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3Heilbronner Weg

Über den Allgäuer Hauptkamm

Als einer »der« Klassiker unter den Höhenwegen steht der Heilbronner Weg hoch oben auf der Wunschliste vieler Bergsteiger. Vor allem an Schönwetterwochenenden im Sommer und Herbst muss man damit rechnen, zahlreiche Gleichgesinnte zu treffen, die den spektakulärsten Abschnitt des Allgäuer Hauptkamms mit Rappensee, Hohes Licht, Mädelegabel und Trettachspitze erklimmen.

Ausgangs-/EndpunktParkplatz Renksteg, 824 m. Birgsauer Str. 35, D-87561 Oberstdorf; 47.387333, 10.280441. Erreichbar von Oberstdorf. Von Parkplatz/Bushaltestelle Renksteg weiter mit dem von Oberstdorf verkehrenden Bus 9762 bis Alpe Eschbach, 956 m.

AnforderungenMittel. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Am Heilbronner Weg sind einige Stellen versichert, teils auch mit Leiter versehen. Unterwegs gibt es kein Wasser – ausreichend mitnehmen!

Gehzeit2 Tage mit Übernachtung in der Rappenseehütte

Höhenmeter1850 m

Beste ZeitJuli bis Oktober

Einkehr/ÜbernachtungEnzianhütte, 1804 m, Anfang Juni bis Mitte Oktober, Tel. +49 (0)170 7931655, www.enzianhuette-oberstdorf.de; Rappenseehütte, 2091 m, Mitte Juni bis Mitte Oktober, Tel. +49 (0)8322 700155, www.rappenseehuette.de; Waltenberger Haus, 2084 m, Pfingsten bis Anfang Oktober, Tel. +49 (0)8322 700156, www.waltenbergerhaus.de; Kemptner Hütte, 1846 m, Mitte Juni bis Mitte Oktober, Tel. +49 (0)8322 700152, www.kemptner-huette.de

KarteAV-Karte BY4 »Allgäuer Alpen, Hochvogel, Krottenkopf«, 1:25 000

EtappenpunkteBushaltestelle Alpe Eschbach – Einödsbach – Enzianhütte – Rappenseehütte – Große Steinscharte – Kleine Steinscharte – Steinschartenkopf – Bockkarkopf – Mädelejoch – Kemptner Hütte – Renksteg

Varianten

Gipfelabstecher Hohes Licht (2651 m), versichert, 1 Std. zusätzlich

Gipfelabstecher Mädelegabel (2645 m), schrofig mit Stellen I, 1 Std. zusätzlich

Abkürzung mit Abstieg aus der Socktalscharte oder der Bockkarscharte zum Waltenberger Haus, teils steile Weganlage. Endpunkt wird damit Birgsau (Bus).



Ein wenig Vorbereitung wird man dem Heilbronner Weg schon geben müssen. Zum einen sollte man sich über den Start- und Endpunkt im Klaren sein, zum anderen wird man sich für eine oder zwei Hüttenreservierungen entscheiden müssen. Empfehlenswert ist die Anfahrt mit dem Linienbus von Oberstdorf über Faistenoy durch das Stillachtal bis zur Abzweigung Einödsbach, wo unsere Tour beginnt. Das hat den Vorteil, dass man nach dem Abstieg von der Kemptner Hütte durch das Trettachtal nicht umständlich zurück zu seinem geparkten Fahrzeug nach Faistenoy muss. Nur wer von vorneherein plant, die östliche Hälfte des Heilbronner Wegs auszulassen und über das Waltenberger Haus absteigt, startet und beendet die Tour in Faistenoy an der Fellhornbahn.


Einödsbach mit Trettachspitze und Mädelegabel. Am Beginn der Tour kommt man hier vorbei.

Bergsteigerweisheiten

Von den drei landläufigen Bergsteigerweisheiten über das Allgäu (»Die Allgäuer Berge sind grün. Die Täler sind lang. Der Allgäuer spricht nicht mehr als er muss – und was muss man schon?«) wird man nach der Wanderung von der Alpe Eschbach (956 m) über Einödsbach zur Enzianhütte die zweite revidieren müssen: Die Allgäuer Täler sind nicht lang, sondern ewig lang. Im Abstieg von der Kemptner Hütte nach Oberstdorf wird man sich sicher daran erinnern.


Die Allgäuer Berge sind grün – hier nahe der Kemptner Hütte.

Von ihrem Wiesenabsatz überblickt die Enzianhütte (1804 m) das Tal und die gegenüberliegende Bergkette mit Liechelkopf und Schafalpenköpfe. Den Großteil des Hüttenanstiegs zur Rappenseehütte hat man geschafft. Wer das neu gebaute Waltenberger Haus oder die Kemptner Hütte als Übernachtung geplant hat, wird zielstrebig an der Hüttenterrasse vorbeiziehen, alle anderen tun sich schwer, der Versuchung einer Einkehr zu widerstehen. Vielleicht doch gleich hier bleiben und den Heilbronner Weg erst morgen angehen?


Im Aufstieg zur Steinscharte geht der Blick zurück zur Rappenseehütte.

Rüstiger Hundertjähriger

Tiefblau liegt der Rappensee in seinem Wiesenbett. Auch hier lässt es sich aushalten und den Nachmittag verträumen, zumal die Rappenseehütte (2091 m) gleich daneben liegt.

Für einen über Hundertjährigen zeigt der Heilbronner Weg noch keine Ermüdungserscheinungen. 1899 wurde er eingeweiht, benannt ist er nach der AV-Sektion Heilbronn, die den Großteil der Finanzierung übernahm. Wer an Rekorden oder Zahlen interessiert ist, kann nachlesen, dass er der »älteste Felsenweg der Nördlichen Kalkalpen« ist und 3027 m lang sein soll. Wer nicht allzu trittsicher ist, sollte sich statt des Meterzählens aber lieber auf das sichere Gehen konzentrieren. Einige Stellen sind zwar klettersteigmäßig versichert, aber längst nicht alle. Im Übrigen ist dieser Höhenweg mehr als die Summe seiner Einzelmeter. Ab der Großen Steinscharte (2262 m) wird es wild: Ein großes, felsiges Kar und eine steile Flanke geht es zum Abstecher Hoher Licht hinauf. Anschließend gelangt man über die Kleine Steinscharte (2541 m) und teils versichert über den Steinschartenkopf (2615 m) in die Socktalscharte, mit einer ersten Abstiegsmöglichkeit zum Waltenberger Haus. Weiter geht es am Kamm entlang über den Bockkarkopf (2609 m) in die Bockkarscharte mit der zweiten Möglichkeit, zum Waltenberger Haus abzusteigen. Nun bleibt der Heilbronner Weg immer auf der Südostseite des Gebirgskamms.

Aus dem Hochgebirge zurück ins Grüne

Unter der Hochfrottspitze, der Mädelegabel und dem Kratzer hindurch wandert man durch karge Hochkare. Die »grünen« Allgäuer Berge tragen hier grau, je nach Wetter blendendes Hellgrau oder beängstigendes Stahlgrau. Wer nicht noch einen zusätzlichen Gipfelabstecher macht und auf die imposante Mädelegabel (2645 m) steigt, sollte nach etwa vier bis fünf Stunden Gehzeit ab der Rappenseehütte das Mädelejoch erreicht haben.


Der Steg am Steinschartenkopf ist eine beliebte Staustelle.

In den Wiesenhängen hinunter zur Kemptner Hütte (1846 m) sausen die Murmeltiere umher. Die Welt ist wieder grün. Beim weiteren Abstieg durch den Sperrbachtobel in die Spielmannsau und nach Oberstdorf-Renksteg (824 m) gelten dann wieder die Allgäu-Gesetze: »Die Allgäuer Alpen sind grün, die Täler sind lang, sehr lang«.


Prächtige Kulisse für den Heilbronner Weg. An Kratzer, Mädelegabel und Trettachspitze geht es vorbei.

Hochgefühl Höhenweg

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