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4. Die Bekehrung: der andere Reichtum

Es waren mehrere Ereignisse, die dem Leben des Franziskus eine neue Wendung gaben. Nach der Gefangenschaft machte Franz im Alter von etwa 22 Jahren eine weitere einschneidende Erfahrung. Erfüllt von ritterlichem Ehrgeiz entschloss er sich, zusammen mit einem Adeligen nach Apulien zu ziehen. Dort wollte er auf Seiten der mit dem Papst verbündeten Truppen an einem Feldzug teilnehmen – in der Hoffnung, dadurch in den Adelsstand erhoben zu werden. Die Überlieferung erzählt von einem Traum, der wohl für viele junge Männer (nicht nur damals) typisch ist: Er sieht einen Palast mit glänzenden Waffen. Die beiden brachen also mit Pferd und Waffen auf und übernachteten in Spoleto. Dort wurde Franz krank und hörte im Traum eine Stimme, die ihn aufforderte, wieder nach Assisi zurückzukehren. Mit dem Abbruch seiner Reise verabschiedete sich Franziskus von seinen ritterlich-kriegerischen Ambitionen. Und seit diesem Ereignis nahm er nie wieder ein Schwert in die Hand.

Nach Assisi zurückgekehrt, lud er wie gewohnt zu üppigen Festen ein; dennoch trieb ihn eine Unruhe und innere Leere vor sich her. Er spürte, dass ihn der Wohlstand und die zahlreichen Vergnügen nicht mehr erfüllten. Unsicher, wie sein Leben weitergehen sollte, streunte er durch die Umgebung von Assisi. Eines Tages betrat er die kleine, halb verfallene Kirche von San Damiano, die am Berghang unterhalb der Stadtmauern von Assisi liegt. Und wie oft in seinem Leben fand Franziskus an einem unscheinbaren Ort, wo niemand etwas Wichtiges vermutet, das Entscheidende: In diesem Kirchlein hing ein auf Holz gemaltes Kreuz im byzantinischsyrischen Stil. Franz hielt inne und ließ sich vom Anblick dieses Kreuzes innerlich ansprechen. Der Blick auf den ruinösen Zustand des Kirchengebäudes ließ ihn dann seinen Auftrag erahnen: „Franziskus, siehst du nicht, dass mein Haus zerfällt? Komm, stell es wieder für mich her!“

Mit der Betrachtung des Kreuzesbildes begann für Franziskus der Weg zu einer innerlichen, innigen Beziehung mit Jesus, dem Leidenden. Darüber hinaus ging ihm immer mehr auf, dass Gott sich in Jesus der ganzen Welt zugewandt und ihr durch Jesu Leiden und Sterben eine Hoffnung auf neues Leben geschenkt hat.

Als weiteres Element in der Geschichte seiner Bekehrung spielte für Franziskus die Begegnung mit einem Lepra-Kranken eine zentrale Rolle. Diese Krankheit ist auch unter einem Namen bekannt, der ihre sozialen Konsequenzen benennt: „Aussatz“. Der von Lepra Befallene wird ausgesetzt, wird aus der Gesellschaft ausgestoßen. Wurde bei jemandem Aussatz festgestellt, so musste diese Person nach einer Art kirchlicher Totenliturgie die Stadtgemeinschaft verlassen und in einer Behausung außerhalb der Stadtmauern leben. Sie durfte diesen Ort der Verbannung nicht mehr verlassen und keinen Kontakt zu den Gesunden pflegen.

In seinem Testament berichtet Franziskus ausdrücklich von der Begegnung mit den Aussätzigen, die sein Leben radikal verändert hat. Ursprünglich waren die offenen Wunden der Aussätzigen und ihr Gestank dem vornehmen Franziskus unerträglich und er ekelte sich vor ihnen. Doch als er dann wieder einmal einen Aussätzigen traf, überwand er seinen inneren Widerstand: Er ging spontan auf ihn zu und umarmte ihn. Dies führte zu einer inneren „Umpolung“, die er selbst so beschrieb: „Was mir vorher bitter schien, das ist mir süß geworden.“

Der Schritt auf den Aussätzigen zu bedeutete für Franz zugleich einen Schritt heraus aus der bisherigen Gesellschaft. Er besuchte nun öfter Lepra-Kranke und machte sich damit selbst zu einem Außenseiter. Der Wunsch, vom Bürger zum Ritter aufzusteigen, drehte sich in eine ganz andere Richtung: Das verwöhnte Bürgersöhnchen stieg aus der vom Geldgeschäft geprägten Welt aus und wandte sich den Menschen am untersten Rand der Gesellschaft zu.

All diese Erfahrungen veranlassten den 26-jährigen Franziskus zu einer Neuorientierung. Er war entschlossen, sein bisheriges Leben „in der Welt und in Sünden zu verlassen“, wie er sich ausdrückte. Diese Wende oder Bekehrung vollzog sich in mehreren Schritten und führte schließlich zu einem radikalen Bruch mit seinem gewohnten Umfeld und Lebensstil. Franz vollzog einen Seitenwechsel: aus der Position eines betuchten Kaufmannssohnes auf die Seite der Verachteten und Ausgestoßenen. Er wollte ein Armer unter den Armen sein, ein Verachteter unter den Verachteten. Auf deren Seite wollte er Jesus Christus näher kommen, der ja ebenfalls die Seite gewechselt hat: vom Thron Gottes zur Armut von Krippe und Kreuz.

Pace e bene!

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