Читать книгу Revolution? Ja, bitte! - Andreas Buhr - Страница 16
Moonshots
ОглавлениеGoogle X ist, seitdem es als Forschungsabteilung der Holding Alphabet Inc. unterwegs ist, wie ein Spürhund auf der Suche nach neuen Ideen jenseits der Suchmaschine. Die deutschstämmige Google-X-Topmanagerin Obi Felten lud nicht zufällig 200 Teilnehmer ins Berliner Humboldt Carré, um über nichts anderes zu diskutieren als über verrückte Ideen für die Zukunft.36 Moonshots nennen sie diese Ideen bei Google. »Warum«, so fragte der Spanier Rodrigo García González auf der Veranstaltung, »können wir Wasserflaschen nicht essen?« Schließlich brauche es 700 Jahre, ehe so eine Flasche zerfalle. Es wäre doch viel besser, wenn Wasserflaschen aus essbarem Material wären … und schon schluckte er gleich die kleine wabbelige Kugel hinunter, die er zuvor in der Hand gehalten hatte. Die Kugel besteht aus Kalziumchlorid und Seetang, die das Wasser umschließt.37 Zwar ist diese Idee, die auf Biologie und nicht auf einer Zahlenfolge beruht, noch nicht marktreif, aber wenn sie es wird, kommen die Null und die Eins wieder ins Spiel. Denn Marketing oder Vertrieb ohne Internet ist in Zukunft undenkbar.
Die italienische Physikerin Vittoria Colizza versucht hingegen ein Frühwarnsystem für Epidemien zu entwickeln. Ihre Idee ist ohne digitale Vernetzung nicht umsetzbar. Dabei beruht dieses Frühwarnsystem nicht auf Rückmeldungen von Ärzten, die mitteilen, wo eine Epidemie ausgebrochen ist, sondern die Kranken melden ihre Krankheit selbst – per Handy. Die Zahlen sind dadurch wesentlich genauer. Colizza kombiniert sodann die Daten des Krankheitsverlaufs der jeweiligen Epidemie mit Bevölkerungszahlen, Kommunikationsdaten und Mobilitätsbewegungen.38 Big Data lässt grüßen. So lassen sich die Brutstätten und Verbreitungsgebiete genauer, schneller und früher identifizieren – egal wo auf der Welt sie sich gerade zusammenbrauen. Eine Überlebensfrage, gerade bei Epidemien wie Ebola.
Doch es muss nicht immer das große Ganze sein, das durch die Digitaltechnik gerettet wird, manchmal sind es auch die kleinen Dinge des Lebens, die sich bald sehr verändern werden. Telefonieren etwa.
Wer meint, ein iPhone, in einer extrem stoßsicheren Schutzhülle mit verrücktem Design gewandet, sei der letzte Schrei, liegt einfach falsch. Wer das glaubt, hatte einfach noch nicht das Glück, sich über die neuesten Zukunftstrends auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas auf den neusten Stand zu bringen. Dort redet man nicht über das nächste Jahr, sondern über die Trends der nächsten zehn Jahre, das Jahr 2028 fest im Blick. Es geht um Wearables, die organische Verbindung von Technik und Mensch. Dazu gehören z. B. Armbänder, die es möglich machen, Telefonate in Zukunft mit dem eigenen Zeigefinger im Ohr zu führen.39 Sieht lustig aus, so als ob der Zuhörende in seinem Ohr bohren würde; doch der Empfang ist glasklar. Auf der CES wird auch über fliegende Hotels gesprochen, die Anbieter wie Airbnb, bei denen Privatleute ihre Wohnung zu günstigen Preisen für Übernachtungen anbieten, und Uber, bei dem jeder sein Auto für Taxifahrten anmelden kann, überflüssig machen. Jene computergesteuerten, fahrerlosen Transportsysteme sind Hotel, Flugzeug und Auto in einem.40 Sie machen das Reisen angenehmer, weil wir nicht dauernd umsteigen müssen – vom Auto ins Flugzeug und von dort ins Taxi –, um in unser Hotel zu kommen. Wir bleiben einfach da, wo wir sind. Wenn wir das Gefährt betreten haben, fliegt es uns nach Australien, ohne dass wir auf engen Sitzen wie auf der Hühnerstange das Ende des Flugs herbeisehnen. In dem fliegenden Hotel können wir uns bewegen wie bei uns zu Hause: arbeiten, Musik hören, im Internet surfen. Das Tollste dabei ist: Das Reisen soll auch noch um ein Vielfaches günstiger werden als bisher!41