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Kiesewetter und die „Gesellschaft der Musikfreunde“ in Wien

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1812 mobilisierten Damen des Adels die musikalischen Kräfte Wiens für ein Wohltätigkeitskonzert für die vom Krieg gegen Napoleon so schwer betroffene Bevölkerung. Dieses Konzert gilt als Geburtsstunde der „Gesellschaft der Musikfreunde des österreichischen Kaiserstaates“. Für die Aufführung von Händels „Alexanderfest“ in der Mozart’schen Instrumentierung unter dem Namen „Thimotheus, oder die Gewalt der Musik“ unter der Leitung von Ignaz Mosel versammelten sich am 29. November 1812 an die 600 Mitwirkende, die vor rund 5000 Zuhörern mit solchem Erfolg auftraten, dass das Konzert wenige Tage später wiederholt werden musste. Solist der Basspartie war Raphael Georg Kiesewetter.

Die 1814 genehmigten Statuten der „Gesellschaft der Musikfreunde“ (GMF) sahen keineswegs nur Konzerte vor, sondern auch die Gründung eines Konservatoriums, einer Bibliothek sowie Preisverleihungen und die Unterstützung ausgezeichneter Talente. Kiesewetter war in der GMF zuerst nur ausübendes Mitglied, dann 1817 im Konservatoriumskomitee, ab 1818 im leitenden Ausschuss der Gesellschaft. Er übernahm als Vizepräsident von 1821 bis 1843 die eigentliche Leitung der GMF, da der jeweils aus dem Hochadel stammende Präsident vorwiegend repräsentative Funktionen zu erfüllen hatte.

Als ausübender Musiker zog Kiesewetter sich nach und nach aus der Öffentlichkeit zurück; nur noch ein einziges Mal trat er, diesmal sogar als Dirigent, in Erscheinung und leitete am 7. Januar 1816 ein Konzert, in dem neben Werken von Paër, Moscheles, Salieri und Cherubini die 2. Sinfonie von Ludwig van Beethoven auf dem Programm stand. Bei den nur Mitgliedern zugänglichen „Abendunterhaltungen“ der GMF wirkt Kiesewetter jedoch noch einige Male als Sänger mit, so bei einer Aufführung von Haydns „Salve regina“ und der Erstaufführung von Schuberts „Geist der Liebe“ (D 747) am 9. Januar 1823.

Bei dem ab 1817 zuerst als „Singschule“ (diese war unter der Leitung von Antonio Salieri) im Aufbau befindlichen Konservatorium war Kiesewetter im Vorstand und als administrativer Direktor tätig6. Er kümmerte sich ab 1819 besonders um die Einrichtung von Instrumentalklassen. Erst 1826 übergab er seine Funktionen am Konservatorium dem Cellisten Vincenz Hauschka (1766–1840), einem angesehenen Musiker, der u.a. mit Beethoven befreundet war.

Die Bibliothek und das Archiv der GMF, für die Joseph Sonnleithner (1766–1835) eine umfassende Sammlung gedruckter Musikalien aus Lübeck und auch den bedeutenden Nachlass des Musiklexikographen Ernst Ludwig Gerber (1746–1819) sichern konnte, wurde von Kiesewetter ebenfalls aufs Intensivste unterstützt, nicht nur aus seinem eigenen Besitz, sondern vor allem auf der Basis seiner vielen internationalen Beziehungen als Sammler von wertvollen musikhistorischen Musikalien und Büchern. Auch der Grundstock für ein Instrumentenmuseum wurde auf energisches Betreiben Kiesewetters durch den Ankauf (1824) der Sammlung von Franz Xaver Göggl (1764–1839) gelegt.

Geschichte der europäisch-abendländischen Musik

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