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Lucas’ erster Science-Fiction-Film

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Lucas’ Interesse am Schnitt, an dessen rhythmischer und emotionaler Wirkung wurde durch sein Studium an der University of Southern California (USC), einer der ersten Filmhochschulen des Landes, befördert. Zu seinen Dozenten zählten unter anderem der Experimentalfilmemacher Lester Novros und Slavko Vorkapić, der früher unter anderem mit Sergej Eisenstein, Schlüsselfigur des russischen Revolutionskinos und Erfinder der grundlegenden Theorien zum Filmschnitt, zusammengearbeitet hatte. Neben der Montage entdeckte Lucas außerdem eine besondere Vorliebe für die dokumentarischen Techniken des Cinéma vérité (dt. etwa ›Kino der Wahrheit‹). Jean Rouch und Edgar Morin, die prägenden Pioniere dieser Art von Dokumentarfilm, begleiteten mit mobilen Handkameras Personen und stellten diese als teilnehmende Beobachter in Interviews vor.

In seinem ersten Spielfilm THX 1138 findet sich 1971 die von Lucas praktizierte Verknüpfung von genrespezifischen Standardsituationen und Avantgarde-Techniken beispielhaft realisiert. Im Jazz wurden häufig populäre Hits, etwa der Song Dornröschens aus dem Disney-Film Sleeping Beauty (Dornröschen, 1953), aufgegriffen und für ungewöhnliche Improvisationen genutzt. Lucas verfährt in THX 1138 sehr ähnlich, wenn er das Motiv der Fluchtbewegung aus einem unmenschlichen System aufgreift, das auch als Stoff für eine Space Opera taugen würde. Die Umsetzung des Motivs kombiniert Lucas jedoch mit Set-Designs und formalen Techniken wie einem schier unendlichen weißen Raum als Gefängnis und verfremdeten Stadtansichten, die auch in einen europäischen Autorenfilm der 1960er Jahre von Alain Resnais oder Jean-Luc Godard passen würden.

Nachdem THX 1138 von Kritik und Publikum weitgehend ignoriert wurde, beschloss Lucas, den genau entgegengesetzten Weg einzuschlagen: In Star Wars finden sich gelegentlich noch Einschübe aus dem Experimentalfilm, wie etwa die an Animationsfilme des Cinéma pur angelehnten Laserblitze oder die lange digitale Kamerafahrt zu Beginn von Episode III. Sie werden jedoch äußerst sorgfältig zwischen geschmacksverstärkten Schichten von spätromantischen Klangreferenzen, niedlichen Außerirdischen und spektakulären Konfrontationen zwischen Gut und Böse versteckt.

Lucas hatte THX 1138 als Produktion für das von seinem Freund Francis Ford Coppola gegründete Studio American Zoetrope gedreht. Gemeinsam mit sechs weiteren Kollegen wollten Lucas und Coppola in San Francisco ihr eigenes Atelier aufbauen. Finanziert wurde das Projekt durch einen Deal, den Coppola mit dem Hollywood-Studio Warner abgeschlossen hatte. Der erste fertig gestellte Film THX 1138 fand jedoch wenig Anklang bei den Geldgebern. Mit einem ambitionierten, abstrakten und avantgardistischen Science-Fiction-Experiment hatten sie nicht gerechnet. Bevor Francis Ford Coppola auf dem Felsen von Lucas’ Avantgarde-Begeisterung seine cinephile Kirche errichten konnte, war Zoetrope auch schon wieder pleite.

Star Wars. 100 Seiten

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