein Drittel der Wegstrecke.

Mittag am Mittagberg?

Über Buralpkopf, Sedererwände, Sedererstuiben und Stuiben (1751) geht es weiter. Erst am Steineberg (1660 m) ändert sich der Charakter der Tour merklich. Zum einen muss man an diesem gemächlichen Wiesengipfel entscheiden, ob man dem hier fast senkrechten Nagelfluh auf der Ostseite ganz nahe kommen möchte und auf einer langen Leiter (als Klettersteig abgesichert) hinabsteigt, oder ob man die Umgehung auf der Nordseite wählt. Zum anderen beginnt der Weg nun spürbar zu fallen, das »Obenbleiben« hat nun ein Ende. Über Almwiesen und durch Wald geht es hinab bis kurz vor den Mittagberg. Für viele ist der Weg nun immer wieder vom Blick auf die Uhr begleitet, denn »Mittag« ist am Mittagberg (1451 m) schon lange vorbei. Ein letzter kurzer Anstieg führt zur Bergstation (1419 m) hinauf. Normalerweise wären die wenigen Höhenmeter kaum nennenswert, aber von der Hochgratbahn sind es bereits 1150 Höhenmeter und 14 Kilometer gewesen. Eine lange Tour, bei der man in unterschiedlichsten Eindrücken schwelgt und von der man viele, viele Bilder im Kopf mit nach Hause nimmt.


Die lange Leiter am Steineberg. Mit ein paar Minuten zusätzlich kann man sie aber auch umgehen.

Hochgefühl Höhenweg

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