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Kiesewetter im Musikleben Wiens

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Wir wissen zwar, dass der Arbeitstag eines österreichischen Staatsbeamten, insbesondere in gehobener Position, zu dieser Zeit kürzer und flexibler gewesen ist als heutzutage, doch ist die nebenberufliche Lebensleistung Kiesewetters in höchstem Maße staunenswert.

Seine musikalischen Studien erstreckten sich nach seiner Rückkehr nach Wien auf das Erlernen des Fagottspiels und noch intensiver auf das der Gitarre; zwei namhafte Vertreter der Wiener Gitarristik, Simon Molitor (1766–1848) und Wenzel Matiegka (1773–1830), widmeten ihm sogar einige Kompositionen für Gitarre.

Um diese Zeit begann Kiesewetter zusätzlich bei Johann Georg Albrechtsberger (1736–1809) und dessen Schüler Hartmann Generalbass und Kontrapunkt zu studieren. Ein Manuskript von ihm zum Thema Kontrapunkt und Komposition (1811) blieb ungedruckt4; jedoch hielt er über diese Thematik 1821 für Freunde und Musikkenner einschlägige Vorlesungen in seinem Hause.

In den musikalischen Zirkeln wird Kiesewetter bereits vor dem Wiener Kongress als ein gesuchter Bassist und Flötist genannt. Seine Mitwirkung ist verbürgt bei den „Adeligen Liebhaber- und Kavalierskonzerten“, darunter der berühmten Aufführung von Haydns „Schöpfung“ am 17. März 1808 in Gegenwart des greisen Komponisten, sowie bei den zahlreichen Aufführungen Händel’scher Oratorien der Jahre 1806/07 und vielen Privatkonzerten, darunter die im Hause der Familie Sonnleithner, dann bei Joseph Hohenadel, Simon Molitor, Johann Nepomuk Zizius und Marianne von Rittersburg. Nikolaus von Krufft (1779–1818) und Ferdinand Wilhelm Bonora (1775–1825) komponierten zahlreiche Lieder für die als „ausdrucksvoll“ bezeichnete Stimme Kiesewetters.

Die Kriegs- und Notjahre 1809 bis 1813 waren für musikalische Unterhaltungen wenig zuträglich; es waren die Jahre, in denen Kiesewetter wie andere Beamte – und nicht nur diese – unter dem Staatsbankrott von 1811 zu leiden hatte. Wie diese musste auch er sich mit Unterrichtsstunden und anderen Nebenbeschäftigungen über Wasser halten; man suspendierte Beamte zeitweise sogar vom Dienst5 – einer der Gründe, warum Kiesewetter Zeit hatte, sich der Musiktheorie intensiv zuzuwenden.

Geschichte der europäisch-abendländischen Musik

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