Читать книгу Next World of Working - Andreas Gnesda - Страница 16
Erfolg ist …?
ОглавлениеWir wünschen uns immer „Glück und Erfolg“. Ist das das Gleiche? Erfolg und Glück liegen ganz nahe beieinander. Ich habe mir angewöhnt, das Wort Erfolg anders zu schreiben, nämlich ER-FOLG. Damit will ich zum Ausdruck bringen, dass Erfolg nichts anderes als die Folge einer Begebenheit ist. Für diese Begebenheit zählen wiederum das erreichte Ergebnis, das erreichte Ziel, der errungene Sieg, der Austausch und die Beziehung zu Menschen und die Bestätigung unserer Einstellungen und Werte. ER-FOLG beschreibt also diesen positiven Zustand. Glück ist das Gefühl, mit dem der Erfolg genossen und konsumiert wird. Im Englischen gibt es zwei Worte für Glück. „Luck“ für eine positive Wendung und „happiness“ für den Zustand, glücklich zu sein. Mir geht es hier um „happiness“. Leider neigen wir häufig dazu, den falschen Dingen nachzulaufen: Im Unternehmen sind es der Gewinn, der Umsatz oder der Shareholder Value. Auf der persönlichen Ebene sind es die Zeit beim Marathonlauf, das Handicap beim Golf, die Anzahl der abgenommenen Kilos, die Anzahl der Freunde auf Facebook, die Prominenz der Menschen, die man bei einem Event trifft u. v. m.
Wir sind ganz stark darauf programmiert, Gesellschaftsbildern und damit meist gewissen Standards nachzulaufen, die in Wirklichkeit nichts mit unserem persönlichen ER-FOLG zu tun haben. Meine Schreibweise erleichtert es mir, mich immer daran zu erinnern, dass ich einen Zustand anstrebe, der auf eine besondere Leistung, die Erreichung eines Vorhabens oder als Bestätigung meiner Ausrichtung folgt. Ich konzentriere mich auf das Davorliegende, das Glücksgefühl stellt sich automatisch ein. Aber es braucht eine Grundlage.
Es geht also einzig und allein darum, wie weit du deinen persönlichen Sinn entdeckt und verwirklicht hast. Es geht darum, welche Spuren du auf dieser Welt hinterlässt, was von dir bleibt. Von unserer Zeugung an wird unser Überlebensdrang von der Rechtfertigung unseres Daseins geprägt. Diese Rechtfertigung ist ein starker Motor, der den Menschen auf seinem Weg prägt. Leider sind es oft die Erwartungshaltungen anderer Menschen, denen wir zu entsprechen versuchen. Deswegen sage ich es dir am besten mit den Worten Oscar Wildes: „Sei du selbst! Alle anderen sind schon vergeben.“
Im Wirtschaftsbereich braucht es ein völliges Umdenken. Die bedingungslose Aufopferung für Umsatz, Gewinn, Kostenreduktion und Shareholder Value steuert viele Organisationen in eine Sackgasse ohne Wendemöglichkeit, aus der sie nicht mehr herauskommen. Unternehmen müssen einer sinnstiftenden Aufgabe nachgehen, das heißt, sie müssen etwas schaffen, machen, verhindern, das anderen mehr wert ist, als die dafür aufzubringenden finanziellen Mittel. Die Mittel an sich sind kein Zweck, sondern nur die Folge. Aber frag doch einmal deine Freunde, wofür das Unternehmen steht, in dem sie arbeiten. Was rechtfertigt die Existenz des Unternehmens? Wozu gibt es euch? Das sind Fragen, die vielfach nicht mehr beantwortet werden können. In der einen oder anderen Hochglanzbroschüre finden sich gute Statements, aber geh einmal in die Organisation, frag den Mitarbeiter am Gang, an der Maschine, beim Kopierer: „Wofür steht Ihr Unternehmen? Was ist der Zweck der Existenz?“ Wenn das die eigenen Leute nicht beantworten können, wie sollen das dann ihre Kunden und der Markt erkennen? Erfolgreiche Unternehmen artikulieren all ihr Tun und Handeln über einen eindeutigen Zweck oder „purpose“. Microsoft hat im Jahr 1975 formuliert: „Ein Computer auf jedem Schreibtisch und in jedem Zuhause.“ Die größte Einzelhandelskette der Welt, Wal Mart, sieht ihre Mission darin, einfachen Menschen zu ermöglichen, die gleichen Dinge kaufen zu können wie Wohlhabende. Der Traum von Wikipedia lautet: „Stell dir eine Welt vor, in der jeder einzelne Mensch freien Anteil an der Gesamtheit des Wissens hat.“ Das sind klare Statements für Sinn, Zweck und Erfolg. Umsatz, Gewinn und Shareholder Value sind die Folge dieses Erfolgs.
Wie machst du aus deinem Unternehmen ein purpose-fokussiertes, sinnstiftendes Unternehmen? Wie machen wir dich ER-FOLG-REICH? Auch wenn dich das jetzt gar nicht glücklich macht, die Sache beginnt bei dir. Von dir ist es weitgehend direkt abhängig, wie erfolgreich du deine Organisation machst. Bevor wir uns also dem Unternehmen zuwenden, möchte ich bei dir ansetzen. Ich möchte den Hebel deiner Wirkungskraft erhöhen. Du wirst wirksamer in deinem Tun und Handeln werden. Wenn du jetzt das Gefühl hast, dass du dieses Kapitel besser überspringst, habe ich dich erwischt. Gerade dann möchte ich dir die nächsten Seiten besonders ans Herz legen.
Zur Einstimmung hier eine Lebensweisheit von Hjalmar Söderberg (1869 – 1941), einem der berühmtesten und meistgelesenen schwedischen Schriftsteller des beginnenden 20. Jahrhunderts. Worum geht es uns Menschen denn wirklich? Wo liegt der tiefe Ursprung all unseres Wirkens?
Wir wollen alle geliebt werden.
Werden wir nicht geliebt,
wollen wir bewundert werden.
Werden wir nicht bewundert,
wollen wir gefürchtet werden.
Werden wir nicht gefürchtet,
wollen wir gehasst und missachtet werden.
Wir wollen ein Gefühl in unseren Mitmenschen auslösen,
ganz gleich, um welches es sich dabei auch handeln mag.
Die Seele zittert vor der Leere
und sucht den Kontakt um jeden Preis.
Dieser Aphorismus versinnbildlicht, wie sehr es in unserem Leben um Daseinsberechtigung und Verwirklichung unserer Vorhaben geht. Wir sind dazu geboren, Dinge und Vorhaben umzusetzen und in die Welt zu bringen. Dafür wollen wir geschätzt, geehrt, bewundert und vielleicht sogar geliebt werden. Es geht darum, WERT-Schätzung zu erfahren.
Wenn einem das durch positive Initiativen nicht gelingt, kippt man auf die andere Seite. Aus der Angst vor dem Tod heraus empfinden wir das starke Bedürfnis, Spuren – und wir denken wieder an die Skitour – zu hinterlassen. Eine ganze Reihe historischer Beispiele verdeutlicht diese These. Sie werden ersichtlich in der Geschichte und dem Wirken von Menschen, die ihr Dasein über Hass und Angst manifestiert haben. Dabei wollten sie wahrscheinlich einfach nur geliebt werden. Für mich gibt es nicht das Böse, nur zu wenig Gutes, das gefördert wird.