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»Bitcoins verändern die Welt«
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Toni Lane Casserly ist Bitcoin- und Blockchain-Expertin. 2011 trat sie in die Bitcoin-Welt ein. Seitdem wird sie in der Branche als »Jeanne d’Arc der Bitcoins« gefeiert. Casserly ist Mitbegründerin von Cointelegraph, einem der größten Medien-Netzwerke der Blockchain-Branche. Sie berät zurzeit mehrere Organisationen, unter anderem SingularityU, HBSC sowie die Vereinten Nationen. Darüber hinaus beschäftigt sie sich auch mit humanitären Fragen; so hat sie sich für die Bekämpfung des Ebola-Virus in Sierra Leone eingesetzt.
Andreas & Florian: Guten Morgen, Toni. Bei uns ist es Mitternacht, bei dir in San Francisco ist es erst 15 Uhr. Wir wissen, dass es momentan einen riesigen Hype um Bitcoins gibt und du daher wenig Zeit hast. Danke, dass du dir trotzdem Zeit für uns nimmst.
Toni: Kein Problem. Ich rede wahnsinnig gerne über diese vielen positiven Entwicklungen und hoffe, dass wir durch das Gespräch auch andere für dieses Thema begeistern und überzeugen können!
Florian: Dann haben wir richtig Glück gehabt!
Toni (lacht): Genau!
Andreas: Dann legen wir direkt mit den ersten Fragen los: Viele Menschen finden Bitcoins und Blockchains geheimnisvoll. Was ist das Geheimnis, Toni? Kannst du es uns erklären?
Toni: Es gibt keins. Im Gegenteil: Bitcoins und Blockchains leben von der Transparenz, nicht vom Geheimnis. Es ist eigentlich ziemlich simpel: Bitcoins sind virtuelles Geld, das entsteht, wenn ASIC-Chips komplexe mathematische Aufgaben lösen. Ihr könnt es euch so vorstellen: Wird ein solches Problem von einem Computer gelöst, applaudieren die anderen Computer und bestätigen somit die Richtigkeit der Lösung. Als Belohnung werden die Bitcoins dem »Sieger-Computer« zugeteilt. Wenn dies geschieht, spricht man von Mining, als ob man in einer Mine Gold »schürfen« würde. Die Blockchains sind die Technologie, die dahintersteckt. Sie sind eine Art Register, in dem die Bitcoin-Transaktionen, also der Transfer von einem zu einem anderen Nutzer, protokolliert sind. Da jeder Nutzer ein Protokoll dieser Transaktionen besitzt, sind alle diese Transaktionen nachvollziehbar. Das schafft Vertrauen und Sicherheit. Ihr seht: Bitcoins und Blockchains sind das Gegenteil von einem Geheimnis. Es ist auch für alle Nutzer sichtbar, wie viel Geld ein bestimmter Nutzer besitzt, ohne jedoch den konkreten Namen dieses Nutzers zu kennen. Die Privatsphäre bleibt trotz aller Transparenz geschützt.
Florian: Trotzdem finden viele Menschen Bitcoins geheimnisvoll …
Toni: Diese Wahrnehmung teile ich mit dir! Ich denke, dass Veränderung und Transformation immer etwas Mysteriöses haben, weil sie auch immer ein Stück unvorhersehbar sind. Virtuelles Geld ist etwas Neues für die meisten Menschen, unabhängig von ihrer Bildung oder ihrem Status. Doch Papiergeld war irgendwann auch einmal völlig neu. Genau wie beim Papiergeld wird es erst dann zu einem akzeptierten Zahlungsmittel, wenn möglichst viele Menschen diesem Geld einen Wert zuschreiben und Vertrauen in dieses Zahlungsmittel haben. Der Unterschied ist jedoch gravierend, denn der Wert des Geldes entsteht bei Bitcoins durch seine Nutzung und die Nutzer selbst, statt von zentralen Institutionen bestimmt zu werden. Wer das seltsam findet, sollte sich vergegenwärtigen, dass es mit dem Bargeld nicht anders ist. Eine 20-Dollar-Note ist vom Material her keine 20 Dollar wert. Das wissen wir alle, dennoch bezahlen wir damit. Wir sind es, die der Dollarnote diesen Wert zuschreiben. Es ist ein allgemein akzeptiertes Währungsmittel.
Andreas: Lange Zeit hat sich kaum jemand für das Thema Bitcoin interessiert.
Toni: Das ist auch gar nicht so schlimm oder verwunderlich. Viele Menschen verstehen nur die Welt, die sie kennen. Es schadet jedoch nicht, auch mal über den Tellerrand zu schauen! Habt ihr mal das Modell gesehen, das die Entwicklung eines Produkts von der Einführung bis zur Marktreife skizziert? Wenn wir dieses Modell auf die Entwicklung der Bitcoins anwenden, erkennen wir recht schnell, dass wir uns noch in einer absoluten Anfangsphase befinden, in der nur ein paar wenige sich mit dem Thema beschäftigen. Bei der frühen Entwicklung radikal neuer und innovativer Technologien ist es nur natürlich, dass sich zunächst nur eine kleine Gruppe von Insidern sinnvoll einbringt. Gerade für die Innovatoren und Early Adopters zeigt sich in dieser Phase eine sehr steile Lernkurve, bevor Produkte dann für die breite Masse reif sind.
Finanzexperten haben die Kursentwicklung in verschiedenen Formen der digitalen Währung mit Faszination beobachtet. Wir alle wissen, dass der Mensch ein Herdentier ist und sich mit der Masse bewegt. Wenn nun diejenigen, die eigentlich Spezialisten in anderen Bereichen sind, sich mit dem Thema Bitcoins befassen und erkennen, dass Bitcoins exponentiell an Wert gewonnen haben, dann wird aus einem Buzzword auf einmal eine Technologie, ein Thema, das für die breite Masse interessant ist. Wenn es so weitergeht, dann werden wir 2019 bei hunderttausend Dollar pro Bitcoin stehen. Virtuelles Wachstum ist exponentielles Wachstum, da Daten und Wissen mit beispielloser Geschwindigkeit und Dichte ausgetauscht und generiert werden können.
Wusstet ihr eigentlich, dass es eine sehr spannende Science-Fiction-Geschichte über die Entwicklung des Bitcoin gibt, die 2013 auf Reddit erschienen ist?
Andreas & Florian: Nein! Worum geht es in der Story?
Toni: Die Geschichte wurde von Luka Magnotta geschrieben und heißt »I am a time-traveler from the future, here to beg you to stop what you are doing«. Der Triumph der Bitcoins wird in der Geschichte genau vorhergesagt. Die Realität holt die Fiktion ein! Ich finde das total faszinierend!
Ich zitiere mal: »Ich sende diese Botschaft aus dem Jahr 2025. (…) Ich will nicht eure Zeit verschwenden, also werde ich nur erklären, was passiert ist.
Im Durchschnitt ist der Wert von Bitcoin bisher jedes Jahr um etwa den Faktor zehn gestiegen. Von 0,1 Dollar im Jahr 2010 über 1 Dollar im Jahr 2011 und 10 Dollar im Jahr 2012 bis 100 Dollar im Jahr 2013. Von nun an gibt es eine leichte Verlangsamung, da der Wert alle zwei Jahre um den Faktor zehn auf 1000 Dollar im Jahr 2015, auf 10 000 Dollar im Jahr 2017, 100 000 im Jahr 2019 und 1 000 000 im Jahr 2021 gestiegen ist. Von nun an gibt es keine gute Möglichkeit mehr, den Wert von Bitcoin in Dollar auszudrücken, da der Dollar nicht mehr verwendet wird und auch keine Zentralbankwährung mehr ausgegeben wird. Es gibt zwei Hauptformen von Reichtum in der heutigen Welt: Land und Kryptowährung.«
Wenn Mt. Gox und andere Ereignisse zur künstlichen Manipulation des Preises nicht stattgefunden hätten, wäre der Preis genau der von Luka Magnotta beschriebenen Kurve gefolgt. Faszinierend!
Andreas: Und warum ist der Hype gerade jetzt so groß?
Toni: Institutionen, die vorher Angst vor Bitcoins hatten, erkennen jetzt, dass man mit ihnen Geld verdienen kann! Also investieren sie. Das wiederum animiert auch andere Institutionen, in Bitcoins zu investieren. Sie investieren selbst dann, wenn gezielt falsche Gerüchte über Bitcoins gestreut werden, um das Vertrauen in sie zu erschüttern. Ich nenne euch ein Beispiel: Als der Chef der größten amerikanischen Bank J. P. Morgan, Jamie Dimon, Bitcoins Betrug nannte und die Leute, die Bitcoins kaufen, als »dumm« bezeichnete, kaufte am nächsten Tag die Bank JPMorgan Chase – interessanterweise eine Tochter von J. P. Morgan – Bitcoins in großen Mengen! Nach dem Motto: Jetzt erst recht! Wie gesagt, der Mensch ist ein Herdentier, also haben mittlerweile andere nachgezogen wie beispielsweise Goldman Sachs, die nun Lösungen auf Blockchain-Technologie und Bitcoin integriert haben. Dadurch gewinnen wiederum andere Institutionen und institutionelle Investoren Vertrauen und ein Gefühl von Sicherheit in die neue Technologie.
Andreas & Florian: Wie interpretierst du diese Vorgänge?
Toni: Ganz einfach: Das war der Durchbruch. Als es passierte, wussten wir, dass in Zukunft niemand mehr Bitcoins ignorieren wird! Die Leute haben verstanden, was es mit dem virtuellen Geld auf sich hat. Gezielte Desinformationen können im Informationszeitalter nicht mehr die gleiche Wirkung entfalten wie zuvor, denn echte Informationen sind heute genauso mächtig wie eine Strategie der Desinformation – sie führen heute zu einer Wertsteigerung. Der eigentliche Hype aber brach aus, als Bitcoin sich wirklich entlang der eigenen Preisschätzungen entwickelte. Das hat alle beeindruckt. Das war es, was den entscheidenden Umschwung in der Branche verursacht hat. Und es ist doch immer so: Geld folgt dem Geld.
Florian: Du sagst immer wieder, dass die Bitcoins helfen, den Wohlstand gerechter zu verteilen. Wie soll das funktionieren?
Toni: Zunächst einmal: Bitcoins verändern die Finanz- und Wirtschaftswelt grundlegend. Viele Menschen in vielen Ländern dieser Erde haben kein oder kaum Geld. Das aber braucht man, um zu kaufen, zu verkaufen und vor allem: um zu investieren. Mit Bitcoins kann in Zukunft jeder an Geld herankommen, alle Vermögenswerte dieser Welt sind dann zugänglich. Bitcoins können als das Internet des Geldes verstanden werden. Der Vorteil liegt auf der Hand. Das System basiert auf Daten, und Daten sind in der heutigen Zeit eine nicht endende Ressource. Mit dem souveränen Besitz der eigenen Daten, Informationen und dem Wert, der daraus generiert werden kann, verändert sich das ganze System der Wertschöpfung. Ein Handy reicht, um dabei zu sein!
Florian: Das hört sich sehr cool an!
Toni: Das ist es auch! Deswegen brenne ich ja auch so für das Thema! Nationale Grenzen oder die Frage, ob wir ein Bankkonto haben, spielen in Zukunft keine Rolle mehr. Der Geldtransfer läuft zwischen den Usern direkt ab. Eine Bank brauchen wir dafür auch nicht mehr. Das wird die wirtschaftlichen Machtverhältnisse grundlegend ändern! Nun können auch ärmere Bevölkerungsschichten mitspielen. Die sind jetzt dabei! Sie können Geschäfte aufbauen, Geld verdienen und investieren. Das wird die Wirtschaft ankurbeln, aber auch die Verteilung von Wohlstand gerechter machen. Unser Mindset ist das Einzige, was uns tatsächlich bremst, dieses System wirklich zu leben, weil wir es erst verstehen müssen.
Andreas: Dann müssen sich die Armen aber mächtig beeilen, denn du sagst voraus, dass bereits nächstes Jahr ein Bitcoin 100 000 Dollar wert ist. Wie sollen die einen Bitcoin kaufen können?
Toni: Es gibt unzählige Wege. Ich würde empfehlen, eine Art Schenkungsprotokoll mit dem ausdrücklichen Zweck der Umverteilung von Reichtum durch Umverteilung des aus »Gebühren« gewonnenen Wertes zu erstellen. Klingt vielleicht auf den ersten Blick sehr komplex und technisch, ist es aber eigentlich nicht. Es wäre in etwa so, als wenn wir bei allen Banküberweisungen immer eine Transaktionsgebühr in einen Topf werfen würden und diese Gebühren dann nutzen, um Wohlstand neu zu verteilen.
Bitcoins können in sogenannten Wallets gespeichert werden, dafür bedarf es noch nicht mal eines Bankkontos. Die bekanntesten Wallets sind aktuell Coinbase, Xapo, Breadwallet, Jaxx und mein persönlicher Favorit Exodus.io. Vielleicht müssen es auch keine Bitcoins sein, sondern andere digitale Währungen, obwohl die Bitcoin-Blockchain aktuell die sicherste und vertrauenswürdigste Lösung auf dem Markt ist.
Florian: Gut, okay, aber wer bringt diesen Menschen das nötige Wissen bei?
Toni: Das Internet. Ich bin ein Kind des Internets. Der Zugang zu stundenlangem Spielen in absoluter Freiheit hat mich von klein auf fasziniert und wird auch die Kinder der kommenden Generationen in seinen Bann ziehen. Überlegt mal, was mit der ganzen Technologie wie Virtual Reality schon heute möglich ist! Das Internet ist der Ort, an dem die nächste Generation, ohne Zugang zu oder Bedarf an Ivy-League-Universitäten, lernen und wachsen wird. Neben dem Internet spielen aber auch lokale Gemeinschaften eine wichtige Rolle. Wenn wir uns in dynamische Gemeinschaften integrieren, die über Ressourcen und Lernmöglichkeiten verfügen, werden wir neue Fähigkeiten erlernen und diese Fähigkeiten nutzen können, um einen sinnvollen Beitrag für die Welt um uns herum zu leisten.
Diese neue Art des Lernens und der Wertschöpfung wird zu einem globalen Imperativ werden; die Menschheit beginnt bereits, sich neu zu organisieren. Es gibt 25 Millionen Flüchtlinge, mehr Menschen, als in New York, Los Angeles, San Francisco und ganz Singapur zusammen leben. Dabei handelt es sich nur um diejenigen Flüchtlinge, die erfasst worden sind! Es gibt wahrscheinlich noch viel mehr. Darüber hinaus haben wir noch nicht einmal begonnen, die Auswirkungen der durch Klimawandel bedingten Wanderungsbewegungen zu quantifizieren. Auch andere Nomadenpopulationen entstehen, wobei die Zahl der digitalen Nomaden bis 2035 auf 25 Millionen geschätzt wird. Der Planet organisiert sich unbestreitbar neu. Unsere Aufgabe in diesem globalen Wandel sollte es sein, allen einen integralen Zugang zu Wohlstand, Gemeinschaft und Chancen zu bieten. Deshalb habe ich CULTU.RE gegründet: eine Bewegung, die Technologie und Menschlichkeit verbinden und dazu nutzen will, Wohlstand zu erzeugen und globalen Frieden herzustellen. Ja, ich gebe zu, das ist ein sehr hohes Ziel, aber wir haben heute die Technologie und das Wissen, um einen Riesenschritt in diese Richtung machen zu können.
Florian: Wow!
Toni (lacht): Ja, finde ich auch cool.
Andreas: Toni, du bist nicht nur von Bitcoins begeistert, sondern auch ein politisch denkender Mensch. Du beschäftigst dich mit Fragen über Demokratie und der gerechten Verteilung von Wohlstand. Sind Bitcoins auch politisch relevant?
Toni: Und ob! Bitcoins verändern die Welt! Das hört sich bombastisch an, ist aber ganz simpel: Wer wirtschaftlich mitspielt, kann auch politisch mitreden. Bisher sind viele Entwicklungsländer auf die Spenden aus anderen Ländern oder auf das Geld von internationalen Organisationen angewiesen. Mit diesem Geld sind immer auch Auflagen verbunden, die meistens den jeweiligen Geldgebern nützlich sind. Die Spielregeln können jetzt geändert werden. Bitcoin hat schon jetzt eine Marktkapitalisierung von über 160 Milliarden Dollar (Stand 1. Quartal 2018). 160 Milliarden Dollar – stellt euch das mal vor! Das ist mehr als das geschätzte Vermögen von 85 % der Nationen, wobei Bitcoin nach weniger als zehn Jahren des Bestehens zwischen Finnland (Platz 28) und Tschechien (Platz 29) rangiert.
Andreas: Das hört sich nach Revolution an!
Toni: Das ist es auch. Aber keine, die auf der Straße stattfindet mit Menschen, die Plakate schwenken. Diese Revolution findet im Internet und in den Köpfen der Menschen statt. Die Revolution wird auch nicht über Nacht kommen, sondern wachsen. Die Menschen haben genügend Zeit, sich darauf einzustellen.
Andreas: Sind Bitcoins denn auch etwas für die Reichen und Wohlhabenden dieser Welt?
Toni: Aber ja, die können damit richtig viel Geld machen! Deswegen sollten die Banken auch nicht weinen, dass es sie irgendwann nicht mehr gibt, sondern einfach in die Kryptowährung einsteigen. Es gilt: Wer mitmacht, kann Geld machen. Ich kenne einen Postboten, der hat in 14 Tagen mehr Geld gemacht als in seinem ganzen bisherigen Leben.
Andreas: Die Kursschwankungen aber sind enorm …
Toni: Ja, da muss man cool bleiben. Das lohnt sich aber. Wenn mich Leute fragen, wie sie mit Bitcoins Geld machen können, sage ich immer: kaufen und halten. Mehr braucht es nicht. Wer es ruhiger mag, sollte in die Technik dahinter investieren, in die Blockchains. Wie schon der Börsenguru André Kostolany gesagt hat: Wer mit Gold Geld machen will, sollte nicht ins Gold, sondern in die Schaufel investieren. Das ist immer eine sichere Nummer.
Florian: Letzte Frage: Wann hast du deine erste Bitcoin gekauft?
Toni: Ich habe meine erste Bitcoin nicht gekauft. Ich habe sie geschenkt bekommen! Ich hielt einen Vortrag darüber, wie wenig echte Demokratie wir in unserem Alltag haben. Danach kam ein Zuhörer auf mich zu und überreichte mir einen silberfarbenen USB-Stick. Auf dem war meine erste Bitcoin! Er meinte, das, was da drauf wäre, würde mehr Demokratie in die Welt bringen als alles andere. Und er hatte recht!
Florian: Hast du den Stick noch?
Toni: Nein. Und das ärgert mich sehr! Denn die Bitcoin auf dem Stick ist heute einiges wert! Also, wenn du irgendwo einen silbernen USB-Stick findest, lass es mich bitte wissen! (lacht)
Die Zeiten, in denen Unternehmer von einer Bank zur nächsten tingeln mussten, um neue Geschäftsideen finanzieren zu können, und am Ende dann doch eine Absage kassierten, neigen sich dem Ende zu. Denn nun gibt es Crowdfunding. Crowdfunding, auch Schwarm- oder Gruppenfinanzierung genannt, heißt übertragen auf die Finanzierung von Projekten: Viele Menschen sind von einem Projekt überzeugt und entschließen sich deshalb, es durch einen eigenen Beitrag mitzufinanzieren. Damit wird die Finanzierung zugleich zu einem Markttest, denn nun entscheidet nicht mehr ein einzelner Bankangestellter über die Verwirklichung des vorgestellten Projekts, sondern viele Einzelpersonen, die manchmal nur wenige Euro spenden, in der Masse aber die Finanzierung ermöglichen, weil das Produkt oder die Dienstleistung sie überzeugt. Crowdfunding gibt es auch in der Politik: Barack Obama, der erste schwarze US-Präsident, hat zu großen Teilen seinen Wahlkampf mit Crowdfunding finanziert. Obama, nicht zu Unrecht »König des Crowdfundings« genannt, hatte als Person überzeugt. So haben viele Wähler für seinen Wahlkampf Geld gespendet. Auch Filmprojekte, die von der Filmförderung abgelehnt werden, müssen heute nicht mehr in staubigen Schubladen der Vergessenheit anheimfallen; sie finden ihren Weg dennoch ins Kino. Finanziert werden sie heute einfach von den Zuschauern selbst, wie etwa die beliebte Fernsehserie Stromberg, die den Büroalltag vieler Menschen auf die Schippe nimmt und enorm viele Fans für den Kinofilm mobilisieren konnte.30 Kein Wunder also, dass Crowdfunding-Plattformen wie Pilze aus dem Boden schießen.31