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1.4.1 Zirkusspiele
ОглавлениеUnter den römischen Spielen sind ursprünglich die Zirkusspiele am wichtigsten. Man veranstaltet sie am Ende eines jeden Volksfestes. In der letzten Zeit der Republik werden dann die damals schon mit ungeheurer Pracht und Verschwendung gegebenen Gladiatorenkämpfe im Amphitheater bevorzugt. Die Bühnenspiele erscheinen als die dritte Form, die aber den ersten beiden bezüglich der Zuschauerzahlen nachsteht, obwohl sie als Mimus und Pantomimus noch in der späten Kaiserzeit Anziehungskraft ausübt.
Der Circus Maximus ist Wettkämpfen und Wagenrennen, die die Römer schon im 6. Jahrhundert v. Chr. von den Griechen übernehmen, vorbehalten. Er gilt als das größte Bauwerk aller Zeiten für Veranstaltungen dieser Art: 600 Meter lang, knapp 150 Meter breit, gelegen zwischen den Abhängen des Aventin und Palatin. Er fasst zur Zeit Cäsars etwa 150.000, später bis zu 300.000 Zuschauer. Der letzte vollständige Wiederaufbau erfolgt unter Trajan zu Beginn des 2. Jahrhunderts. In der Horizontalen waren die Sitzreihen in drei Sektoren geteilt und an der Seite des Palastes durch die große Kaiserloge unterbrochen. Ein Teil der obersten Plätze muss auf Holztribünen gelegen gewesen sein, da nach den Quellen deren häufiges Einstürzen den Tod Tausender von Zuschauern hervorgerufen haben soll – 1.112 unter Antoninus Pius und unter Diokletian angeblich sogar 13.000. Im Circus Maximus trägt man trotz kirchlichen Einspruchs noch im 5. Jahrhundert Wettkämpfe aus. Das letzte Rennen findet 549 oder 550 unter dem Gotenkönig Totila statt. Danach verfällt der Zirkus, später wird er als Steinbruch benutzt.
Eine pompöse Prozession, vom Kapitol hinunter zum mittleren Tor des Circus Maximus, leitet die Zirkusspiele ein. Beim Renngeschehen selbst stehen die waghalsigen Wendemanöver am jeweiligen Ende im Zentrum des Interesses, unfallträchtige Mutproben, aber auch die Repräsentationsbestrebungen und politischen Erklärungen hoher Amtsträger und später des Kaiserhauses sowie die Unmutsbekundungen der Bevölkerung. Je mehr während der Republik der tatsächliche Einfluss [<< 52] breiter Bevölkerungskreise auf Entscheidungen sinkt und die Volksversammlung manipuliert wird, desto häufiger wenden sich die Magistraten und Konsuln, darunter Cicero, bei Massenanlässen im Circus, Amphitheater oder Theater an tota Italia. Und die Bevölkerung nutzt, bar anderer Möglichkeiten, die Veranstaltungen, um ihre Wünsche zu äußern, etwa nach Steuerermäßigung oder der Freigabe eines Schauspielers oder Wagenlenkers. Vom öffentlichen Diskurs über Lebensumstände, Bezüge zur Vergangenheit und zur Macht oder zu Mächten bleibt ein Abglanz erhalten, der sich nun weniger auf die Interaktionen der Agierenden als auf einige Publikumsgruppen bezieht.