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Papa forscht nach

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Früh ums sechs ist bei uns Aufstehen angesagt. Das ist grauenhaft! Ich traf Papa noch im Bad, schlecht gelaunt und in Eile. Also frühstückten wir nur mit Mama.

„Wir haben den ganzen Abend das Haus durchsucht“, sagte sie ernst. „Ich konnte kaum schlafen.“

„Ich auch nicht“, gab ich zu. „Nur Alpträume ohne Ende! Einmal ist der Einbrecher aus der Wand gestiegen und hat mich rein gezerrt.“ Ich lehnte meinen Kopf an Mamas Schulter, um mich kraulen zu lassen. Das tat gut.

„Und fehlt irgendwas?“, fragte Leo gähnend. Sie hing wie ein nasser Sack auf ihrem Stuhl.

„Sieht nicht so aus“, sagte Mama. Ich atmete auf.

„Wo habt ihr den Ball denn gefunden?“

„Wieso sollen wir ihn gefunden haben?“

„Na, wenn nichts weg ist...“

„Das hast du falsch verstanden, Tina. Von unseren Sachen ist nichts weg, kein Geld, keine Kreditkarten und so. Den Ball haben wir nicht gefunden. Papa hat auch draußen alles abgesucht. Vielleicht hast du ihn doch weiter weg verlegt.“

„Niemals!“, wollte ich aufbrausen. Doch meine Stimme spielte nicht mit. „Ich war das nicht“, piepste ich müde. Mehr Lautstärke war an diesem Morgen nicht drin. Mama nahm ein paar Möhren aus dem Kühlschrank und schnitt sie uns für die Schule zurecht.

„Iss deine Cornflakes!“, bat sie. „Du kannst ja über den Tag noch einmal nachdenken.“

Leo schob ihre Schüssel zur Seite. Scheinbar war ihr Magen genauso verschnürt wie meiner.

„Der Monteur hat ihn mitgehen lassen - eindeutig!“, sagte sie. „Der kam mir gleich komisch vor. Er hat nicht mal einen Transporter gehabt.“

Mama seufzte leise. „Wie wollt ihr den Tag überstehen, wenn ihr nicht frühstückt? Ich muss los. Papa hält nach der Arbeit bei der Heizungsfirma an. Falls sie doch jemanden geschickt haben, ist die Sache schnell geklärt.“

Ihr zuliebe schluckte ich noch zwei Löffel Cornflakes hinunter. Doch als Mama die Haustür schloss, schob ich die Schüssel wieder weg.

„Hast du auch so schlecht geschlafen?“, fragte ich Leo.

„Hör bloß auf! Die glauben uns nie“, stöhnte sie. „Bei deinem Durcheinander ist das auch kein Wunder.“

Sie brachte unsere Essensreste auf den Kompost, ich verzog mich zum Zähneputzen. Vor Ärger schrubbte ich so stark, dass mein Zahnfleisch weh tat. Musste Leo mir jetzt in den Rücken fallen? Ich war froh, dass wir uns erst am Nachmittag wieder sehen würden.

Frag mich nicht, was an diesem Tag in der Schule dran kam! Bei Sachkunde erinnere ich mich nur noch an einen wütenden Weckruf, der mich aus meinen Gedanken riss. Und den Quatsch, den ich in Geometrie gezeichnet habe – Hilfe nochmal! Es dauerte ewig, bis ich nach Hause durfte. Dann aber rannte ich los, um meinen Ball zu suchen.

Eilig hatte es heute auch Papa. Ich traf ihn auf dem Heimweg, mit noch schlechterer Laune als am Morgen. Am liebsten wäre ich aus seinem Auto gleich wieder ausgestiegen, denn er fuhr, als wäre er betrunken: Gas geben, bremsen, über die Mittelinie fahren. Zu blinken hat er auch vergessen. Bloß gut, dass der Weg nach Hause nicht weit war.

„Die Heizungsfirma hat uns niemanden geschickt“, kochte er. „Ganz egal, was der Mann wollte, er war auf jeden Fall ein Betrüger.“

„Oder was Schlimmeres“, sagte ich. Papa ächzte gequält.

„Ich will mir gar nicht ausmalen, was euch hätte passieren können. Bloß gut, dass ihr nicht aufgemacht habt.“

„Im Haus war er trotzdem! Die Dreckbatzen auf der Treppe waren seine.“

„In dem Fall haben wir auch noch seine Spuren beseitigt. So ein Mist! Ich muss auf jeden Fall Anzeige erstatten.“

„Was heißt das?“, fragte ich.

„Zur Polizei gehen, wie Klara gestern Abend schon wollte.“ Er stellte das Auto ab und setzte sich zu meiner Überraschung sofort an den Computer.

„Wann gehst du hin?“, fragte ich. „Soll ich mitkommen?“

„Ich versuche, das gleich online zu erledigen, auf der Internetwache. Erzähle mir nochmal, was gestern Nachmittag passiert ist!“

Alles was mir einfiel, schrieb Papa in die Anzeige hinein. Er war genauso aufgewühlt wie ich.

„Hier läuft ein Krimineller rum“, murmelte er. „Hoffentlich helfen sie uns…“

Ich stellte mir eine Polizeiwagenstaffel vor, die mit Blaulicht und Geheul durch die Stadt jagte. Am besten suchten noch zwanzig Detektive nach ihm, dann konnte der Kerl sich bald frisch machen! Halb siegessicher, halb verängstigt ließ ich Papa weiter tippen. Und sicherheitshalber ging ich noch einmal meinen Ball suchen.


Der Schlüsseldieb

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