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8. Gehorsam: aufeinander hören

Franziskus suchte im Evangelium nach Lebensregeln, um die Brüder sowohl an die Kirche als auch aneinanderzubinden.Auf keinen Fall sollten sie sich wie die Katharer von der Kirche trennen oder gar eine Gegenkirche bilden. Ihm war die Ehrfurcht vor den Priestern und die Zugehörigkeit zur römischen Kirche ein zentrales Anliegen. Innerhalb seiner Gemeinschaft interpretierte der Poverello das Gelübde des Gehorsams nicht im Sinne einer Unterwerfung unter eine Autorität. Vielmehr sollten sich die Brüder gegenseitig wertschätzen und einander dienen. Franziskus lehnte den in anderen Orden üblichen Titel „Prior“ (Erster) ab. Die Verantwortlichen in seiner Gemeinschaft wurden „Minister“ (wörtlich: Diener) genannt. Die gegenseitige Fußwaschung stellte für Franz das Sinnbild des Gehorsams dar. „Kein Bruder soll einem andern etwas Schlechtes antun oder sagen, sondern vielmehr sollen sie einander freiwillig in der Liebe des Heiligen Geistes dienen. Das ist der wahre und heilige Gehorsam unseres Herrn Jesus Christus.“ In der Bezeichnung „Minderbrüder“ (Ordo Fratrum Minorum) spiegelt sich die Selbstverpflichtung zu Demut und Dienstbereitschaft.

Weiterhin heißt es in der Ordensregel des Franziskus: „Jeder soll seinen Bruder mit den Gaben, die Gottes Gnade ihm geschenkt hat, so lieben und umsorgen, wie eine Mutter ihren Sohn liebt und umsorgt.“ Was das konkret bedeuten kann, lebte Franziskus selber vor. In Rivotorto waren sie einmal mitten in einer besonders strengen Fastenzeit, als gegen Mitternacht einer der Brüder zu schreien begann: „Ich sterbe!“ Die anderen Brüder wachten erschrocken auf und Franziskus fragte: „Was hast du? Wieso meinst du, dass du sterben musst?“ Der klagte: „Ich sterbe vor Hunger.“ Daraufhin ließ Franziskus auf der Stelle eine Mahlzeit herrichten und alle aßen gemeinsam mit dem Bruder. Als sie mit dem Essen fertig waren, ergriff Franziskus das Wort: „Meine Brüder! Ich sage euch, ein jeder muss auf seine Kräfte achten. Wenn einer womöglich mit weniger Nahrung auskommt als ein anderer, so möchte ich nicht, dass derjenige, der mehr braucht, sich anstrengt, es ihm gleichzutun … Wir sollen uns vor übertriebenem Fasten hüten, denn der Herr will Barmherzigkeit, nicht Opfer.“

Pace e bene!

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